- Weisstorf
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Torf ist ein organisches Sediment, das in Mooren entsteht. Im getrockneten Zustand ist er brennbar. Er bildet sich aus der Ansammlung nicht oder nur unvollständig zersetzter pflanzlicher Substanz und stellt die erste Stufe der Inkohlung dar. Torf besitzt eine große wirtschaftliche Bedeutung und wird deshalb an zahlreichen Stellen abgebaut.
Inhaltsverzeichnis
Torfarten
Ab einem Gehalt an organischer Substanz von 30 Prozent (Rest Wasser und Mineralien) spricht man von Torf; Gehalte unter 30 Prozent bezeichnet man als Feuchthumus oder (etwas veraltet) als Moorerde. Man unterscheidet Niedermoortorf, der sich in Niedermooren bildet, von Hochmoortorf, der ausschließlich in Hochmooren gebildet wird. Einige Wissenschaftler klassifizieren auch Übergangstorf, der in seinen Eigenschaften zwischen dem Nieder- und dem Hochmoortorf vermittelt.
Bei Hochmoortorfen unterscheidet man nach dem Grad der Verdichtung und dementsprechend nach dem Heizwert. Die Variation reicht vom Weißtorf über den Brauntorf bis zum Schwarztorf. Der helle Weißtorf lässt die Struktur der Pflanzen noch deutlich erkennen, bei weiterer Zersetzung entsteht ein homogener, wenigstens bei Betrachtung mit bloßem Auge strukturloser Körper, Brauntorf oder auch Bunttorf genannt. Die älteste Torfschicht ist der so genannte Schwarztorf. Die unteren Schichten eines Torflagers sind dabei (weil älter, größerem Druck ausgesetzt und während der Entstehung auch durchlüftet) in der Zersetzung weiter fortgeschritten als die oberen.
Weitere je nach dem Grad der Zersetzung verwendete Begriffe sind: Rasen-, Faser- und Pechtorf. Rasentorf ist die jüngste Bildung und besteht aus wenig veränderten, noch gut erkennbaren Pflanzenresten. Er ist gelbbraun und lockerer. Fasertorf besteht aus brauner, bereits strukturlos gewordener Masse und mit Fasern schwer zersetzbaren Pflanzenmaterials durchsetzt. Pechtorf ist dunkler und kompakter als Fasertorf. Er ist der älteste, schwerste Torf und zeigt kaum noch erkennbare Pflanzenreste.
Weißtorf wird als Düngetorf zur Auflockerung von Pflanzerde verwendet, die Bezeichnung ist irreführend, da der Gehalt an düngenden Mineralien keine hinreichend breite Zusammensetzung zur ausgewogenen Anreicherung von Mangelböden bietet. Die ökonomische Bedeutung ist zugunsten der ökologischen Neubewertung nasser Moorflächen erheblich verändert.
Entstehung
Hauptartikel: Moor
Wo die Bodenbeschaffenheit eine Ansammlung von stehendem seichtem Wasser in flachen Seen und Senken der Flussauen gestattet, wird dieses im Laufe der Zeit eutrophieren und durch die abgestorbenen Pflanzenreste verlanden.
Vorerst entsteht ein nährstoffreiches Niedermoor mit Niedermoortorf. Bei geeigneten Bedingungen koppelt sich die Oberfläche des Moores durch Auflagerungen allmählich vom stehenden Grundwasser in der Senke ab. Das Moorwasser hat nun einen niedrigen pH-Wert (um die 3,4–3,7) und kaum noch Nährstoffe und nur wenig Sauerstoff sind gelöst, so dass die aerobe und anaerobe Zersetzung pflanzlicher Substanzen gehemmt ist. An diese Bedingung sind die Hochmoor-Pflanzengesellschaften angepasst, deren Ablagerungen den Hochmoortorf bilden.
