Wilios

Wilios

Wiluša ist ein in hethitischen Texten genannter westkleinasiatischer Staat der späten Bronzezeit. Er wird erstmals gegen 1400 v. Chr. und letztmals, kurz vor dem Ende des hethitischen Großreiches, um 1200 v. Chr. erwähnt. Wiluša geriet um 1290–1272 v. Chr., während der Regierungszeit von Muwatalli II., als Vasallenstaat unter hethitische Oberherrschaft. Dass Wiluša mit Wilusiya gleichzusetzen ist, wird in der Forschung allgemein angenommen, kann aber nicht als absolut gesichert gelten, da z. B. für Wilusiya keine genaue Lokalisierung möglich ist.

Inhaltsverzeichnis

Einordnung Wilusas in die westkleinasiatische Geographie

Die Lage Wilušas hängt sehr stark von der Ansetzung anderer Länder ab, weil für die bezeugten hethitischen Staaten kaum mehr als individuelle Lagebeziehungen festzustellen sind. Wichtig sind dabei die Gleichsetzung des im Vertrag des Tudhaliya IV. mit Kurunta von Tarhuntašša erwähnte Land Parha und der Fluss Kast(a)riya mit der in klassischer Zeit bezeugten Stadt Perge und dem Fluss Kestros. Diese Identifikation wird heute von praktisch allen Forschern angenommen.

Durch ein Annalenfragment (wahrscheinlich Hattusilis III.), in dem Parha als Ausgangspunkt für einen Feldzug nach Lukka dient, ist eine Nähe der beiden Gebiete aufgezeigt. Weiter verstärkt wird die Identifizierung Lukkas durch die Hieroglypheninschrift von Yalburt, die von einem Feldzug Tudhaliya IV. in die Lukka-Länder handelt, und dabei einige Städte erwähnt, die sich problemlos mit Städten des klassischen Lykien identifizieren lassen. So z. B. heth. Wiyanawanda/Winuwanda = gr. Oinoanda, heth. Awarna = aram. ‘WRN = lyk. Arñna (gr. Xanthos), heth. Talawa = lyk. Tlawa = gr. Tlos und einige andere.

Einordnung Wilušas in die Arzawa-Staaten

Wiluša wird bei seiner wichtigsten Erwähnung unter die Arzawa-Länder gerechnet. Zu diesen gehören neben dem Königreich Arzawa auch die Länder Mira-Kuwalija, Seha und Appawiya sowie Hapalla. Das Reich Arzawa wurde vom hethitischen Großkönig Mursili II. in einer zweijährigen Kampagne erobert und im Anschluss daran wahrscheinlich an die Fürsten der übrigen Arzawa-Staaten verteilt. Arzawa erscheint nach dieser Eroberung nicht mehr als eigenständiges Reich in den Quellen, nur noch als Gesamtbezeichnung der oben erwähnten westlichen Staaten.

Die Lage Miras lässt sich durch verschiedene Quellen einigermaßen fassen, so ist nach der Zerschlagung Arzawas Oinoanda (vgl. die oben erwähnte Gleichung mit Wiyanawanda) als Grenzstadt Miras belegt, und das schon im 14. Jh. Eine Inschrift im Latmos lässt sich aufgrund der Zeichenformen wohl in die Großreichszeit datieren. Die Inschrift enthält nicht einen fortlaufenden Text sondern nur einzelne Zeichengruppen, dabei werden ein „Mann aus Mira“ (VIR REGIO Mi-ra/i-a) und ein „Großprinz Kupaya“ (MAGNUS.REX.FILIUS Ku-pa-ya) erwähnt. Die Identifizierung des Kupaya mit Kupanta-Kurunta von Mira ist zwar historisch verlockend, aber nicht vollständig gesichert. Ein dritter Fixpunkt ergibt sich durch die Lesung der Karabelinschrift durch J. D. Hawkins, der Text erwähnt einen König Tarkasnawa von Mira. Dass aber Mira schon im 14. Jh. bis an den Karabel reichte, ist nicht bewiesen.

