Verlorene Baudenkmäler in Heilbronn

Verlorene Baudenkmäler in Heilbronn

Diese Seite stellt verlorene Baudenkmäler in Heilbronn vor, die von besonderer architektonischer Bedeutung waren oder eine wichtige Rolle in der Geschichte der Stadt Heilbronn gespielt haben und die entweder beim Luftangriff auf Heilbronn zerstört wurden oder aus anderen Gründen inzwischen abgegangen sind.

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Heilbronn 1643 zum Bollwerk ausgebaut. Die Heilbronner Stadtmauer enthielt im 17. und 18. Jahrhundert bis zu zehn Türme.
Blick von der Neckarbrücke in die Kaiserstraße um 1906.
Blick auf die Kilianksirche um 1906 und Rauch'sches Palais (links).
Typischer Hinterhof der heutigen Innenstadt mit schlichten Bauten der 50er Jahre.

Die Stadt Heilbronn hat eine reiche Tradition als Patrizier- und Reichsstadt seit dem 13. Jahrhundert. In der historischen Altstadt bestanden hunderte von Bauten aus allen Epochen der wechselvollen Geschichte. Bis auf sehr wenige Ausnahmen befanden sich die ältesten Gebäude naturgemäß im historischen Siedlungskern, der sich längs des Neckars zwischen Bollwerkturm und Götzenturm und in östliche Richtung bis zur Allee erstreckt und der seit spätestens 1225 von einer rechteckigen Stadtmauer und Gräben umgeben war.

Bedeutende Bauvorhaben in der Reichsstadt (ab 1371) gingen insbesondere vom Rat aus, der der städtischen Wirtschaft entsprechend plante und baute. Auf der Neckarinseln Kraneninsel und Hefenweiler entstanden erste Industrie-Ansiedlungen außerhalb der Stadtmauern. Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges 1618–1648, des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1688 sowie eines Stadtbrandes 1734 trugen zur Veränderung des Stadtbildes bei. Die Heilbronner Allee entstand, als der östliche Stadtgraben zur Erweiterung der Stadt zugeschüttet wurde. Während einer ersten Blüte des Bürgertums im 18. Jahrhundert entstanden prächtige Rokoko-Bauten.

Neuzeitlicher Städtebau setzte in Heilbronn um 1830 ein, als die ersten Städtebauplanungen vom Stadtbaumeister Louis de Millas erstellt und verwirklicht wurden, als deren Resultat u. a. die Bahnhofsvorstadt und die südöstlich gelegenen Heilbronner Villenviertel entstanden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, nach einem umfassenden Städtebauplan von Professor Reinhard Baumeister ab 1872, wurden beeindruckende Bauwerke in der Stadt errichtet, in denen sich der inzwischen erfolgte wirtschaftliche Aufschwung ausdrückte, z.B. das schlossartige Postamt am Neckar, aber auch mehrere größere Kasernenkomplexe.

Die Prachtbauten um 1900 sowie mittelalterliche Patrizierhäuser, Verwaltungs- und Sakralbauten waren üblicherweise aus dem rings um Heilbronn gewonnenen Sandstein errichtete Steinhäuser, die meist drei- oder viergeschossigen Wohnhäuser waren dagegen überwiegend in oberdeutscher Fachwerkbauweise mit überkragenden Geschossen ausgeführt. Ab etwa 1850 kam es in Mode, Fachwerkhäuser nachträglich zu verputzen und so das Fachwerk zu verbergen. Später ging man wieder dazu über, mit Sichtfachwerk zu bauen bzw. bei Renovierungen nachträglich verputztes Fachwerk freizulegen.

Beim Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 gingen viele der Baudenkmäler verloren. Insgesamt wurden über 5000 Bauwerke zerstört. Nur fünf Gebäude in der Innenstadt (darunter das Fleischhaus) haben den Luftangriff überdauert, wenige weitere Baudenkmäler wie das Rathaus und die Kilianskirche wurden rekonstruiert. Der Wiederaufbau der Innenstadt folgte den historischen Quartieren, wobei sich das Gesicht der Stadt vollkommen änderte. Einige Gebäude wurden von funktionalen Neubauten an früherer Stelle ersetzt (z. B. der Hauptbahnhof und die Harmonie).

