- Fürstentum Münsterberg
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Das in Niederschlesien gelegene Herzogtum Münsterberg wurde 1321 durch Bolko II. begründet. Sitz des Herzogtums war die Stadt Münsterberg, die 1234 erstmals erwähnt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Herrschaft der Piasten
Nach dem Tode des Breslauer Herzogs Heinrich IV. 1290 erbte Bolko I. von Jauer-Löwenberg u. a. die Städte Münsterberg und Frankenstein. Um 1300 erbaute er in Münsterberg eine Burg. Nach seinem Tode 1301 wurden seine Besitzungen unter seinen drei Söhnen aufgeteilt. Der jüngste Sohn, Bolko II., erhielt 1321 Münsterberg und nannte sich als erster Herzog von Münsterberg. Er war somit der Begründer der Münsterberger Herzogslinie und residierte auf der Burg. Nachdem er Ansprüche auf das Bistumsland geltend machte, kam es zu einem langjährigem Streit mit dem Bischof von Breslau. Dieser verhängte daraufhin mehrmals das Interdikt über das Herzogtum. Den Herzog belegte er mit dem Bann. Nach der Belagerung Frankensteins durch den mährischen Markgrafen und späteren Kaiser Karl IV. anerkannte Bolko II. am 29. August 1336 im Vertrag von Straubing die böhmische Lehenshoheit. Bolko II. starb 1341; er wurde in der Kirche des Klosters Heinrichau beigesetzt, das er zu seinen Lebzeiten stark gefördert hatte.
Bolkos Sohn Nikolaus war Herzog von Münsterberg bis 1358. Bereits im Todesjahr seines Vaters huldigte er 1341 dem böhmischen König Johann von Luxemburg und seinem Sohn Karl. Nikolaus Nachfolger Bolko III. starb 1410. Die nächsten Herzöge, die Brüder Heinrich († 1410) und Johann, regierten das Herzogtum bis 1420 gemeinsam, danach Herzog Johann allein. Er starb am 27. Dezember 1428 bei der Schlacht von Altwilmsdorf, die er gegen gegen die Hussiten anführte. Mit ihm erlosch die Linie der piastischen Herzöge von Münsterberg.
Böhmische Herrschaft
Mit dem Tode des Herzogs Johann fiel das Herzogtum Münsterberg als erledigten Lehen an den böhmischen König Sigismund. Dieser verpfändete es 1429 an Puta d. J. von Častolowitz. Nach dessen Tode 1434 behielt seine Witwe Anna von Kolditz die Pfandbriefe. Trotzdem setzten sich die Münsterberger Stände für Eufemie, verh. von Öttingen, ein, die eine Nichte des letzten Piasten Johann von Münsterberg war. Sie erlangte Münsterberg 1435, verzichtete jedoch schon ein Jahr später wegen der anhaltenden Streitigkeiten. Obwohl Anna von Kolditz ihre Besitzungen und die Pfandrechte 1440 an Hynek Kruschina von Lichtenburg verkaufte, den sie kurz darauf ehelichte, kam es erneut zu Nachfolgestreitigkeiten mit dem Münsterberger Ständen, die von mehreren schlesischen Fürsten unterstützt wurden. Um seinen Ansprüchen auf Münsterberg Nachdruck zu verleihen, plünderte Hynek Kruschina 1442 das Kloster Heinrichau, das mit der ständischen Opposition besonders verbunden war. Nach langen Verhandlungen wählten die Münsterberger Stände am 25. April 1443 den Troppauer Herzog Wilhelm zu ihrem neuen Landesherrn. Seine Ansprüche auf Münsterberg wurden doppelt begründet: Er war der Sohn des Přemysliden Přemko von Troppau und der Katharina, die eine Schwester des letzten Münsterberger Piasten Johann († 1428) war. Zudem vermählte er sich kurz zuvor mit Salome, einer Tochter des verstorbenen Puta d. J. von Častolowitz. Wilhelm verbündete sich mit dem Breslauer Bischof und den schlesischen Fürsten, die gegen Hynek Kruschina kämpften, so dass diesem die Ansprüche auf Münsterberg weiterhin verwehrt wurden. Obwohl Kruschina auf die Ansprüche rechtlich nicht verzichtet hatte, wurden die Streitigkeiten zwischen Wilhelm und Kruschina 1444 beigelegt.
Nach Wilhelms Tod 1452 ging das Herzogtum Münsterberg an dessen Bruder Ernst über, der es 1456 an den böhmischen König Georg von Podiebrad verkaufte. Er vererbte seine Besitzungen 1472 an seine Söhne Viktorin, Heinrich d. Ä. und Heinrich d. J. Das Herzogtum Münsterberg erbte Heinrich d. Ä., der mit Ursula von Brandenburg, einer Tochter des Kurfürsten Albrecht Achilles verheiratet war. Dieser erhielt auch Frankenstein, die Grafschaft Glatz, die Herrschaft Hummel und die Herrschaft Nachod sowie die ehemaligen ostböhmischen Besitzungen des Puta d. J. von Častolowitz. 1488 errichtete er in Münsterberg ein Schloss; 1495 erwarb er das Herzogtum Oels. Er residierte in Glatz, wo er 1498 starb.
