Vergelt’s Gott

Vergelts Gott

Vergelts Gott („Vergelte es Gott!“) ist eine Dankesformel, die vor allem in Süddeutschland und Österreich gebräuchlich ist.

Sie entspricht dem hochdeutschen Danke, hat aber einen Hintergrund im katholischen Volksglauben habsburgischer Prägung. Demnach werden Vergelts Gott in der Ewigkeit gesammelt und man käme in den Himmel, wenn man im Tag drei Vergelts Gott empfangen würde.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Vergelts Gottsteht im Zusammenhang mit dem süddeutschen Wörtchengell“ (≈ „nicht wahr?“), das oft an Fragen angehängt wird und leitet sich von dem Wortgelten“ = „gültig seinsein her, das zugellabgeschliffen wurde und ursprünglichDas gilt doch wohl?bedeutete. Das Wortgeltenwiederum hatte ursprünglich die konkrete Bedeutungkostenoderwert sein“. Im Althochdeutschen standgeltannoch fürzurückzahlen“. Diese Bedeutung hat sich inVergelts Gotterhalten.

Beispiele aus dem Volksglauben

Der deutsche Volkskundler Lutz Röhrich stellt in seinemLexikon der sprichwörtlichen Redensarten[1]Folgendes fest:

Wird ein Armer, ein Bettler von einer Bäuerin beschenkt, so hört sie ein städtisch-höfliches ‚Dankeschönnicht gern. ‚Des isch wie Wasser!‘, d.h., es hat keinen Wert. Der Beschenkte soll mit einem ‚Vergelts Gott!‘ danken, worauf sie mit einem ‚Segens Gottoder ‚Zahls Gottantwortet.

Entsprechend heißt es in dem GedichtVergelts Gottvon Max Hofmann:

Vergelts Gott!“ sagt aa dMuatter laut,
Vergelte Gott!“ jedes Kind,
Und jedsVergelts Gott“, ohne Frag,
Sein Weg zum Herrgott find.

Der Vergelts Gott-Sammler

In der Sage vom Vergelts Gott-Sammler ließ sich ein böser und geiziger Bauer überreden, einen Fußweg durch seinen Hof allgemein benützen zu lassen. Allerdings stellte er die Bedingung, dass jeder Vorübergehende vor seinem Hofkreuz einVergelts Gottsagen müsste, und bei jedemVergelts Gottmachte er eine Kerbe in das Kreuz. Nach seinem Tod wollte Petrus dem bösen Bauern den Einlass zum Himmel verweigern, doch die gesammeltenVergelts Gottfielen schwerer ins Gewicht als seine Sünden, sodass ihn Petrus in den Himmel lassen musste.

Die arme Frau und der Metzger

Der SWR zitiert aus den Papieren einer Pfarrfrau ein Gedicht, bei dem eine alte arme Frau aus Albendorf (im heutigen Polen) zum Metzger geht und ihn bittet, mit einemVergelts Gottzahlen zu dürfen. Der geizige Metzgermeister willigt ein und schreibtVergelts Gottauf ein Stück Papier. Doch als er das Papier in seine Waagschale legt, kann er es mit seiner ganzen Ware nicht aufwiegen und beschließt, künftig Mitleid mit den Armen zu haben.

Quellen

  1. Lutz Röhrich:Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten.“ Band 1-3. Freiburg im Breisgau: Herder, 2003. ISBN 978-3451054006

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: vergelts Gott – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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