Zu den verlorenen Gebäuden der Nachkriegszeit zählen solche Bauten, die wie das Stadtbad am Wollhausplatz der Umgestaltung der Innenstadt zur Fußgängerzone zu Beginn der 1970er Jahre wichen, sowie die militärischen Einrichtungen wie das Jägerhaus-Krankenhaus oder die verschiedenen Kasernen, die bei der Entmilitarisierung ab den 1990er Jahren abgerissen wurden.

Historische öffentliche Gebäude

Neue Kanzlei und Syndikatsgebäude

Neue Kanzlei (links) und Syndikatsgebäude (rechts) um 1880.

Errichtet durch Baumeister Hans Kurz ab 1593, östlich angrenzend an das Rathaus (wo sich heute der auf Pfeilern ruhende Teil des Rathaus-Anbaus befindet). Kurz hatte 1579 bis 1582 bereits das Rathaus umgestaltet und 1590 bis 1593 einen nördlichen Anbau errichtet. Die um acht Meter gegen das Rathaus zurückgesetzten Amtsgebäude vervollständigten den Rathauskomplex, wie er bis zur Zerstörung 1944 bestand. Die Neue Kanzlei war ein dreistöckiger Flügelbau mit Zwerchgiebel nach Süden. Im Giebelfeld war ein reichsstädtischer Adler, der von vier Figuren umrahmt wurde. Im Inneren der Neuen Kanzlei ist insbesondere der Mittelstock erwähnenswert, der als Halle mit rippenlosem Kreuzgewölbe ausgeführt war. Das Syndikatshaus war vermutlich das Amtshaus der reichsstädtischen Juristen (Syndici). Das dreistöckige, nach Süden (zum Marktplatz) hin ausgerichtete Gebäude besaß einen prächtigen Renaissancegiebel und vielfältigen Bauschmuck. Im Syndikatshaus wurde nach dem Übergang zu Württemberg 1803 das Oberamt Heilbronn eingerichtet, dessen Oberamtmann bis 1819 auch Vorsitzender des Stadtgerichts war und die Ratshoheit hatte. 1878 wurde der Sitz des Amtes in einen Neubau verlegt, worauf das Syndikatsgebäude auch als Altes Oberamt bezeichnet wurde. Sowohl Neue Kanzlei als auch das Syndikatshaus wurden am 4. Dezember 1944 zerstört und nach dem Krieg durch den heutigen Rathaus-Anbau ersetzt.

Zu den zerstörten öffentlichen Gebäuden am Rathaus zählt auch das frühere Stadtarchiv, in dessen erhaltener Fassade 1963 die Ehrenhalle für die Opfer des Zweiten Weltkriegs in Heilbronn eingerichtet wurde.

Kraichgauarchiv

Hafenmarkt mit Kraichgauarchiv (rechts) 1868

Seit 1619 hatte der Ritterkanton Kraichgau seine Kanzlei in Heilbronn. Da der Rat dem Ritterkanton Eigentum in Heilbronn verwehrt hatte, erbaute die Stadt Heilbronn unter Bürgermeister Georg Heinrich von Roßkampff durch den Baumeister Johann Christoph Keller 1784 das prächtige Kraichgauarchiv im Rokokostil am Hafenmarkt, um es dem Kanton zu vermieten, der es bis zur Auflösung der Reichsritterschaft 1806 als Archiv und Verwaltungsgebäude nutzte. Von 1813 bis 1854 war im Gebäude die Poststation, danach die Kanzlei der Stadt Heilbronn. Am 4. Dezember 1944 wurde das Gebäude zerstört, die Ruinen wurden 1948 beseitigt. Später wurde an dieser Stelle das Bekleidungshaus Zimmermann erbaut.

