- Vertrag von Alton
-
Beim Vertrag von Alton handelt es sich um eine Übereinkunft, die 1101 zwischen König Heinrich I. von England und seinem älteren Bruder Robert II., genannt Curthose, des Herzogs der Normandie, abgeschlossen wurde. In dieser Übereinkunft erkannte Herzog Robert den Herrschaftsanspruch Heinrichs als König von England an. Im Gegenzug erhielt Robert wiederkehrende jährliche Geldleistungen und andere Zugeständnisse von Heinrich. Diese Übereinkunft beendete vorübergehend eine Krise in der Erbfolge der anglo–normannischen Könige von England.
Vorgeschichte
Als Wilhelm I. der Eroberer 1087 starb, wurde sein Erbe unter seinen drei Söhnen wie folgt aufgeteilt:
- Robert II. erhielt das Herzogtum der Normandie,
- Wilhelm II., genannt Rufus, erhielt das Königreich England und
- Heinrich bekam 5.000 Pfund Silber.
König Wilhelm II. und Herzog Robert hatten zudem vereinbart, das nach dem Tode des einen der jeweils überlebende Bruder das Erbe des anderen würde antreten sollen. Damit würde nach dem Ableben eines der beiden älteren Brüder der Landbesitz Wilhelms I., nämlich das Königreich England als auch das Herzogtum der Normandie, wieder in einer Hand vereinigt sein.
Wilhelm II. starb jedoch am 2. August 1100 unter ungeklärten Umständen auf der Jagd. Herzog Robert II. befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Ersten Kreuzzug. Heinrich, der jüngste der Brüder, der kein Landbesitz aus dem Erbe seines Vaters erhalten hatte, ergriff sofort die Macht in England. Roberts Teilnahme am Ersten Kreuzzug und sein schwacher Stand unter den anglo–normannischen Baronen erleichterten Heinrich seinen Machtanspruch durchzusetzen.
Robert kehrte erst nach der Krönung Heinrich I. aus dem Heiligen Land zurück. Von seinem Ratgeber Ranulf Flambard ermutigt, erklärte er die Krönung Heinrichs I. zum König von England für ungültig. Er landete mit seinen Truppen heimlich bei Portsmouth. Heinrichs Macht hatte sich zwischenzeitlich jedoch gefestigt. Seine Popularität erlaubte es ihm, gegen Roberts Invasion Widerstand zu leisten.
Der Vertrag von Alton und seine Auswirkungen
Die Auseinandersetzung wurde nun diplomatisch entschieden. Robert und Heinrich trafen sich im Marktflecken Alton in Hampshire. In der Vereinbarung, die Heinrich und Robert unterzeichneten, verzichtete Robert auf seinen Machtanspruch in England gegen eine jährliche Zahlung von 3.000 Mark. Robert und seinem Gefolge wurde es gestattet, ohne weitere Vergeltungsmaßnahmen in die Normandie zurückkehren zu dürfen. Beide Brüder vereinbarten außerdem, sich bei der Bestrafung der Verräter gegenseitig zu unterstützen.
Die Übereinkunft war jedoch nicht von langer Dauer. Bereits 1105 marschierte Heinrich in die Normandie ein und besiegte die Streitmacht seines Bruders am 28. September 1106 in der Schlacht bei Tinchebray (Department Órne, Frankreich). Herzog Robert geriet in Gefangenschaft und wurde von seinem Bruder bis zu seinem Tod 1134 in England in Gefangenschaft gehalten. Das Herzogtum der Normandie blieb für fast 100 Jahre unter der Kontrolle der englischen Krone. 1204 eroberte Frankreich den kontinentalen Teil der Normandie zurück. Die Kanalinseln, auch normannische Inseln genannt, sind bis zum heutigen Tage Kronbesitz der Könige von England.
Quellen
- Cross, Arthur Lyon: A History of England and Greater Britain, Macmillan, New York, 1917
Wikimedia Foundation.