- Weisswal
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Beluga Systematik Ordnung: Wale (Cetacea) Unterordnung: Zahnwale (Odondoceti) Überfamilie: Delfinartige (Delphinoidea) Familie: Gründelwale (Monodontidae) Gattung: Delphinapterus Art: Beluga Wissenschaftlicher Name Delphinapterus leucas (Pallas, 1776) Der Weißwal (Delphinapterus leucas) oder Beluga (russ. белуха, von белый bely „weiß“) ist eine Art der Gründelwale, die in arktischen und subarktischen Gewässern lebt. Wie die nahe verwandten Narwale besitzen sie keine Rückenfinne; auffällig ist ihre bläulich-weiße bis cremeweiße Färbung.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen der Weißwale
Die Gesamtlänge der Wale liegt zwischen drei und maximal sechs Metern bei einem Gewicht von 400 bis maximal 1.000 Kilogramm, dabei sind die Männchen in der Regel größer und schwerer als die Weibchen. Der Körper wirkt massig und ist besonders im Schulterbereich rechteckig ausladend. Der Kopf ist relativ kurz und trägt eine vorgewölbte Verdickung (Melone), die sich im Laufe des Lebens ausbildet. Der Hals ist meist gut durch einen Nackenabschnitt zu erkennen und der Kopf ist durch unverwachsene Halswirbel recht gut beweglich. Die Fluke (Schwanzflosse) ist verhältnismäßig breit und wird mit dem Alter der Tiere zunehmend ginkgoförmig. Die Flipper (Brustflossen) sind abgerundet rechteckig, der Außenrand rollt sich bei älteren Tieren auf. Die Augen sind sehr klein und liegen dicht hinter den Mundwinkeln, die Ohröffnung ist fast gar nicht sichtbar. Kurz vor dem Nacken liegt das halbmondförmige Blasloch.
Wie bei allen Walen ist die Haut unbehaart und besitzt eine ziemlich dicke Oberschicht. Diese Epidermis ist bei den Weißwalen zwischen 5 und 12 Zentimeter dick und liegt damit auch für Wale über dem Durchschnitt, ebenso die darunter liegenden Schichten. Das Unterhautgewebe ist zu einer Fettschicht ausgebildet, die abhängig vom Ernährungszustand, dem Geschlecht und der Jahreszeit zwischen 2 und 22 Zentimeter dick ist. Die Zitzen der Weibchen liegen in speziellen Taschen und sind nur bei alten oder säugenden Tieren sichtbar.
Ihren Namen erhielten die Weißwale durch ihre Färbung, die sich im Laufe ihres Lebens ändert. So sind neugeborene Weißwale eher schiefergrau bis braun und erhalten nach etwa einem Jahr eine blaugraue Färbung, die sie bis zum fünften Lebensjahr behalten. In dieser Zeit werden sie als „blues“ bezeichnet. Danach werden die Tiere gänzlich weiß, wobei ein bläulicher Schimmer vor allem bei Weibchen bleiben kann. Da sich die Belugas häufig an der Packeisgrenze aufhalten, hat sich ihre weiße Färbung im Laufe der Evolution wahrscheinlich als Tarnschutz gegen Eisbärattacken entwickelt.
Ein wichtiges Merkmal der Weißwale sind die Zähne. Sie sind gleichmäßig kegelförmig und die vorderen Zähne sind besonders bei den Jungtieren vorn umgebogen. Von diesen Zähnen besitzen Weißwale im Oberkiefer 10 bis 22, im Unterkiefer 6 bis 22, eine Unterscheidung in verschiedene Zahntypen ist wie bei allen Zahnwalen nicht möglich.
Durch eine Reihe physiognometischer Eigenheiten, die der Kommunikation dienen, sind Weißwale in der Lage ihren Gesichtsausdruck zu ändern. Sie können beispielsweise ihre Mundwinkel nach oben oder unten ziehen, was allerdings kein Ausdruck von Freude oder Missmut ist, und sogar die Lippen spitzen.