Königliches Hallamt

Königliches Hallamt um 1830

Erbaut 1829 am Westufer des Wilhelmskanals. Zoll- und Lagergebäude für den Schiffsgüterumschlag, später Hauptzollamt.[1]

Hauptbahnhof

Der Hauptbahnhof 1873

Erbaut 1873 von Conrad Schurr und Otto Bonhöffer westlich des erst 1848 erbauten Alten Heilbronner Bahnhofs, der rasch zu klein und durch seine dem Neckarufer zugewandte Kopfbahnhoflage auch unpraktikabel geworden war. Der Hauptbahnhof war ein 143 Meter langes, schlossartiges Gebäude im Stil des Historismus. Ein zweigeschossiger Mittelbau mit Dreiecksgiebel wurde von eingeschossigen Zwischenflügeln mit dreigeschossigen Kopfbauten verbunden. Die gesamte Vorderfassade zum Bahnhofsplatz war mit Arkaden nach dem Florentiner Vorbild der Loggia dei Lanzi gestaltet. Zum Bauschmuck zählten außerdem Städtewappen, verzierte Schlusssteine und vollplastische Portrait-Büsten sowie eine große Uhr im Giebel des Mittelbaus. Der Hauptbahnhof brannte am 4. Dezember 1944 aus. Die Ruine wurde nach dem Krieg abgetragen und durch einen Neubau, den heutigen Heilbronner Hauptbahnhof, ersetzt.

Hauptpostamt (am Neckar)

Hauptpost am Neckar 1900

Am 15. Oktober 1875 wurde das Hauptpostamt in der Unteren Neckarstraße am Neckarufer nahe der Neckarbrücke eröffnet. Das Gebäude war ein dreistöckiger, schlossartiger Backsteinbau mit zwei Ecktürmen, der von Schurr & Bonhöffer entworfen und gebaut wurde. Die beiden Ecktürmchen flankierten rechts und links das Gebäude und bildeten eine einheitliche Fassade zum Neckar hin. Die beiden Ecktürmchen mit achteckigen Kuppelaufsatz wurden 1901 durch einen dritten Turm in der Mitte der Fassade ergänzt. Dieser Turm war ein Telephonträger, der im Stil des Eklektizismus dem Gebäude aufgesetzt wurde. Das Hauptpostamt wurde am 4. Dezember 1944 zerstört. Zum neuen Hauptpostamt wurde nach dem Krieg die vor 1930 erbaute und wiederhergestellte Neue Post an der Allee.

Stadttheater

Das alte Stadttheater war der Vorgängerbau des heutigen Heilbronner Stadttheaters. Es wurde mit Geldmitteln aus der Bürgerschaft und nach Plänen von Theodor Fischer von 1911 bis 1913 errichtet und hat den Zweiten Weltkrieg vergleichsweise unbeschadet überdauert. Notdürftig wiederhergestellt diente es in den 1950er und 1960er Jahren verschiedenen Zwecken, bevor es 1970 gesprengt wurde.

Friedenspost

1893 wurde die Friedenspost, die Zweigpoststelle I, eröffnet, die sich an der Ecke der Titot- und Friedensstraße (heute: Gymnasiumstraße) befand. Es war das zweite Gebäude (neben der Friedenskirche), das seinen Namen durch die Friedensstraße erhalten hatte. Der dreigeschossige hohe Bau im klasssizistischen Stil mit Erkern, Balkonen und Balustraden wurde nach dem Krieg mit einheimischem Sandstein und handwerklichem Geschick restauriert, für Anwalts- und Arztpraxen verwendet und in den 70er Jahren abgerissen.