Nördlich, westlich oder nordwestlich an Mira schloss sich wahrscheinlich das Seha-Flussland an. Vor allem aufgrund seines Namens wollte man es oft in einem der großen Flusssysteme des Westens: Des großen Mäander (modern: Büyük Menderes), des Hermos (Gediz Nehri) oder auch des Kaïkos (Bakir Çayi), lokalisieren. Die meisten Forscher vertreten heute eine Ansetzung Sehas im Hermostal, was doch die wahrscheinlichste Lösung zu sein scheint. Das Gebiet südlich davon dürfte ursprünglich zu Arzawa gehört haben. Eine Gleichsetzung von Apasa, der Hauptstadt von Arzawa mit Ephesos ist also wahrscheinlich, wenn auch nicht vollständig gesichert.

Es ist nicht bekannt, wie weit Seha nach der Zerschlagung Arzawas in den Süden reichte. Es ist gut möglich, dass Mira zunächst Hauptbegünstigter der Neuordnung im Westen war. Das heißt aber nicht, dass Arzawa zwingend vollständig Mira einverleibt wurde und es schließt auch nicht aus, dass später weitere Verschiebungen der Grenzen stattfanden.

Durch die Flucht des Mašuiluwa, des Herrschers von Mira, ins Land Masa, ist eine Nähe Miras zu diesem Land möglich. Gleiches gilt für die Flucht des Manapa-Tarhunta von Seha nach Karkisa. Für Seha lässt sich weiter ein Interesse für Vorgänge auf Lazpa (mit großer Wahrscheinlichkeit die Insel Lesbos) feststellen, so dass eine Nähe zu diesem Land ebenfalls möglich ist. Dies muss aber nicht zwingend implizieren, dass Seha auch das Kaikostal umfasste, wie hin und wieder behauptet wird. Für Seha wie für Mira lässt sich schließlich eine Nähe, vielleicht sogar Nachbarschaft zu Wilusa feststellen.

Wiluša

Die Lage Wilušas

Die wichtigsten Quellen für eine Lokalisierung Wilušas sind

Alaksandu-Vertrag

Im Alaksandu-Vertrag (§ 4) lässt sich eine Nachbarschaft Wilušas zum Land Masa feststellen, da Muwatalli das Land Masa und ein anderes, dessen Name nicht erhalten ist, für Wiluša besiegte. Eine frühere Nordansetzung des Landes Masa basierte auf der Nordlokalisierung von Ländern wie Lukka, die heute in Frage gestellt werden.

Ebenfalls aus dem Alaksandu-Vertrag (§ 8) ist eine Nähe zu Arzawa (vielleicht ist hiermit Mira gemeint) und Seha ersichtlich.

Ein weiterer Paragraph (§ 11) des gleichen Vertrages behandelt die Heerfolgeverpflichtungen des Alaksandu. Danach soll er bei Feldzügen, die von Karkisa, Masa, Lukka und Warsiyalla aus geführt werden, dem Großkönig behilflich sein. Da in hethitischen Staatsverträgen eine Heeresfolge oft für benachbarte Länder des Vetragspartners eingetragen wurde, sind einige Forscher davon überzeugt, dass Wilusa sich in der Nähe Lukkas (under anderen Länder) befunden haben müsste.[1] Dadurch wäre jedoch eine Gleichsetzung mit Troja kaum möglich, da sich die Lukka-Länder nachweislich in Südwestanatolien befanden. Andere Forscher messen dieser Aussage im Vetragstext aus verschiedenen Gründen weniger Bedeutung bei.[2]

Milawata-Brief

Aus dem Milawata-Brief schließlich lässt sich eine Nähe Wilušas zum Herrschaftsgebiet des Adressaten feststellen, da dieser als Oberherr über Wiluša zu fungieren scheint. Dieser war Herrscher von Millawanda (= Milawata/Milet) oder von einem an Millawanda angrenzenden Gebiet, wahrscheinlich einem der großen hethitischen Vasallenstaaten im Westen, Mira oder Seha.