Die Entstehung von Torf geht sehr langsam vor sich. Als Durchschnittswert für die Torfablagerung in einem Moor ist ein Mittelwert von 1 mm pro Jahr anzusetzen (bis zu 10 mm = 1 cm pro Jahr sind auch bekannt). Die Entstehung des norddeutschen Teufelsmoores bei Worpswede benötigte ca. 8.000 Jahre.
Die Pflanzen, die zur Vermoorung und Vertorfung führen, sind solche, welche in großer Anzahl vorkommen und stark wuchern, besonders aber verfilzte Wurzeln treiben: die Heiden (Besenheide, Glocken-Heide), Sauergräser (besonders Seggen-Arten und Wollgräser und Simsen), Binsen, Schwarz-Erlen, vor allem aber Torfmoose (Sphagnum). In hoch gelegenen Regionen kann auch die Bergkiefer (Pinius mugo) eine Rolle spielen. Je nach Beteiligung einzelner der genannten Pflanzen an der Moorbildung der Ökologies und den hydrologischen Verhältnissen unterscheidet man Niedermoore, Zwischenmoore sowie Hochmoore. In ersteren dominieren Seggenriede, Röhrichte und Bruchwälder, in den nährstoffärmeren Zwischen- und Hochmooren sind Torf- und Braunmoose die Haupttorfbildner.
Torfabbau
Hauptartikel: Torfstich
Erste Kultivierungsmaßnahmen in manueller Bearbeitung in weiten Moorgebieten Norddeutschlands waren bis in das 18. Jahrhundert die Entwässerung über Gräben und nachfolgendes Abbrennen der Flächen. Ausgiebige Torfbrände verursachten bis ins 19. Jahrhundert den Heerrauch.
Heute wird Torf nach dem Tagebauverfahren in entwässerten offenen Gruben gewonnen. Weißtorf wird nach Entwässerung der Lagerschichten durch aufnehmendes Fräsen und das Volumen reduzierende Pressen für den Handel aufbereitet. Schwarztorf wurde früher manuell gestochen und in so genannten Horden oder Hocken an der Luft getrocknet. Heute wird Torf auch nicht mehr maschinell gestochen, sondern im Fließverfahren gefräst oder gebaggert und zunächst durch Pressen und schließlich durch offene Lagerung bis zur Verwertung getrocknet.
Traditionell wurde Torf vor allem als Heizmaterial verwendet. Da Moore heute als bewahrenswerte Biotope angesehen werden, findet in Deutschland ein Abbau aus intakten Mooren nicht mehr statt, es werden vornehmlich bereits in der Vergangenheit trockengelegte ehemalige Moore als Torflagerstätten genutzt. In Skandinavien und Irland wie auch im Baltikum wird Torf noch lokal beschränkt zur Energie- und Wärmegewinnung abgebaut und dient vor allem der lokalen Versorgung.
Die Eigenschaften von Niedermoor- und Hochmoortorfen unterscheiden sich beträchtlich. Niedermoore spielen (außer bei Urbarmachung) wirtschaftlich keine Rolle, nur in geringen Mengen wird Niedermoortorf für balneologische Zwecke abgebaut. Die Nutzung von Torf als Brennstoff an der Nordseeküste wird bereits von Plinius überliefert; auch ein arabischer Reisender des 10. Jahrhunderts berichtet von „brennbarer Erde“. Hochmoortorf hat seit dem 15. Jahrhundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts sowie in Notzeiten des 20. Jahrhunderts als Brennstoff in Form des minderwertigen Splinttorfes große Bedeutung besessen. Heute wird er hauptsächlich in der Pflanzenindustrie und sowohl von Berufs- wie Hobbygärtnern in großen Mengen verwendet.
