- Vesperbild
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Die Pietà (italienisch: Frömmigkeit, Mitleid; auch: Vesperbild) ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Das Motiv ist in der Bildhauerkunst seit dem frühen 14. Jahrhundert gebräuchlich und wird von der älteren Forschung in Verbindung mit der Entstehung des Andachtsbildes gebracht. Der frömmigkeitsgeschichtliche Ursprung ist in der verstärkten Hinwendung zum erlösenden Leiden Christi am Kreuz und der compassio bzw. corredemptio seiner Mutter zu sehen. Der formale Ursprung der Vesperbilder in mehrfigurigen Beweinungsdarstellungen wird immer wieder behauptet, ist aber nicht bewiesen. Die Pietà zählt zu den erfolgreichsten Bildfindungen des Mittelalters.
Vesperbilder sind in den meisten katholischen Kirchen zu finden. In der Liturgie entspricht die Szene der vorletzten Station der Kreuzwegandacht; sie ist ein Hauptinhalt des Gedächtnisses der Schmerzen Mariens. Die Bezeichnung Vesperbild beruht auf der Vorstellung, dass Maria ihr toter Sohn am Karfreitag ungefähr zur Zeit des Abendgebets (Vesper) in den Schoß gelegt wurde.
Beispiele
Die frühesten erhaltenen Exemplare werden in die ersten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts datiert. Sie stammen aus dem Raum zwischen Naumburg (Naumburger Dom, um 1330), Erfurt (Ursulinenkloster, um 1340) und Coburg (Museum auf der Veste Coburg, um 1320) und aus dem Bodenseegebiet (Radolfzell, heute Augustinermuseum Freiburg, um 1330). Die Datierung der sogenannten Pietà Roettgen (Rheinisches Landesmuseum Bonn), die möglicherweise ebenfalls zu den frühesten Vesperbildern zählt, ist immer noch umstritten. Möglicherweise stand ein noch etwas älteres Vesperbild in der Karmeliterkirche zu Köln (nach Gelenius in einem Ablass zu 1298 erwähnt). Zu den bekanntesten Bildwerken dieses Sujets zählen die Pietà Michelangelo Buonarottis – die Marmorpietà im Petersdom in Rom, die (unvollendete) Pietà Rondandini in Mailand und die Florentiner Pietà Palestrina. Die Pietà bildet auch einen Schwerpunkt im Werk von Giovanni Bellini.
Drei Pietà aus Leder befinden sich in der Hauptpfarrkirche St. Peter und Paul im rheinischen Eschweiler und in der Wallfahrtskirche im hessischen Dieburg.
Eine Kopie der Pietà im Petersdom befindet sich in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin.
Eine einzigartige Pietà befindet sich in der Heilig-Kreuz-Kapelle beim Wallfahrtskloster Blieskastel, „Unsere liebe Frau mit den Pfeilen“. In diesem Vesperbild aus dem 14. Jahrhundert stecken fünf eiserne, mittelalterliche Pfeilspitzen. Nach der legendären Überlieferung wurden die Pfeile von Frevlern hineingeschossen.
Michelangelo: Pietà Palestrina in Florenz
Vincent van Gogh: Pietà nach Eugène Delacroix
Pietà von Hanns Joachim Klug, Kriegsopferdenkmal in Algermissen
Literatur
- Thomas Strauch: Der Mythos um das Vesperbild von Blieskastel, im Jahrbuch zum Bergmannskalender 2008, Seite 177 bis 182. Herausgegeben von der Deutschen Steinkohle AG.
Weblinks
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