- A. Schaaffhausen'scher Bankverein
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Der A. Schaaffhausen’sche Bankverein war eine Bank mit Sitz in Köln und die erste als Aktiengesellschaft bzw. überhaupt als juristische Person organisierte Privatbank in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der "A. Schaaffhausen'sche Bankverein" ist auf das 1791 gegründete Handelshaus "Abraham Schaaffhausen" zurückzuführen, das neben Handels-, Speditions- und Immobiliengeschäften auch Bankgeschäfte betrieb. Inhaber war Abraham Schaaffhausen, der mit seiner Bank eine der ersten und wichtigsten Finanzquellen für die wachsende rheinisch-westfälische Schwerindustrie war[1]. Diese Privatbank gehörte zu den ersten Geldinstituten, die den Aufbau der Montangesellschaften im Ruhrgebiet finanzierten[2]. Zum eigentlichen Kern des Unternehmens wurde ab 1807 das Immobiliengeschäft, durch das später die Krise des Bankvereins ausgelöst werden sollte. Als Abraham Schaaffhausen 1815 davon erfuhr, dass das Rheinland durch den Wiener Kongress Preußen zugeschlagen wurde, soll er entsetzt ausgerufen haben: "Jesses Maria, do hierode mer äver en ärm Familich !" ("Ach jeh, da heiraten wir aber eine arme Familie".)[3]. Spätestens seit 1837 gehörte die Bank zu den wichtigsten Finanzierern der Industrie. Sie finanzierte zu dieser Zeit etwa 170 Fabriken, darunter Unternehmen wie Krupp, Hoesch, die Gutehoffnungshütte oder den Eschweiler Bergwerks-Verein. Der Bankverein war neben Oppenheim und Herstatt maßgeblich beteiligt an der durch Fusion am 9. Juni 1837 zustande gekommenen Gründung der Rheinische Eisenbahngesellschaft AG. Auch die Investitionsfinanzierungen bei Eberhard Hoesch & Söhne zur Errichtung des Schienenwalzwerks in Düren-Lendersdorf 1836 stammen wohl vom Bankverein[4]. Zu den Gründungsbanken der "Kölnischen Feuer-Versicherungsgesellschaft" (später "COLONIA Versicherung") gehörte am 16. Juli 1839 wiederum Schaaffhausen. Ebenso war sie in Infrastrukturprojekten engagiert, beispielsweise in die Finanzierung der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft 1843.
Der Namensgeber Abraham Schaaffhausen erlebt die rasante Entwicklung seiner Bank nicht mehr. Er altert zusehends und möchte die Leitung seines Unternehmens in die Hände der jüngeren Generation legen. Sein Schwiegersohn Ludwig Mertens übernimmt 1816 zunächst die Leitung, dann wird er 1820 Hauptteilhaber der Bank. Es folgte Wilhelm Ludwig Deichmann, der 1818 Lehrling in dieser Bank gewesen war. Deichmann war - wie sein Vorgänger Mertens - verheiratet mit einer der Töchter Schaaffhausens und führte das Bankhaus über seine große Krise im Jahre 1848 hinaus bis 1857.
Krise
Im Rahmen der politischen und wirtschaftlichen Krise des Jahres 1848 sah sich die Bank im März 1848 mit einem schweren Liquiditätsengpass insbesondere als Folge von zu lebhafter Immobilienspekulation konfrontiert[5]. Dadurch gerieten die Einlagen vieler Kunden in Gefahr, als am 29. März 1848 die Bank ihre Zahlungen einstellte. So war der Schaaffhausen'sche Bankverein auch Hausbank vom Kölner Industriellen Johann Jakob Langen, der hier hohe Guthaben unterhielt. Langen war einer der größten Gläubiger der Bank (im März 1845 hatte er dort 145.000 Taler angelegt). Mindestens 170 weitere größere Unternehmer des Rheinlands hatten damals ihre Gelder im wesentlichen bei Schaaffhausen deponiert - eine Katastrophe für die regionale Wirtschaft. Die Familienchronik Langen überliefert, dass die Bank den Auftrag hatte, am 25. März 1848 die Summe von 20.000 Talern als Zollzahlung des Unternehmens "Langen & Söhne" für importierten Rohrzucker weiterzuleiten. Im allerletzten Moment soll es Langen gelungen sein, hierfür einen Wechsel bei der Kgl. Bankfiliale diskontiert zu bekommen. Da die Bank gleichzeitig ein wichtiger Kreditgeber der rheinischen Industrie war, entschlossen sich Kölner Bankiers und Kaufleute zu einer Rettungsaktion, die von der preußischen Regierung unterstützt wurde[6]. Ende April 1848 war die preußische Regierung unter gewissen Voraussetzungen bereit, die Privatbank durch Umgründung in eine Aktiengesellschaft zu retten. Mit Hilfe von Staatsgarantien [7], die auf Anraten des preußischen Finanzministers und späteren Gründers der Disconto-Gesellschaft, David Hansemann, gewährt wurden, kam es zur Rettung der Bank durch andere Bankiers unter Führung von Gustav Mevissen. Zu diesem Zweck genehmigte die preußische Regierung erstmals eine Bank in Form einer Aktiengesellschaft – die "Aktiengesellschaft A. Schaaffhausen’schen Bankverein zu Köln". Im April 1848 bildet Mevissen zusammen mit Hansemann und Abraham Oppenheim ein "Krisenmanagement". Der preußische Staat übernahm die Garantie für einen Teil der neuen 8 Mill. Taler Schaaffhausen-Aktien. Als am 28. August 1848 schließlich die AG gegründet wurde, übernahm Langen sofort das Mandat als Mitglied des Verwaltungsrats und hatte zwischen 1852 und 1857 sogar den Vorsitz inne. Nach Umwandlung wurden die Immobilien aus dem Nachlass Abraham Schaaffhausens als Aktiva in die Bank eingebracht, wodurch der Bankverein auch Eigentümer des Lustschlösschens Morsbroich wurde. Diese Maßnahme hatte zur Erhöhung ihres Eigenkapitals beigetragen.
