Weizhi

Weizhi
Dieser Artikel behandelt Chen Shous Geschichtswerke Sanguo Zhi über die Zeit der Drei Reiche in China. Das koreanische Werk Chronik der Drei Königreiche siehe unter Samguk Sagi.

Die Chroniken der Drei Reiche (chin. 三國志 / 三国志, Sānguó Zhì) stellen eine offizielle Aufzeichnung der historischen Ereignisse im China der Zeit der Drei Reiche dar. Sie umfassen dabei den Zeitraum von 189 bis 280, beginnen also in der Endphase der Han-Dynastie, als die Reichsautorität mit dem Aufstand der Gelben Turbane zu bröckeln begann und die Kämpfe rivalisierender Kriegsherrn zur Entstehung dreier Reiche führte: Wei, Shu Han und Wu. Autor der Chroniken ist Chen Shou, der sie gegen Ende des 3. Jhs. verfasste. Durch die relative Zeitnähe stellen die Chroniken eine einzigartige Quelle für diese ereignisreiche Epoche dar.

Die Chroniken gehören zum Kanon der 24 Dynastiegeschichten, von denen sie das vierte Werk bilden, wobei sie mit den Aufzeichnungen der Historiker, der Geschichte der Han-Dynastie und der Geschichte der späten Han-Dynastie zu den vier frühen Historiographien Chinas zu zählen ist. Die Chroniken bestehen aus 65 Bänden mit insgesamt rund 360.000 Wörtern und sind in drei Bücher gegliedert: Das Buch Wei (魏志, Wèi Zhì) umfasst 30 Bände, das Buch Shu (蜀志, Shǔ Zhì) 15 und das Buch Wu (吳志, Wú Zhì) 20. Jeder Band hat dabei die Form einer Biographie einer wichtigen Gestalt dieser Zeit; die Länge des Bandes ist dabei abhängig von der Bedeutung der beschriebenen Person.

Chen Shou, ursprünglich in Diensten der Shu Han, wurde nach deren Fall von der Jin-Dynastie zur Abfassung des Geschichtswerkes beauftragt. Er stützte sich dabei auf zum Teil bereits vorhandene Chroniken für die Reiche Wei und Wu, für Shu basieren die Chroniken dagegen weitgehend auf von Chen Shou selbst recherchierten Daten. Da die Jin-Dynastie ihre eigene Legitimation (das Mandat des Himmels) von den Herrschern des Wei-Reiches ableiteten, tauchen diese in den Chroniken mit der Kaisertitulatur auf, während die Shu-Herrscher als Fürsten dargestellt werden und die Wu-Herrscher lediglich mit ihren Namen, ohne Herrschertitel, beschrieben werden.

Die Chroniken erfuhren später eine Reihe von Bearbeitungen. So fügte im 5. Jahrhundert Pei Songzhi Kommentare hinzu; seine Ergänzungen schloss er im Jahre 429 ab. Er korrigierte anhand ihm vorliegender Unterlagen einige Irrtümer, die Chen Shou unterlaufen waren und gab dem Werk, in dem manche Erzählabschnitte unverbunden nebeneinander standen, eine geschlossenere Form.

Gerade die Zeit der Drei Reiche wurde in der Überlieferung bald derart durch zahlreiche Legenden, Ausschmückungen und Heldengeschichten überwuchert, dass der historische Kern der Ereignisse dahinter zum Teil kaum noch erkennbar war. Am bekanntesten wurde Die Geschichte der Drei Reiche, ein von Luo Guanzhong verfasster, populärer Roman aus dem 14. Jahrhundert, der das spätere Bild für diese Epoche entscheidend mitgeprägt hat. Die Chroniken fallen dagegen durch ihre Nüchternheit auf, mit der sie die Fakten aneinanderreihen, wodurch sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den mittelalterlichen Chroniken Europas erhalten. Für die Kenntnis der Ereignisgeschichte sind die Chroniken daher eine erstklassige Quelle, sie verraten aber wenig über soziale und wirtschaftliche Hintergründe oder politische Institutionen. Das genaue Maß an dichterischer Freiheit, wie sie von allen Historikern der damaligen Zeit ausgeübt wurde, lässt sich bei den Chroniken kaum sicher ermitteln. Ebenso wie bei europäischen Historikern der Antike und des Mittelalters findet man etwa auch bei Chen Shou Feldherren, die, auch mitten im Kampfgeschehen, heroische Reden halten, deren Historizität oder gar Wortlaut in dieser Form kaum belegbar ist. Außerdem hat der Autor offensichtlich Rücksichten auf die Wünsche seiner Auftraggeber nehmen müssen und war zugleich durch seine Herkunft aus dem Reich Shu Han beeinflusst. Insgesamt gilt das Werk dennoch als einigermaßen zuverlässig und bietet einen guten Einblick in die Epoche.

Verweise



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Deng Weizhi — (born 1938) is a Standing Committee Member of the 9th CPPCC National Committee.[1] He is also the Vice Chairman of the 10th Central Committee of the China Association for Promoting Democracy. Mr. Deng is also a professor at the Department of… …   Wikipedia

  • Tianjin FAW Xiali Automobile — Tianjin FAW Xiali Corporation Rechtsform Corporation (Joint Venture) Gründung 1997 Sitz Tianjin, Volksrepublik China …   Deutsch Wikipedia

  • Liu Shao (Liu Song) — Liu Shao (劉劭) (426 [However, historical records also indicate that this birthdate, while official, was a falsified date that Liu Shao had been conceived while Emperor Wen was still in the three year mourning period for his father Emperor Wu, who… …   Wikipedia

  • Empress Yin Yuying — (殷玉英) (died 453) was briefly an empress of the Chinese dynasty Liu Song. Her husband was Liu Shao, the crown prince of Emperor Wen who killed his father in 453 and briefly became emperor.Yin Yuying was the daughter of Yin Chun (殷淳), an official… …   Wikipedia

  • Criticisms of Communist party rule — This article only discusses criticisms that are specific to Communist states and not necessarily to other forms of socialism. See criticisms of socialism and criticisms of Marxism for discussions of literature and viewpoints objecting to… …   Wikipedia

  • Honji-suijaku — Shintōistische und buddhistische Figuren als auch Architekturelemente beim Jōgyō ji in Kamakura Shinbutsu Shūgō (jap. 神仏習合) oder auch Shinbutsu Konkō (神仏混交) ist die japanische Bezeichnung für den Shintō bzw. Kami …   Deutsch Wikipedia

  • Kyūshū — Region Kyūshū in Japan Gewässer Pazifischer Ozean Geogra …   Deutsch Wikipedia

  • Shinbutsu-Shugo — Shintōistische und buddhistische Figuren als auch Architekturelemente beim Jōgyō ji in Kamakura Shinbutsu Shūgō (jap. 神仏習合) oder auch Shinbutsu Konkō (神仏混交) ist die japanische Bezeichnung für den Shintō bzw. Kami …   Deutsch Wikipedia

  • Shinbutsu-shugo — Shintōistische und buddhistische Figuren als auch Architekturelemente beim Jōgyō ji in Kamakura Shinbutsu Shūgō (jap. 神仏習合) oder auch Shinbutsu Konkō (神仏混交) ist die japanische Bezeichnung für den Shintō bzw. Kami …   Deutsch Wikipedia

  • Shinbutsu-shūgō — Shintōistische und buddhistische Figuren als auch Architekturelemente beim Jōgyō ji in Kamakura Shinbutsu Shūgō (jap. 神仏習合) oder auch Shinbutsu Konkō (神仏混交) ist die japanische Bezeichnung für den Shintō bzw. Kami …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”