- Kanalinseln
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Kanalinseln Der Ärmelkanal mit den Kanalinseln Guernsey und Jersey Gewässer Ärmelkanal Geographische Lage 49° 25′ N, 2° 20′ W49.416666666667-2.3333333333333Koordinaten: 49° 25′ N, 2° 20′ W Anzahl der Inseln Hauptinsel Jersey Gesamtfläche 250 km² Einwohner 160.000 Karte der Kanalinseln Die Kanalinseln oder Normannischen Inseln (englisch Channel Islands, französisch Îles Anglo-Normandes) sind eine Inselgruppe im Ärmelkanal (vor der Küste des französischen Départements Manche). Sie beherbergen ungefähr 160.000 Einwohner.
Die Kanalinseln sind Gipfelreste des Armorikanischen Massivs und bestehen vor allem aus Tiefengesteinen (2,6 bis 1 Mrd. Jahre alt). Zu Inseln wurden sie nach dem Anstieg des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren. Durch Erosion bildeten sich die heutigen Oberflächenformen: Jersey und Sark sind flache Plateaus mit hohen Küsten, Guernsey, Alderney und Herm dagegen, weiter nördlich gelegen, fallen von Süden nach Norden ab und haben im Norden flache Strände. Die höchste Erhebung auf den Kanalinseln beträgt ca. 109 m und liegt auf Sark.
Inhaltsverzeichnis
Verwaltung
Politisch sind sie unterteilt in die Amtsbezirke (Vogteien, englisch bailiwick) von Guernsey und Jersey. Die beiden Amtsbezirke haben eigene Parlamente (die States).
Als Rest des historischen Herzogtums Normandie, dessen Festlandgebiet heute zu Frankreich gehört, sind die Kanalinseln weder ein Teil des Vereinigten Königreichs noch eine Kronkolonie, sondern sind direkt als Kronbesitz (englisch crown dependency) der britischen Krone (in ihrer Funktion als Herzöge der Normandie) unterstellt (→ Suzeränität). Diesen Sonderstatus hat sonst nur noch die Isle of Man.
Obwohl die Kanalinseln geographisch nicht zu den britischen Inseln gehören, werden sie oftmals aus politischen Gründen zu ihnen gezählt. Beim Beitritt Großbritanniens 1973 zur Europäischen Gemeinschaft wurde der Status der Kanalinseln in einem Zusatzprotokoll geregelt.[1] Die Kanalinseln sind demnach nicht Mitglieder der EU, gehören aber dem Zollgebiet der Gemeinschaft an.
Die Kanalinseln waren in der Vergangenheit mit mehr als 100 Finanzinstituten und 352 Versicherungsunternehmen ein bedeutender Finanzplatz und galten als attraktive Steueroase.[2]
Inseln
Bailiwick of Jersey (Vogtei Jersey)
Insel Fläche [3] Einwohner[4] Koordinaten Jersey 116,2 km² 87.186 49° 13′ N, 2° 8′ W49.216666666667-2.1325 Les Dirouilles[5] < 1 km² unbewohnt 49° 20′ N, 2° 3′ W49.325-2.0416666666667 Ecréhous[5] < 1 km² unbewohnt 49° 18′ N, 1° 56′ W49.291666666667-1.925 Minquiers[5] < 1 km² unbewohnt 48° 59′ N, 2° 8′ W48.975-2.125 Pierres de Lecq[5] < 1 km² unbewohnt 49° 18′ N, 2° 12′ W49.291666666667-2.2027777777778 Bailiwick of Guernsey (Vogtei Guernsey)
Insel Fläche Einwohner Koordinaten Guernsey 63,4 km² 59.807 49° 27′ N, 2° 35′ W49.455833333333-2.5775 Alderney 7,9 km² 2.294 49° 42′ N, 2° 12′ W49.7-2.2 Sark 5,5 km² 550 49° 26′ N, 2° 22′ W49.433333333333-2.3666666666667 Herm[6] 2 km² 97 49° 28′ N, 2° 27′ W49.472777777778-2.4494444444445 Brecqhou < 1 km² 2 49° 26′ N, 2° 23′ W49.431388888889-2.3872222222222 Burhou < 1 km² unbewohnt 49° 44′ N, 2° 15′ W49.731388888889-2.2519444444444 Jethou < 1 km² 3 49° 27′ N, 2° 28′ W49.457777777778-2.4625 Lihou[7] < 1 km² unbewohnt 49° 28′ N, 2° 40′ W49.460555555556-2.6683333333333 Casquets[5] < 1 km² unbewohnt 49° 43′ N, 2° 22′ W49.717777777778-2.3686111111111 Geschichte
Die Kanalinseln gehören zu den Gebieten, die vor dem nacheiszeitlichen Meeresanstieg, der etwa 4000 v. Chr. abgeschlossen war, Teil des kontinentalen Festlandes waren und als solche bereits früh besiedelt wurden. Älteste Funde aus dem Mittelpaläolithikum stammen aus der Höhle von La Cotte de St. Brelade. Als die ältesten neolithischen Fundorte gelten Les Fouaillages auf Guernsey und Le Pinnacle auf Jersey, wenn auch die Zuordnung der Funde aus Les Fouaillages zur Bandkeramik nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Im weiteren Verlauf der Jungsteinzeit wurden zahlreiche Megalithanlagen und Steinkisten erbaut. Von den ursprünglichen Anlagen sind noch 25 erhalten. Es gibt einige Menhire, zwei davon (Castel) sind anthropomorph gestaltet. St. Peter Port war bereits in der Eisenzeit ein Handelsstützpunkt. Zahlreiche römerzeitliche Funde, unter anderem ein Wrack im Hafen von Saint Peter Port, belegen Handel mit dem Festland.