Durch den Abbau des Torfes, der eine Entwässerung voraussetzt, um die Flächen befahren und Maschinen einsetzen zu können, werden die betroffenen Moore als Naturflächen großräumig zerstört. Angesichts ihrer Langsamwüchsigkeit und des schweren Eingriffs, den die Entwässerung bedeutet, können sie sich meist nicht mehr erholen. In vielen Ländern, wie beispielsweise Deutschland, Kanada und Finnland, werden abgetorfte Flächen durch Wiedervernässen regeneriert. Die regionalen Verwaltungen betreiben nach Auslaufen der Abbaulizenzen Projekte zur Wiedervernässung, Regenerierung oder zur land- und forstwirtschaftlichen Nutzung ehemaliger Torfabbaugebiete. Aufgrund des gewachsenen ökologischen Bewusstseins der Bevölkerung ist das bloße Liegenlassen abgetorfter Flächen heute keine akzeptierte Vorgehensweise mehr. Zudem erfordert die Entwässerung angrenzender Flächen meist eine kontrollierte Wasserführung. Die Zulassung neuer Flächen zum Abbau unterliegt strengen Auflagen.
Torfnutzung
Brennstoff
Torf hat als Brennstoff in trockenem Zustand einen Heizwert von 20–22 MJ/kg, vergleichbar mit Braunkohle. Allerdings hat frischer Torf einen sehr hohen Wassergehalt und muss daher vor der Verbrennung in der Regel aufwändig getrocknet werden. Zudem hat Torf einen sehr hohen Aschegehalt, einen niedrigen Ascheschmelzpunkt und enthält einige chemische Bestandteile, die sich bei der Verbrennung korrosiv und/oder umweltschädlich verhalten. Der Ausbrand erfolgt sehr langsam, die Asche enthält viel Unverbranntes und glüht daher lange nach. Aus diesen Gründen zählt Torf zu den eher problematischen und minderwertigen Brennstoffen. Offenes Torffeuer riecht wegen der enthaltenen sauren Bestandteile recht stark.
Unerlässlich ist der Torf als Brennstoff noch bei der Malzherstellung für viele schottische Whiskysorten, da der Torfrauch erheblich zum Geschmack des Endproduktes beiträgt; außerhalb Schottlands produzierte Whiskies verwenden meist keinen Torfrauch. Als Brennstoff für die allgemeine Anwendung wird Torf heute in nennenswerter Menge nur noch in jenen Regionen verwendet, in denen es ausgedehnte Moorlandschaften gibt. In der EU sind dies vor allem Skandinavien (Finnland, Schweden), die britischen Inseln (Irland, Schottland), das Baltikum (Estland, Lettland, Litauen):
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Land Energieerzeugung
aus Torf [ktoe/a]Anteil Torf
am BrennstoffverbrauchFinnland ca. 2000 7% Irland ca. 800 5% Schweden ca. 350 0,7% Estland ca. 100 1,7% Litauen ca. 65 ca. 0,3% Lettland ca. 20 ca. 0,5% (stark abnehmend)
- 1 ktoe = 106 ÖE = 11,6 GWh = ca. 3500–4000 t Torf
- Quelle: FUEL PEAT INDUSTRY IN EU Report im Auftrag der European Peat and Growing Media Association (2006)
- Anmerkung: Die Nutzung von Torf in den o.g. Ländern ist sehr unterschiedlich. In Finnland, Irland und Schweden wird der Großteil in größeren Kraft- und Heizwerke verbrannt, in den baltischen Staaten in kleinen Heizungen.
Torf-Kraftwerke
Einige moor-reiche Länder betreiben auch heute noch Torfkraftwerke, in denen Torf in großem Maßstab als Brennstoff zur Stromerzeugung eingesetzt wird. Früher wurde der Torf überwiegend in Soden-/Ballenform auf einem Rost verbrannt, heute überwiegend in gemahlener Form in einer Wirbelschicht.
Torfkohle
Man kann Torf, statt ihn direkt als Brennstoff verwenden, auch zu Torfkohle umwandeln, indem man ihn – ähnlich wie bei der Herstellung von Holzkohle – unter geringer Luft- bzw. Sauerstoffzufuhr langsam in einem Kohlenmeiler „verkohlt“. Auf diese Weise gewinnt man einen Brennstoff, der einen wesentlich höheren Heizwert und günstigere Verbrennungseigenschaften aufweist.
