Vernetzungsgrad

Vernetzungsgrad

Vernetzung ist ein Begriff aus der Systemtheorie. Ein System besteht aus einzelnen Teilen, die durch Ursache-Wirkungs-Beziehungen und allgemeine und besondere Systemeigenschaften miteinander vielfältig verknüpft sind. Bildhaft spricht man daher von einem „Beziehungsnetz“.

Bekannt sind z. B. aus der Ökologie die Begriffe Nahrungskette und Nahrungsnetz. In einem Nahrungsnetz sind verschiedene Nahrungsketten miteinander gekoppelt.

In der Soziologie hat eine gut „vernetzte“ Person ein Geflecht von Beziehungen zu anderen Personen, zum Beispiel in verschiedenen Organisationen, die ihr unter anderem helfen, rasch an Informationen oder Hilfe zu kommen oder Krisensituationen zu vermeiden oder zu bewältigen. Im Beruf ist auch der Begriff Karrierenetzwerk geläufig.

Der Begriff kommt außerdem im Bereich der Informationstechnik zum Einsatz, wenn im Allgemeinen die Infrastruktur zwischen elektronischen Geräten, also die Verkabelung gemeint ist, z. B. bei Computernetzwerken.

Im Bereich der Informatik entsteht die Disziplin des Knowledge Managements bzw. Knowledge Engineerings, in dessen Zusammenhang Vernetzung die Verknüpfung von Wissensfragmenten zu neuen Ideen bedeutet.

Vernetzung von Information wird in relationalen Datenbanken über Relationen abgebildet, z. B. auch in Wikipedia.

Besonders fruchtbar ist der Vernetzungsgedanke, wenn man ihn auf das Gehirn anwendet. Auf dem Substrat von neuronalen Netzen, wo intensive Interaktionen zwischen Neuronen erfolgen, entstehen gemeinsame Produkte: die Gedanken. Dieses Modell wiederum lässt sich auf das Internet, nicht zuletzt auf die Wikipediastruktur, übertragen. In zahlreichen Bereichen der Gesellschaft macht sich die Umsetzung des Vernetzungsgedanken bemerkbar. So werden im Bildungssystem neue Unterrichtsmethoden erprobt, bei denen Lernergruppen zu neuronalen Netzen umgestaltet werden. Diese Lernergruppen, wie Neuronenensembles auch, produzieren kollektiv Wissen (vgl. zum Beispiel Lernen durch Lehren (LdL) nach Jean-Pol Martin). Bei LdL wird über die kognitiv erworbene Vernetzungskompetenz hinaus auch eine emotional geprägte Netzsensibilität systematisch aufgebaut.

Relativ neu ist der Vernetzungsansatz in der Psychotherapie (Betz; Breuninger), sowohl was die Verursachung von psychischen Erkrankungen als auch die Diagnosebemühungen angeht. D. Betz und H. Breuniger haben dieses System exemplarisch bei Lernstörungen von Kindern aufgezeigt („Teufelskreis Lernstörungen“).

Vernetzungsgrad

Zur Quantifizierung der Vernetzung eines Systems lassen sich verschiedene Maßzahlen heranziehen. Ein kontextfreies Maß bildet zum Beispiel der Clusterkoeffizient aus der Graphentheorie. Die Grundidee ist allerdings immer gleich – der Vernetzungsgrad berechnet sich, indem die Zahl der Interaktionspartner und damit der überhaupt möglichen Interaktionen zur Zahl ihrer tatsächlichen Interaktionen in Beziehung gesetzt wird.

Literatur

  • Dieter Betz, Helga Breuninger: Teufelskreis Lernstörungen – Theoretische Grundlegung und Standardprogramm, Psychologie Verlags Union, München – Weinheim 1987, ISBN 3-621-27000-0

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Polymernetzwerk — Polymernetzwerke sind dreidimensional miteinander verknüpfte Polymerketten. Die Ketten sind über Vernetzungspunkte miteinander verknüpft. Inhaltsverzeichnis 1 Unterscheidung nach Typen der chemischen Bindung 2 Möglichkeiten der chemischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Vernetzung — ist ein Begriff aus der Systemtheorie. Ein System besteht aus einzelnen Teilen, die durch Ursache Wirkungs Beziehungen und allgemeine und besondere Systemeigenschaften miteinander vielfältig verknüpft sind. Bildhaft spricht man daher von einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Dynamik (System) — Unter den Systemeigenschaften versteht man einen Satz von Eigenschaften, die für ein System charakteristisch sind. Sie ergeben sich einerseits aus den Eigenschaften der Elemente des Systems und andererseits aus der Systemstruktur, also ihren… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschäftsprozess — Ein Geschäftsprozess (Abk. GP ) beschreibt eine Folge von Einzeltätigkeiten, die schrittweise ausgeführt werden, um ein geschäftliches oder betriebliches Ziel zu erreichen. Im Gegensatz zum Projekt wird ein Prozess öfter durchlaufen. Ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Multiple Access with Collision Avoidance — Die Artikel CSMA/CA RTS/CTS und Multiple Access with Collision Avoidance überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen.… …   Deutsch Wikipedia

  • PAMAS — Die Artikel CSMA/CA RTS/CTS und Multiple Access with Collision Avoidance überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Systemeigenschaft — Unter den Systemeigenschaften versteht man einen Satz von Eigenschaften, die für ein System charakteristisch sind. Sie ergeben sich einerseits aus den Eigenschaften der Elemente des Systems und andererseits aus der Systemstruktur, also ihren… …   Deutsch Wikipedia

  • Carrier Sense Multiple Access/Collision Avoidance — Der englische Begriff Carrier Sense Multiple Access/Collision Avoidance (CSMA/CA) (zu Deutsch etwa: „Mehrfachzugriff mit Trägerprüfung und Kollisionsvermeidung“) bezeichnet ein Prinzip für die Kollisionsvermeidung bei Zugriff mehrerer… …   Deutsch Wikipedia

  • Clustering-Koeffizient — Der Clusterkoeffizient (clustering coefficient) ist in der Graphentheorie ein Maß für den Grad der Verlinkung in einem Graphen. Man unterscheidet den lokalen Clusterkoeffizienten für einen bestimmten Knoten des Graphen und den globalen… …   Deutsch Wikipedia

  • Clusterkoeffizient — Der Clusterkoeffizient (engl. clustering coefficient) ist in der Graphentheorie ein Maß für den Grad der Verlinkung in einem Graphen. Man unterscheidet den lokalen Clusterkoeffizienten für einen bestimmten Knoten des Graphen und den globalen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”