Vernetzte Kirche

Vernetzte Kirche

Vernetzte Kirche ist eine Arbeitsstelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Im November 2001 beschloss die bayerische Landeskirche das Projekt Vernetzte Kirche. Nach drei Jahren ging das Projekt in eine Arbeitsstelle über und ist als Abteilung dem Landeskirchenamt in München zugeordnet. Die Einrichtung will helfen, die verschiedenen Kompetenzen und Aktivitäten in den Bereichen Internet und Kommunikation zu bündeln und die neuen Technologien für die kirchliche Arbeit nutzbar machen. Den Menschen und Einrichtungen, die für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern tätig sind, soll mit Hilfe von Vernetzter Kirche der Weg ins Internet geebnet und beim Umgang damit geholfen werden. Dazu stellt die Institution ein umfangreiches Angebot bereit, zum Beispiel das Intranet als Informations- und Kommunikationsplattform für Haupt-, Neben- und Ehrenamtliche in Kirche und Diakonie. Das Ziel ist, dezentral nach dem Motto „So viel Vernetzung wie möglich, so wenig Zentrale wie nötig“ zu vernetzen. Da Vernetzte Kirche nicht nur ein Technik-Projekt ist, sondern auch Kommunikation, Prozesse und Abläufe innerhalb der Kirche verändert, wurde es bis zum Herbst 2005 theologisch reflektiert und begleitet.

Inhaltsverzeichnis

Arbeitsfelder

Intranet

Vernetzte Kirche betreut das Intranet, die interne Informations- und Kommunikationsplattform für alle Mitarbeitenden der bayerischen Landeskirche. Das Intranet wird dezentral von derzeit ca. 80 Redakteuren gepflegt, enthält mehrere webbasierte Anwendungen wie zum Beispiel eine Tagungshäuser-Datenbank oder das Fundraising-Netzwerk und verzeichnete eine Steigerung der monatlichen Seitenzugriffe um das 40-fache seit Januar 2002.

Elektronische Verwaltung und Geographisches Informationssystem

Die im Intranet implementierte Elektronische Verwaltung umfasst verschiedene Bereiche: Die Statistik Kirchliches Leben in Zahlen, in der die Mehrheit der bayerischen Kirchengemeinden seit 2003 ihre statistischen Daten erfasst. Die Kirchenvorstandswahl-Statistik, in der die Ergebnisse online ausgewertet werden können und das Vorschlagswesen online, in dem Verbesserungsvorschläge abgegeben werden können. Außerdem wurden eine Stellenbörse, eine Fortbildungsdatenbank und noch weitere nützliche Anwendungen entwickelt.

Das Geographische Informationssystem (GIS) ist ein visuelles Planungswerkzeug, mit dem statistische Daten wie Gemeindemitgliederzahlen, Anzahl von Taufen usw. in Bezug zu Gemeindegebieten visualisiert werden.

Bildung und Qualifizierung

Vernetzte Kirche führt seit mehreren Jahren E-Learning-Kurse (ELLVE – Evangelische Landeskirche lernt vernetzt) durch, die sich an Mitarbeitende in der Verwaltung bzw. das theologisch-pädagogische Personal richten. Diese Weiterbildung funktioniert zeit- und ortsunabhängig und ist auf kirchliche Berufsgruppen zugeschnitten. Außerdem bietet Vernetzte Kirche Tagesschulungen für die Gestaltung der Musterwebsites und die Pflege des Intranets an, in denen die Grundlagen der verwendeten Redaktionssysteme vermittelt werden.

Musterwebsites und Web-Visitenkarten

Vernetzte Kirche bietet Gemeinden, Dekanaten und Einrichtungen Musterwebsites zur Websiteerstellung- und pflege an, die auf kirchliche Ansprüche zugeschnitten sind. Durch die Verwendung des Redaktionssystems RedDot bzw. Drupal können sie ohne HTML-Kenntnisse bearbeitet werden. Web-Visitenkarten, eine kostenlose Alternative für alle, die einfach nur auffindbar sein wollen im Web, bringen Gemeinden, Dekanate und Menschen kurz und knapp ins Netz.

