- Wellenberg (Turm)
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Der Wellenbergturm war vermutlich ein Teil der frühen Stadtbefestigung der Stadt Zürich. Er stand zwischen der heutigen Münsterbrücke und der Quaibrücke auf der Höhe des Schiffländeplatzes in der Limmat und war nur mit einem Boot erreichbar.
Inhaltsverzeichnis
Bau
Im Winterthurer Hausfreund-Kalender aus dem Jahr 1840 wird die Höhe des Turmes mit 50 Fuss angegeben, was etwa 15 Metern entspricht. Länge und Breite sollen je 30 Fuss, also 9 Meter betragen haben. Die Mauerdicke verjüngte sich nach oben von beachtlichen 8 Fuss (2,4 m) auf 5 Fuss (1,5 Meter) unter dem Dach. Bis zu einer Höhe von 2,5 Metern bestand der Turm aus massiven Quadersteinen, weiter oben werden Bruchsteine verwendet worden sein. Das Dach des Wellenbergs war mit Holzschindeln bedeckt.
Einrichtung
Die neun Zellen waren auf drei Böden verteilt. Die oberen Stockwerke enthielten helle Gemächer, von denen zwei sogar mit einem Ofen geheizt werden konnten. Im Untergeschoss waren zwei dunkle Löcher ohne Tageslicht, in denen die Gefangenen kaum aufrecht stehen konnten. Als Verpflegung gab es hier nur Wasser und Brot, während die Gefangenen in den oberen Räumen zwei bis dreimal täglich eine warme Mahlzeit erhielten. Auf dem Dachboden lag ein kleiner hölzerner Käfig, der ebenfalls zur Aufnahme widerspenstiger Gefangener diente, aber nicht oft gebraucht wurde. Mit einem Warenaufzug konnten Lasten in die oberen Stockwerke gehoben werden. Im Erdgeschoss stand ein grosser hölzerner Pfosten, an den Gefangene gebunden werden konnten.[1] Nichts wurde gespart, um sowohl für die Sicherheit als für die Gesundheit der Gefangenen zu sorgen.. schreibt der Hausfreundkalender 1840.
Geschichte
Schriftliche Belege über den Bau des massiven Turmes fehlen. In seinem 'Mercurius Helveticus', erschienen zwischen 1684 und 1701, schreibt Johann Jacob Wagner vom Wellenberg: ...der Wasser-Thurm, so der Wellenberg jezund genennet wird und der ein Gefängnuss ist... Diser war zu den Zeiten der Römeren ein Pharos (Leuchtturm), das ist ein solch Thurm, darauf ein grosses Liecht gesetzt worden, um des Nachts denen Seefahrenden die Strass und Gelegenheit zuweisen. [2] Belegt jedoch ist diese Aussage nicht, ebenso wenig ist bekannt, auf welche Quelle sich Wagner beruft. Vermutlich wurde der Turm jedoch in Zusammenhang mit der ersten Stadtbefestigung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gebaut, um den obersten Limmatraum zu sichern. [3] Seine Funktion als Gefängnis wird schon im Richtebrief von 1304 erwähnt [4], in dem der damalige Zürcher Stadtschreiber Nikolaus Mangold die wichtigsten Gesetze der Stadt Zürich in einem Buch zusammengetragen hatte.
. 1778 wurde auf der Nordseite ein Vorgebäude mit zwei Verhörzimmern angebaut. Während der Besatzung durch französische Truppen 1789/99 diente der Turm als Gefängnis für Disziplinarstrafen. 1799 brannte der Turm durch Unvorsichtigkeit einiger Arrestanten grösstenteils aus. Er blieb für einige Jahre Ruine, bis er 1804/04 wieder mit einem Dach versehen und instand gesetzt wurde. Der weitgehende Umbau des Klosters Oetenbach zur kantonalen Strafanstalt in den Jahren 1830 - 34 [5] machten den Wellenberg als Gefängnis überflüssig. Zudem wollte man die Abflussgeschwindigkeit der Limmat aus dem See erhöhen.
Vor seinem Abbruch konnte der Wellenberg eine Zeitlang von allen Interessierten besichtigt werden. Abgebrochen wurde er 1837. Steine des Turmes wurden zum Bau der Münsterbrücke verwendet, die am 20. August 1838 festlich eingeweiht wurde. Auf den noch vorhandenen Fundamenten des Wellenbergs wurde ein Feuerwerk abgebrannt. [6]
Insassen
Prominente Gefangene im Wellenberg waren 1489 der Bürgermeister Hans Waldmann, 1350 im Anschluss an die Mordnacht von Zürich Graf Johann II. von Rapperswil-Laubenburg, Freiherr Johannes von Bonstetten[1], 1526 der Wiedertäufer Felix Manz sowie der Zürcher Pfarrer und Statistiker Johann Heinrich Waser (1742 - 1780), der nach einem umstrittenen Prozess enthauptet wurde [7].
Weblinks
Commons: Wellenberg – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b Hausfreund Kalender Winterthur, 1840, Zentralbibliothek Zürich
- ↑ Turicum, Vitudurum, Iuliomagus, Werdverlag Zürich 1988, S. 50
- ↑ Quelle: Gang dur Züri
- ↑ Richtebrief
- ↑ Thomas Germann: Zürich im Zeitraffer, Band 2, S. 34, 46, Werd Verlag Zürich, 1997, ISBN 3-85932-322-9
- ↑ Thomas Germann: Zürich im Zeitraffer, Band 2, S. 44
- ↑ Waser
47.3687444444448.5426388888889Kategorien:- Ehemaliger Wehrturm in der Schweiz
- Ehemaliges Bauwerk in Zürich
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