Baumheiligtum

Baumheiligtum
Nymphen und Satyr

Baumkult bezeichnet die Verehrung von Bäumen, Baumgruppen und heiligen Hainen. Sie können als die Epiphanie mythologischer Wesen selbst, als deren Symbol oder deren Sitz betrachtet werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Altertum kannten die mesopotamischen Kulturen sowie Juden, Griechen, Römer, Slawen, Kelten und Germanen geweihte Bäume oder Haine.

In der Germanischen Mythologie kannte man Irminsul, die sagenhafte Weltenesche. Bei den Germanen waren die Esche Odin und die Eiche Donar geweiht, wie die berühmte Donareiche bei Fritzlar. Der Brauch des Maibaums soll schon den Kelten bekannt gewesen sein, doch auch die Griechen weihten Bäume Maia, der Göttin der Fruchtbarkeit. Ähnliche Bedeutungen haben der Richtbaum und der Weihnachtsbaum.

In der Bretagne steht ein Baum, der Mädchen einen Wunsch erfüllt, wenn ein aus Blumen geflochtener Kranz in die Zweige geworfen darin hängen bleibt. In Irland steht der Rag (Lumpen) Tree im Mittelpunkt. Brunnen oder Quellen werden vom einem so genannten Rag oder Wish tree begleitet, der mit Tuchstreifen oder Lappen, neuerdings auch mit Maskottchen behängt ist, die Wünsche übertragen sollen.

Griechen und Römer kannten die Vorstellung, dass Bäume von Nymphen, den Dryaden bewohnt wurden, wie zum Beispiel ein Lorbeerbaum von Daphne, eine Linde von Philyra, eine Silber-Pappel von Dryope und ein Nussbaum von Karya. Der Eichenhain von Dodona war ein Heiligtum.

In Kolchis sahen Jason und seine Begleiter laut der griechischen Argonautensage eine Vielzahl von an Äste von Weiden gekettete Leichen. Tote Männer zeitnah zu begraben, war für die Kolcher eine Unsitte. Die Verstorbenen wurden in Stierfelle gewickelt und außerhalb der Dörfer oder Städte an Bäumen aufgehängt. Nach dem Glauben der Kolcher sollte zuerst die Erde ihren Teil an den Toten nehmen, bevor die Reste vergraben wurden. Der georgische Geograf Vakhoucht bestätigte im 18. Jahrhundert diesen Teil der Sage.

In Abchasien ist der Glaube an die Waldgöttin Mezıtha, die Verehrung alter Bäume, insbesondere von Eichen, seit der Antike schriftlich belegt und trotz Christianisierung im 6. Jahrhundert erhalten geblieben. Unweit jedes Dorfes gab es eine besondere Eiche, unter der Versammlungen abgehalten wurden. Vor Kriegen besuchte die Bevölkerung zuerst diesen Baum, band farbige Stoffstreifen an die Äste und an ihre Waffen und berührte mit den Breitseiten ihrer Schwerter den Baumstamm, während sie die Eiche um Hilfe bat.

Im Kaukasus und im Nordosten der Türkei kennt man betende Bäume.

Unter dem Bodhibaum erlangte Buddha die Erleuchtung.

Siehe auch

Literatur

  • Krenn Elisabeth: Heilige Haine im griechischen Altertum – Ursprung, Bedeutung und Funktion. Diplomarbeit Graz 1993
  • Verena Eggmann, Bernd Steiner: Baumzeit - Magien, Mythen und Mirakel. Neue Einsichten in Europas Baum- und Waldgeschichte, 1995, ISBN 3-85932-171-4
  • Elmar Woelm: Mythologie, Bedeutung und Wesen unserer Bäume, 2007, Monsenstein & Vannerdat, ISBN 978-386582-407-3

Weblinks


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