Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“

Weltdekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“
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In Aufnahme einer Empfehlung des Weltgipfels für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (2002) hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) mit Beschluss vom 20. Dezember 2002 die Jahre 2005 bis 2014 zur Weltdekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung (Education for Sustainable Development) erklärt. Damit soll signalisiert werden, dass Bildung und Lernprozesse die treibende Kraft für Veränderungen und damit die Grundlage für die Annäherung an eine Nachhaltige Entwicklung sind. [1] Koordinierendes Organ ist die UNESCO.

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Das übergreifende Ziel der Dekade ist die Integration der Werte und Prinzipien nachhaltiger Entwicklung in alle Bildungsbereiche (bezogen auf alle Altersstufen) sämtlicher Mitgliedsstaaten und weltweit. Durch Erziehung und Bildung soll das Bewusstsein gestärkt werden, dass das Verhalten eines jeden Menschen Konsequenzen für die Lebensumstände vieler anderer Menschen in aller Welt hat. Dadurch sollen letztendlich Veränderungen im Verhalten der Menschen angeregt werden, die der Schaffung einer nachhaltigen Zukunft im Sinne einer nachhaltigen und gerechten Gesellschaft dienen.[2] Konkret sollen die nationalen Regierungen dazu bewegt werden, die Dekade umzusetzen, indem sie das Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung in die jeweiligen nationalen Bildungssysteme und -strategien integrieren. Des Weiteren soll durch die nationalen Regierungen mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf die Dekade gelenkt werden und eine Miteinbeziehung zivilgesellschaftlicher Akteure erfolgen. [3]

Die Aufgaben der UNESCO und der nationalen Regierungen bestehen allgemein darin:

  • den Zugang zu guter Basisbildung zu ermöglichen,
  • bestehende Bildungsprogramme auf BNE auszurichten,
  • öffentliche Aufmerksamkeit und Verständnis zu steigern,
  • und Trainings anzubieten.

Umsetzung

Als Leitfaden zur Umsetzung der Ziele der Dekade wurden in einem International Implementation Scheme (IIS)[4] sieben allgemeine Strategien entwickelt, die die Ausarbeitung nationaler und regionaler Umsetzungsstrategien unterstützen sollen und gleichzeitig Teil einer jeden regionalen bzw. nationalen Strategie sein sollen. Die sieben Strategien sind:

  • Visionsbildung und Anwaltschaft
  • Beratung und Ownership
  • Partnerschaften und Netzwerke
  • Kompetenzbildung und Training
  • Forschung und Innovation
  • Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien
  • Begleitung und Evaluation

Halbzeitkonferenz 2009

Die "Weltkonferenz Bildung für nachhaltige Entwicklung - Startschuss für die zweite Halbzeit der UN-Dekade" wird vom 31. März bis zum 2. April 2009 in Bonn stattfinden. Die UNESCO - "lead agency" der Dekade - und das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland organisieren die Konferenz in Kooperation mit der Deutschen UNESCO-Kommission. Im Rahmen der Konferenz werden die ersten fünf Jahre der Dekade-Umsetzung evaluiert und Strategien für die zweite Halbzeit entwickelt. Neben Vertretern der UNESCO-Mitgliedstaaten, UN-Sonderorganisationen, multi- und bilateralen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, nehmen Vertreter der Zivilgesellschaft und des Privatsektors teil. Ungefähr 700 Teilnehmer aus allen Weltreligionen werden in ihrer Zusammensetzung die Vielschichtigkeit des Konzepts Bildung für nachhaltige Entwicklung widerspiegeln.

Die UN - Dekade international

Da die Entwicklung und Umsetzung konkreter Programme völlig auf die regionale bzw. nationale Ebene übertragen wird, ist es möglich, dass einander widersprechende Vorstellungen von Nachhaltiger Entwicklung vertreten werden. Es gibt keinen globalen Ansatz, auf den man sich international geeinigt hat. Wie viele der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossenen Dekaden, ist die Dekade der Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht bindend. So erfolgt die Umsetzung freiwillig und daher in diesem Fall in den verschiedenen Ländern auf sehr unterschiedlichem Niveau, wenn überhaupt. Einerseits ist das vor allem eine Frage des Budgets. Da es von den UN zur Umsetzung der Dekade keine finanzielle Unterstützung gibt, ist die Finanzierung sehr unterschiedlich. In Deutschland ist die Umsetzung mit etwa 300 000 € im Jahr am besten finanziert. [5] In Neuseeland stehen beispielsweise 25 000 € zur Verfügung, während andere Länder gar kein Budget haben. Andererseits ist die Art der Umsetzung auch abhängig von den unterschiedlichen sozialen und ökonomischen Ausgangspositionen der jeweiligen Länder allgemein und der damit zusammenhängenden primären Probleme. Tendenziell kann man feststellen, dass in den ärmeren Ländern eher die Basisbildung im Vordergrund steht, während es bei der Umsetzung in den reicheren Ländern um BNE im engeren Sinne geht.