Dieses Verfahren war im 18. und frühen 19. Jahrhundert verbreitet, da der Bedarf an heizwertreichen Brennstoffen mit der Industrialisierung in der Erzverhüttung, in Ziegeleien und weiteren Industrien rapide anstieg. Da „echte“ Kohle noch nicht in ausreichender Menge verfügbar war und Holzkohle durch großflächige Abholzung von Wäldern knapp geworden war, kam es gelegen, dass wegen des zunehmenden Siedlungsdrucks große Torfgebiete urbar gemacht wurden und daher Torf in größerer Menge als billiger Brennstoff für die Verkohlung zur Verfügung stand. Torf wurde so zu einem wichtigen überregionalen Handelsgut. Da Torfasche lange nachglüht, führte dies zu vielen Bränden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ließ mit der Erfindung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert und nach der Aufforstung mit schnellwachsenden Nadelbäumen der Mangel an Kohle und Holz nach und die Torfkohle verlor an Bedeutung.
Whisky-Herstellung
Viele Whisky-Sorten, vor allem schottische, erfordern das Trocknen des Malzes über einem Torffeuer. Ursprünglich war dies ein einfaches Gebot der Notwendigkeit, da Schottland sehr waldarm ist und Holz- oder Holzkohlefeuer daher zu teuer waren. Heute ist das Torffeuer zu einem wichtigen Geschmacksträger geworden; nur so kann der spezielle rauchig-phenolartige Geschmack einiger Whiskysorten erzielt werden.
Brennstoff für Dampflokomotiven
Torf wurde in verschiedenen Gegenden auch als Heizmaterial für Dampflokomotiven verwendet. Wegen des (bereits erwähnten) langen Nachglühens der Torfasche hatten diese Dampflokomotiven zur Verhinderung von Waldbränden charakteristisch birnenförmige Schornsteine. Um eine entsprechende Menge von Torf mitführen zu können, führten Dampflokomotiven teilweise mehrere geschlossene Torftender oder auch sogenannte Torfmunitionswagen hinter sich her.
Heizmaterial für Gärtnereibetriebe
Torf wurde regional in großen Mengen verheizt, auch um Gärtnereibetriebe mit Wärme für Gewächshäuser zu versorgen. Ein großer Betrieb in Wiesmoor, die Wiesmoor-Gärtnerei wurde noch im 20. Jahrhundert in Nachbarschaft eines Torfkraftwerks eröffnet. Die Regionen Ammerland und Ostfriesland sind für große Vielfalten an Azaleenkulturen bekannt. Der Ursprung der Gewächshauskulturen in den Niederlanden und in Flandern geht auf die Nutzung des Torfs als Heizmaterial und als Substrat zurück.
Kultursubstrat
Da Torf ein Vielfaches seines Eigengewichtes an Wasser speichern kann, wird er mit Kalk neutralisiert, mit Nährsalzen und weiteren Zuschlagstoffen wie Ton oder Sand aufgemischt und so zum Kultursubstrat weiterverarbeitet. Einige Pflanzen wie Azaleen benötigen einen sauren Boden und so dient die Beimischung von Torf üblicherweise auch zur präzisen Regelung des Säurehaushaltes des Bodens. In der Berufsgärtnerei gibt es in diesem Bereich kaum Ersatzmöglichkeiten für Torf. Kritisiert wird von Naturschützern insbesondere der Einsatz von Torf im privaten Garten. Von Hobbygärtnern werden jedes Jahr zur Bodenverbesserung rund 2,3 Millionen Kubikmeter Torf ausgebracht. Ohne vorhergehendes Neutralisieren und Düngen kann dieser lediglich die Durchlüftung des Bodens verbessern, sonst jedoch durchaus die Bodenqualität verschlechtern, da Hochmoortorf extrem nährstoffarm ist und zur Bodenversauerung führt. Es empfiehlt sich den Torf vor der Ausbringung thermisch zu behandeln (zum Beispiel durch Dämpfen), um gegebenenfalls bestehende Krankheitserreger und Schädlinge sowie Unkräuter bzw. deren Samen abzutöten und blockierte Nährstoffe pflanzenverfügbar zu machen. Aus Rinde oder Holzabfällen werden deshalb inzwischen Torfersatzstoffe hergestellt, die eine ähnliche bodenverbessernde Wirkung haben, aber kaum zur Versauerung des Bodens beitragen. In vielen Fällen ist einfacher Kompost das beste Mittel zur Bodenverbesserung.
