- Vindolanda
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Vindolanda war ein römisches Auxiliar-Kastell in Nordengland, direkt südlich des Hadrianswalls. Seine Aufgabe war die Bewachung der Straße, die vom Fluss Tyne zum Solway Firth führte und heute als Stanegate bekannt ist.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Garnison von Vindolanda bestand nicht aus regulären Einheiten römischer Legionen, sondern aus Hilfstruppen (Infanterie oder Kavallerie). Das Kastell wurde um 122 n. Chr. aus Holz und Grasnarben errichtet, mehrfach repariert und neu gebaut. Nachdem es später offensichtlich eine Zeit lang verlassen lag, weil die Garnison in ein Kastell am Hadrianswall selbst (vermutlich Housesteads Fort) verlegt worden war, wurde ein neues Kastell aus Stein an fast der gleichen Stelle errichtet. Dieses Kastell und die Siedlung (vicus), die sich daran angrenzend bildete, existierten bis zum Ende der Römerzeit in Britannien im Jahr 410. Verstreute Fundstücke deuten eine Siedlung und wohl auch eine frühe christliche Kirche bis weit ins 5. Jahrhundert an.
Ausgrabungen finden in Vindolanda jeden Sommer statt, und einige der archäologischen Funde kommen aus einer Tiefe von 6 Metern. Die anaeroben Bedingungen in dieser Tiefe haben Tausende von Artefakten erhalten, die sich normalerweise im Boden zersetzen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, ein besseres Verständnis des militärischen und zivilen Lebens in der Römerzeit an der Nordgrenze Englands zu gewinnen.
Die Schreibtafeln von Vindolanda
Vindolanda ist bekannt für die dort gefundenen Fragmente halb verbrannter hölzerner Schreibtafeln, die mit Tinte beschrieben sind und Nachrichten von und an Mitglieder der Garnison, ihrer Familien und Sklaven enthalten. Zum Beispiel gibt es einen berühmten Brief aus der Zeit um 100 n. Chr. von einer Sulpicia Lepidena, der Ehefrau des Kommandanten eines nahegelegenen Kastells, an Claudia Severa, die Ehefrau des Kommandanten von Vindolanda, in dem letztere zu einer Geburtstagsfeier eingeladen wird.
Das für die Archäologie bedeutendste Schriftstück ist der Stärkebericht der ersten Tungrer-Kohorte. Er gibt einen Einblick in den Alltag einer römischen Auxiliareinheit. So wird berichtet, dass 46 Soldaten dem Legaten Ferox als singulares überstellt wurden. Das Cognomen Ferox ist nicht sehr häufig. Es müsste sich entweder um einen legatus augusti pro praetore (Provinzstatthalter) oder einen legatus legionis (Legionskommandant) handeln, dem ein Teil der singulares (Elitetruppe oder Leibwache) überstellt wurde. Zwei Konsuln der fraglichen Zeit tragen den Beinamen: Cn. Pompeius Ferox Licianus (suff. 98) und Ti. Iulius Ferox (suff. 99?), der in einem der Plinius - Briefe an Kaiser Trajan vor 110 erwähnt wird. Interessanter an dem Dokument ist jedoch die Schilderung der Aufenthaltsorte und der damit zusammenhängenden Aktivitäten der Soldaten in einer wahrscheinlichen Friedenszeit, wie auch die geringe Zahl der Verwundeten nahelegt. Es zeigt sich, dass nicht einmal die Hälfte der Soldaten im Lager anwesend ist, vor allem befindet sich unter den 265 zum Dienst bereiten Soldaten nur ein einziger Centurio. Die Gesamtstärke der Einheit wird mit 752 angegeben, darunter ebenfalls nur 6 Centurionen. Es wird vermutet, dass man gerade dabei war, die Einheit von einer cohors quingennaria (500 Mann starke Kohorte) zu einer cohors milliaria (1000 Mann) zu erweitern. Eine andere Auslegung stellt das klassische Geschichtsbild der ein Kastell- eine Einheit - Theorie in Frage[1].
Literatur
- Alan K. Bowman: Life and letters on the Roman frontier: Vindolanda and its people. British Museum Press, London 1998, ISBN 0415920248.
- Robin Birley: Vindolanda: A Roman frontier post on Hadrian's Wall. Thames and Hudson, London 1977, ISBN 0500390142.
- Anthony Birley: Garrison life at vindolanda. A band of brothers (2002) ISBN 0-7524-1950-1
Einzelnachweise
- ↑ A. K. Bowman/ J. D. Thomas: The Vindolanda Writing Tablets. (Tabulae Vindolandenses II) London 1994. S. 93; A. K. Bowman, Life and Letters on the Roman Frontier. Vindolanda and its People (London 1994). S. 23.
Weblinks
- Homepage des Vindolanda Trust (englisch, Infos, Fotos, Fundstücke)
- Vindolanda Tablets Online (englisch, alle Schreibtafeln digitalisiert und zugänglich)
- Björn Onken: Wirtschaft an der Grenze. Studien zum Wirtschaftsleben in römischen Militärlagern im Norden Britanniens (Uni-Dissertation 2004, Kurzfassung - Vollversion auch als PDF-Datei abrufbar)
- Kai Brodersen:: Bier für die Landser auf Spiegel Online vom 27. Januar 2009
54.991388888889-2.3602777777778Koordinaten: 54° 59′ 29″ N, 2° 21′ 37″ W
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