Wendisch Carsdorf

Wendisch Carsdorf
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Rabenau
Rabenau (Sachsen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rabenau hervorgehoben
50.96666666666713.633333333333Höhenangabe falsch oder mehr als zwei NachkommastellenKoordinaten: 50° 58′ N, 13° 38′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Dresden
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Höhe: 250–420 m ü. NN
Fläche: 30,73 km²
Einwohner: 4584 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 149 Einwohner je km²
Postleitzahl: 01734
Vorwahlen: 0351 (Karsdorf: 03504)
Kfz-Kennzeichen: PIR (alt: DW)
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 300
Adresse der Stadtverwaltung: Markt 3
01734 Rabenau
Webpräsenz:
Bürgermeister: Thomas Paul (CDU)

Rabenau ist eine Kleinstadt bei Freital im sächsischen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Verwaltungssitz der Gemeinde „Stadt Rabenau“. Diese erstreckt sich über ein Territorium von 30 Quadratkilometern und umfasst neben der eigentlichen Stadt die Ortsteile Lübau, Karsdorf, Obernaundorf, Oelsa und Spechtritz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort indirekt als „Rabinowe“ im Jahre 1235. Als Kolonisten gelten fränkische (?) Siedler unter dem burggräflich-dohnaischen Dienstadligen Burchhardus de Rabinowe, der wohl mit dem 1206 erwähnten Burkhard von Kaitz identisch ist. Die Herrschaft Rabenau mit ihrer um bzw. kurz vor 1200 dort auf einem Felssporn über dem Oelsabachtal errichteten Wehranlage als Mittelpunkt scheint von Kaitz ausgehend angelegt worden zu sein. Dieser Siedlungszug ordnet sich in die Kolonisation der Burggrafen von Dohna an den Weißeritzen mit den Schwerpunkten Burg Thorun (Pesterwitz) - Rabenau - Dippoldiswalde - Höckendorf ein. [2]

Nach der Dohnaischen Fehde gelangte die Herrschaft in markgräflich-meißnischen Besitz, verlor ihre strategische Bedeutung und verfiel allmählich.

Das Stadtrecht erlangte Rabenau im Jahr 1488. Im Dreißigjährigen Krieg musste der Ort mehrfach Plünderungen erleiden und wurde 1639 durch schwedische Truppen angezündet.

Neben der Landwirtschaft wurde die handwerkliche Holzverarbeitung wesentlicher Lebensunterhalt in Rabenau. Ab dem 16. Jahrhundert entwickelte sich so in Rabenau und Umgebung das Handwerk des Stuhlbaus. Der kursächsische Hofgeograph Adam Friedrich Zürner berichtete 1720 über Rabenau, dass fast alle Einwohner Stuhlmacher gewesen seien.

Um 1830 erhielt die Rabenauer Mühle das Schankrecht. 1869 brannte sie ab und wurde als Gastwirtschaft und Holzschleiferei im Schweizer Stil wieder aufgebaut.

Rabenau um 1905

Im Zeitalter der Industrialisierung und der Gründerzeit dehnte sich das Siedlungsgebiet auf höhergelegene Teile des stark geneigten Südhangs aus. 1875 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet, im gleichen Jahr wird Rabenau Teil der Amtshauptmannschaft Dresden. 1882 erhielt Rabenau Anschluss an die Weißeritztalbahn, was große Bedeutung für die örtliche Stuhlbauindustrie hatte. Gleichzeitig wurde die Ortsverbindungsstraße von Eckersdorf (Ortsteil von Hainsberg bzw. Freital; heute Freitaler Straße) errichtet und ersetzte den steilen Eckersdorfer Weg. An dieser Straße entstand über dem Rabenauer Grund die Siedlung Waldfrieden. In der Gründerzeit wurden das Rathaus und eine Vielzahl von markanten Bürgerhäusern am Marktplatz erbaut. 1911 ging im Rabenauer Grund das Wasserkraftwerk in Betrieb. Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete die Stadt Rabenau eine freifließende Trinkwasserleitung, die ihr Wasser aus der Paulshainer Heide bei Höckendorf bezieht und durch den Bau eines Wasserturmes am zweithöchsten Punkt des Orts ein zeitgemäßes lokales Trinkwassernetz darstellte.