Ihm folgten in gemeinschaftlicher Regierung die Söhne Albrecht, Georg und Karl. Dieser verlegte 1530 die Residenz nach Frankenstein, wo er sechs Jahre später starb und in der Pfarrkirche beigesetzt wurde. Seine Söhne Joachim, Heinrich, Johann und Georg unterstützten die Reformation und regierten gemeinsam bis 1542. In diesem Jahre verpfändeten sie das verschuldete Herzogtum an ihren Onkel Herzog Friedrich II. von Liegnitz († 1547). Nach dessen Tod fiel das Herzogtum vermutlich als erledigtes Lehen an den böhmischen König Ferdinand I. zurück und gehörte 1552-1559 als Pfandherrschaft der Königin Isabella von Ungarn. 1559 gelangte das Herzogtum in den Besitz des Herzogs Johann von Oels, eines Sohnes von Karl. I. von Münsterberg, und damit wieder an das Haus Podiebrad.
Nachdem Johanns Nachfolger Karl Christoph 1569 kinderlos starb, fiel Münsterberg an die Krone Böhmen zurück. Wegen seine Verdienste um das Haus Habsburg übertrug König Ferdinand III. das Herzogtum 1654 erb- und eigentümlich dem Reichsfürsten Weikhard von Auersperg.
Preußische Herrschaft
Nach dem Ersten Schlesischen Krieg und dem staatsrechtlichen Übergang Schlesiens 1742 an Preußen behielten die Auersperg ihre Besitzungen, die in eine Standesherrschaft umgewandelt wurden. 1791 veräußerte Fürst Karl Joseph Anton von Auersperg den Besitz an den preußischen König Wilhelm II.
Herzöge von Münsterberg
- 1301–1341 Bolko II. († 1341), Sohn Bolkos I.
- 1341–1351 Nikolaus der Kleine († 1358), Sohn Bolkos II.
- 1351–1410 Bolko III. († 1410), Sohn Nikolaus des Kleinen
- 1410–1420 Heinrich II. († 1420), Sohn Bolkos III.
- 1410-1428 Johann I. † 1428, Sohn Bolkos III.
Das Herzogtum fiel als erledigtes Lehen an den böhmischen König Sigismund.
- 1429–1434 Puta d. J. von Častolowitz († 1434)
- 1435–1436 Euphemia († 1447), Schwester Johanns I., verh. von Oettingen, verzichtete wegen der anhaltenden Streitigkeiten
- 1437–1440 Anna († 1467), Witwe des Puta d. J. von Častolowitz
- 1440–1443 Hynek Kruschina von Lichtenburg († 1454), erwarb die Pfandbriefe der verwitweten Anna, die er im selben Jahr heiratete
- 1443–1452 Wilhelm († 1452), Sohn des Přemysliden Přemko von Troppau und der Katharina, einer Schwester des letzten Münsterberger Piasten Johann († 1428).
- 1452–1456 Ernst († 1464), Bruder von Wilhelm; verkaufte Münsterberg 1456 an den böhmischen König Georg von Podiebrad.
- 1456–1462 Georg von Podiebrad († 1471)
- 1462–1498 Heinrich d. Ä. († 1498), Sohn des Georg von Podiebrad, Reichsfürst, Graf von Glatz, ab 1495 auch Herzog von Oels, gemeinsam mit:
- 1462–1471 Viktorin von Münsterberg († 1500)
- 1462–1471 Heinrich d. J. († 1492)
- 1498–1536 Karl I. Podiebrad († 1536), Sohn Heinrichs d. Ä., Graf von Glatz; gemeinsam mit:
- 1498–1502 Georg von Podiebrad († 1502), Sohn Heinrichs d. Ä., Herzog von Oels, Graf von Glatz
- 1498–1511 Albrecht von Podiebrad († 1511), Sohn Heinrichs d. Ä., Graf von Glatz
- 1536–1542 Joachim, Heinrich II., Johann und Georg von Podiebrad, Söhne Karls I., verpfändeten Münsterberg an ihren Onkel:
- 1542–1547 Friedrich II. von Liegnitz († 1547)
- 1547–1552 Ferdinand I.
- 1552–1559 Isabelle von Ungarn
- 1559–1569 Johann von Oels und Münsterberg, Sohn Karls I.
- 1569-1654 durch Heimfall an den König von Böhmen
- 1654-1677 Johann Weikhard von Auersperg
- 1677-1705 Ferdinand Franz von Auersperg, Sohn des Johann Weikhard
- 1705-1713 Franz Karl von Auersperg, Bruder des Ferdinand Franz
- 1713-1783 Heinrich Josef Johann von Auersperg, Sohn des Franz Karl
- 1783-1791 Karl Josef von Auersperg
- 1791 Verkauf an die preußischen Hohenzollern
- 1795 Verkauf an Ludwig Wilhelm von Schlabrendorf
Sonstige Personen
- Margarethe von Münsterberg (1473–1530), schlesische Prinzessin aus dem Haus Münsterberg und durch Heirat mit Fürst Ernst von Anhalt (1474 - 1516) Fürstin von Anhalt
Literatur
- Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 95-99 und 320-324
- Historische Kommission für Schlesien (Hg.): Geschichte Schlesiens, Bd. 1, Sigmaringen 1988, ISBN 3-7995-6341-5
- Jan Urban: Lichtenburkové. Praha 2003, ISBN 80-7106-579-X, S. 290–320
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