Windsor-Knoten

Windsor-Knoten

Der Krawattenknoten ist der Teil der Krawatte, der für den mechanischen Halt am Hals sorgt. Der Krawattenknoten lässt sich einteilen in die Standardknoten, wie den Windsorknoten oder den Pratt-Knoten, oder die Sonderformen, wie der Onassis-Knoten, der invertierte Knoten oder der Kreuzknoten.

Bei einigen Ausführungen findet sich unterhalb des Krawattenknotens die Krawattenfalte. Es gibt für die Krawattenfalte jedoch Gegner und Befürworter. Es bleibt somit dem Geschmack und den Vorlieben der Krawattenträger vorbehalten, ob eine Krawattenfalte zum guten Aussehen beitragen sollte oder nicht.

Inhaltsverzeichnis

Standardknoten

symmetrische Knoten asymmetrische Knoten
Naht zeigt zum Hals klein


groß

Halber Windsorknoten (*)
Windsorknoten *
klein


groß
Four-in-Hand *
Victoria *
Cavendish (*)
Naht zeigt nach außen klein


groß

Pratt (Nicky *)
Andreas *
Balthus *; Hannoveraner (*)
klein


groß
kleiner Knoten
Kelvin
Plattsburgh (*)
Grantchester *
* Der Knoten ist selbstlösend,
  d.h. er zerfällt vollständig, wenn das schmale Ende nach oben aus dem Knoten gezogen wird.
  (Dies ist genau dann der Fall, wenn der Knoten mit einer Schlaufe von links bzw. einer Schlaufe von links endet.)
(*) Es gibt eine selbstlösende Variante des Knotens

Hierbei handelt es sich um Knoten, bei denen das breite Ende der Krawatte ohne Torsion um das schmale Ende geschlungen wird. Dabei entsteht eine verstellbare Schlaufe, das schmale Ende kann durch den Knoten hin-und hergezogen werden.

Die Mathematiker Thomas Fink und Yong Mao haben systematisch alle auf diese Weise bindbaren Krawattenknoten untersucht, und fanden insgesamt 85 Möglichkeiten für Krawatten mit üblicher Länge. Dabei sind aber auch unförmige oder schlecht zuziehbare Knoten. Fink stellt auf seiner Webseite (s. Weblinks) diejenigen Knoten vor, die in der Praxis brauchbar sind.


Die vier Klassiker

Four-in-Hand

auch als einfacher Knoten bezeichnet.
Der Ursprung des Namens four-in-hand („Vier in der Hand“) ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie besagt, dass Kutscher ihre Zügel mit diesem Knoten versahen. Andere gehen davon aus, dass die Mitglieder des Londoner Four-in-Hand-Clubs diesen Krawattenknoten salonfähig machten.

Halber Windsorknoten

fälschlich auch oft „einfacher Windsorknoten“ genannt.
Es ist nicht bekannt, ob der halbe Windsorknoten aus dem Windsorknoten hervorging oder unabhängig davon entstand. Vereinzelt wird dieser Knoten auch als halber englischer oder türkischer Knoten bezeichnet.

selbstlösende Variante

etwas asymmetrischer als die andere Variante.

Windsorknoten

fälschlich auch oft „doppelter Windsorknoten“ genannt.
Der Name ist auf den Herzog von Windsor zurückzuführen, der diesen Knoten allerdings nicht selbst erfand. In seinem Buch A Family Album (Cassell, London, 1960) schreibt er, man habe den in den Vereinigten Staaten erfundenen Knoten irrtümlich nach ihm benannt, da er stets dicke Krawattenknoten getragen habe. Diese seien jedoch durch das dicke Tuch seiner Krawatten und nicht durch einen besonders komplexen Knoten entstanden. Teilweise findet sich auch die Bezeichnung englischer Knoten.

Variante mit zwei Ringbewegungen

Diese Variante mit zwei Ringbewegungen führt zu einem etwas schmaleren, aber dennoch vollen Knoten. Sie eignet sich für die meisten Krawatten und ist daher sehr beliebt.

Variante: Persischer Knoten

Der Persische Knoten ist ein Windsorknoten mit einer Ring- und einer Diagonalbewegung. Dadurch wird ein Knoten erzielt, der nicht selbstlösend ist.

