Nathaniel Hawthorne

Nathaniel Hawthorne
Nathaniel Hawthorne

Nathaniel Hawthorne (* 4. Juli 1804 in Salem, Massachusetts; † 19. Mai 1864 in Plymouth, New Hampshire) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik. Mit seinen oft allegorischen Romanen und Kurzgeschichten erlangte er Weltgeltung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nathaniel Hawthorne entstammte einer alten Puritanerfamilie. Sein Ururgroßvater John Hathorne (erst Nathaniel fügte dem Familiennamen ein 'w' zu) war einer der Richter bei den berüchtigten Hexenprozessen von Salem 1692. Schon aus diesem Grund beschäftigte sich Hawthorne in seinen Romanen und Kurzgeschichten oft mit der Welt der Puritaner Neuenglands.

Hawthornes Geburtshaus in Salem, Massachusetts
Grab auf dem Sleepy Hollow Cemetery in Concord

Sein Vater fuhr zur See und starb im Jahre 1808 auf einem Schiff vor Suriname an Gelbfieber. Hawthorne wurde daher von seiner Mutter und deren Verwandten aufgezogen, die ihn vor der Welt behüteten. Da er schon als Kind durch seine erzählerische Begabung auffiel, wurde er auf eine Privatschule geschickt. Von 1821 bis 1824 studierte er am Bowdoin College in Maine, wurde in die akademische Verbindung Phi Beta Kappa aufgenommen und war dort mit dem Dichter Henry Wadsworth Longfellow und dem späteren Präsidenten Franklin Pierce befreundet. Seit 1825 war Hawthorne als Journalist tätig, und später war es ihm nach anfänglichem Misserfolg möglich, sein Brot als Schriftsteller zu verdienen, was in Amerika vor ihm bisher nur Washington Irving und James Fenimore Cooper gelungen war.

1840 geriet er in den Dunstkreis der Transzendentalisten von Concord und schloss Freundschaft mit Henry David Thoreau und Ralph Waldo Emerson. Mit der transzendentalistischen Schwärmerei konnte er allerdings wenig anfangen. 1841 verbrachte er ein halbes Jahr in der utopisch-sozialistischen Kommune Brook Farm. Das Scheitern des Experiments verarbeitete er später in dem Roman The Blithedale Romance. 1842 heiratete er die ebenfalls dem Transcendentalist Club zugehörige Malerin Sophia Peabody, mit der er bis zu seinem Tod eine glückliche Ehe führte und 3 Kinder hatte. 1850 schloss er eine kurzlebige Freundschaft mit Herman Melville, dem Hawthorne ein großes Vorbild war (Moby Dick ist Hawthorne gewidmet). Von dem Briefwechsel, den die beiden führten, sind nur die Briefe Melvilles an Hawthorne erhalten geblieben.

1852 schrieb er eine Wahlkampfbiographie für seinen Schulfreund Franklin Pierce, und als dieser ein Jahr später Präsident wurde, verschaffte er Hawthorne einen Posten als amerikanischer Konsul in Liverpool. Dort blieb Hawthorne vier Jahre, verbrachte weitere anderthalb Jahre mit seiner Familie in Italien, und kehrte schließlich nach Concord zurück. Auf dem Weg zu einem Erholungsurlaub in den White Mountains starb er am 19. Mai 1864 in Plymouth, New Hampshire. Am 23. Mai 1864 wurde er auf dem Sleepy Hollow Cemetery in Concord beigesetzt.

Werke

Hawthorne wird mit Herman Melville und Edgar Allan Poe zur 'dunklen' amerikanischen Romantik gezählt. Seine Romane und Kurzgeschichten sind von einem tiefen epistemologischen und metaphysischen Skeptizismus geprägt. Seine Themen sind oftmals die dunklen Seiten der Seele wie der Gesellschaft: Sünde, Schuld, Strafe, Intoleranz und Entfremdung. Schon zu Lebzeiten wurde Hawthorne als Begründer einer genuin amerikanischen Nationalliteratur kanonisiert. Auch heute gilt er als einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller, und kaum ein Collegestudent kommt an The Scarlet Letter vorbei.

