Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung

Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung
Ärmelabzeichen der WEGA

Die WEGA (vom früheren Namen Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) ist eine Sondereinheit der österreichischen Polizei in der Bundeshauptstadt Wien. Sie ist dem Landespolizeikommando Wien unterstellt und für Einsätze mit erhöhtem Gefährdungsgrad vorgesehen. Die WEGA wurde im Zuge der Polizeireform im Jahr 2004 aus dem ehemaligen Mobilen Einsatzkommando aufgestellt.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Die WEGA ist eine polizeiliche Spezialeinheit für besondere Gefährdungslagen. Sie ist in den Grundzügen der Terrorismusbekämpfung geschult und besonders ausgebildet für Geiselsituationen.

Die WEGA kommt auch häufig gemeinsam mit der Einsatzeinheit Wien bei Großveranstaltungen zum Einsatz. Speziell bei Demonstrationen fungiert sie dabei oft als „Greiftruppe“, deren Aufgabe es ist, einzelne Störer aus der Masse heraus festzunehmen.

Organisation

Die Ausrüstung bzw. das Dienstmodell orientieren sich an jenen der amerikanischen S.W.A.T.- Teams. Es wird in speziell ausgerüsteten Sektorfahrzeugen, in zwei Mann-Teams, überlagernder Streifendienst versehen. Der große Vorteil der Sektorstreifen ist, dass binnen kürzester Zeit ein vollausgerüstetes Zugriffsteam verfügbar ist. Außerdem werden generell in Wien alle Aufgaben, die den normalen Risikorahmen der Polizei übersteigen, allerdings noch nicht in den Aufgabenbereich des Einsatzkommando Cobra fallen, der WEGA überlassen. Dazu gehören beispielsweise auch Abschiebungen.

Im Oktober 2007 vertraten Beamte der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung beim "Trinationalen GSOD-Seminar" die Republik Österreich. Bei diesem fünftägigen Seminar, an dem neben der WEGA auch Polizeibeamte aus Deutschland und der Schweiz teilgenommen hatten, wurden sowohl in der Theorie als auch in der Praxis Erfahrungswerte im polizeilichen Ordnungsdienst (im Hinblick auf die Fußball-Europameisterschaft 2008) ausgetauscht.

Rekrutierung und Ausbildung

Um Mitglied dieser Einheit zu werden muss man mindestens ein Jahr Außendienst auf einer Polizeiinspektion versehen haben und eine Auswahlprüfung [1] bestehen. Diese besteht aus einem Lauftest, Schießtest, Kraftausdauerparcour und einem psychologischen Auswahlverfahren. Bewältigt man diese Tests allesamt positiv und ist man in der darauffolgenden Reihung bei den Besten wird man zum 6 monatigen Grundausbildungslehrgang (WEGA GAL) geladen. Es werden die Schieß-, Taktik und Selbstverteidigungsfertigkeiten geschult. Nach der Grundausbildung werden die neuen „Alarmisten“ in die sechs vorhandenen Einsatzeinheiten aufgeteilt. Als Mitglied dieser können sich die Alarmisten für folgende Sonderausbildungen bewerben: Seiltechnik, Einsatztauchen, Sicherungsschütze, Techniker, Problemabschiebungen auf dem Luftweg. Im GSOD wird die WEGA bei Einsätzen mit hohem Gewaltpotential als Greiftrupp herangezogen bzw. bildet die Ausbildungsstelle der WEGA alle Einsatzeinheiten der Bundesländer aus.

Ausrüstung

Zusätzlich zur Standardprimärwaffe, der Pistole GLOCK 17 wird von den WEGA Beamten im Sektorstreifen- sowie im Überwachungsdienst das Steyr Stg. 77 Sturmgewehr als Langwaffe mitgeführt. Zusätzlich gibt es die Mehrzweckpistole (MZP) zum Verschießen von Tränengas sowie den Taser XP26 als Elektroimpulswaffe. Die WEGA - Männer tragen, so wie viele andere internationalen Sondereinheiten, das rote Barett als Kopfbedeckung.

Geschichte

Die Ereignisse im Zuge des Justizpalastbrandes führten im Jahr 1928 zur Gründung der „Alarmabteilung“ aus den Reihen der Wiener Sicherheitswache. Es hatte sich gezeigt, dass der Wachmann ohne Helm und Gewehr, ohne Gummiknüppel und mit dem damals verwendeten Säbel, der sich als zu lang herausstellte, bei gewalttätigen Demonstrationen nur ineffizient einschreiten konnte. Ebenso fehlte eine entsprechende Ausbildung der herkömmlichen Sicherheitswachebeamten. Da es in den Reihen der Polizei in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg viele Beamte mit Fronterfahrung gab, gestaltete sich die Rekrutierung relativ einfach. Diese Polizisten waren auch bereit, die paramilitärischen Exerzierübungen und Manöver zu absolvieren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die heute als WEGA bekannte Einheit aus der 1955 organisatorisch eingerichteten „Bereitschaftsabteilung“, die im Jahr 1959 wieder in „Alarmabteilung“ umbenannt wurde. Diese bestand aus zwei Einsatzkommanden, so genannten EKOs. Durch die Entwicklung in den 70er-Jahren (1973 Überfall eines palästinensischen Terrorkommandos auf einen Transport jüdischer Emigranten, 1975 Ermordung des türkischen Botschafters durch armenische Terroristen in Wien und Anschlag auf die OPEC-Konferenz mit Geiselnahme durch ein Terrorkommando unter Carlos) fand ein Umdenken im Innenressort statt und es wurden Einheiten (Gendarmerie Einsatzkommando, WEGA, Kranich) eingerichtet, um gegen die erhöhte Gefährdung durch Terroranschläge gerüstet zu sein. 1994 kam es zu einer Umstellung des Dienstsystems innerhalb der Abteilung auf den 6-Gruppen-Plandienst. Eine weitere Umstellung gab es 2001 mit der Unterteilung in WEGA PEK und WEGA MEK[2]. 2005 fand die bislang letzte organisatorische Umstellung statt und die Abteilung ist seither in der Abteilung für Sondereinheiten des LPK Wien unter dem Namen WEGA[3] geführt.

Kritik

Vier WEGA-Beamte wurden Ende August 2006 zu bedingten Haftstrafen verurteilt: Sie hatten den Schubhäftling Bakary J. mit dem Tod gedroht, in einer Lagerhalle misshandelt und gequält. Zum Prozessauftakt bekannten sich alle vier Angeklagten schuldig. Sie geben zu, ihren „Frust“ an dem Gambier ausgelassen zu haben. Nach den Misshandlungen haben sie Bakary J. ins Spital gebracht, die Misshandlungen erklärten sie mit einem Fluchtversuch. [4]

Verweise

Literatur

  • Wolfdieter Hufnagl: Spezialeinheiten der österreichischen Polizei und Gendarmerie. Motorbuch-Verlag, ISBN 3-613-01941-8
  • Franz Schnabl, Harald Seyrl: Notruf 133 - 133 Jahre Wiener Polizei. Echo Verlag, ISBN 3-901761-18-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel in der Zeitschrift Öffentliche Sicherheit zum Thema „Wahl mit Qual“. (Ausgabe 01/02 2008)
  2. MEK und PEK Reorganisation 2001
  3. Die Neue WEGA Reorganisation 2005
  4. Artikel von orf.at zur Verurteilung der vier WEGA-Beamten.

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