Pratt-Knoten

Der Pratt-Knoten wurde vom US-Handelskammer-Mitglied Jerry Pratt erfunden. Gelegentlich wird der Knoten auch als Shelby-Knoten bezeichnet: nachdem Pratt dem Fernsehmoderator Donald Shelby seinen Knoten beigebracht hatte, trug dieser ihn häufig in seinen Sendungen.

selbstlösende Variante ("Nicky")

Diese Variante weist etwas höhere Formstabilität auf.


weitere

Sankt-Andreas-Knoten


Balthus-Knoten


Hannoveranerknoten

benannt nach den Hannoveranern
Der Hannoveranerknoten ist eine Erweiterung des Windsorknotens.

selbstlösende Variante



Victoria-Knoten


Variante: Prinz-Albert-Knoten

Hierbei wird im letzten Schritt des Victoria-Knotens das breite Ende unter beiden waagrechten Streifen hindurch geführt. Es entsteht ein Knoten, der an einen Blütenkelch erinnert, ähnlich dem Kreuzknoten.

Cavendish-Knoten

Der Cavendish-Knoten entsteht durch Hintereinanderausführung zweier Four-in-Hand-Knoten.

selbstlösende Variante



kleiner Knoten

auch als orientalischer Knoten bezeichnet.
Dieser Knoten ist abschließender Bestandteil sämtlicher Standardknoten. Er erfreut sich in China großer Beliebtheit. Um einen ansehnlichen Knoten zu erreichen, benötigt man eine Krawatte aus dickem Tuch.

Kelvin-Knoten

benannt nach Lord Kelvin.
Wie beim Victoria-Knoten ist auch hier eine Variante möglich: im letzten Schritt lässt sich das Breite Ende unter beiden waagrechten Streifen durchschieben. Der Kelvin-Knoten ist der kleinste Knoten, bei dem dies möglich ist.

Plattsburgh-Knoten

benannt nach der Stadt Plattsburgh in den USA.

selbstlösende Variante


Grantchester-Knoten

benannt nach dem Ort Grantchester bei Cambridge.
In Deutschland ist aber auch die Bezeichnung Manhattan-Knoten üblich.


Systematische Klassifizierung der Standardknoten

Klassifizierung der einzelnen Bewegungen
Ausgangslage
waagrechte Bewegung
Zentrumsbewegung Diagonalbewegung
Ringbewegung
Abschluss
(=kleiner Knoten)
- -

Während des Bindens eines Krawattenknotens bleibt das schmale Ende der Krawatte stets in der gleichen Position, und das breite Ende wird bewegt. Dabei treten diese Muster auf:

  • Das breite Ende befindet sich links des schmalen Endes
  • Das breite Ende befindet sich rechts des schmalen Endes
  • Das breite Ende befindet sich in der Schlinge

Hierbei lässt sich der letzte Zustand auch als Übergang zwischen den beiden ersten interpretieren. Betrachtet man jeweils nur die Bewegungen, die das breite Ende von einer Seite des schmalen Endes auf die andere Seite bewegen, so findet man, dass in jeder Situation genau drei Bewegungen möglich sind:

  • waagrecht über das schmale Ende (bzw. darunter hindurch)
  • durch die Schlinge auf die andere Seite
  • durch die Schlinge zurück zur Ausgangsposition

In nebenstehender Tabelle sind die möglichen Bewegungen für alle Ausgangslagen aufgelistet. Da am Ende jedes Standardknotens der kleine Knoten gebildet wird, genügt es zur vollständigen Beschreibung eines Knotens, die Bewegungen bis zum kleinen Knoten aufzulisten. Der halbe Windsorknoten beispielsweise ergibt sich aus der Bewegungsfolge

waagrecht - diagonal (+ kleiner Knoten),

der Windsorknoten aus

diagonal - waagrecht - diagonal (+ kleiner Knoten)

Knoten mit der gleichen Anzahl an Zentrums- und waagrechten Bewegungen haben ähnliche Form und Größe. Daher empfiehlt es sich, die Standardknoten nach diesen Quantitäten zu klassifizieren. Knoten der gleichen Klasse unterscheiden sich dann nur in der Reihenfolge der Bewegungen und in der Art der Zentrumsbewegungen (Diagonal- oder Ringbewegung). Die Größe eines Knotens definieren wir wie folgt:

  • der kleine Knoten hat Größe 3
  • eine waagrechte Bewegung erhöht die Größe um 1
  • eine Zentrumsbewegung erhöht die Größe um 2

Durch Ausprobieren zeigt sich, dass normale Krawatten zu kurz sind für Knoten mit Größe 10 und mehr. Folgendes Diagramm klassifiziert die Knoten bis Größe 9, wobei γ für die Anzahl der Zentrumsbewegungen und h für die Größe steht. Eine waagrechte Linie symbolisiert eine waagrechte Bewegung, eine diagonale Linie eine Zentrumsbewegung. Da diese sich in Diagonal- und Ringbewegungen gliedern, treten die diagonalen Linien paarweise auf.

