- Völkermord an den Chinesen Indonesiens
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Der Völkermord an den Chinesen Indonesiens fand nach der Machtergreifung Suhartos 1965 statt.
Der Genozid an den Chinesen Indonesiens lief parallel zu einem Politizid an den Kommunisten Indonesiens. Die Regierung ermordete zuerst die Parteikader der Kommunistischen Partei und ermunterte den Mob sich zu beteiligen.
Die Zahl der ermordeten Kommunisten und Chinesen ist nur schwer zu ermitteln. Schätzungen reichen von 78.500 bis zu 1.000.000 Menschen. 1976 wurde eine amtliche Schätzung über 450.000 bis 500.000 Opfer publiziert.
Diskriminierungen
Nach der Erlangung der Unabhängigkeit Indonesiens 1946 wurden viele Chinesen außer Landes gedrängt. Die Regierung verbannte Chinesen ohne indonesische Staatsbürgerschaft aus kleinen Orten und beraubte zehntausende ihrer Lebensgrundlage. Präsident Sukarno wollte damit den "Pribumi" (den Einheimischen Indonesiern) die Kontrolle über den Handel in den Dörfern verschaffen. Nach der Machtergreifung Suhartos und der Hetze und den Morden an mutmaßlichen Kommunisten (zu denen die Chinesen oft beschuldigt wurden, dazuzugehören) zwischen 1965 und 1967 verkündete Suharto einen Präsidialerlass über "Die Politik zur Lösung des chinesischen Problems" und einen weiteren zu Religion, Glauben und chinesischen Gebräuchen.
Chinesischsprachige Schulen wurden geschlossen, Kulturvereinigungen wurden aufgelöst, der Verkauf chinesischsprachiger Bücher und Zeitschriften, sogar die Verwendung chinesischer Schriftzeichen in Kalendern, bei Firmenzeichen oder an Geschäften wurde verboten. Eine einzige staatlich kontrollierte chinesischsprachige Tageszeitung wurde erlaubt. Die Indonesierung chinesischer Namen wurde massiv vorangetrieben. Merkmale kultureller Identität wie z.B. die Feier des chinesischen Neujahrsfestes wurden verboten bzw. in private Haushalte verbannt. Die Ausweise vieler ethnischer Chinesen unterscheiden sich anhand eines speziellen Codes von denen der "Pribumi". Im Februar 1998 räumte sogar ein Vertreter des indonesischen Verteidigungsministeriums ein, ethnische Chinesen sähen sich Schwierigkeiten ausgesetzt, wenn sie als Beamte oder beim Militär Karriere machen wollten, und würden zudem beim Zutritt zu staatlichen Universitäten benachteiligt.
Die Überarbeitung der diskriminierenden Gesetze wurde am 16. September 1998 von dem damaligen Präsidenten Habibie in einem Erlass angeordnet.
Im Jahre 1998 kam es infolge der Asienkrise erneut zu Pogromen gegen Chinesen in Indonesien.
Siehe auch
Literatur
- Jochen Hippler, Nasr Hamid Abu Zaid, Amr Hamzawy: Krieg, Repression, Terrorismus. Politische Gewalt und Zivilisation in westlichen und muslimischen Gesellschaften. ifa, Stuttgart 2006, S. 55-58 (Rezension von I. Küpeli)
- J.L. Holzgrefe / Robert O. Keohane: Humanitarian Intervention: Ethical, Legal and Political Dilemmas. Cambridge 2003, ISBN 052152928X, S. 47
- Mark Levene, Penny Roberts: The Massacre in History. 1999, ISBN 1571819355, S. 247-251
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