Stadtbad

Hauptartikel: Altes Stadtbad (Heilbronn)

Der Bau des Stadtbads am Wollhausplatz wurde unter Max Rosengart und zwei anderer Kollegen während des Amtsenthebungsverfahren gegen OB Paul Hegelmaier beschlossen. Baubeginn war 1891. Die Einweihung des Stadtbades fand am 22. Oktober 1892 statt. Die Baukosten beliefen sich damals auf 280 000 Mark. Ein Teil der Baukosten wurden aus einer Stiftung des Heilbronner Kaufmanns Ernst Achtung gedeckt. Entworfen wurde das Gebäude im wilhelminischen Barock von dem Architekten Peters aus Berlin.[2]

1900/01 wurde das Bad erweitert, und es bekam ein Schwimmbecken für die weiblichen Gäste. Weiterhin waren dort Dampfbäder, Schwitzräume und Badewannen vorhanden.[3] Am 6. September 1934 wird ein Zutrittsverbot für jüdische Bürger im Stadtbad verlangt, weil sich dieses zu einer Synagoge-Nebenstelle entwickelt habe.[4]. Am 4. Dezember 1944 wurde das Gebäude beim Luftangriff auf Heilbronn zerstört.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Rekonstruktion des Gebäudes im Heimatstil. Das Eingangsportal wurde dabei seines pompösen Tympanons entledigt und durch schlichte quadratische Sandsteinsäulen ersetzt. Insgesamt wirkte das Gebäude nach dem Krieg wie ein Thermalbad des antiken Roms. Das Bad wurde am 21. Dezember 1950 wieder eröffnet. Am 19. Februar 1972 musste das Gebäude dem Neubau des Wollhauszentrums und der damit verbundenen großflächigen Umgestaltung des Wollhausplatzes weichen. Ein neues Stadtbad wurde am Bollwerksturm erbaut.

Kilianshallen

Kilianshallen 1901

Die Kilianshallen waren ein öffentlicher Festsaal im Stil der Neorenaissance in der Fleiner Straße.

Museen

Zu den kulturgeschichtlich bedeutsamsten Verlusten des Zweiten Weltkriegs in Heilbronn zählt der Verlust der verschiedenen Heilbronner Museen, bei deren Untergang auch der größte Teil der jeweiligen Sammlungen verloren ging. Neben dem Alfred-Schliz-Museum im Alten Friedhof wurden 1944 auch das Historische Museum in der Kramstraße mit dem Robert-Mayer-Zimmer, das Weinbaumuseum und das Bienenzuchtmuseum (Karlstraße 44) mit seiner einmaligen Sammlung von seit Beginn der Domestizierung von Bienen verwendeten Imkerei-Gegenständen ein Raub der Flammen.

Militärische Einrichtungen

Moltkekaserne 1908
Kasernen 1906
Das Gelände der ehemaligen Wharton-Barracks nach deren Abriss, Juni 2004

Moltkekaserne

Erbaut in der Bismarckstraße ab 1880, belegt ab 1883 mit Teilen des 4. Württembergischen Infanterieregiments 122. An dieses Regiment erinnern heute noch Ehrenmäler im Friedenspark. Die Garnison wurde 1921 aufgelöst. Nutzung durch die Wehrmacht und Umbenennung in Moltkekaserne im Jahr 1934. Das Gebäude hat den Luftangriff beschädigt überdauert und wurde 1948 in Frankenhof umbenannt. Abriss im Jahr 1956.

Ludendorffkaserne

Erbaut 1935 in der Ludendorffstraße (heute: Einsteinstraße) durch die Wehrmacht. Nach 1945 Lager für Flüchtlinge. 1948 Umbenennung in Badener Hof-Kaserne. Von 1952 bis 1992 belegten amerikanische Truppen die Anlage. Nach deren Abzug erfolgte 1994 der Abriss und die Neubebauung als Wohngebiet.

Schlieffenkaserne

Wie die Ludendorffkaserne 1935 von der Wehrmacht in der Schlieffenstraße (heute: John-F.-Kennedy-Straße) erbaut, nach dem Krieg als Übergangslager genutzt, 1948 Umbenennung in Hessenhof, 1952 bis 1992 Belegung durch amerikanische Truppen, Umbenennung in Wharton Barracks. 1992 Teilabriss der Gebäude, seit 1999 Neubebauung als Businesspark Schwabenhof.