Verbreitung
Der Beluga ist in den meisten polaren und subpolaren Gewässern anzutreffen, vor allem an den Küsten Alaskas, Kanadas und Russlands. Die südlichsten Vorkommen liegen im Ochotskischen Meer und dem Japanischen Meer in Asien sowie im Bereich der St.-Lorenz-Mündung in Kanada. In Europa sind die Vorkommen ausschließlich auf den äußersten Norden Norwegens im Bereich des Varanger Fjord, in der Barentssee, an der Halbinsel Kola sowie um die Inselgruppen Franz-Joseph-Land und Svalbard beschränkt. Sporadische Funde sind allerdings auch um Island, Großbritannien und sogar aus der Ostsee bekannt. Am 18. Mai 1966 wurde ein Einzeltier 400 Kilometer stromaufwärts sogar im Rhein gesichtet. Nachdem der Moby Dick genannte Wal über mehrere Wochen den Nachstellungen durch interessierte Biologen entkommen war, schwamm er am 16. Juni 1966 eskortiert von zwei Polizeifahrzeugen zurück ins Meer.[1]
Die Einwanderung in Flüsse wird beim Beluga sehr häufig beobachtet. So stieß man auch in der Loire, in der Elbe und in beinahe allen sibirischen Flüssen auf Einzeltiere oder kleinere Gruppen. Dieses Einwandern steht meist im Zusammenhang mit den jahreszeitlichen Wanderungen der Tiere oder ihren Versammlungen zur Paarung vor den Flussmündungen. Diese Wanderungen innerhalb ihres Gebietes können bei allen Populationen beobachtet werden. Sie dienen wahrscheinlich dem Auffinden von Nahrungsgründen, Paarungsplätzen oder Kalbungsorten.
Der Weltbestand der Belugas liegt wahrscheinlich bei etwa 80.000 bis 100.000 Tieren.
Lebensweise der Weißwale
Die Weißwale bevorzugen als Lebensraum ruhige Küstenbereiche mit mäßiger Tiefe, besonders Meeresbuchten oder den Mündungsbereich größerer Flüsse. Der Brandungsgürtel der Meere wird gemieden. Häufig sind sie auch im Treibeisbereich oder am Rande des Packeises zu finden, die offene See passieren sie wahrscheinlich nur während ihrer Wanderungen.
Weißwale ernähren sich beinahe ausschließlich von tierischer Nahrung. Dabei stellt die Zusammensetzung ihrer Nahrung unter den bislang untersuchten Walen die abwechslungsreichste dar. Insgesamt sind über hundert verschiedene Futtertiere bekannt, das Spektrum reicht von Hohltieren über Tintenfische, Muscheln, Krebstiere und Gliederwürmer bis hin zu größeren Knochenfischen wie Dorschen und Lachsen. Die Nahrung nehmen die Wale vor allem in flachen Meerestiefen von maximal zehn Metern auf, indem sie den Boden nach Organismen absuchen, daneben können sie jedoch auch im Freiwasser jagen. Die maximal dokumentierten Tauchtiefen liegen bei etwa 200 Metern, diese werden allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit eher selten erreicht. Die Nahrungszusammensetzung verändert sich bei den Weißwalen auch mit dem Alter. Besteht sie bei den Neugeborenen und den „blues“ noch vor allem aus Krebsen wie den Sandgarnelen (Gattung Crangon), verschiebt sie sich mit zunehmendem Alter mehr in Richtung der Fische.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Männchen der Belugas werden mit etwa acht bis neun Jahren geschlechtsreif, die Weibchen mit etwa fünf Jahren. Bei den Männchen ist der Zeitpunkt des Erwachsenwerdens hormonell direkt mit einer vollständigen Weißfärbung und einer sprunghaften Vergrößerung der Hoden von etwa 130 Kubikzentimetern auf mindestens 360, durchschnittlich aber 900 Kubikzentimeter verbunden.
Die Paarung findet in den Monaten April bis Mai, nördlicher auch erst im Juli im Bereich der Kalbungsgründe statt. Dabei werden Flussmündungen bevorzugt, da das dortige Wasser in der Regel bis zu zehn Grad Celsius wärmer ist. Es kann dann zu Ansammlungen von mehreren tausend Tieren aus allen Altersbereichen kommen; so wurden im Jahr 1974 etwa im Delta des Mackenzie River über 5.000 Belugas gezählt.
