- Walden
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Walden oder Leben in den Wäldern (Walden; or, Life in the Woods) ist ein Buch des US-amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau aus dem Jahr 1854.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
In Walden beschreibt Thoreau sein Leben in einer Blockhütte, die er sich 1845 in den Wäldern von Concord (Massachusetts) am See Walden Pond baute, um dort für mehr als zwei Jahre der industrialisierten Massengesellschaft der jungen USA den Rücken zu kehren. Nach eigener Aussage ging es ihm dabei jedoch nicht um eine naive Weltflucht, sondern um den Versuch, einen alternativen und ausgewogenen Lebensstil zu verwirklichen.
Das 1854 veröffentlichte Buch kann nicht als Roman im eigentlichen Sinne angesehen werden, vielmehr ist es eine Zusammenfassung und Ausformung seiner Tagebucheinträge, die er in den symbolischen Zyklus eines Jahres integriert und zusammenfasst. Dabei ist sein Stil geprägt von hoher Flexibilität und Sprachkunst, die die Übertragung in andere Sprachen oft erschwert hat.
Die achtzehn Kapitel des Buches sind unterschiedlichen Aspekten menschlichen Daseins gewidmet, so enthält es zum Beispiel Reflexionen über die Ökonomie, über die Einsamkeit, Betrachtungen über die Tiere des Waldes oder über die Lektüre klassischer literarischer Werke. Im März 1862, zwei Monate vor seinem Tod, bat Thoreau seine Verleger Ticknor & Fields, den Untertitel Life in the Woods in einer anstehenden Neuausgabe nicht mehr zu verwenden. Obwohl sie diesem Wunsch nachkamen, wurde er jedoch in späteren Ausgaben wieder eingesetzt.[1] Die Wirkung von Walden ist untrennbar mit der amerikanischen Geschichte verbunden. Es steht in der Tradition des amerikanischen Transzendentalismus (Thoreau war eng mit Nathaniel Hawthorne befreundet) und hat heute einen festen Platz unter den einflussreichsten Büchern der amerikanischen Literaturgeschichte.
In vor-marxistischer Zeit war es in vielen Arbeiterhaushalten zu finden, im 20. Jahrhundert inspirierte es dann die Naturschutzbewegung ebenso wie die 68er-Generation. Auch außerhalb der Vereinigten Staaten fand es breite Anerkennung, so berief sich beispielsweise Mahatma Gandhi mit seinem Ideal des gewaltfreien Widerstandes und seiner asketischen Lebensführung ausdrücklich auf Walden. Mit seiner Utopie bezieht sich auch Burrhus Frederic Skinner (Walden Two) zumindest vom Namen her auf Thoreau, während Rubén Ardila (Walden Tres) und Rolf Todesco (Walden III) sich praktisch nur auf Skinner beziehen.
Die Zeichnung der Blockhütte, welche als Vorlage für die Titelseite der Erstausgabe diente, stammte von Thoreaus Schwester Sophia.
Kapiteleinteilung
- Ökonomie
- Art und Zweck meines Lebens
- Lesen
- Laute
- Einsamkeit
- Gäste
- Das Bohnenfeld
- Das Dorf
- Die Seen
- Baker Farm
- Höhere Gesetze
- Nachbar Tier
- Der Kamin
- Frühere Bewohner und winterliche Gäste
- Tiere im Winter
- Der See im Winter
- Frühling
- Schluß
Zitate aus Walden
- „Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“
Im Film Der Club der toten Dichter wird das obenstehende Zitat als Eröffnungsspruch zu jeder „Sitzung“ des Clubs von allen Mitgliedern gemeinsam rezitiert.
- „Ich hatte drei Kalksteine auf meinem Pult liegen, fand aber zu meinem Entsetzen, dass sie tägliches Abstauben benötigten, während mein geistiger Hausrat noch unabgestaubt dastand, und voller Abscheu warf ich sie zum Fenster hinaus.“
- „Das eine wenigstens lernte ich bei meinem Experimente: Wenn jemand vertrauensvoll in der Richtung seiner Träume vorwärts schreitet und danach strebt, das Leben, das er sich einbildete, zu leben, so wird er Erfolge haben, von denen er sich in gewöhnlichen Stunden nichts träumen ließ. Er wird mancherlei hinter sich lassen, wird eine unsichtbare Grenze überschreiten. Neue, allgemeine und freiere Gesetze werden sich um ihn und in ihm bilden oder die alten werden ausgedehnt und zu seinen Gunsten in freierem Sinne ausgelegt werden.“
Übersetzungen
- Emma Emmerich, München 1897
- Wilhelm Nobbe, Jena 1905
- Franz Meyer, Berlin 1922
- Siegfried Lang, Zürich 1945
- Anneliese Dangel, Leipzig 1949
- Erika Ziha, Wien / München 1961 (Titel: Leben, ein unversuchtes Experiment)
- Fritz Güttinger, Zürich 1972
- Emma Emmerich und Tatjana Fischer, Zürich 1985
- Erika Ziha. Erg. und überarb. von Sophie Zeitz, München 1999
Ausgabe
- Walden oder Leben in den Wäldern. Diogenes, 22. Aufl. 2007, ISBN 978-3-257-20019-5
- Walden. Manesse-Verlag 2005, ISBN 978-3-7175-1440-4
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Anmerkung von Walter Harding in Walden – an Annotated Edition, Houghton Mifflin: Boston (1995)
Weblinks
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