Vertreterconvent

Vertreterconvent

Der Vertreter-Convent (abgekürzt VC) war ein Korporationsverband pflichtschlagender und farbentragender Studentenverbindungen. Er war der Dachverband der akademischen Turnerschaften auf deutschen Hochschulen. Er umfasste zeitweilig über 80 Mitgliedsverbindungen an fast allen deutschen Universitäten und hatte mit der Vereinigung Alter Turnerschafter (VAT) ein Verbandsnetzwerk der Alten Herren in vielen Städten.

Inhaltsverzeichnis

Ausrichtung

Der Vertreter-Convent war wie seine Mitgliedsturnerschaften grundsätzlich unpolitisch, jedoch integraler Bestandteil des vorwiegend konservativen bis rechtsliberalen Bürger- und Studententums zur Zeit des Wilhelmischen Kaiserreichs. Auch zu Beginn der Weimarer Republik vertrat der VC nach außen keine politischen Ziele, kann aber von der Orientierung her in die restaurativ-konservativ gesinnte und der Republik eher skeptisch gegenüberstehende Bürger- und Akademikergesellschaft dieser Zeit eingeordnet werden. Dagegen spielte er Anfang der 1930er Jahre neben der Deutschen Burschenschaft (DB) „eine besondere Rolle rechts vom NSDStB[1] und gehörte neben DB und der Deutschen Sängerschaft Ende 1934 zu den maßgeblichen Betreibern der Spaltung des Allgemeinen Deutschen Waffenrings und der Gründung des „Völkischen Waffenrings“. Im Rahmen der fortschreitenden NS-Gleichschaltungstendenzen löste sich der VC 1935 selbst auf.

Tagungsort

Fanden die alljährlichen großen Verbandstreffen zunächst an verschiedenen Orten statt, so war seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts die Stadt Bad Blankenburg im Thüringer Wald zentraler Versammlungsort des VC. Er entwickelte dort eine breite Bautätigkeit. Insbesondere die Stadthalle und das VC-Stadion, eine für die damalige Zeit hochmoderne Sportstätte (heute: Thüringer Landessportschule) sowie das VC- bzw. Turnerschafterdenkmal im Turm der Schlossruine Greifenstein wurden errichtet und sind heute noch vorhanden.

Fusion mit der Deutschen Landsmannschaft

1950 schlossen sich die ehemalige Deutsche Landsmannschaft (DL) und der ehemalige VC zum Coburger Convent (CC) zusammen. Die Turnerschaften des ehemaligen VC sind dort aktuell deutlich in der Minderheit, da eine Reihe von Turnerschaften um 1970 in die Nachwehen der Studentenunruhen geriet, so dass die Turnerschafterbewegung sich aufspaltete: Der überwiegende Teil der Mitgliedsbünde verblieb zwar im CC, ein Teil aber gab das akademische Fechten faktisch auf und gründete den Marburger Konvent (MK). Turnerschaften des ehemaligen Vertreter-Convents finden sich heute als Mitgliedsbünde im Coburger Convent (CC), im Marburger Konvent (MK) oder als verbandsfreie Verbindungen.

Einzelnachweise

  1. Anselm Faust: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund, Band 2, Düsseldorf 1973, S. 29.

Weblinks


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