Im Mai 1945 wurde Rabenau nicht völlig unblutig von sowjetischen Truppen besetzt. Mit der Stadtverwaltung wurden Angehörige bzw. Sympathisanten der KPD und SPD betraut. In der Folge wurden mehrere Großbauern und Industrielle enteignet, andere verhaftet. Einige hundert Vertriebene aus dem Sudetenland, Schlesien und Pommern ließen sich in Rabenau nieder.

In den 1960er Jahren wurde ein Großteil der Bauern in der LPG Lübau-Oelsa zwangskollektiviert. Rabenau erhielt eine Betriebsberufsschule für Stuhl- und Möbelbau, in der im Rahmen der RGW-Entwicklungshilfe zeitweise auch ausländische Schüler ausgebildet wurden.

1952 wurde die Stadt dem neugebildeten Kreis Freital zugeschlagen. Im gleichen Jahr wurden Spechtritz und Lübau Ortsteile von Rabenau, 1974 auch Obernaundorf. 1971 wird Karsdorf Ortsteil von Oelsa.

In den 1980er und 1990er Jahren bestand eine Partnerschaft der Evangelischen Kirchgemeinde mit der Kirchgemeinde in Rethem (Aller) in Niedersachsen.

1990 entstand nach dem Vorbild in der hessischen Partnergemeinde die Freie Wählergemeinschaft Rabenau. Bei den Kommunalwahlen im Mai 1990 zog diese mit großem Erfolg in den Stadtrat ein und stellte mit Frank Schönherr den ersten frei gewählten Bürgermeister nach 1945.

1994 erfolgte der freiwillige Zusammenschluss mit der Gemeinde Oelsa zur vergrößerten Gemeinde „Stadt Rabenau“, die im gleichen Jahr Teil des neugebildeten Weißeritzkreises wurde. Die Stadtgemeinde besitzt im Jahr 2004 ungefähr 4.700 Einwohner, davon etwa 2.000 Einwohner in Rabenau selbst. Durch eine eher konservative Flächenwidmungspolitik in den 1990er Jahren verzeichnet Rabenau nur geringen Zuzug und kaum neue Gewerbeansiedlungen, so dass die Entwicklung der Gemeinde seitdem als Wohn- und Gewerbestandort im südlichen Dresdner Umland stagniert.

Im Jahre 2007 wird das Heimatmuseum als Deutsches Stuhlbaumuseum etabliert.

Wirtschaft und Verkehr

Industrie und Gewerbe

Polsterei im VEB Vereinigte Polstermöbelindustrie in Oelsa-Rabenau

Bekannt ist die Stadt für ihr traditionsreiches Stuhlbauhandwerk, welches im 17. Jahrhundert ihren Aufschwung nahm und im 19. Jahrhundert mit zahlreichen Unternehmen und Werkstätten in Rabenau, Oelsa und Umgebung ihre Blüte erreichte. Auch in der DDR blieb Rabenau trotz Verstaatlichung der Handwerksbetriebe ein wesentliches Zentrum der nationalen Sitz- und Stilmöbelindustrie. Seit der Wende nimmt die lokale Bedeutung dieser Branche aufgrund des internationalen Wettbewerbs ab, auch traditionsreiche Handwerksbetriebe mussten schließen.

