Wildreis

Wildreis
Wasserreis
Mandschurischer Wasserreis (Zizania latifolia)

Mandschurischer Wasserreis (Zizania latifolia)

Systematik
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Ehrhartoideae
Tribus: Oryzeae
Gattung: Wasserreis
Wissenschaftlicher Name
Zizania
L.
Bei der Trocknung dunkel werdende Früchte von Zizania palustris

Der Wasserreis (Zizania) bezeichnet eine Pflanzengattung der Süßgräser (Poaceae). Die Grasarten gehören zwar in den Verwandtschaftskreis des Reises (Oryza) innerhalb der Unterfamilie der Ehrhartoideae, stellen aber keine Wildformen desselben dar, obgleich die Früchte einiger Arten wie Reiskörner verwendet werden. Zuchtformen von Z. palustris (Syn. Z. aquatica var. angustifolia) sind unter den Namen „Wildreis“, „Indianerreis“ oder „Kanadischer Reis“ im Handel erhältlich. Der Gattungsname ist griechischen Ursprungs von zizánion = im Wasser wachsend und nimmt auf den Wuchsort der Gräser Bezug. Sie wachsen oft bestandsbildend an Fluss-, See- und Teichufern in Nordamerika und Ostasien.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung und Systematik

Die Gattung Zizania umfasst vier Arten. Zizania aquatica L., Zizania palustris L. sowie Zizania texana Hitchc. sind in Nordamerika beheimatet. Dort werden sie unter dem Namen „Wild Rice“ zusammengefasst. Während die einjährige Z. aquatica den gemäßigten Osten und Südosten der USA entlang der Atlantikküste vom Sankt-Lorenz-Strom über Florida bis Louisiana besiedelt, ist die ebenfalls einjährige Z. palustris deutlich weiter verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst ein boreales bis gemäßigtes Gebiet von Kanada, den Norden und den mittleren Westen der USA von der Pazifikküste bis zur Region der Great Lakes. Erst seit den 1980er Jahren wird die Art als eigenständig angesehen. Zuvor galt sie als eine Varietät von Z. aquatica. Die mehrjährige Z. texana ist dagegen ein Endemit einer kleinen Region in Texas, am San Marcos River. Der mehrjährige Mandschurische Wasserreis (Zizania latifolia) (Griseb.) Turcz. ex Stapf. wächst in Ostasien.[1][2][3][4]

Merkmale

Die Gattung umfasst ein- oder mehrjährige Wasser- und Sumpfpflanzen (Hydro- und Helophyten). Die hohlen Halme der krautigen Pflanzen erreichen Wuchshöhen zwischen einem und drei Metern. Die Pflanzen bilden sowohle submerse als auch emerse Blätter. Die Blattspreiten tragen keine Öhrchen und messen zwischen fünf und 30 Zentimetern Breite. Die ungefransten Blatthäutchen sind zwischen drei und elf Millimeter lang.

Die Blütenstände der einhäusigen und vorweiblichen (proterogynen) Pflanzen sind große, endständige Rispen. Alle Ährchen sind eingeschlechtig. Jene mit männlichen, überhängendnen Blüten stehen an den unteren Ästen der Rispen, jene mit aufsteigenden, weiblichen Blüten stehen an den oberen Rispenästen. Die Deckspelzen der männlichen Blüten sind spitzt, unbegrannt oder kurz begrannt und fünfnervig, die Vorspelzen sind dreinervig. Sie verfügen über sechs freie Staubblätter. Die drei- bis fünfnervigen Deckspelzen der weiblichen Blüten sind begrannt. Die Grannen sind so lang oder viele länger als die Deckspelzen. Die Vorspelzen sind gekielt und zweinervig. Die kahlen Fruchtknoten tragen zwei Narben. Die Teilblütenstände tragen keine Hüllspelzen. Die zunächst grünen Karyopsen sind zwischen ein und zwei Zentimeter lang und fast nadelförmig. Sie werden bei der Trocknung dunkelbraun bis schwarz.

Nutzung

Illustration der Wildreisernte indianischer Frauen im 19. Jahrhundert

Während Z. texana für den Menschen keine Bedeutung als Nahrungsmittel hat, können die Früchte von Z. aquatica und Z. palustris wie Getreide genutzt werden, wobei vor allem Z. palustris aufgrund der größeren Früchte von Bedeutung ist. Für die Indianer Nordamerikas spielte Wildreis eine entscheidende Rolle in der Ernährung. Auch heute noch wird der Wildreis von Chippewas geerntet. Die Ernte erfolgt vom Wasser aus. Durch leichtes Klopfen auf die ins Kanu hängenden Rispen fallen die Früchte auf den Kanuboden und werden eingesammelt. Beim Zurückschnellen der Rispen fallen die restlichen Früchte als Saatgut zurück ins Wasser. Inzwischen werden die Früchte auch nach Europa eingeführt und als „Wildreis“ oder „Indianerreis“ gehandelt. Er gilt nach wie vor in Amerika und Europa aufgrund seines nussartigen Geschmacks als Delikatesse und war aufgrund schwieriger Erntemethoden in den natürlichen Beständen deutlich teurer als andere Getreide. Inzwischen werden in Nordamerika großflächig Hybridsorten angebaut und es sind Bestrebungen im Gange, den Ernteertrag durch den Anbau von Formen mit nicht herausfallenden Früchten zu steigern. In der glutenfreien Ernährung gewinnt der Wildreis zunehmend an Bedeutung.

Der Mandschurische Wasserreis wurde bereits im 10. Jahrhundert in Nordchina angebaut. Nicht die Früchte werden genutzt, sondern die durch den Befall mit dem Pilz (Ustilago esculenta) fleischig verdickten unteren Stängelglieder werden als Gemüse (Wasserbambus) verzehrt.

Quellen

Die Informationen stammen aus den unter Literatur und Weblinks angegebenen Quellen. Darüber hinaus wurden folgende Einzelquellen verwendet:

Einzelquellen

  1. nach Germplasm Resources Information Network (GRIN) [1]
  2. Verbreitungskarte Zazania aquatica nach USDA Natural Resources Conservation Service
  3. Verbreitungskarte Zazania palustris nach USDA Natural Resources Conservation Service
  4. Verbreitungskarte Zazania texana nach USDA Natural Resources Conservation Service

Literatur

  • E. Bayer: Bedeutende und interessante Nutzpflanzen aus der Familie der Gräser. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber): Gräser und Grasland: Biologie – Nutzung – Entwicklung, Rundgespräch am 10. Oktober 2005, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München ISSN 0938-5851, ISBN 3-89937-070-8

Weblinks


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