Erstausgabe von The Scarlet Letter (1850)

Romane

  • Fanshawe, 1828
  • The Scarlet Letter, 1850, dt. „Der scharlachrote Buchstabe
  • The House of the Seven Gables, 1851, dt. „Das Haus mit den sieben Giebeln
  • The Blithedale Romance, 1852, dt. „Die Blithedale-Maskerade“ (auch „Ein tragischer Sommer“)
  • The Marble Faun, 1860, dt. „Der Marmorfaun“

Kurzgeschichten (Auswahl)

  • The Hollow of the Three Hills, 1830, dt. „Die Mulde unter den drei Hügeln
  • My Kinsman, Major Molineux, 1832
  • Mr. Higginbotham's Catastrophe, 1834, dt. „Mr. Higginbothams Katastrophe“
  • Young Goodman Brown, 1835, dt. „Der junge Nachbar Brown
  • Wakefield, 1835, dt. „Wakefield“
  • The Minister’s Black Veil, 1836, dt. „Des Pfarrers schwarzer Schleier
  • The May-Pole of Merry Mount, 1836, dt. „Der Maibaum von Merry Mount“
  • Dr. Heidegger’s Experiment, 1837, dt. „Dr. Heideggers Experiment“
  • David Swan, 1837, dt. „David Swan“
  • The Great Carbuncle, 1837, dt. „Der große Karfunkel“
  • Rappaccini’s Daughter, 1844, dt. „Rappaccinis Tochter“
  • Earth's Holocaust, 1844, dt. „Das Brandopfer der Erde“
  • The Artist of the Beautiful, 1844, dt. „Der Schöpfer des Schönen“
  • Mossses from the old Manse, 1846 Wiley & Putnam, New York, dt. „Das alte Pfarrhaus“ , übersetzt und mit einem Nachwort von Karl-Heinz Ott; Hoffmann und Campe, Hamburg 2011 ISBN 978-3-455-40319-0
  • Main-Street, 1849, dt. „Main-Street“
  • The Great Stone Face, 1850, dt. „Das steinerne Antlitz“ bzw. „Das grosse Steingesicht“ (übersetzt von Alice Sieben, Büchergilde Gutenberg 2007, ISBN 978-3-7632-5809-3)
  • Ethan Brand, 1850, dt. „Ethan Brand“
  • The Snow-Image. A Childish Miracle, 1850, dt. „Das Schneebild“
  • Twenty Days with Julian and Little Bunny, 1851, dt. übersetzt von und mit Anmerkungen versehen von Alexander Pechmann, Jung und Jung Verlag, Salzburg/Wien 2011 ISBN 978-3-902497-84-0
Deutsche Sammlungen der Kurzgeschichten
  • Der Garten des Bösen. Deutsch von Franz Blei. Maschler, Berlin o.J.
  • Der große Karfunkel. Phantastische Erzählungen. Deutsch von Günther Steinig. Safari, Berlin 1959
  • Erzählungen. Skizzen, Vorworte, Rezensionen. Deutsch von Hannelore Neves, Siegfried Schmitz und Hans-Joachim Lang. Winkler, München 1977, ISBN 3-538-05255-7
  • Des Pfarrers schwarzer Schleier: Unheimliche Geschichten. Deutsch von Vera Pagin. Winkler, München 1985. ISBN 3-538-06584-5

Literatur

  • Luise Sanders: Nationales Selbstverständnis in Historiographie und literarischer Fiktion. Nathaniel Hawthorne und das amerikanische Geschichtsbild seiner Zeit. Beiträge zur Anglistik. Bd. 10. Gießen 1990. VIII, 390 S.
  • Manfred Menzel: Klatsch, Gerücht und Wirklichkeit bei Nathaniel Hawthorne. Neue Studien zur Anglistik und Amerikanistik. Bd. 69. Frankfurt Main 1996. 290 S.
  • Helmut Schwarztrauber: Fiktion der Fiktion. Begründung und Bewahrung des Erzählens durch theoretische Selbstreflexion im Werk Nathaniel Hawthornes und Edgar Allen Poes. Anglistische Forschungen. Bd. 281. Heidelberg 2000. XXIV, 726 S.
  • Philip McFarland: Hawthorne in Concord. New York: Grove Press 2005. 352 S.
  • Ronald Paulson: Sin and evil. Moral values in literature. New Haven (Connecticut) 2007. XVI, 404 S.
  • Dirk Padeken: „You have reason to wonder that you are not already in hell”. Das Böse in der amerikanischen Literatur. Exempla Americana. Bd. 2. Hamburg 2008. 614 S.
  • Sin and redemption. Edited and with an introduction by Harald Bloom. New York (New York) 2010. XVI, 324 S.

Weblinks

 Commons: Nathaniel Hawthorne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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