Sonstige Quellen

Im Ritualtext KUB 15.38 wird Wiluša wieder neben Karkisa und Masa erwähnt, dazu erscheinen Arzawa, Kuntara sowie die dem Lukka-Bereich zuzuordnenden Talawa und Iyalanti (wohl Iyalanda).

Bisher wurde nördlich des Hermos nicht eine hethiterzeitliche Inschrift gefunden, die sich für die genauere Bestimmung der westkleinasiatischen Geographie irgendwie nutzen ließe.

Quellenbewertung

Die Quellen scheinen sich also bezüglich der Lage von Wiluša zu widersprechen, einerseits sprechen die Nähe zu Seha und evtl. Lazpa für eine Lokalisierung im Norden. Eine Verortung Wilušas im Norden, wäre aber noch nicht gleich eine Verortung Wilušas in der Troas.

Weiter gilt es zu bedenken, dass wir die Ausdehnung Sehas zur Zeit Muwatallis, also zur Zeit des Manapa-Tarhunta-Briefes und des Alaksandu-Vertrages, unserer wichtigsten Quellen, überhaupt nicht kennen, weder die Nord- noch die Südgrenze sind für diese Zeit sicher bekannt.

Wer eine nördliche Lokalisierung Wilušas vertritt, wird weiter das Problem der Verortung von Masa und Karkisa lösen müssen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Land Masa, das ja an Wiluša angrenzte, im Süden zu lokalisieren ist, ist durch den Fund einer Inschrift in Hattuša (Südburg) erheblich gewachsen. In diesem Text wird nämlich das Land Masa zusammen mit den aus der Yalburt-Inschrift bekannten Ländern Lukka und Wiyanawanda erwähnt, die im lykischen Raum zu lokalisieren sind. Die beiden Länder Karkisa und Masa werden daher auf verschiedenen Karten auch sehr unterschiedlich lokalisiert (Karkisa z. B. in Karien oder in Mysien).

Ebenso wird im Alaksandu-Vertrag das Land Lukka, neben Karkisa und Masa, als Ausgangspunkt von Feldzügen genannt, was ebenfalls in den Südwesten weisen würde.

Die Gegenargumente, nämlich bei der Nennung Lukkas im Alaksandu-Vertrag sei der viel weiter gefasste, allgemeine Terminus Lukka-Leute gemeint, scheint aufgrund der wiederholten Gruppierung Masa, Karkisa, Lukka, sowie aufgrund der Erwähnung Lukkas und Masas neben vielen anderen Ländern auf der Südburg-Inschrift unplausibel. Bei einer Aufzählung einzelner Länder wäre wohl kaum der allgemeine Terminus Lukka zu erwarten.

Das Argument die wiederholte Gruppierung Masa, Karkisa, Lukka sei nicht auf geographische Nähe zurückzuführen ist wegen der Ausdrucksweise des Alaksandu-Vertrages, die von Feldzügen „von jenem Gebiet aus“ (apez KUR-eaz) spricht, nicht stichhaltig.

Angesichts der Tatsache, dass Karkisa, Masa und Lukka heute kaum mehr nördlich zu verorten sind, verliert auch eine Nordlokalisierung Wilusas an Plausibilität.

Die Probleme einer Südlokalisierung liegen in der Lokalisierung der beiden Vasallenstaaten Seha und Mira. Will man Wiluša im Süden verorten, so muss man davon ausgehen, dass Teile Arzawas auch an Seha fielen, so dass dieses sich etwa bis an den Mäander ausgedehnt hätte. Das lässt sich anhand der Quellen weder beweisen noch widerlegen. Die Lage Sehas ist, wie schon erwähnt, ziemlich unklar.