Priesterwaldkaserne

1936 von der Wehrmacht als vierte und letzte Kaserne in Heilbronn in der Nachbarschaft der Schlieffenkaserne in der Tiroler Straße (heute: Charlottenstraße) errichtet, nach dem Krieg Übergangslager, 1948 Umbenennung in Schwabenhof, 1952 bis 1992 Teil der Wharton Barracks, nach 1992 Asylbewerberheim, anschließend Abriss. Seit 1999 Neubebauung als Businesspark Schwabenhof. Mit dem Abriss bzw. der Umnutzung der früheren Heilbronner Kasernen in den 1990er Jahren vollzog sich der Wandel Heilbronns zur entmilitarisierten Stadt.

Jägerhaus-Krankenhaus

Erbaut 1896 als Militärlazarett in der Jägerhausstraße, von der Wehrmacht 1938 bis 1940 vergrößert. Nach dem Krieg städtisches Krankenhaus. Nach 1989 Umzug des Krankenhausbetriebs in den Neubau am Gesundbrunnen, anschließend Abriss. Heute ist das Gelände mit einer Wohnsiedlung überbaut.

Sakralgebäude

Karmeliterkloster (links vor der Stadtmauer) 1578
Katharinenkirche 1860
Postkarte von 1899 anlässlich der Einweihung der Friedenskirche

Jüdische Einrichtungen am Kieselmarkt

Die Zweite Heilbronner Synagoge nebst anderen jüdischen Einrichtungen datiert möglicherweise bis ins 11. Jahrhundert zurück. Die Gebäude und ein alter Judenfriedhof wurden bereits im 15. Jahrhundert von der Stadt erworben und überbaut.

Katharinenspitalkirche

Die Katharinenspitalkirche wurde als Teil des 1306 gegründeten Katharinenspitals im 14. Jahrhundert als Kapelle begründet, nach Brand 1624 im Stil der Renaissance wiederaufgebaut und bis 1807 für Gottesdienste benutzt. Auf das Katharinenspital geht das städtische Krankenhauswesen von Heilbronn zurück. Nach dem Neubau dreier Spital-/Krankehausbauten am Sülmer Tor bzw. in der Paulinenstraße wurden die Gebäude des Katharinenspitals mitsamt der Kirche 1871 vollends abgerissen.

Beginenhaus bei St. Wolfgang

Vom 14. Jahrhundert an bildete das Beginenhaus bei St. Wolfgang in der Lammgasse ein geistiges Zentrum der Stadt. Zerstört 1944.

Karmeliterkloster

Die Gründung des Karmeliterklosters geht aufs 15. Jahrhundert zurück, das Bauwerk wurde 1632 zerstört.

Synagoge

Die Heilbronner Synagoge wurde 1877 erbaut, 1938 niedergebrannt und 1940 abgetragen.

Friedenskirche

Die Friedenskirche befand sich im heutigen Friedenspark und wurde von 1896 bis 1899 nach Plänen der Architekten Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy erbaut. Die Kirche wurde bei Luftangriffen am 8. November und 4. Dezember 1944 schwer beschädigt. 1948 wurde der einsturzgefährdete Turmhelm der Ruine abgetragen. Nach kontroverser Diskussion wurde die Ruine 1952 vollends entfernt.

Franziskanerkloster

Das Franziskanerkloster wurde ab 1272, die zugehörige Marienkirche ab 1290 errichtet. 1544 wurde das Kloster aufgehoben. Das Klostergebäude diente als Schule, die Marienkirche als evangelische Kirche. 1688 wurde die Kirche zerstört, bis 1727 wurde unter Baurat Johann Philipp Meyer lediglich deren Turm wieder errichtet. Das Klostergebäude diente weiterhin als Schule. 1925 wurde ein historischer Kreuzgang abgerissen, 1944 wurde das restliche Klostergebäude beim Luftangriff auf Heilbronn zerstört. Lediglich der Turm der Marienkirche, heute Hafenmarktturm genannt, ist als Denkmal erhalten.