Im Mittelalter waren die Kanalinseln Teil der Ländereien des Herzogs der Normandie; dieser Titel wird auch heute noch in Personalunion von den Königen und Königinnen des Vereinigten Königreichs getragen.
Im Jahre 1066 eroberte Wilhelm der Eroberer England und wurde englischer König. Über die Jahrhunderte gingen alle Ländereien in Frankreich verloren, nur die Kanalinseln blieben im Besitz der normannischen Herzöge. Die Französische Sprache wird von Teilen der Bevölkerung in Form eines speziellen Dialekts (Patois) noch heute gesprochen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Kanalinseln vom 30. Juni bis 1. Juli 1940 von deutschen Truppen praktisch kampflos erobert. 22.656 der rund 94.000 Einwohner, darunter nahezu die komplette Einwohnerschaft der Insel Alderney, waren bereits nach Großbritannien in Sicherheit gebracht worden. Nur auf Sark gab es keine Evakuierungen.
Die Kanalinseln waren ein schwer befestigter Teil des Atlantikwalls. Die Abwehrpläne sahen verstärkte Betonbauten, unterirdische Kammern und Tunnel als Schutzräume sowie Eisenbahnschienen und Panzerabwehrmauern vor. Die Inseln verfügten über 16 Küstenbatterien wie auch über leichte und schwere Flak-Stellungen.
Diese Anlagen spielten während des Krieges allerdings keine Rolle, da Großbritannien die Bewohner nicht gefährden wollte. Von daher kam es nicht zu Kampfhandlungen.
Am 9. Mai 1945 übergab Generalmajor Wulf die Kanalinseln kampflos den britischen Truppen. Der 9. Mai wird seither als „Liberation day“ gefeiert. Alderney erreichten die britischen Truppen erst am 16. Mai.
Die Sprachen der Kanalinseln
Als Untertanen des Herzogs der Normandie sprachen die Bewohner der Kanalinseln das von den Engländern mit Norman French bezeichnete mittelalterliche Französisch. Der auf Jersey geborene Robert Wace (etwa 1119–1174), der erste dem Namen nach bekannte französische Dichter, verfasste seine um 1160 in Versform entstandenen Chroniken »Rornan de Brut« und »Roman de Rou [= Rollo] et des ducs de Normandie« in dieser Sprache. Das normannische Patois hat sich vor allem auf Jersey und Guernsey in verschiedenen, von Kirchspiel zu Kirchspiel unterschiedlichen Varianten erhalten, die einige Inselfamilien noch beherrschen. So stammt etacq bzw. etacquerel von altnordisch stakkr, was hoher Felsen bedeutet. Die Suffixe auf -ey werden ebenfalls als nordisch interpretiert: ey oder oy bedeutet Insel. Der Name der wichtigsten Kultstätte aus dem Neolithikum auf Jersey, La Hougue Bie, ist aus skandinavischen Wörtern zusammengesetzt: Hougue bedeutet Hügel und Bie erinnert an by, Ort oder Stätte. Auch der Name des Dehus-Dolmens auf Guernsey stammt aus dem Nordischen, wo dysse Dolmen bedeutet.
Daneben hielt die französische Sprache Einzug und wurde offizielle Amtssprache. Noch um 1700 waren die Inseln französischsprachig. Heute noch sind der überwiegende Teil der Orts- und Flurbezeichnungen sowie zahlreiche Familiennamen französisch oder französischen Ursprungs. So war es selbstverständlich, dass die ersten Ortszeitungen auf den Inseln in Französisch erschienen und weit bis ins 19. Jahrhundert ihren Platz gegen die auf den Markt drängende englischsprachige Presse halten konnten.
Englisch wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den gesetzgebenden Versammlungen der einzelnen Inseln gebräuchlich, in den Schulen sogar noch später. Doch blieben französische Formulierungen besonders für Rechtsgeschäfte bis heute erhalten. Zwar ist Englisch heute die Umgangssprache, doch das einheimische Patois ist noch auf den großen Inseln – mit Ausnahme von Alderney – zu hören. In St. Helier und im Südwesten von Guernsey auch in Pubs, die vor allem Ortsansässige besuchen. In den letzten Jahren haben sich auf Jersey und Guernsey Patois-Gruppen gebildet, deren Ziel die Erhaltung der für die Kultur und Tradition der Kanalinseln so wichtigen Sprache ist. Von den drei (mehr oder weniger) gebräuchlichen Sprachen hat das Patois den schwersten Stand; denn Französisch wird zumindest in einigen Kirchen noch regelmäßig gesprochen.
Siehe auch
Commons: Kanalinseln – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienLiteratur
- Heather Sebire: The Archaeology & Early History of the Channel Islands. Tempus, 2005
- M. Rule, J. Monaghan: A Gallo-Roman Trading Vessel from Guernsey. Guernsey Museum Monograph 5, Guernsey, 1993
- Roy MacLoughlin: Britische Inseln unterm Hakenkreuz. Die deutsche Besetzung der Channel Islands. Links Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-86153-305-7
Einzelnachweise
- ↑ Protokoll Nr. 3 betreffend die Kanalinseln und die Insel Man, EG-Amtsblatt Nr. L 073 vom 27/03/1972 S. 0164
- ↑ Welt:Fluchtpunkte fürs Geld in Europa
- ↑ Fischer Weltalmanach 2004
- ↑ Zählung 2001; Fischer Weltalmanach 2004
- ↑ a b c d e Gruppe von Riffen und Klippen
- ↑ inklusive Jethou
- ↑ Gezeiteninsel
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