Vologaeses IV.

Vologaeses IV.

Vologaeses IV. (* vor 147; † 191 oder 192) war von 147 oder 148 bis zu seinem Tod König der Parther.[1] In älteren (und noch in einigen neueren) Darstellungen wird für diese Zeit oft als König Vologaeses III. angegeben, was aber falsch ist und der teils problematischen Chronologie der Arsakiden geschuldet ist.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vologaeses war der Sohn Mithridates’ IV. Nachdem der römische Kaiser Trajan Teile des Partherreiches erobert hatte (114–117), die allerdings von seinem Nachfolger Hadrian weitgehend wieder aufgegeben werden mussten, war es vor allem Vologaeses IV., der das Reich wiederherstellte. Er vereinigte das Partherreich, das zwischen seinem Vater und Vologaeses III. aufgeteilt worden war, und eroberte auch kleinere Provinzen, wie die Charakene, die vorher anscheinend eine gewisse Selbstständigkeit besessen hatten.

Ab 155 sind Konflikte mit den Römern bezeugt, wobei es wie so oft um Armenien ging. 161 nutzten die Parther die Gelegenheit und griffen römisches Territorium direkt an.[3] Nach ersten Erfolgen, wobei Armenien besetzt und ein römisches Heer bei Elegeia am Euphrat vernichtet wurde, gingen die Römer unter dem Mitkaiser Lucius Verus jedoch in die Gegenoffensive. Die römische Armee eroberte Armenien und drang schließlich bis nach Ktesiphon vor, welches 165 auch gestürmt wurde. Vologaeses IV. war daraufhin gezwungen, Teile der umstrittenen Grenzzone den Römern zu überlassen (darunter auch Karrhai und Nisibis). Von Babylonien breitete sich damals die Antoninische Pest aus, die von den zurückkehrenden römischen Truppen bald im ganzen Imperium Romanum verbreitet wurde.

Aus den Quellen ist nicht ersichtlich, ob anschließend ein formeller Friedensvertrag geschlossen wurde, doch blieb es für den Rest von Vologaeses’ Regierungszeit, in der es offenbar auch zu keinen erwähnenswerten inneren Unruhen kam, an der römisch-parthischen Grenze ruhig.

Literatur

Quellen

Sekundärliteratur

  • Anthony R. Birley: Mark Aurel, 2. Aufl., München 1977, S. 218ff.
  • Malcolm A.R. Colledge: The Parthians, Thames and Hudson, London 1967, S. 53, 167f.
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien, Albatros Verlag, Düsseldorf 2005, S. 170.

Anmerkungen

  1. Die Datierung ist schwankend, da die Quellenbelege nicht eindeutig sind, vgl. Klaus Schippmann: Balāš IV, in: Encyclopedia Iranica.
  2. Vgl. die Stammtafel bei Wiesehöfer, Das antike Persien, S. 409 sowie Klaus Schippmann: The Arsacid Dynasty, in: Encyclopedia Iranica.
  3. Zum Partherkrieg vgl. Birley, Mark Aurel, S. 218ff.


Vorgänger Amt Nachfolger
Vologaeses III. König des Partherreiches
147/48–191/92
Vologaeses V.

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