Überwindung der Krise
Die Rettung der Bank konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Zwischen 1848 und 1859 wurden jährlich im Durchschnitt 6,25 % Dividenden aus Gewinnen ausgeschüttet. Bereits 1852 konnte die Bank die Staatshilfen wieder vollständig zurückführen. Zwischen 1852 und 1858 wandelte Schaaffhausen zahlreiche Unternehmen in Aktiengesellschaften um, so die "Bank für Handel und Industrie" (1853), die "Kölnische Lebensversicherung Concordia" (1858) oder die "Cölnische Transportversicherungsgesellschaft Agrippina" (1858). Als 1852 in Eschweiler die Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb gegründet wurde, war das Kölner Bankhaus an dessen Kapital mit 1,1 Millionen Talern (70 % Prozent) beteiligt. Zwischen 1859 und 1862 erbaute der Architekt Hermann Otto Pflaume ein repräsentatives säulengestütztes Bankgebäude für die Bank auf der heutigen Bankenmeile "Unter Sachsenhausen", wo er auch zahlreiche weitere Prunkbauten errichtete. Am 8. November 1871 erteilte der niederländische König Wilhelm III. einem Konsortium, dem auch der Schaafhausen'sche Bankverein angehörte, die Konzession zur Gründung der "Amsterdamer Bank". 1891 gab der A. Schaaffhausensche Bankverein junge Aktien zur Erhöhung seines damaligen Kapitals von 36 auf 48 Millionen Mark aus, damit wurde dem rasanten Wachstum der Bank Rechnung getragen. Unter Führung des A. Schaaffhausen'schen Bankvereins kam es 1894 zur Gründung der "Rheinisch-Westfälische Boden-Credit-Bank" durch Banken und Industrielle.
Bis zur Jahrhundertwende war der A. Schaaffhausen’sche Bankverein zentral organisiert, außer Köln und Berlin existierten keine Niederlassungen. Die Konkurrenz durch andere Regionalbanken im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, vor allem der Essener Credit-Anstalt und der Bergisch-Märkischen Bank, veranlassten Schaaffhausen, ebenfalls ein Filialnetz aufzubauen. 1901 wurde eine erste Filiale in Essen errichtet, eine zweite Filiale folgte 1902 in Düsseldorf. 1904 übernahm der Bankverein die Westdeutsche Bank, vorm. Jonas Cahn in Bonn und damit auch deren Geschäftsstellen in Bonn, Duisburg, Krefeld, Neuss, Rheydt, Ruhrort und Viersen, die als Filialen weitergeführt wurden. 1910 wurde die Filiale in Berlin eröffnet, 1912 verfügte Schaaffhausen insgesamt über elf Zweigniederlassungen, die außer Berlin alle in der Rheinprovinz lagen.
Zwischen 1904 und 1909 war der Bankverein über eine Interessengemeinschaft mit der Dresdner Bank verbunden. Im Jahre 1906 kommt es zur Gründung der Deutsch-Südamerikanischen Bank, Berlin (heute Dresdner Bank Lateinamerika AG, Hamburg), unter Führung der Dresdner Bank gemeinsam mit dem A. Schaaffhausen'schen Bankverein und der Nationalbank für Deutschland. 1913 war der Schaaffhausen’sche Bankverein die größte deutsche Regionalbank und verfügte über zahlreiche Industriebeteiligungen.
1914 wurde der Bankverein durch die Disconto-Gesellschaft übernommen, blieb aber als eigenständiges Kreditinstitut bis 1929 bestehen. Erst im Rahmen der Fusion der Disconto-Gesellschaft mit der Deutschen Bank 1929 wurde der Bankverein auf die Disconto-Gesellschaft verschmolzen und gelangte so zum Deutsche-Bank-Konzern.
Persönlichkeiten
Bekannte Bankiers des Bankvereins waren:
- Joseph Ludwig „Louis“ Mertens Vorstand und Teilhaber 1816 bis 1830
- Wilhelm Ludwig Deichmann Vorstand 1830 bis 1857
- Gustav Mevissen (Vorstand von 1848 bis 1857)
- Karl Mathy (Direktor von 1854 bis 1855)
- Carl Klönne (Vorstand von 1879 bis 1900)
- Ernst Friedrich Wilhelm Koenigs (Direktor von 1871 bis 1896)
- Hermann Fischer (Vorstand von 1912 bis 1919)
Einzelnachweise
- ↑ Carsten Burhop, "Die Kreditbanken in der Gründerzeit", 2004, S. 80, ISBN 3515084134, virtuell zu finden in "Google-Buchsuche"
- ↑ Historische Gesellschaft der Deutschen Bank AG
- ↑ Stadtchronik Bonn, S. 5
- ↑ Krüger, "Kölner Bankhäuser", S. 39, 54, 65f.
- ↑ Peter Fuchs, "Chronik zur Geschichte der Stadt Köln, Köln 1991, S. 136, ISBN 3-7743--0261-8
- ↑ H. von Poschinger, "Bankwesen und Bankpolitik in Preußen, Berlin 1878", S. 243
- ↑ Preußen übernahm für zehn Jahre eine Dividendengarantie für die Hälfte des Grundkapitals. Hierfür erhielt der Staat ein Mitbestimmungsrecht in der Leitung der Bank.
Literatur
- Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd.2 Von der Reformära bis zur industriellen und politischen Deutschen Doppelrevolution 1815-1845/49. München, 1989.
Weblinks
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