Web-Services

Evangelische Termine ist die Veranstaltungs-Datenbank für Dekanate, Kirchengemeinden und Einrichtungen der ELKB. Der im Dezember 2003 eingeführte kostenlose Veranstaltungskalender Evangelische Termine wird inzwischen von über 800 Veranstaltern bayernweit genutzt und hat sich durch seine einfache Handhabung bewährt. Vernetze Kirche realisiert auch weitere Internetangebote wie www.solideo.de, die zentrale Plattform der ELKB für Kirchenmusik oder www.offene-kirchen-bayern.de. Wer Gottesdienste gerne im Freien feiern und erleben möchte, kann sich unter www.berggottesdienste.de und www.kirche-im-gruenen.de über Veranstaltungen und Termine informieren. Auch diese Seiten werden von Vernetzte Kirche betreut.

Kooperationsprojekte

In Zusammenarbeit mit der Hannoverschen Landeskirche und kirchlichen Einrichtungen entstand das Projekt e-wie-evangelisch.de, das Begriffe, Ereignisse, Einsichten und Ansichten - betrachtet aus evangelischem Blickwinkel, zeigt. www.kirche-entdecken.de ist das erste Internetangebot der evangelischen Kirchen für Kinder im Grundschulalter und ging auf dem Evangelischen Kirchentag im Mai 2005 online.

Vernetzte Kirche betreibt zudem in Kooperation mit verschiedenen Einrichtungen und Institutionen die Implementierung der Technologien des Semantischen Web. Hier sollen Datenbestände nach dem Konzept des Semantischen Web aufbereitet und damit besser nutzbar gemacht werden.

Vernetzte Kirche - Ein Thema theologischer Reflexion

Vernetzung verändert Kommunikation, Prozesse und Abläufe, auch in der Kirche. Deshalb hatte die ELKB für die Jahre 2002 bis 2005 das Projekt Vernetzte Kirche mit einer eigenen theologischen Begleitung ausgestattet. Hierzu wurde in Gestalt eines wissenschaftlichen Beirats theologischer und medienethischer Sachverstand eingebunden. In Kooperation mit dem Institut für Praktische Theologie der Ludwig-Maximilians-Universität München wurden von Dr. Thomas Zeilinger systematisch die ekklesiologischen und ethischen Aspekte der „Vernetzten Kirche“ erarbeitet. Im November 2005 stellte die Universität der Landessynode auf deren Tagung in Weißenburg die wichtigsten Ergebnisse der dreijährigen theologischen Begleitung vor. Das Projekt Vernetzte Kirche beleuchtet auf seine Weise folgende zentrale theologische Einsichten:

  • Zur Identität der Kirche gehört die einheitliche, wiedererkennbare Erscheinung in der Öffentlichkeit ebenso wie die Vielfalt konziliarer Verständigung (Konsens und Diskurs).
  • Kirche ist von den Menschen, nicht von der Institution her zu denken. Deshalb sind die „User“ ins Zentrum des Kommunikationsprozesses zu rücken, Kirche orientiert sich notwendig auch an Zielgruppen und Bedürfnissen.
  • Die kirchliche Organisation ist vom Ziel, nicht von Zuständigkeiten her zu konzipieren. Prozess- und aufgabenorientierte Organisationsformen sind hierfür weiterzuentwickeln, auch und gerade mit den Möglichkeiten elektronischer Kommunikation.

Der Ausbau der Kooperation und Koordination mit Partnern innerhalb und außerhalb Bayerns ist aus Sicht der theologischen Begleitung für Vernetzte Kirche ebenso nötig wie eine umfassende Beratung und Qualifizierung von Haupt-, Neben- und Ehrenamtlichen zum Umgang mit zeitgemäßen Formen der Information und Kommunikation. Die Bedeutung moderner Medien für den (kirchlichen) Alltag versteht sich nicht einfach von selbst, sondern muss praktiziert und weiterhin reflektiert werden.

Quellen

Weblinks


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