Paarungsbereite Weibchen locken meist mehrere Männchen an, die ihnen folgen. Die Kopulation beginnt mit einem Im-Kreis-Schwimmen der Paarungspartner mit der Bauchseite, worauf eine längere Begattung folgt. Nach der Paarung bildet das Weibchen einen Vaginalpfropf aus, der Eisprung (Ovulation) wird erst durch die Paarung ausgelöst.
Die Tragzeit dauert bei den Weißwalen etwa vierzehneinhalb Monate. Die Neugeborenen sind zwischen 1,40 und 1,70 Meter lang und wiegen zwischen 45 und 75 Kilogramm. Für die ersten Atemzüge werden sie von der Mutter mit der Schnauze über die Wasseroberfläche gebracht, danach bleiben sie immer in ihrer direkten Nähe, meist mit Körperkontakt. Der Zahndurchbruch beginnt zum Ende des zweiten Lebensjahres, bis zu diesem Zeitpunkt werden die Jungtiere von der Mutter gesäugt (Muttermilch mit ungefähr 23 % Fett und 16 % Eiweiß). Nach der Entwöhnung verpaart sich die Mutter neu, ihr Jungtier bleibt jedoch meist noch bis zu zwei Jahre bei ihr.
Verhalten, Kommunikation
Die Belugas sind ausgesprochen gesellige und soziale Tiere und leben meist in Familienverbänden oder kleinen Gruppen. Normalerweise findet man sie in kleineren Schulen von etwa zehn Individuen (über 50 Prozent der Beobachtungen), manchmal auch als Einzelschwimmer (etwa 16 Prozent der Beobachtungen), es werden aber auch vereinzelt Gruppen mit mehr als hundert Tieren beobachtet. Die sich während der Paarungszeit bildenden Großgruppen mit teilweise mehr als tausend Tieren stellen allerdings eine Ausnahmeerscheinung während der saisonalen Zusammentreffen dar. Die Kommunikation der Weißwale erfolgt über akustische Signale, die im Bereich des Nasenganges zum Blasrohr gebildet werden. Das Repertoir ist bei den Weißwalen ausgesprochen groß und reicht von Brummgeräuschen über Quieklaute bis zu sehr hohen Zwitscherlauten. Der genutzte Frequenzbereich reicht dabei von 0,7 bis über 20 Kilohertz. Viele der Töne sollen offensichtlich Artgenossen herbeirufen und werden beispielsweise von gestrandeten Walen abgegeben. Früher nannten Walfänger die Belugas gerade aufgrund ihrer Sangesfreude und ihres enormen Repertoires die Kanarienvögel der Meere.
An der japanischen Tokai-Universität erforscht man die Sprachfähigkeit der Weißwale. So ist es bisher gelungen, den Tieren die Begriffe "Taucherbrille", "Flosse" und "Eimer" akustisch eindeutig zu entlocken. Die Forscher hoffen, dass es ihnen durch weiteres Eindringen in die differenzierte Lautsprache gelingen könnte, "wirkliche Gespräche" zu führen, z.B. "Aussagen" über ihr Wohlbefinden im Becken, Wünsche zu äußern oder ähnliche abstrakte Dinge.[2]
Mensch und Weißwal
Jagd und Kultur
Nach wie vor wird der Weißwal wie die meisten anderen Wale bejagt, doch ist die Zahl erlegter Tiere in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Im Wesentlichen wird der Weißwal aus traditionellen Gründen und zum persönlichen Bedarf von eskimoischen Völkern, in erster Linie den Inuit, gejagt (native hunt). Während die Inuit bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts alles vom Wal verwerteten – Knochen, Sehnen und Fasern für Haus-, Schlitten-, Boots- und Werkzeugbau, Haut und Eingeweide als Abdeckungs- und Verpackungsmaterial, Fleisch und Speck (Tran) als Nahrungsmittel für Mensch und Schlittenhund und als Energielieferant (Brennmaterial) –, hat sich dies inzwischen gründlich geändert. Heute ist der Weißwal für sie vor allem als Lieferant des als besondere Delikatesse geltenden Maktaaq, der Walhaut mit der unter der Oberhaut gelegenen Speckschicht (Blubber, Schwarte), von Bedeutung. Außerdem verwenden sie die geeigneten Teile des Wals als Futter für Schlittenhunde.