Kaisheimer Hof 1898

Zisterzienser-Reichsabtei Kaisheim

Der Pfleghof Zisterzienserkloster Kaisheim an der Schulgasse 3-5 war einst der im 15. Jahrhundert errichtete, später mehrfach zerstörte und zuletzt im Stil des Barock wiedererstandene Pfleghof des Klosters Kaisheim unter dem Orden der Zisterzienser. An die 1803 säkularisierte und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Anlage mit dem schmucken barocken Kaisheimer Palais erinnert heute lediglich das Wappen der Reichsabtei an der Sülmerstraße 24.

Klarakloster

Das Klarakloster befand sich einst an der Klarastraße. 1289 wurde es in Flein gegründet, 1301/02 nach Heilbronn verlegt. 1315 Ergänzung der Klostergebäude, 1380 Weihe der Kirche St. Marien des Klaraklosters. 1803 wurde das Kloster säkularisiert, 1889 wurde es abgebrochen. Von dem Kloster ist heute lediglich noch ein Wandfragment erhalten.

Chapel of the Three Stones

Die 1953 erbaute „Kapelle zu den drei Steinen“ befand sich in der von amerikanischen Truppen genutzten Badener-Hof-Kaserne (ehemals Ludendorffkaserne) an der Einsteinstraße. Im Altar waren jeweils ein Trümmerstein aus der evangelischen Kilians- und aus der katholischen Augustinuskirche sowie ein Stein aus der Heilbronner Synagoge verbaut worden. Die Kapelle wurde 1994 mit den restlichen Kasernenanlagen abgerissen.

Geschäfts- und Wohnhäuser

Orth'sches Haus innen 1901
Imlin'sches Haus innen 1896
Roßkampffsches Haus
Im Rauchschen Palais wohnten der Zar 1815 und der König von Württemberg 1840
Hotel Royal 1900

Hohkrähe

In der Fischergasse 47 befand sich ein im Volksmund als Hohkrähe bezeichnetes Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach, das um 1400 auf den Fundamenten des Burgentores (später auch: Sau- oder Tränktor) errichtet worden war. Das Haus markierte den Standort der ältesten Heilbronner Neckarbrücke, die um 1350 etwas weiter nördlich durch eine neue Brücke mit Brückentor ersetzt wurde. 1691 diente das Gebäude nochmals als Tor einer hölzernen Behelfsbrücke, nachdem die steinerne Neckarbrücke durch Eisgang zerstört worden war.[5]

Lachmannsches Haus

In der Klostergasse 4 befand sich bis zur Kriegszerstörung ein stattliches Patrizierhaus, das 1526 dem Reformator Johann Lachmann gehörte. Das Haus war an einem Torbogen auf 1433 datiert und damit das frühest datierte Haus der Stadt. Auch das benachbarte Gebäude Klostergasse 2 soll ein ähnliches Alter gehabt haben.

Orth'sches Haus

Die Orth ließen sich 1551 das Orth'sche Haus in der damaligen Kramstraße (später Kaiserstraße 20) in fränkischen Fachwerkweise auf einem steinernen Erdgeschoss in den Überresten eines Steinhauses bauen. Die Familie stellte, beginnend mit Philipp Orth sechs Bürgermeister von Heilbronn.

Die Ratsprotokolle sprechen von dem Haus „auf dem abgebrannten“. Damit könnte das 1535 abgebrannte alte Heilbronner Rathaus an der Ecke Kaiserstraße/Mosergasse gemeint gewesen sein. Die Mosergasse entstand erst im späten 16. Jhdt, als die Kirchbrunnenstraße in Heilbronn zugebaut worden ist. Das Haus ist auf alten Fotos gut zu erkennen. Es war das einzige Haus in der Kaiserstraße Nähe Kasernengasse, das zwischen alten Mauern rechts und links des Hauses "eingeklemmt" dastand und auf der Grundlage einer alten Vereinbarung auch weiter als die anderen Häuser in die Kaiserstraße hineinragen durfte. Die steinerne Hausfassade des Vorgängerbaus gegen die Kaiserstraße war nicht mehr vorhanden und so wurde die Fachwerkfassade des Orth'schen Neubaus zwischen den beiden stehengebliebenen, seitlichen staufischen Mauern errichtet. Bei Grabungen 1951 wurden die Fundamente des staufischen Steinhauses erneut nachgewiesen.

