Joachim Latacz

Joachim Latacz
Joachim Latacz beim Bundeskongress des Deutschen Altphilologenverbandes 2010 in Freiburg im Breisgau.

Joachim Latacz (* 4. April 1934 in Kattowitz) ist ein deutscher Altphilologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Forschung

Joachim Latacz legte sein Abitur im Jahr 1953 an der Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale ab. Von 1953 bis 1956 studierte er Klassische Philologie, Indogermanistik, Alte Geschichte und Archäologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Von 1956 bis 1960 setzte er seine Studien in den Fächern Klassische Philologie, Alte Geschichte, Indogermanistik, Slawistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin fort, wo er 1960 sein Erstes Staatsexamen ablegte. Von 1960 bis 1966 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Thesaurus Linguae Graecae unter Bruno Snell und Hartmut Erbse an der Universität Hamburg.

Im Jahr 1963 wurde er bei Uvo Hölscher an der FU Berlin zum Dr. phil. promoviert. 1972 habilitierte er sich (geschätzt und gefördert von Ernst Siegmann) an der Universität Würzburg für Klassische Philologie und wurde daselbst 1978 zum außerordentlichen Professor ernannt. Kurz danach nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie (Gräzistik) an der Universität Mainz an, von wo er 1981 auf den ‚gesetzlichen Lehrstuhl für griechische Sprache und Literatur‘ und zum Institutsdirektor an der Universität Basel berufen wurde. 2002, zwei Jahre vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze, ließ er sich daselbst emeritieren.

Latacz war über 20 Jahre einer der wichtigsten Mitstreiter des Archäologen und Troja-Forschers Manfred Korfmann. Wiederholt verteidigte Latacz dessen umstrittene Hypothese, wonach der homerische Bericht über den Trojanischen Krieg grundsätzlich auf reale historische Ereignisse in der späten Bronzezeit zurückgehe, so zuletzt in der Auseinandersetzung mit Raoul Schrott.

Latacz ist Spezialist für frühgriechische Literatur und Kultur und gilt als einer der bedeutendsten Homer- und Epos-Experten im deutschen Sprachraum. Neben seiner Lehrtätigkeit ist er mit zahlreichen Publikationen (über 250 Aufsätze) zu Homer, frühgriechischer Literatur und auch zur attischen Tragödie in Erscheinung getreten. Zurzeit arbeitet er an einem Gesamtkommentar der Ilias, dem Basler Homer-Kommentar.

Schriften (Auswahl; Stand Oktober 2010)

Monografien

  • Zum Wortfeld ‚Freude‘ in der Sprache Homers, Heidelberg 1966 (Dissertation FU Berlin 1963). ISBN 9783533004561
  • Kampfparänese, Kampfdarstellung und Kampfwirklichkeit in der Ilias, bei Kallinos und Tyrtaios, München 1977 (Zetemata 66, Habilitationsschrift Würzburg 1972). ISBN 9783406051562
  • Homer. Der erste Dichter des Abendlands, München/Zürich 1985, ²1989, ³Düsseldorf/Zürich 1997; vierte, durchgehend aktualisierte Auflage 2003. (Auch übersetzt ins Italienische 1990, ²1998, Niederländische 1991, Englische 1996, 1998 (Paperback), Neugriechische 2000 und Türkische 2001.) ISBN 9783538071575
  • (mit Bernhard Kytzler und Klaus Sallmann) Klassische Autoren der Antike: Literarische Porträts von Homer bis zu Boethius, Frankfurt/Main 1992. ISBN 9783458162094
  • Einführung in die griechische Tragödie, Göttingen 1993, zweite, durchgehend aktualisierte Auflage 2003. (Auch in türkischer Sprache von 2006.) ISBN 9783825217457
  • Erschließung der Antike: Kleine Schriften zur Literatur der Griechen und Römer. Herausgegeben von Fritz Graf, Jürgen von Ungern-Sternberg, Arbogast Schmitt und Rainer Thiel, Stuttgart/Leipzig 1994. ISBN 9783598774256
  • Achilleus. Wandlungen eines europäischen Heldenbildes, Stuttgart/Leipzig 1995, 2. Auflage 1997. ISBN 9783519075523
  • (mit Bernhard Kytzler und Klaus Sallmann) Kleine Enzyklopädie der antiken Autoren. Literarische Porträts von Homer bis Boethius, Frankfurt/Main 1996. ISBN 9783458335566
  • Fruchtbares Ärgernis. NietzschesGeburt der Tragödie‘ und die gräzistische Tragödienforschung, Basel 1998. ISBN 9783796511318
  • Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. München/Berlin 2001, ²2001, ³2001, vierte, vollständig aktualisierte Auflage 2003, fünfte, erneut durchgehend aktualisierte und erweiterte Auflage Leipzig 2005, sechste, aktualisierte und erweiterte Auflage 2010. ISBN 9783733803322 (Mit Übersetzungen ins Spanische 2003, Englische 2004 und Neugriechische 2005; türkisch in Arbeit).
  • Troia – Wilios – Wilusa. Drei Namen für ein Territorium. Basel 2001, zweite Auflage 2002. (Sonderdruck für die Ausstellung „Troia – Traum und Wirklichkeit“ in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 16. November 2001 bis 17. Februar 2002; erhältlich beim Autor)

Herausgeberschaft (Bücher)

  • Homer. Tradition und Neuerung, Darmstadt 1979 (Wege der Forschung, Band 436). ISBN 9783534068333
  • Griechische Literatur in Text und Darstellung. I: Archaische Periode (von Homer bis Pindar). Herausgegeben, eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Joachim Latacz, Stuttgart 1991, zweite, verbesserte Auflage 1998. ISBN 9783150080610
  • Homer. Die Dichtung und ihre Deutung (Wege der Forschung 634), Darmstadt 1991. ISBN 9783534092178
  • Zweihundert Jahre Homer-Forschung. Rückblick und Ausblick, Stuttgart/Leipzig 1991. ISBN 9783598774126
  • Homer. Der Mythos von Troia in Dichtung und Kunst, München 2008 (= wissenschaftlicher Begleitband zur Homer-Ausstellung Basel-Mannheim 2008/09). ISBN 9783777439655

Herausgeberschaft (Zeitschriften, Reihen)

Weblinks


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