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Die Wilhelm-Foerster-Sternwarte befindet sich auf dem Insulaner, einem Trümmerberg im Berliner Ortsteil Schöneberg, Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Die geografischen Koordinaten sind 52° 27′ 27″ N, 13° 21′ 5″ O52.457513.351388888889Koordinaten: 52° 27′ 27″ N, 13° 21′ 5″ O. Sie liegt 78,40 Meter über Normalnull.
Am Fuße des Insulaners, am Munsterdamm 90, befinden sich das Zeiss-Planetarium und die Bibliothek. Alle Einrichtungen sind im Verein „Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V.“ zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Sternwarte
Die Geschichte der Sternwarte ist nachzulesen in einer Ausstellung im Planetarium am Insulaner.
Gründung und Aufbaujahre (1940–1960)
Am 15. Oktober 1947 gründeten Hans Mühle und Hans Rechlin das Wilhelm-Foerster-Institut (Sternwarte Berlin-Süd). Als offizielle Gründung gilt die Erteilung des Gewerbescheins durch die Alliierte Kommandantur. Die Namensgebung „Wilhelm-Foerster-Institut“ geht zurück auf Richard Sommer. Er war ein Schüler von Wilhelm Foerster und langjähriger Leiter des Planetariums am Bahnhof Zoo und der Archenhold-Sternwarte.
Der erste Standort der Sternwarte war das Kasino des ehemaligen Generalkommandos in der Ruine Papestraße 2 in Berlin-Schöneberg. Nach dem Abtragen der Trümmer konnte die Halbruine mit einem Vortragsraum für etwa 40 Personen, ein Büro mit Bibliothek, einer Werkstatt, einem Fotolabor und zwei Beobachtungsplattformen ausgestattet werden. Bald wurden die ersten Schulklassen mit Vorträgen und Führungen betreut. Beobachtet wurde mit selbstgebauten 7- und 8-Zoll-Fernrohren.
Im Oktober 1949 wurde die astronomische Arbeitsgemeinschaft der Archenhold-Sternwarte und die Astronomiekurse der Volkshochschule Tempelhof ins Wilhelm-Foerster-Institut verlegt. Im Januar 1951 konnte der beschädigte URANIA-Refraktor, der sogenannte „Bamberg-Refraktor“ im zerstörten Uraniagebäude in der Invalidenstraße abgebaut und in die Papestraße gebracht werden.
Am 8. Juni 1953 wurde der jetzige Verein Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V. gegründet. Das Institut wurde dabei in den Verein überführt. 1955 wurde dort der 12-Zoll Bamberg-Refraktor aufgestellt, eine Generalüberholung durch die Firma Askania, Berlin-Mariendorf, erfolgte im Jahre 1962. Im November 1961 erfolgte die Grundsteinlegung der neuen Sternwarte auf dem Insulaner. Am 30. Januar 1963 fand die Eröffnung der Sternwarte in dem neuen Gebäude statt. Der Bamberg-Refraktor steht in der 11-Meter-Kuppel, in der 5-Meter-Kuppel der 6-Zoll-Schreiber-Refraktor und auf der Plattform ein 7-Zoll-Teleskop. Nach der Grundsteinlegung des Zeiss-Planetariums am 15. November 1963 erfolgte die Eröffnung am 16. Juni 1965. 1966 bekam der – liebevoll „Bambi“ genannte – Refraktor eine fahrbare Beobachtungstreppe. Die Treppe hat ein Gewicht von 718 kg und kostete 3344 DM.
1967 bis 1968 wurde der 6-Zoll-Doppelrefraktor mit Zeiss-B-Objektiv komplett neugebaut (frequenzgesteuerter Antrieb – später Umbau auf Schrittmotore).
Seit 1969 beheimatete die Sternwarte die Satellitenwarte der TU Berlin, von der aus u. a. auch mit dem am 17. Juli 1991 gestarteten TUBSAT-A Funkverbindung aufgenommen werden konnte.
Ausbau der Sternwarte (1970–1990)
1971 wurde ein 75-cm-Aluminiumspiegel mit 5780 mm Brennweite von der Sternwarte Mailand als Leihgabe übernommen. 1973 wurde das zerlegbare 75-cm-Spiegelteleskop vollständig aus Aluminium gebaut. Das gesamte Instrument hat ein Gewicht von nur 360 kg und ist transportabel. So kam es unter anderem bei einer Sonnenfinsternis-Exkursion am 30. Juni 1973 nach Mauretanien zum Einsatz.
Ab August 1972 begann auf dem Insulaner der Bau eines separaten Gebäudes mit einer 7-Meter-Kuppel. Am 9. November 1973 wurde der 75-cm-Spiegel anlässlich eines Besuchs von Bundespräsident Gustav Heinemann offiziell eingeweiht.
Ab 1982 wurde ein Spezial-Sonnenteleskop gebaut. Dieses befindet sich auf dem Dach des Planetariumsanbaus. Es dient der Projektion des Sonnenbildes an die Planetariumskuppel. 1988 wird das Instrument in Betrieb genommen.