Bis 1901 war im steinernen Erdgeschoss ein gotisches Kreuzgewölbe vorhanden, das dann jedoch beim Umbau zum Modehaus Zügel abgerissen wurde.[6] Das umgebaute Haus wurde 1944 zerstört.

Imlin’sches Haus

Das Haus Imlin war ein Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert in der Kirchbrunnenstraße, erbaut um 1580 für Bürgermeister Clement Imlin. Die ersten drei Geschosse waren massiv aus Sandstein erbaut, die weiteren drei Dachgeschosse waren als alemannisch-fränkischer Fachwerkgiebel ausgebildet. Eine weitere Besonderheit des Hauses war der Erker aus Sandstein, der von Hans Kurz ausgeführt wurde. Das Haus soll laut der Chronik auf älteren romanischen Säulen gestanden haben. Bekannt war auch die Altdeutsche Weinstube - zum Käthchen in Heilbronn, die sich im Imlin'schen Haus befand, mit Kassettendecke aus der Renaissance. Das Haus wurde völlig zerstört am 4. Dezember 1944.

Haus Siebeneich

Ehemals denkmalgeschütztes Patrizierhaus von 1581 in der Siebeneichgasse 1-7, benannt nach den Herren von Siebeneich (bei Öhringen).Schmolz/Weckbach beschreibt den Patrizierhof der nach Herren von Siebeneich benannt wurde, als Fachwerkbauten, deren überreicher fränkischer Fachwerkschmuck hinter Verputz verschwunden sind. Weiterhin waren die Gebäude durch große Vorkragungen und Zwerchhäuser geprägt, welche als Aufzugsgiebel gedient haben. Sie werden auf das Jahr 1430 datiert. Das Haus Nr. 5 hatte demnach Kragsteine die gotisch waren. Die Gotik kam dort in breit ausladenden, dreifachgeschwungenen Kragsteinen zum Ausdruck[7]. Möglicherweise stammt das Steinhaus mit Giebel, das auf Bildern von 1944 hinter dem Fleinertorbrunnen zu sehen ist zu diesem alten Patrizierhof Siebeneich. Zu den ehemaligen Besitzern zählt u.a. Bürgermeister Simon Weinmann der Ältere (1534-1606). Das Gebäude beherbergte ab 1906 die Kolonialwarenhandlung von Gustav Friedrich Störzbach und wurde beim Luftangriff am 4. Dezember 1944 völlig zerstört, wobei der Firmengründer, seine Frau und sein Sohn zu Tode kamen.[8]

Bläßsches Palais

Erbaut 1758 unter Bürgermeister Georg Heinrich von Roßkampff, vermutlich durch den Neckarsulmer Baumeister Wenger, südlich außerhalb der Stadtmauer (am heutigen Berliner Platz) als städtisches Arbeits-, Zucht- und Waisenhaus. Die Einrichtung wurde nach Roßkampffs Tod 1794 von der Stadt rasch wieder geschlossen. 1803 verkauft an den württembergischen Kurfürsten, der es durch Hofbaumeister Thouret zu einem königlichen Palais mit umgebendem Park umbauen ließ. 1828 verkauft an den Heilbronner Unternehmer C.B. Bläß, der eine Essig- und Bleiweißfabrik betrieb.

Roßkampffsches Haus

Ebenfalls von Roßkampff erbaut und ab 1790 dessen Wohnhaus an der Präsenzgasse 16 (heute Ecke Allee/Kaiserstr.). Zerstört 1944.