Darstellung der Knotenklassen: 13 Klassen ästhetischer Knoten und 3 Klassen unästhetischer Knoten. Klasse 1 enthält den kleinen Knoten

Durch einfache Überlegung ergibt sich, dass die Größe der (im Diagramm blau markierten) Knoten, bei denen die Naht zum Hals zeigt, stets gerade ist, und dass andererseits die Größe der Knoten mit Naht nach außen immer ungerade ist. Umgekehrt kann man also aus der Parität der Größe eines Knotens die Orientierung der Naht ableiten.

In der Praxis erweisen sich die mit X markierten Knoten als unästhetisch, so dass noch 13 Klassen von brauchbaren Knoten übrigbleiben. Die Anzahl der Knoten in einer Klasse beträgt 2^\gamma\cdot\left(\begin{smallmatrix}w+\gamma\\\gamma\end{smallmatrix}\right), wobei w die Anzahl der waagrechten Bewegungen, und \left(\begin{smallmatrix}w+\gamma\\\gamma\end{smallmatrix}\right) den Binomialkoeffizienten "w + γ über γ" bezeichne.

Es ergibt sich folgende Tabelle:

Klasse Nummer Anzahl der Knoten
in der Klasse
Namen der Knoten waagrechte Bewegungen
w
Zentrumsbewegungen
γ
Größe
h = w + 2γ + 3
1 1 kleiner 0 0 3
2 1 Four-in-Hand 1 0 4
3 1 Kelvin 2 0 5
4 1 Victoria 3 0 6
X jeweils 1 (keine gut aussehenden Knoten) 4,5,6 0 7,8,9
5 2 Nicky, Pratt 0 1 5
6 4 Halber Windsor + 3 Varianten 1 1 6
7 6 Sankt Andreas + 5 Varianten 2 1 7
8 8 Cavendish + 7 Varianten 3 1 8
9 10 Grantchester + 9 Varianten 4 1 9
10 4 Plattsburgh + 3 Varianten 0 2 7
11 12 Windsor + 11 Varianten 1 2 8
12 24 Hannoveraner + 23 Varianten 2 2 9
13 8 Balthus + 7 Varianten 0 3 9
Summe 85

Sonderknoten

Onassis-Knoten

Onassis-Knoten

Der Onassis-Knoten wurde vom griechischen Reeder Aristoteles Onassis getragen. Als Basis des Onassis-Knotens dient der Four-in-Hand oder ein anderer kleiner Knoten, über den das breite Ende übergeworfen wird.


Kreuzknoten

Christensen-Knoten

Kreuzknoten

Diese Variante des Cavendish ist nur für schmale Krawatten geeignet. Im letzten Schritt wird das breitere Ende unter beiden waagrechten Streifen hindurch geführt, so dass auf dem Knoten zwei sich überkreuzende Streifen sichtbar bleiben.


invertierte Knoten

Bei Standardknoten mit ungerader Größe ist die Naht des schmalen Endes vom Körper weg gerichtet. Betrachtet man die fertig gebundene Krawatte von der Rückseite, so ist diese Naht also nicht sichtbar. Dies führt zu der Idee, die Rückseite des Standardknotens als neuen Knoten zu verwenden: Es ergibt sich aus jedem Standardknoten ungerader Größe ein neuer Knoten, indem beim Binden von Anfang an die beiden Enden vertauscht werden, also das schmale Ende um das breite Ende geschlungen, und die fertig geknotete Krawatte um 180° gedreht wird. Es empfiehlt sich hierbei, die Krawatte in der Hand zu binden und erst danach anzulegen.

Invertierte Knoten sind kleiner als die zugehörigen Standardknoten, da das schmale Ende weniger Material zum Volumenaufbau beiträgt. Die benötigte Länge der Krawatte ist aber in etwa gleich.

Eine Auswahl invertierter Knoten:

Atlantik-Knoten

Atlantik-Knoten

Dies ist ein invertierter Pratt-Knoten


Diagonal-rechts-Knoten

Diagonal-rechts-Knoten

Hierbei handelt es sich um einen invertierten Kelvin-Knoten. Der Name rührt von der diagonalen kleinen Schlaufe auf der - vom Träger aus gesehen - rechten Seite her.


Merowinger-Knoten

Merowinger-Knoten

Dieser Knoten wurde nach der Matrix-Figur Merowinger benannt. Der Knoten ist ein invertierter Knoten mit der Bewegungsfolge

Ring - waagerecht - Ring - waagerecht - Ring (+ kleiner Knoten)

und hat somit Größe 11. Eine extralange Krawatte ist daher für den Merowinger-Knoten unverzichtbar. Bebilderte Anleitung

Galerie


Siehe auch

Literatur

Weblinks


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