Verkehrswissenschaft

Verkehrswissenschaft

Verkehrswissenschaft(en) ist ein Sammelbegriff für alle wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit der Erforschung der naturwissenschaftlichen, technischen, technologischen, ökonomischen, soziologischen, juristischen, geographischen, historischen und psychologischen Gesetzmäßigkeiten des Verkehrswesens im Zusammenhang mit der Ortsveränderung von Gütern, Personen und Nachrichten befassen.

Inhaltsverzeichnis

Einordnung

Die Verkehrswissenschaft kann als Rahmenwissenschaft von Teilgebieten anderer Wissenschaften aufgefasst werden. Diese Teilgebiete bestehen aus relativ selbstständigen aber inhaltlich eng miteinander verflochtenen Disziplinen und Arbeitsfeldern, z. B.:

Geschichte

Voraussetzung für die Entstehung der Verkehrswissenschaften war die Herausbildung des Verkehrswesens sowie die entsprechende Profilierung der Wissenschaften. Dies war in der Mitte des 20. Jahrhunderts erfüllt. Bis dahin fand die wissenschaftliche Behandlung des Forschungsgegenstands "Verkehr" in den Disziplinen Nationalökonomie oder den bis dahin noch nicht weiter ausdifferenzierten Ingenieurwesen statt. Außerdem kam es zu einer verkehrsträgerspezifischen wissenschaftlichen Entwicklung.

  • Mitte des 15. Jh.: Angeblich Gründung einer Marineakademie in Sagres (Portugal) durch Heinrich den Seefahrer,
  • 1747 Gründung der Akademie für Straßen- und Brückenbau, Paris (Ecole nationale des Ponts et Chaussées),
  • 1806 Gründung eines Ingenieurcorps für Wasser- und Landverkehr in St. Petersburg, Russland (später Verkehrshochschule),
  • 1896 Gründung der späteren Eisenbahnuniversität Moskau.

Mit Entfaltung des heute bekannten Verkehrswesens mit seiner politischen, wirtschaftlichen und technischen Bedeutung kam es zu einer übergreifenden wissenschaftlichen Betrachtung der verschiedenen Aspekte von Mobilität und Verkehr und damit zur Entstehung der Verkehrswissenschaft(en). Bedeutende Verkehrswissenschaftler in dieser Entwicklung waren in Deutschland u. a. Friedrich List (1789-1846), Emil Sax (1845-1927), Richard van der Borght (1861-1926), Wilhelm Launhardt (1832-1918), Kurt Wiedenfeld (1871-1955), Richard Hennig (1874-1951), Ernst Esch (1881-1945), Anton Felix Napp-Zinn (1899-1965), Carl Pirath (1884-1955), Gerhart Potthoff (1908-1989), Fritz Voigt (1910-1993).

An verschiedenen Einrichtungen wurde/ wird dieses Querschnittsgebiet wissenschaftlich behandelt, so z. B. an Universitäten und Hochschulen sowie weiteren Forschungseinrichtungen (Fraunhofer-Gesellschaft, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und wissenschaftlichen Trägern (Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft).

Eine Besonderheit im deutschsprachigen Raum stellte in diesem Zusammenhang die Hochschule für Verkehrswesen "Friedrich List" Dresden dar, an der zwischen 1952 und 1992 alle Verkehrszweige wissenschaftlich behandelt wurden. Die ehemalige Verkehrshochschule wurde 1992 als Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ in die Technische Universität Dresden eingegliedert.

Verkehrswissenschaft oder -wissenschaften?

In der Fachwelt besteht keine Einigkeit, ob es eine eigene Verkehrswissenschaft überhaupt gibt, denn die o. g. Disziplinen sind ihrerseits Bestandteil großer Wissenschaftsbereiche. Außerdem ist unklar, ob es sich um eine einzige Verkehrswissenschaft oder um mehrere Verkehrswissenschaften handelt. Insbesondere die Volkswirtschaftslehre/ Nationalökonomie betrachtet traditionell eine einzige Verkehrswissenschaft (gemeint ist dabei die Verkehrswirtschaftslehre). Daneben wird auch die Ansicht vertreten, dass die Verkehrsströmungslehre (traffic science, vgl. Verkehrsphysik) eine eigene Verkehrswissenschaft bildet - unabhängig von soziologischen, ökonomischen, technologischen oder technischen Randbedingungen.

Siehe auch

Weblinks


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