Eisenbahnanschluss

Im Jahr 1882 wurde die Weißeritztalbahn, eine Schmalspurbahn von Freital-Hainsberg nach Kipsdorf im Erzgebirge, gebaut. Die Stadt Rabenau hat mit dem Bahnhof Rabenau und dem Haltepunkt Spechtritz Anschlüsse. Diese Bahn wurde als typisch sächsische Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 Millimetern ausgeführt und ist heute die dienstälteste Schmalspurbahn in Deutschland. Durch das Hochwasser im Jahr 2002 wurde die Strecke in großen Teilen zerstört, seitdem ruht der Bahnverkehr. Im Jahre 2004 ging die Betriebsführung der Strecke von der Deutschen Bahn auf die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft über, die im Jahre 2007 mit dem Wiederaufbau der Strecke begann. Dabei wurde das Bahnhofsgebäude (Güterboden) abgerissen. Im Dezember 2008 wird die Strecke bis Dippoldiswalde wieder in Betrieb genommen.

Sehenswürdigkeiten

Schule

An einem der höchsten Punkte des Orts entstand 1929 in zeitgenössischer Architektur das weithin sichtbare Schulgebäude. Es gilt als eines der schönsten Schulgebäude Sachsens. Der dreistöckige, U-förmige Bau ist zum Teil in Klinkerbauweise ausgeführt und wird von einem kleinen Uhrenturm gekrönt. Zur Anlage gehört ebenfalls ein Hausmeistergebäude. Die Schule hatte ursprünglich 18 Unterrichtsräume und war Zentralschule für Rabenau und umliegende Ortsteile. In der DDR-Zeit wurde sie nach dem Dresdner Arbeitersportler und NS-Gegner Heinz Steyer (1909–1944) [1] benannt und war eine zweizügige, zehnklassige POS. Von 1992 bis 2005 war sie staatliche Mittelschule.

Aufgrund der zurückgehenden Schülerzahlen entschieden Kreistag und Kultusministerium, die staatliche Mittelschule in Rabenau im Sommer 2005 zu schließen. Durch Beschluss des Rabenauer Stadtrats wurde das Schulgebäude dem privaten Schulträger BGGS Sachsen gGmbH zur Nutzung überlassen, der dort seit dem Schuljahr 2005/2006 die Freie Mittelschule Rabenau und eine Berufsfachschule für Ergotherapie betreibt. Damit fungiert die Schule nach sächsischem Schulgesetz als staatlich anerkannte Ersatzschule. Im Schuljahr 2005/2006 wurde in der Freien Mittelschule nur eine 5. Klasse mit 16 Schülern unterrichtet, das monatlich zu zahlende Schulgeld beträgt 96 Euro. Für das folgende Schuljahr wird mit mehr als 30 neuen Schülern gerechnet.

Im Schuljahr 2007/2008 eröffnet der gleiche Schulträger im Rabenauer Schulgebäude eine einzügige private Grundschule. Das Konzept von Lehre und Erziehung will dabei eigenen Angaben zufolge neueste Erkenntnisse aus der Gehirn- und Intelligenzforschung berücksichtigen.

Die nächste staatliche Grundschule befindet sich im Ortsteil Oelsa, die nächste staatliche Mittelschule und das nächste staatliche Gymnasium in Freital.

Museum

In Rabenau befindet sich das Deutsche Stuhlbaumuseum (Lindenstraße 2). Anhand von original Rabenauer Stühlen verschiedenster Stile gibt es Einblick in die mehr als 400-jährige Handwerkstradition und ist somit das einzige Fachmuseum dieser Art in Deutschland. Durch die Integration der musealen Werkstatt von Handwerksmeister Kurt Aehlig (1900–2001) konnte die Ausstellungsfläche im Jahre 2005 erheblich erweitert werden. Das Deutsche Stuhlbaumuseum wurde 1922 als Heimatmuseum der Stadt Rabenau gegründet und zeigt so außerdem Wissenswertes aus der Lokalgeschichte.