Zu Wilusiya und Tarwisa

Eine Identität von Wilusiya und Wiluša wurde in letzter Zeit allgemein angenommen, doch sollte man sich vergegenwärtigen, dass die Lokalisierung des nur einmal, zusammen mit Wilusiya erwähnten Landes Tarwisa stark von der Verortung jenes Landes abhängt. Eine Anordnung der in den Tudhaliya-Annalen erwähnten Länder im Uhrzeigersinn, so dass Wilusiya und Tarwisa in der Troas liegen, stellt eine Interpretation dar.

Die sprachlichen Gleichsetzungen Ilios – Wiluša und Tarwisa – Troia

Die sprachlichen Gleichsetzungen sind ebenfalls nicht ganz einfach. Zwar ist der Verlust eines w im Griechischen lautgesetzlich, doch müsste das s bei einer Entlehnung gegen Ende der Bronzezeit wohl erhalten bleiben. Zu dieser Zeit war im Griechischen das s schon geschwunden. Vgl. myk. e-e-si /ehensi/ < *h1sénti. Es bleibt nur die Möglichkeit mit verschiedenen Suffixen zu argumentieren, was zumindest theoretisch möglich ist. So würde z. B. das anatolische Suffix –usa, das auch sonst bekannt ist, durch das gr. Suffix –ios ersetzt. Ähnliches gilt für die Gleichung Troia – Tarwisa. Eine rein sprachliche Identifizierung der Namen ist möglich, dabei muss aber mit einigen unbelegten Zwischenschritten gerechnet werden.

Ägyptische Quellen für die westkleinasiatische Geographie

In den ägyptischen Berichten über die Schlacht von Kadesch wird neben den bekannten Ländern Arzawa, Pitašša, Karkisa, Masa und Lukka noch ein weiteres, bisher aus hethitischen Quellen nicht bekanntes Land Dardaniya erwähnt. Dieser Name lässt sich nun relativ leicht mit dem aus der Ilias bekannten Ethnonym Dardanoi zusammenbringen, was nach dem Gebrauch des Namens bei Homer in die Troas weisen würde.

Nur aufgrund der sprachlichen Entsprechung eine Lage in der Troas zu propagieren, ist aber übertrieben. Dazu müssten weitere Hinweise auf die Lage Dardaniyas vorhanden sein, was aber momentan nicht der Fall ist. Weiter ist auch nicht auszuschließen, dass die Region Dardaniya im Hethiterreich unter einem anderen Namen bekannt war. Für eine Gleichsetzung von Dardaniya mit Wilusa gibt es aber, will man nicht beide Länder in der Troas ansetzen, keinen triftigen Grund.

Das in einem Itinerar Amenophis III. erwähnte Land Wiry ist wohl nicht mit Wilusa gleichzusetzen, da es überhaupt nicht in den geographischen Kontext passt.

Begriffszuordnung als Identifikation von Troia mit Wilusa

Da in der Schwurgötterliste des Alaksandu-Vertrages der Begriff DINGIRKASKAL.KUR. erwähnt wird, erfolgte von vielen Wissenschaftlern eine Gleichsetzung des Begriffs mit unterirdischen Wasserläufen. Als man schließlich in Troia eine unterirdische Quellhöhle ausgegraben hatte, die zudem genau den schriftlichen Beschreibungen entsprach, wurde darin ein weiterer Beweis für die Identität von Troia und Wilusa gesehen.

Bedeutung KASKAL

Das Sumerogramm KASKAL wird in der akkadischen und hethitischen Sprache in verschiedenen Ausführungen benutzt. Eine wörtliche Übersetzung ist nicht möglich. In den Amarna-Briefen des Aziru an Echnaton fällt die Redewendung ANŠE.KUR.RA.MEŠ ANŠE.MEŠ at-ta-din a-na KASKALni Šu („Mögest du für den großen Weg die Pferde und Esel benutzen“). In diesem Zusammenhang bezieht sich KASKAL auf „den großen Weg“. Oft wird KASKAL im Zusammenhang von markanten Grenzen und Grenzwegen erwähnt. Dabei ist die Art der Grenze unerheblich, die durch Wege, Bergpässe, Flüsse oder Grenzsteine repräsentiert wird.

