Viktorin von Münsterberg

Viktorin von Münsterberg

Viktorin von Münsterberg (auch: Viktorin von Podiebrad; tschechisch: Viktorin z Minstrberka; Viktorin z Poděbrad; * 29. Mai 1443 in Teschen; † 30. August 1500 ebenda) war Reichsfürst, Herzog von Münsterberg, Herzog von Troppau und Graf von Glatz.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Viktorin war der zweitgeborene Sohn des böhmischen Königs Georg von Podiebrad und seiner Frau Kunigunde von Sternberg. Da sein älterer Bruder Boček geistesschwach war, wurden Viktorin die Pflichten eines Erstgeborenen übertragen. 1463 heiratete er Margarete, Tochter des Hynek Ptáček von Pirkstein, die 1472 verstarb. Zwei Jahre später vermählte er sich mit Sophie, Tochter des Teschener Herzogs Boleslaw II. Nach deren Tod 1479 wurde 1480 Margarete Palaiologa von Montferrat († 1496) seine dritte Frau. Aus den Ehen entstammten die Töchter Johanna, Magdalena, Ursula, Apolonia und Anna sowie die Söhne Laurentius (Vavřinec) und Bartholomäus (Bartolomej), der ein bekannter Diplomat wurde.

Werdegang

Seit jungen Jahren stand Viktorin politisch auf der Seite seines Vaters. Dieser erreichte 1459 bei Kaiser Friedrich III. die Ernennung Viktorins zum Reichsfürsten. Der Kaiser bestätigte die Ernennung nochmals 1462 und erhob gleichzeitig auch Viktorins Brüder Heinrich d. Ä. und Heinrich d. J. zu Reichsfürsten. Georg seinerseits ernannte schon vorher diese drei Söhne zu Grafen von Glatz und belehnte sie mit der Grafschaft Glatz und dem Herzogtum Münsterberg. Diese Gebiete wurden bis zu Georgs Tod 1471 von den Brüdern gemeinsam regiert.

Als Teilnehmer am Feldzug gegen den ungarischen König Matthias Corvinus geriet Viktorin 1469 in Mähren in ungarische Gefangenschaft. Aus dieser wurde er erst nach zwei Jahren – nach einem geheimen Übertritt zum Katholizismus und gegen Zahlung einer großen Summe Lösegeld – entlassen. Danach gehörte er zunächst zu den Anhängern von Corvinus.

Nach Georgs Tod wurden dessen Besitzungen nach einem Erbteilungsplan von 1472 unter seinen Söhnen aufgeteilt. Viktorin erhielt Kolín und einen Anteil von Troppau, mit dem er bereits 1465 belehnt worden war. Später trat ihm sein Bruder Heinrich d. J. Pleß ab, das Viktorin an Kasimir II. von Teschen verkaufte. Auf Verlangen Corvins stimmte Viktorin 1485 einem Vertrag zu, mit dem er das Herzogtum Troppau gegen einige Schlösser in Slawonien tauschen musste. Teschen erhielt Corvins unehelicher Sohn Johann. Nach Corvins Tod 1490 machte sich Viktorin vergeblich Hoffnungen auf die Rückgabe von Troppau.

Obwohl die drei Brüder die Grafschaft Glatz bereits 1501 an ihren Schwager Ulrich von Hardeck (Hardeck) verkauften, behielten sie den Titel der Grafen von Glatz für sich und ihre Nachkommen bis zu ihrem Aussterben in männlicher Linie 1647 bei.

Viktorins Sohn Bartholomäus (*~1477) starb 1515 bei einem Schiffsunglück in der Donau bei Hainburg an der Donau. Mit ihm starb die Linie Viktorins in männlicher Linie aus.

Literatur

  • Ludwig Petry u. a. (Hrsg.): Geschichte Schlesiens, Bd. 1, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-6341-5, S. 210-231
  • Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3
  • Josef Frais: Jiří z Poděbrad, Třebíč 2006, ISBN 80-7268-382-9, S. 138-143

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