Medizin, Kosmetik
Torf wird vielfach in der Medizin und Körperpflege eingesetzt, vor allem als Moorbad, Moorpackungen und sogar als Torfsauna. Badetorf unterscheidet sich von normalem Torf durch seine geringe Zahl an gesundheitlich gefährdenden Mikroorganismen. Die heilende Wirkung des Torfes ist noch nicht vollständig erforscht. Balneologen vermuten eine heilende Wirkung, wenn der Torf als dickflüssiger Moorbrei mit Temperaturen von 38 °C bis 40 °C auf die Haut aufgebracht wird. Insbesondere von der damit verbundenen Wärmebehandlung, daneben auch von den enthaltenen Huminsäuren, verspricht man sich einen positiven Einfluss auf das Endokrine System und eine Förderung der Durchblutung des Körpers. Eine besonders positive Eigenschaft haben die milden Huminsäuren, die im Schwarztorf mehr als im Weisstorf enthalten sind. Die Huminsäuren bewirken eine bessere Durchblutung der Haut und lassen diese weich wirken. Die Huminsäuren liegen im schwach sauren Bereich pH um 5,7. Der Torf für die äußeren Anwendungen wird aus landwirtschaftlich ungenutzten Abbauflächen gewonnen. Die geeignetsten Abbaugebiete für schweren Schwarztorf zur Herstellung von Moorbädern und Packungen ist Ostfriesland.
Weitere Nutzungen
Aus Torffasern lassen sich Textilien herstellen, die besonders leicht und warm sind. Des Weiteren kann Schwarztorf zur Herstellung von Aktivkohle verwendet werden. Früher wurde Torf auch als Streu in Ställen verwendet. So wurde z.B. der Torfstich in Aukštumalė (bekannt durch die erste Monographie zu einem Hochmoor von 1902, heute Litauen) angelegt, um Streu für die Pferde der Königsberger Pferdebahn zu gewinnen.
In den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten des 20. Jahrhunderts baute das Torfstreu- und Mullewerk Haspelmoor großflächig Torf ab. Er diente als Stallstreu und überwiegend als Isoliermaterial für Eiskeller und oberirdische Eishütten für Brauereien und Gaststätten. Haspelmoor-Torf wurde in ganz Europa vertrieben.
Torf wurde früher gelegentlich auch als preiswerte Schlafunterlage (Torfbett) verwendet und eignete sich besonders für Bettnässer und Kleinkinder. Auch in jüngster Zeit werden Torffasern als natürlicher Rohstoff für Matratzen, Bettdecken und Kissen wieder verwendet.
Eine weitere Anwendung ist im Bereich der Aquaristik und Teichpflege zu finden. Hier werden vornehmlich Schwarztorfe als Filtermaterial zur Herabsetzung des pH-Wertes verwendet. Die Algen- und Pilzbildungen werden stark reduziert und der Stickstoffgehalt gesenkt. Das Wasser wird klarer. Der Torf bewirkt eine leichte Bräunung des Wassers (Schwarzwassereffekt). In der Chemie wird Torf auch als natürlicher Ionentauscher verwendet.