Kommerziell wird der Weißwal praktisch nur noch im Norden Russlands gefangen. Relevant für den Rückgang kommerzieller Waljagd wurde die vor allem in Küstennähe zunehmende Schadstoffbelastung mit DDT, PCB, Blei, Kadmium, Titan und Quecksilber der von den Walen verzehrten Organismen, die sich im Fleisch und Fett der Wale nachweisen ließ und vermehrt Krankheiten zur Folge hat. Bei der im schadstoffbelastetem Mündungsgebiet des Sankt-Lorenz-Stroms lebenden Weißwal-Population treten z.B. häufig Krebserkrankungen des Verdauungstrakts auf.[3]
Der Schutz der Weißwale wird aufgrund nachlassender Bejagung und weltweiter Walschutzmaßnahmen als ausreichend angesehen. Einen wichtigen Beitrag liefert überdies der Tourismus, nachdem Walbeobachtungsprogramme auch von Belugas an leicht zugänglichen Küsten in Kanada und Alaska sehr populär geworden sind. Als problematisch erweisen sich andererseits zunehmende Aktivitäten zur Gewinnung von Erdöl in polaren Gewässern, die zu zunehmender Störung der Tiere und Verschmutzung ihrer Lebensräume führen.
Trivia
Der Beluga ist der Namensgeber für den Airbus A300-600ST („Airbus Beluga“).
Beluga ist der Name zweier Schiffe von Greenpeace.
Der bekannte Belugakaviar stammt nicht vom Beluga-Wal, sondern vom Hausen.
Literatur
- Mimi Breton, T. Smith: The Beluga. Underwater World. Dept. of Fisheries and Oceans Canada, Ottawa Ont 1990. ISBN 0-662-17987-0
- Wolfgang Gewalt: Wale und Delphine - Spitzenkönner der Meere. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1993. ISBN 3-540-56668-6
- Wolfgang Gewalt: Der Weißwal. Die Neue Brehm-Bücherei. Bd 497. Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2001. ISBN 3-89432-836-3
- International Whale Committee: IWC - Report of the sub-committee on small cetaceans. Report of the ... annual meeting of the Scientific Committee of the International Whaling Commission. IWC, Cambridge 42.1992, S.185-193; 43.1993, S.130-132.
- Marine Mammal Commission: Cook Inlet Beluga Whale (Delphinapterus leucas). Marine Mammal Commission, Annual Report for 2002. Washington DC 2002, S.58-63.
- P. Leyhausen: Waltiere. In: Brockhaus. Grzimek's Enzyklopädie. Bd 4. Brockhaus, Leipzig-Mannheim 1997. ISBN 3-7653-6141-0
- Tony Martin: Beluga Whales. Voyager Press, Stillwater MN 1996. ISBN 0-89658-306-6
- D. W. Morgan : The vocal and behavioural reactions of the beluga „Delphinapterus leucas“ to playback of its sounds. In: Behaviour of marine animals. Bd 3. Cetaceans. Plenum Press, New York 1979. ISBN 0-306-37573-7
- J. Niethammer, F. Krapp (Hrsg): Handbuch der Säugetiere Europas. Bd 6. Meeressäuger, T 1A. Wale und Delphine 1. AULA-Verlag, Wiebelsheim 1994. ISBN 3-89104-559-X
- T. G. Smith (Hrsg.): Advance in research on the beluga whale „Delphinapterus leucas“. In: Canadian bulletin of fisheries and aquatic sciences. Department of Fisheries and Oceans, Ottawa 224.1990. ISSN 0706-6503
Weblinks
- Animal Diversity Web
- Marine Biology
- Delphinapterus leucas in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Cetacean Specialist Group, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006
Quellen
- ↑ Moby Dick
- ↑ http://www.spiegel.de/video/video-36189.html
- ↑ Martineau et al::Cancer in Wildlife, a Case Study: Beluga from the St. Lawrence Estuary, Québec, Canada. Environ Health Perspect 2002;110:285–292 PMID 11882480
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