Bedeutung KUR

KUR steht oft als Bezeichnung des Fremdlandes oder einer Region, so z. B. für KURDanuna für die Region Adana. Ursprünglich war der Begriff von den Sumerern für das Bergland gedacht, in welchem unbekannte Völker lebten und immer wieder als Nomaden einwanderten. Das Pferd, welches in Sumer noch unbekannt war, bekam als Namenszusatz KUR.RA und deutet in gleicher Hinsicht auf Einführung aus dem Bergland. Der heilige Tempel, der unter anderem auch auf den Berghöhen stand, wurde E-KUR oder E-GAL-KUR genannt, was mit „Berghaus“, „Großes Berghaus“ oder „Bergtempel“ übersetzt werden kann. In diesem Tempeln oder Palästen wurden regelmäßig Opferhandlungen für die DINGIRKASKAL.KUR vorgenommen, ohne jedoch auf den Bergbereich beschränkt zu bleiben.

Bedeutung DINGIR KASKAL KUR

Das Kleinkönigreich Emar stand in einem Vasallenverhältnis zu den Hethitern und wurde vom Verwaltungssitz Karkemisch befehligt. Aus dem Archiv von Emar sind Texte des 13. Jahrhunderts v. Chr. überliefert, in denen der Gott DINGIRKASKAL.KUR.RA.MEŠ Ša KIRI6 E2 GAL-li3 („Gott des großen Palastes auf dem Berg, der für dessen Eingrenzung bürgt“) neben seiner weiblichen Partnerin im Zusammenhang mit Kultopfern genannt wird. Geografisch war dieser Gott für den Palast nebst Palastgarten zuständig, der wiederum von zwei Flüssen umgeben war.

Bei anderen religiösen Kultfesten erfolgte ebenfalls die Verehrung gleicher Gottheiten, die auch bei Feldabmessungen durch markante Grenzen als Schwurgötter angerufen wurden. In der Erzählung Gilgamesch und Huwawa wird dieser Begriff auf einen Grenzfluss in den Bergen angewendet, allerdings ohne den Gottesbegriff DINGIR.

Der mythologische Hintergrund ist in die Anfänge des Landes Sumer zu legen, in welchem die Sumerer von der Vorstellung ausgingen, dass die Welt auf unterirdischen Säulen gegründet und von einem Ozean umgeben sei (Abzu). Die Gesamtdeutung muss deshalb hinsichtlich der ursprünglichen Anwendung erfolgen. Insofern kann der Begriff DINGIRKASKAL.KUR auf Berge, Flüsse und unterirdische Wasserläufe ausgeweitet werden, da nach den damaligen Vorstellungen „in der Unterwelt“ die Heimstatt der „Götter des Fundaments der Erde“ lag.

Frühere Übersetzungen „unteridischer Wasserlauf“, „Quellbecken“, „Bergpass“ oder auch „Weg unter der Erde“ geben diesen Begriffsbereich gut wieder, ohne jedoch einzeln für sich die passende Erklärung zu bieten. DINGIRKASKAL.KUR kann mit „Gott/Götter der großen Wege/Grenzungen (in) der Unterwelt“ gedeutet werden, ohne aber den Anspruch auf eine wort-wörtliche Übersetzung zu erheben.

Apollon

In der Ilias ist Apollon der Hauptgott der Troianer. Sein Kult soll nun durch einige in Troia gefundene Steinstelen auch in der Stadt archäologisch nachgewiesen sein. Apollon soll auch im Alaksandu-Vertrag unter den Schwurgöttern auftauchen. Der Vertrag ist aber genau an diesem Ort sehr fragmentarisch erhalten. Im Text heißt es nach einer kleinen Lücke [ ]x-ap-pa-li-u-na-as. Es bleibt unklar, ob dabei das ganze Wort erhalten ist oder nur ein Teil, und ebenso unklar ist, ob es sich um einen Götternamen handelt, um ein Attribut eines Gottes oder um Reste des Namens der Stadt, der ein Gott angehört.

