Weißfrauen

Weißfrauen

Die Magdalenerinnen, Schwestern vom Orden der heiligen Maria Magdalena zur Buße, lateinisch: Ordo Sanctae Mariae Magdalenae de poenitentia (OSMM), sind eine katholische Ordensgemeinschaft.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der Orden entstand um das Jahr 1230 im deutschen Sprachgebiet, gestiftet 1224 durch den Priester Rudolf von Worms in Worms, und gilt als der älteste reine Frauenorden der katholischen Kirche. Er hatte zahlreiche Klöster in allen Teilen des Heiligen Römischen Reiches sowie in Ungarn und Polen. Patronin war Maria Magdalena, die bekehrte Sünderin aus dem Neuen Testament.

Getreu dem Vorbild ihrer Patronin war der Ordenszweck zunächst die Verwahrung bußfertiger Straßendirnen, ab ca. 1250 auch die Versorgung unverheirateter Angehöriger der bürgerlichen Familien. Die Weißfrauen lebten nach der Regel des heiligen Augustinus und der Ordnung der Nonnen des heiligen Sixtus. Sie trugen weiße, einfache Kleider, schliefen bekleidet und gegürtet auf Stroh und einem wollenen Tuch und durften niemals Müßiggang pflegen.

Aufgrund der Umkehr und der Aufgabe ihres alten Lebenswandels nannten sich die Schwestern auch „Reuerinnen“ (poenitentes) oder „Büßerinnen“. Wegen ihrer weißen Ordenstracht wurden sie auch Weißfrauen genannt.

Geschichte

Magdalenenkloster und -kirche in Hildesheim

Durch die Reformation gaben die meisten Magdalenerinnenklöster bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts auf. Übrig blieben drei, in Niederschlesien gelegene Ordenshäuser in Naumburg am Queis (als Ruine erhalten; sehenswert sind die Epitaphien), in Sprottau und in Lauban (inzwischen restlos abgetragen). Im Mai 2006 wurde das älteste Vorwerk der Magdalenerinnen, ein Wirtschaftshof, dessen Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, abgerissen.

Das Magdalenerinnenkloster in Hildesheim (Niedersachsen) verweigerte sich der Reformation und wurde erst im 19. Jh. zwangsweise mit Dekret vom 3. Juni 1810 aufgehoben. Die Klosterkirche wurde damit vorerst geschlossen, die Kloster- und Wirtschaftsgebäude beschlagnahmt und das Klostergut eingezogen.

Deutscher Zweig

Bis 2004 existierte noch ein letztes Kloster der Magdalenerinnen in Niederbayern, das auf Schwestern zurückgeht, die 1945 aus ihrem Kloster in Lauban (Niederschlesien) vertrieben wurden. Dieses Kloster im niederbayerischen Seyboldsdorf (Stadt Vilsbiburg) wurde wegen Überalterung des Konvents 2004 aufgegeben. Die verbliebenen Schwestern, die sich allesamt im Ruhestandsalter befinden, leben jetzt in einer Altenpflegeeinrichtung in Obernzell an der Donau. Damit wird der älteste katholische Frauenorden in absehbarer Zeit aussterben.

Polnischer Zweig

Es existiert auch heute noch der Zweig der polnischen Magdalenerinnen, denen das gleiche Statut wie einst den deutschen Schwestern zugrunde liegt. Da das Gebäude der Schwestern im Kampf um Lauban 1945 ausgebombt und nach dem Krieg abgetragen wurde, übernahmen die Magdalenki – wie sie sich heutzutage nennen – das ehemalige Antoniusstift. Seit den 1990er Jahren existiert auch ein Filialkloster in Bayreuth, das auf Initiative von Dekan Siegbert Keiling, einem gebürtigen Laubaner, im Stadtteil Grunau-Aichig unter dem Patronat des St. Benedikt gegründet wurde.

Literatur

  • Skobel, Paul: Das Jungfräuliche Klosterstift zur Heiligen Maria Magdalena von der Buße zu Lauban in Schlesien von 1320–1821. Hrsg. und ergänzt bis zur Gegenwart von Edmund Piekorz. Stuttgart 1970.
  • Kurt Köster: Mainz in der Geschichte des Reuerinnen-Ordens, in: JbBistumMainz 3, 1948, Seite 243-272

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