Bei einem Brand am 10. Mai 1988 wurde das Kupferdach und die Bestuhlung der Planetariumskuppel zerstört. Die technische Einrichtung konnte in Sicherheit gebracht werden. Im November 1988 wurden die Reparaturarbeiten der Brandschäden abgeschlossen.
Am 15. Dezember 1990 fand die Übergabe des Ritchey-Chretin-Teleskop (RCT) statt. Im September 1996 begann eine Generalüberholung des Bamberg-Refraktors durch die Firma 4H-Jena-Engineering. Die Wiedereinweihung des restaurierten Refraktors erfolgte am 30. August 1997. Ein Kabelbrand vernichtete am 18. August 1996 die Bildverarbeitungsanlage in der Spiegelkuppel der Sternwarte.
Am 22. Oktober 1997 feierte die WFS ihr 50-jähriges Bestehen.
Instrumente
Viele der technischen Errungenschaften konnten auch durch die Unterstützung aus Lottomitteln gekauft bzw. repariert werden, die neben der Förderung durch das Land Berlin sowie den Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und Besuchergeldern einen wichtigen Teil der Finanzierung ausmacht.
Der Bamberg-Refraktor
Der Bamberg-Refraktor wurde 1889 von der Firma Carl Bamberg in Berlin-Friedenau für die Berliner Urania gebaut. Mit seiner Öffnung von 314 mm und einer Brennweite von 5000 mm war es zu dieser Zeit das größte Teleskop in Preußen. Das komplette Fernrohr mit seiner Montierung hat ein Gewicht von 4½ Tonnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Instrument zunächst in der Papestraße aufgestellt, bevor es 1963 in der 11-Meter-Kuppel der Sternwarte auf dem Insulaner untergebracht wurde.
Mit ihm wurden auch die Aufnahmen für den „Berliner Mond-Atlas“ gewonnen.
Der 6-Zoll-Doppelrefraktor
Der 6-Zoll-Doppelrefraktor befindet sich in der 5-Meter-Kuppel. Die Hauptrohre verfügen über ein 3-linsiges, apochromates Zeiss-B-Objektiv, sowie einem 2-linsigen Busch-Objektiv. Die Brennweite beträgt jeweils 2250 mm.
Parallel zum 6-Zoll-Doppelrefraktor ist ein 5-Zoll-Refraktor montiert. Dieser ist mit einem Halle-Lyot-Filter (0,5 und 0,7 Å Bandbreite) zur Sonnenbeobachtung im Licht der Wasserstoffspektrallinie ausgestattet.
Der 75-cm RCT-Spiegel
Das Ritchey-Chretin-Teleskop verfügt über eine freie Öffnung von 700 mm und einer variablen Brennweite von 5600 bis 10500 mm. Dieses Zeiss-Instrument ist rechnergesteuert und ist das lichtstärkste Teleskop in Berlin.
Veranstaltungen
Der Verein „Wilhelm-Foerster-Sternwarte e. V.“ soll die Astronomie in Berlin pflegen und fördern. Dabei ist es seine Aufgabe, astronomische Kenntnisse an Interessierte zu vermitteln.
Für das Publikum werden im regulären Führungsbetrieb Veranstaltungen für alle Altersgruppen angeboten. Von der Kindergarten- und Schulführung über Beobachtung von Sonne und hellen Objekten tagsüber und Präsentation des aktuellen Nachthimmels bis zu speziellen Themenführungen im Anschluss an die Planetariumsprogramme bietet sich dem Besucher ein breites Spektrum an benutzten Instrumenten und beobachteten Objekten.
Zu besonderen astronomischen Ereignissen wie Finsternissen oder Planetentransiten gibt es auch Gelegenheit, die Sternwarte zu nutzen. So konnte im Jahr 2004 der Venustransit beobachtet werden, ein Jahr zuvor war der Merkurtransit zu sehen.
Im Seminarraum werden auch Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und an speziellen Astronomiebereichen wie der Relativitätstheorie Interessierte angeboten.
Die Tätigkeiten im Rahmen der verschiedenen Arbeitsgruppen unfassen weite Teile der Astronomie.
WFS-Preis
Der WFS-Preis ist eine Auszeichnung der Wilhelm-Foerster-Sternwarte (WFS) für verdiente Amateurastronomen.
Er wurde bisher erst dreimal verliehen:
- 1989 an Adolf Voigt und Hans Giebler für die Erstellung des Berliner Mondatlas.
- 1990 an Martin Mayer für seine Arbeit auf dem Gebiet der astronomischen Volksbildung.
- 1995 an Wolfgang Lille für seine hervorragenden Sonnenbeobachtungen.
Weblinks
- Webseite des Vereins Wilhelm-Foerster-Sternwarte e.V. mit Informationen zum Programm der Sternwarte und des Planetariums
- Historie der WFS
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