Dass es sich beim fragmentarisch erhaltenen Zeichenrest am Rand der Lücke um den Gottesdeterminativ handelt – damit wäre appaliunas wirklich ein Göttername, und zwar vollständig erhalten – ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Ein Beweis für den Apollonkult in Wilusa ist durch diesen fragmentarischen Namen nicht gefunden.

Literatur

Zur westkleinasiatischen Geographie

  • M. Poetto: L’iscrizione luvio-geroglifica di Yalburt, Nuove acquisizioni relative alla geografia dell’ Anatolia sud-occidentale. Studia mediterranea. Bd 8. Gianni Iuculano Editore, Pavia 1993. (Edition der Yalburt-Inschrift mit Kommentar)
  • J. D. Hawkins: The Hieroglyphic inscription of the Sacred Pool complex at Hattuša (Südburg). Harrassowitz, Wiesbaden 1995. (In diesem Werk sind die wichtigsten großreichzeitlichen hieroglyphenluwischen Inschriften ediert und übersetzt)
  • Heinrich Otten: Die Bronzetafel aus Boğazköy. Ein Staatsvertrag Tuthalijas IV. Studien zu den Boğazköy-Texten. Beiheft 1. Harrassowitz, Wiesbaden 1988. (Edition und Kommentar zum Vertrag zwischen Tudhaliya IV. und Kurunta von Tarhuntassa)

Zur Verortung der Arzawa-Staaten

  • Anneliese Peschlow-Bindokat, S. Herbordt: Eine hethitische Großprinzeninschrift aus dem Latmos. in: Archäologischer Anzeiger, 2001, S. 97–363-378. (Zur Latmosinschrift)
  • J. D. Hawkins: Tarkasnawa, King of Mira, Boğazköy sealings and Karabel Anatolian Studies Bd 48, 1998, S. 97–1-31. (Zur Karabelinschrift und zu einer möglichen Lage Miras)
  • S. Heinhold-Krahmer: Arzawa, Untersuchungen zu seiner Geschichte nach den hethitischen Quellen. Texte der Hethiter. Bd 8. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1977. (Grundlegendes Werk für die westkleinasiatische Geographie, auch wenn es verständlicherweise nicht mehr überall den aktuellen Forschungsstand repräsentiert)

Zur Lage Wilusas

Die Textquellen

  • Ph. H. J. Houwink ten Cate: Sidelights on the Ahhiyawa question from hittite vassal and royal correspondence. in: Jaarbericht van het vooraziatisch-egyptisch genootschap Ex Oriente Lux. 28, 1983, 84, S. 97–33-79. (Edition und Kommentar zum Manapa-Tarhunta-Brief)
  • G. Beckman: Hittite diplomatic texts. Writings of the ancient world. Bd 7. Scholars press, Atlanta 1996. (Dieses Buch enthält alle sog. Arzawa-Verträge, so auch den Alaksandu-Vertrag, in Übersetzung)
  • Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. Köhler und Amelang, München, Berlin 2001, S. 97–131-139. (Dieses Buch enthält eine neuere deutsche Übersetzung des Alaksandu-Vertrages durch F. Starke)

