Wilhelm Friedrich Otto von Borries

Wilhelm Friedrich Otto von Borries

Wilhelm Friedrich Otto Graf von Borries (* 30. Juli 1802 in Dorum; † 14. Mai 1883 in Celle) war ein führender Politiker des Königreich Hannovers und Mitglied des westfälisch-niedersächsischen Adelsgeschlechts Borries.

Leben und Wirken

Durch seine Familie war er Erbherr zu Horneburg und Apensen, sowie Erbrichter auf dem Delm.

von Borries besuchte zunächst die Ritterakademie in Lüneburg und studierte von 1821 bis 1824 Rechtswissenschaften in Göttingen und trat anschließend im Königreich Hannover in den Justizdienst ein. Unter anderen arbeitete er am Hofgericht in Stade. Im Jahr 1834 heiratete er Artemista von Lütken.

Im Jahr 1848 wechselte er zur Landdrostei in Stade. Während der Revolution von 1848 stand von Borries zunächst auf Seiten der Liberalen, wechselten aber später in das Lager der Adelspartei über. Dadurch machte er sich in konservativen Kreisen einen Namen und wurde daher 1851 Innenminister des Königreichs. Allerdings stimmten seinen Ansichten nicht mit denen des gemäßigten Regierungschef Eduard von Schele zu Schelenburg überein, so dass von Borries 1852 zurücktrat. Im Jahr 1855 wurde er in der Regierung Eduard von Kielmansegg erneut Innenminister.

Danach wurde er faktisch zum leitenden Minister des Königreiches und war einer der Hauptverantwortlichen für die Durchsetzung einer strikten Reaktionspolitik. Die Adelskammer des Parlaments wurde wiederhergestellt. Beamte, die nicht auf Regierungsseite standen, wurden gemaßregelt. Die Wahlen wurden zu Gunsten der Regierung mit Erfolg beeinflusst, so dass sie im Parlament eine Mehrheit hatte.

Da von Borries immer stärker versuchte, die königliche Macht und den Einfluss der Bürokratie zu stärken, verlor er die Unterstützung der Adelspartei. Gleichzeitig geriet er von Seiten der Liberalen, die gegen Ende der 1850er Jahre wieder an Stärke gewannen, unter Druck. Seine radikale Kampfansage gegen den Deutschen Nationalverein stieß im liberalen Lager über Hannover hinaus auf Kritik.

Von König Georg V. wurde von Borries auch wegen seiner Haltung gegen die Liberalen in den erblichen Grafenstand erhoben. Allerdings fiel er im Zuge des so genannten Katechismusstreits in Ungnade und wurde 1862 als Minister entlassen. Ein Jahr später wurde von Borries Mitglied der ersten Kammer des Parlaments und 1865 Präsident des Staatsrates.

Nach dem Ende des Königreichs Hannover und dessen Eingliederung in den preußischen Staat wurde von Borries Mitglied des Provinzallandtages für die Provinz Hannover sowie des preußischen Herrenhauses. Dort versuchte er, ohne in einer grundsätzlichen Opposition gegenüber Preußen einzutreten, möglichst viele Rechte des ehemaligen Königreichs zu wahren.

Literatur

  • Ferdinand Frensdorff: Borries, Wilhelm Friedrich Otto Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 116–134.

Weblinks


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