Rauch'sches Palais

Das Rauch'sche Palais wurde 1804-07 erbaut an der Ecke Kaiserstraße/Marktplatz nach Plänen von Nikolas Alexandre de Salins de Montfort und Johann Jakob Atzel für die Papierfabrikanten-Brüder Adolf und Moriz von Rauch. Die aufwändige Inneneinrichtung des Hauses entwarf Gottlob Georg Barth. 1877 im Stil der Neorenaissance von Reinhardt umgebaut. 1944 zerstört und dann durch einen wesentlich schlichteren Bau ersetzt. Nach dem Krieg wurden die Räume des Gebäudes vom 1888 gegründeten Stoffhaus Model genutzt, dessen Stammhaus in der Sülmerstraße 39 bis 1951 wiederaufgebaut wurde. Ende 1968 wurde das Rauch'sche Palais abgerissen.

Knorr-Verwaltungsbau

Das Knorr-Gebäude vor 1900

Der ehemalige Verwaltungsbau der Firma Knorr war ein schlossartiges Gründerzeit-Gebäude mit quadratischem, bezinnten Eckturm und zweitem, runden Turm mit Spitzdach. In dem Gebäude hatte auch das Kanalbauamt unter Otto Konz beim Ausbau des Neckarkanals 1921 kurzzeitig seinen Sitz.

Hotel/Café Royal

An der Ecke Bahnhof- und Roßkampffstraße wurde 1904 das Hotel Royal schlossartig im Stil des Eklektizismus mit neogotischen Ecktürmchen (Burgencharakter) und neobarocken Schweifgiebel und Erkern erbaut. 1944 beschädigt, erfolgte eine Rekonstruktion des Gebäudes als Café Royal, allerdings ohne das vierte Geschoss mit seinem barock anmutenden geschwungenen Schweifgiebel zu rekonstruieren. Berühmte Schachvereine sollen dort gastiert haben. In den 1950er-Jahren wurde das Café Royal zugunsten eines Neubaus abgerissen.

Denkmäler

Kaiser-Friedrich-Denkmal

Das Kaiser-Friedrich-Denkmal wurde 1918 eingeschmolzen. Damit ereilte es dasselbe Schicksal wie z.B. auch die Glocken der Pankratiuskirche in Böckingen oder die der Peterskirche in Neckargartach.

Literatur

  • Hartwig Beseler: Kriegsschicksale Deutscher Architektur. Band 2. Lizenzausgabe. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988, ISBN 3-926642-22-X

Quellen

  1. Jacobi: Heilbronn so wie es war, Droste 1987
  2. Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn Die alte Stadt in Wort und BildKonrad-Verlag, Heilbronn, 1967 Nr. 42 "Stadtbad" Seite 30
  3. Schmolz, Helmut u. Hubert Weckbach: Heilbronn - Geschichte und Leben einer Stadt, Weißenhorn, Anton H. Konrad-Verlag, 2. Auflage 1973, Nr. 580 "Sprengung des alten Stadtbades am Wollhausplatz, 19. Februar 1972", Seite 169
  4. Jacobi, Uwe: Das war das 20. Jahrhundert in Heilbronn, Wartberg-Verlag, Heilbronn, 1.Auflage 2001 Seite 38
  5. Quelle zum Haus Hohkrähe: Willi Zimmermann: Alt-Heilbronner Fachwerkbauten. In: Historischer Verein Heilbronn. 23. Veröffentlichung. Historischer Verein Heilbronn, Heilbronn 1960. S. 115–134
  6. Marianne Dumitrache, Simon M. Haag: Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg. Bd. 8: Heilbronn. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Stuttgart 2001, ISBN 3-927714-51-8. Seite 113, Nr. 77 Kapelle /Patrizierhaus Orth
  7. Schmolz/Weckbach 1966 Die alte Stadt in Wort und Bild Seite 29
  8. Robert Bauer: Heilbronner Tagebuchblätter, Heilbronn 1949

Siehe auch


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