Spezielle Literatur

  • S. Heinhold-Krahmer: Ist die Identität von Ilios mit Wiluša endgültig bewiesen? in: Studi micenei ed egeo-anatolici. 45, 2004, S. 97–29-57. (Sehr lesenswerter Artikel, der die Probleme der Lokalisierung Wilusas und der möglichen Identifikation mit Ilios gut behandelt)
  • S. Heinhold-Krahmer: Zur Gleichsetzung der Namen Ilios-Wilusa und Troia-Taruisa. in: Ch. Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troia, Eine Bilanz. Beck, München 2003, S. 146-168. (Der Artikel entspricht in weiten Teilen dem oben erwähnten, ist aber ebenfalls sehr lesenswert)
  • J. D. Hawkins: Tarkasnawa, King of Mira, Boğazköy sealings and Karabel. in: Anatolian Studies. 48, 1998, S. 97–1-31. (Ausgehend von der Karabel-Inschrift wird versucht die westanatolische Geographie zu rekonstuieren, sehr guter Artikel, der auch teilweise (nicht überall) die Probleme aufzeigt)
  • F. Starke: Troia im Kontext des historisch-politischen und sprachlichen Umfeldes Kleinasiens im 2. Jahrtausend. in: Studia Troica. 7, 1997, S. 97–447-487. (Auf diesen Artikel beziehen sich die meisten Forscher, die von der „bewiesenen“ Identität von Wilusa und Ilios sprechen. In der Tat weist der Artikel einige gute Thesen, aber auch einige Probleme auf. Eine Behandlung des Problems kann aber ohne Kenntnis dieses Artikels kaum geschehen)
  • J. Latacz: Wilusa (Wilios/Troia). Zentrum eines hethitischen Gliedstaates in Nordwest-Kleinasien.

Zur sprachlichen Gleichsetzung

  • I. Hajnal: Uiluša – Taruiša. Sprachwissenschaftliche Nachbetrachtungen zum Beitrag von Susanne Heinhold-Krahmer. in: Ch. Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troia, Eine Bilanz. Beck, München 2003, S. 97–169-173.
  • I. Hajnal: Troia aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Die Struktur einer Argumentation. Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft Bd 109. Innsbruck 2003.

Zu den ägyptischen Quellen

  • P. W. Haider: Westkleinasien nach ägyptischen Quellen des Neuen Reiches. in: Ch. Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troia, Eine Bilanz. Beck, München 2003, S. 174–192.
  • P. W. Haider: Troia zwischen Hethitern, Mykenern und Mysern, Besitzt der Troianische Krieg einen historischen Hintergrund? in: H. D. Galter (Hrsg.): Troia, Mythen und Archäologie. Grazer Morgenländische Studien. Bd. 4. RM Druck- und Verlagsgesellschaft, Graz 1997, S. 97–140.

Einzelnachweise

  1. So bereits Johannes Friedrich: Die Staatsverträge des Hatti-Reiches in hethitischer Sprache. In: Mitteilungen der Vorderasiatisch-Aegyptischen Gesellschaft. Bd. 31, Nr. 1, 1930, S. 67 Anm. 4. Später besonders Susanne Heinhold-Kramer: Ist die Identität von Iloas und Wiluša endgültig erwiesen?. In: Studi micenei ed egeo-anatolici. Bd. 46, 2004, S. 37, 40 und Peter W. Haider: Westkleinasien nach ägyptischen Quellen des Neuen Reiches. In: Christoph Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troia - eine Bilanz. C.H. Beck, München 2003, S. 185.
  2. T. R. Bryce: History. In: C. H. Melchert (Hrsg): The Luwians. Brill, Leiden 2003, S. 76 vertrat die Ansicht, dass Lukka hier in einem größeren Sinn aufgefasst werden sollte (Luwier). Keine Relevanz messen dem John David Hawkins: Tarkasnawa King of Mira. `Tarkondemos`, Bogazköy sealings and Karabel. In: Anatolian Sudies. Bd. 48, 1998, S. 29 und Mauro Marino: Nuove Considerazioni sullo Terre di Lukka. In: Mesopotamia. Bd. 40, 2005, S. 22 bei. Genannte Länder sind Halbnomadisch und daher für die Lokalisierung unbrauchbar T. R. Bryce: The Kingdom of the Hittites. Oxford University Press, Oxford 2005, S. 54.

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