Die UN - Dekade in Deutschland

Die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) hat bereits im Juli 2003 mit der "Hamburger Erklärung" Empfehlungen für einen nationalen Aktionsplan zur Weltdekade beschlossen. Im Mai 2004 wurde zur konkreten Umsetzung der Ziele der Weltdekade ein deutsches Nationalkomitee einberufen, dem Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur sowie Mitglieder des deutschen Bundestages und der Bundesregierung angehören. [6] Die „Aufgabe des Nationalkomitees ist es, die in der ‚Hamburger Erklärung’ der Deutschen UNESCO-Kommission genannten unterschiedlichen Ansprechpartner, Projekte und Initiativen zu einer Allianz ‚Nachhaltigkeit Lernen’ zusammenzuführen und einen nationalen Aktionsplan für die Weltdekade zu entwickeln und fortzuschreiben.“ [7] Zur Erstellung des nationalen Aktionsplanes gibt es auch einen einstimmigen Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 2004. Der Aktionsplan soll jährlich fortgeschrieben werden, da die UN-Dekade für BNE als offener Prozess verstanden wird. Allerdings ist die neueste Version die 2. Fassung vom November 2005. Für die Umsetzung der Dekade in Deutschland wurden darin 4 Ziele formuliert:[8]

  • Die Weiterentwicklung und Bündelung der Aktivitäten sowie Transfer guter Praxis in die Breite
  • Die Vernetzung der Akteure der Bildung für nachhaltige Entwicklung
  • Die Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung von Bildung für nachhaltige Entwicklung
  • Die Verstärkung internationaler Kooperationen

Ebenfalls hat das Nationalkomitee für die kommenden Jahre der Dekade Jahresthemen festgelegt, wobei die Bearbeitung anderer Themen jederzeit ebenfalls erwünscht ist. Folgende Jahresthemen wurden festgelegt: 2007: Kulturelle Vielfalt, 2008: Wasser, 2009: Energie, 2010: Geld, 2011: Stadt, 2012: Ernährung, 2013: Mobilität, 2014: Kein eigenes Thema, damit im Abschlussjahr Raum für ein generelles Fazit, ein Zusammenführen der bisherigen Themen und einen Ausblick bleibt.[9]

Das Nationalkomitee zeichnet anerkannte Projekte zur BNE aus. Denn „wer die Herausforderung der UN-Dekade annimmt, soll Anerkennung für sein Engagement finden und in die "Allianz Nachhaltigkeit Lernen" aufgenommen werden.“[10] Die offiziell anerkannten Projekte sind in einer Datenbank zusammengefasst, die sich ständig vergrößert. Meist sind es lokale Projekte und Initiativen, deren Methoden und Ideen aber auch von anderen übernommen werden können. Nebst zahlreichen Projekten für Schulen und Kindergärten, finden sich hier auch Konzepte, die sich an beruflich Auszubildende und Ausbildende wenden oder in Feldern der außerschulischen Weiterbildung und des informellen Lernens tätig sind.[11]

Weblinks

Fußnoten

  1. UNESCO-Portal: UN Decade for Education for Sustainable Development (2005-2014)
  2. UNESCO-Portal: Objectives and strategies
  3. UNESCO-Portal: Objectives and strategies
  4. BNE-Portal: International Implementation Scheme
  5. BMBFBundesministerium für Bildung und Forschung
  6. BNE-Portal:UN-Weltdekade und BNE-Portal: Hamburger Erklärung
  7. BNE-Portal: Das Nationalkomitee
  8. BNE-Portal: Der nationale Aktionsplan für Deutschland
  9. BNE-Portal: Jahresthemen
  10. BNE-Portal: Offizielle Dekade-Projekte
  11. Datenbank UN-Dekade (Projektbeispiele)

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