Kirche

Das heutige Bauwerk der evangelisch-lutherischen KircheSt. Egidien“ in Rabenau steht seit dem 17. Jahrhundert, nachdem der vorherige hölzerne Kirchenbau bei der Besetzung durch schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg abbrannte. Als Kirchweihfest in Rabenau gilt der Sonntag nach Kreuzerhöhung. Die Kirchgemeinde ist Teil des Kirchspiels Kreischa-Seifersdorf und gehört zum Kirchenbezirk Dippoldiswalde. Die nächste katholische Kirche befindet sich in Freital.

Rathaus

Das Rathaus wurde 1892 an der Ostseite des Marktplatzes erbaut. Der dreigeschossige gelbe Ziegelbau mit einem kleinen Turm wurde am Anfang der 1990er Jahre komplett renoviert und beherbergt heute die Stadtverwaltung und den „Ratskeller“. Davor auf dem Marktplatz befindet sich der Stuhlbau-Brunnen.

Umgebung

Bekannte Ausflugsziele sind der Rabenauer Grund, der Lerchenberg (425 Meter ü. NN) als Landmarke der Karsdorfer Verwerfung, das Götzenbüschchen (eine kreidezeitliche Sandsteinklippe), die Talsperre Malter und die Ruine der Barbarakapelle. Diese befindet sich in der Dippoldiswalder Heide, einem bedeutenden Waldgebiet im Vorland des Erzgebirges.

Persönlichkeiten

  • Karl von Miltitz (1490–1529), päpstlicher Nuntius
  • Ernst von Miltitz zu Batzdorf und Siebeneichen (*1495/1498–1555), sächs. Oberhofmarschall, geboren in Rabenau
  • Anton Botenhäuser, Pfarrer von Rabenau um 1639, versteckte die Rabenauer Einwohner beim Schwedeneinfall am Predigtstuhl im Rabenauer Grund
  • Johann Samuel Adami (1638–1713), Theologe, Schriftsteller und Sprachforscher
  • Johann Christoph Knöffel (1686–1752), sächs. Oberlandbaumeister, geboren in Oelsa[2]
  • Fred Otto (1883–1944), Architekt, Stadtbaurat in Chemnitz, geboren in Rabenau
  • Ingeborg Lahl-Grimmer (1926–1989), Malerin, lebte in Rabenau
  • Armin Münch (* 1930), Maler und Grafiker, geboren in Rabenau
  • Horand Friedrich (* 1943) , Kammersänger (Bass), wohnhaft in Rabenau
  • Hans-Jürgen Kreische (* 1947), Fußball-Nationalspieler der DDR, aufgewachsen in Rabenau
  • Arila Siegert (* 1953), Balletttänzerin, Regisseurin und Choreografin, aufgewachsen in Rabenau
  • Daniel Rosin (* 1980), Profi-Fußballspieler, aufgewachsen in Rabenau

Liste der Bürgermeister

Diese Liste zeigt die demokratisch gewählten Bürgermeister nach 1990.

  • 1990–1994: Frank Schönherr (Freie Wähler)
  • 1994–2008: Gerd Hilbert (Freie Wähler)
  • seit 2009: Thomas Paul (CDU)

Partnerorte

Das gleichnamige Rabenau in Hessen ist offizielle Partnergemeinde. Der Ortsteil Oelsa pflegt eine Partnerschaft mit Rangendingen auf der Schwäbischen Alb.

Vereinsleben

In allen Ortsteilen der Gemeinde existieren diverse Vereine, z.B.

  • Elferrat Rabenau e.V. (Faschingsverein)
  • Sportverein Rabenau e.V. (früher SG Aufbau Rabenau)
  • Volkschor Rabenau
  • Kleintierzüchterverein Rabenau

sowie Feuerwehrvereine und Jugendclubs.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
  2. Vincenz Kaiser, Zur Kolonisation und Herrschaftsbildung der Burggrafen von Dohna im Weißeritzgebiet, noch unveröffentlichtes Manuskript, Dresden 2007.

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