In den Ländern
Weltweit gibt es etwa 271 Millionen Hektar Torfboden. In Afrika 6 Millionen Hektar, in Nordamerika 135 Millionen Hektar, Südamerika 6 Millionen Hektar, Asien 33 Millionen Hektar, Europa 88 Millionen Hektar, Mittlerer Osten 2 Millionen Hektar und Ozeanien 1 Millionen Hektar.[1]
Finnland
In Finnland wird Torf im großen Umfang genutzt, da etwa ein Drittel des Landes aus Torfboden besteht. Es sind etwa 800.000 ha industriell nutzbar, allerdings beträgt die durchschnittliche Tiefe des Torfes nur etwa 1,4 m. Etwa 8 % des Stromes und 6 % des gesamten Energiebedarfs im Jahr 2003 wurden aus Torf erzeugt. Es gibt etwa 40 Kraftwerke, die Torf und Holz verfeuern, und 10 % der Bevölkerung heizt mit Torf, welches in der Regel als Pellet angeliefert wird. Die größten Unternehmen sind Vapo Oy Energia in der Stadt Jyväskylä und Turveruukki Oy in der Stadt Oulu.
Produziert wurden im Jahr 2001 6 Millionen Tonnen Torf zur Energieproduktion und 0,5 Millionen Tonnen Torf für den landwirtschaftlichen Bedarf.
Irland
Torf bedeckt in Irland etwa ein Sechstel der Landfläche. Die Mehrheit des hier vorkommenden Torfes ist nicht in Senken entstanden, sondern bedeckt als Deckenmoor, eine Unterart der Hochmoore, mehr oder weniger gleichmäßig weite Landstriche. Diese zunächst unnatürlich erscheinende Lagerung entstand einerseits durch die in Irland herrschenden hohen Niederschläge, wurde andererseits aber auch durch menschlichen Einfluss verstärkt. So holzte man vor einigen tausend Jahren die Wälder nahezu vollständig ab und nutzte den oberen Teil als Weideland. Dadurch wurde die natürliche Verdunstung stark reduziert. Um Abspülungen durch Bodenerosion zu vermeiden, staute man das Wasser mit Mauern aus Feldsteinen. Dies führte zusätzlich über die Jahrtausende zum Wachsen des Torfes als die Landschaft einhüllende Decke. Heute gibt es etwa 1 Millionen Hektar derartiger Deckenmoore, die durchschnittlich 3 m dick sind.
Moore, welche in Senken entstanden sind, gibt es in Irland nur auf einer Fläche von ca. 200.000 Hektar. Da diese deutlich älter sind – sie entstanden kurz nach dem Ende der Weichsel-Eiszeit vor 10.000 Jahren – sind sie im Durchschnitt 7 m dick und werden daher vorrangig abgebaut. Seit dem 18. Jahrhundert versorgte man sich so mit Brennstoff, ausreichend Holz aus den Wäldern gab es schon lange nicht mehr. Diese Moore sind heute in Irland so gut wie verschwunden.
Die Torfproduktion betrug 1999 etwa 4,7 Millionen Tonnen.
Im Jahr 1946 entstand das halb-staatliche Unternehmen Bord na Móna durch den Turf Development Act, wodurch die industrielle Torfnutzung gefördert werden sollte. Heute betreibt es ein sehr großes Schienennetz von etwa 1200 Meilen, welches für den Torfabbau benötigt wird.
Natürliche Torffeuer
Natürliche Torffeuer können fremdentzündet oder selbstentzündet sein. In der Regel wird Torf dort in Brand geraten, wo das Grundwasser künstlich abgesenkt wird, kein Regen fällt und Brandrodung betrieben wird. Es gibt beispielsweise in Afrika Gebiete, in denen während der Regenzeit große Wassermassen in Trockengebiete abgeleitet werden und dort für einige Monate im Jahr ein Sumpfgebiet entsteht, welches zur Bildung von Torf führt. Dies ist so in Mali und in Botswana. Wenn dann das Wasser verdunstet und der Torf von oben her abtrocknet, reichen normale Temperaturen von ca. 40 °C aus, die oberste Torfschicht durch Selbstentzündung in Brand zu setzen. Der Vorgang ist dabei derselbe wie beim selbstentzündeten Kohlebrand.
Indonesien
In Indonesien gibt es große Torfwälder, die auf mehrere Meter tiefen Torfflözen wachsen. Nach der Entwässerung von einer Million Hektar Sumpfland im Rahmen des „Mega Rice“-Projektes auf der Insel Borneo kam es dort zu Wald- und Torfbränden, wodurch wenigstens 40 cm Torf auf einer Fläche von 500.000 ha verloren gingen.
Im Jahr 1997/98 brannten beispielsweise etwa zehn Millionen Hektar und hüllten Indonesien und Teile Südostasiens zehn Monate lang in dunklen Rauch ein. Dabei gelangten ungeheure Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid in die Atmosphäre. Ein bedeutender Teil der indonesischen Wälder wächst auf mächtigen Torfflözen, in denen große Mengen Kohlenstoff gespeichert sind. Besonders diese Gebiete hatten damals Feuer gefangen. Die Riesenbrände dieser Torfwälder verstärken den globalen Treibhauseffekt messbar.[2] Satellitenbildauswertungen der Ludwig-Maximilians-Universität München ergaben, dass damals allein durch Torffeuer in Indonesien die gigantische Menge von 0,8 bis 2,5 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid freigesetzt wurden. Dieser Beitrag – aus einem für globale Maßstäbe vergleichsweise sehr kleinen Gebiet – entspricht zwischen dreizehn und vierzig Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes durch Verbrennung von Erdöl, Kohle und Gas im selben Jahr.[3]
Mali
In Mali, im Überschwemmungsgebiet des Flusses Niger, finden sich unterirdische Torffeuer, die speziell in der Trockenzeit immer wieder in Brand geraten und dabei sämtliche organische Materie, auch Baumwurzeln, zerstören. Dabei treten an der Oberfläche Temperaturen bis 765 °C auf. Seit 1960 vermuteten einige Wissenschaftler einen Vulkan in der Gegend, doch im Jahr 2001 konnte diese Annahme widerlegt und Torffeuer als Ursache genannt werden.
Okavangodelta
Der Okavango ist ein etwa 1.700 km langer Fluss im südlichen Afrika, der in den Sümpfen des (oberirdisch) abflusslosen 15.000 km² großen und sumpfigen Okavangobeckens in Botswana im Nordosten der Sandwüste Kalahari versickert. Während der Regenzeit überschwemmt er das Becken durchschnittlich etwas mehr als einen Meter hoch.
Durch die großen Mengen an verdunstetem Wasser reichert sich Salz an den während der Regenzeit überschwemmten höchsten Landerhebungen an, wodurch dort mit der Zeit die Pflanzen absterben. Dies führt dazu, dass sich der vom Fluss mitgeschwemmte Sand dort sammelt, eine Insel entsteht und es somit immer seltener zu Überschwemmungen kommt, bis schließlich die Insel ganzjährig trocken bleibt. Damit trocknet auch der sich im Untergrund gebildete Torf aus und die Voraussetzung für ein selbstentzündendes Torffeuer ist gegeben. Der Brand zerstört die Insel und spült das Salz und den Sand in den entstandenen unterirdischen Hohlraum. Damit kann der Zyklus von Neuem beginnen, der etwa 150 Jahre lang ist. Dieser natürliche Vorgang verhindert die bei der hohen Verdunstung eigentlich zu erwartende Bildung eines lebensfeindlichen Salzsees oder einer Salztonebene.
Bodenkunde
Torf wird als Organischer Bodenhorizont mit dem Horizontsymbol H bezeichnet, wobei nH für Niedermoortorf, uH für Übergangsmoortorf und hH für Hochmoortorf steht. In Österreich und der Schweiz findet man als Bezeichnung für Torfschichten auch den Buchstaben T. 30 Gewichtsprozent des Bodens sollten aus humifizierter organischer Substanz bestehen.
Siehe auch
Referenzen
- ↑ Statistiken
- ↑ Florian Siegert: Brennende Regenwälder. In: Spektrum der Wissenschaft. Februar 2004
- ↑ S. E. Page, F. Siegert, J. O. Rieley, H.-D. V. Boehm, A. Jaya und S. Limin: The amount of carbon released from peat and forest fires in Indonesia during 1997. In: Nature. Band 420, 2002, S. 61–65
Weblinks
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