Wirtschaftslage Zypern

Wirtschaftslage Zypern
Nationalflagge Zyperns

Dieser Artikel beschreibt die Wirtschaft der Republik Zypern. Für die türkische Republik Nordzypern sind kaum auswertbare Daten vorhanden. Finanzdienstleistungen und die Tourismusbranche sind wichtige Wirtschaftszweige.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Cypriotischer Euro

Die Republik Zypern ist eine liberale Marktwirtschaft. Seit 1. Mai 2004 ist Zypern Mitglied der Europäischen Union.[1] Die durch den EU-Beitritt begonnene Liberalisierung der Märkte wird weiter fortgesetzt, beispielsweise im Telekommunikationswesen. Aus Steuerreformen von 2002 und 2003 leitet sich das Ziel eines attraktiven Finanzzentrums mit Brückenfunktion in den Nahen Osten ab.[1] Die Währung der Republik Zypern war bis Ende 2007 das Zyprische Pfund (CYP). Am 1. Januar 2008 wurde der Euro zum Wechselkurs 1 EUR = 0,585274 CYP eingeführt; damit wurde Zypern das 15. Mitgliedsland in der Eurozone.

Siehe auch: Zypern-Pfund sowie Zyprische Euromünzen.

Wirtschaftssektoren

Bodenschätze

Auf Zypern gibt es Kupfer und Asbest, in den Bergen befinden sich große Marmorgebiete und Pyritminen. Dort gibt es auch Gipsgestein und Salzablagerungen. An den Stränden wird Tonerde abgebaut. Das Kupfervorkommen war so bedeutend, dass das Metall seinen Namen daher hat. Der lateinische Name cuprum ist abgeleitet von aes cyprium („zyprisches Erz“).

Landwirtschaft

Auf Zypern werden häufig Zitrusfrüchte angebaut. Orangen- und Grapefruithaine bestimmen vor allem die Umgebung von Limassol und Morphou (seit 1974 auf türkisch Güzelyurt). Hinzu kommt die Erzeugung von Gemüse. Das „Land der roten Erde“ im Südosten gilt als Gemüsegarten Zyperns mit Kartoffeln, Auberginen, Tomaten, Gurken, Zwiebeln und anderen Arten. Zyprische Kartoffeln gehören zu den Export-Schlagern (meist nach Großbritannien). Feigen und Granatäpfel wachsen im Nordwesten. Im Südwesten, bei Paphos, gibt es bedeutende Weingärten und ausgedehnte Bananenplantagen. Nördlich von Limassol liegt das kleine Weinbaugebiet Commandaria. Auf der gesamten Insel gibt es außerdem noch einige größere Olivenplantagen. Im nördlichen Teil werden bevorzugt Geflügel und Lämmer aufgezogen.

Bei vielen Anbausorten (Obst, Gemüse und Getreide) sind zwei Ernten im Jahr durch das ausgesprochen milde Klima möglich. Fast jede Familie griechischer Zyprer hat irgendwo auf der Insel noch ein kleines Stück Land, auf dem für den Eigenbedarf angebaut wird. Fremde Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft kommen immer häufiger aus dem Norden - völlig legal -, anders, als in der Tourismusbranche (hier sind es in erster Linie polnische Saisonkräfte).

Die landwirtschaftlich genutzten Flächen werden jedoch seit dem EU-Beitritt immer kleiner (besonders in den Touristenregionen), da Briten verstärkt Land und Häuser für den Altersruhesitz kaufen, zudem in der EU z. T. Brachflächen gefördert werden.

Tertiärer Sektor, Industrie, Export und Import

Die meisten Arbeitsplätze bietet der tertiäre Sektor, angeführt vom Tourismus. An zweiter Stelle liegt die Industrie, die hauptsächlich auf den naturgegebenen Ressourcen und der Landwirtschaft fußt. Führend ist die Tourismusindustrie. Ihr folgen verarbeitende Industrien von Nahrungsmitteln und Getränken, Zement- und Gipsproduktion, Schiffsreparatur und -erneuerung, Herstellung von Textilien, Chemikalien und Metallwaren sowie von Produkten aus Holz, Papier, Stein und Ton.[2].

Ausgeführt werden im Süden Zitrusfrüchte, Kartoffeln, pharmazeutische Produkte, Zement, Kleidung und Zigaretten, im Norden Zitrusfrüchte, Molkereiprodukte, Kartoffeln und Textilien.[2]

Eingeführt werden im Süden Konsumgüter, Erdölprodukte und Schmiermittel, Halbfertigwaren, Maschinen, Transportequipment, im Norden Fahrzeuge, Erdöl, Zigaretten, Nahrungsmittel, Mineralien, chemische Produkte und Maschinen.[2]

Volkswirtschaftliche Situation

Bruttoinlandsprodukt

Wachstum des BIP
Vergleich Bruttoinlandsprodukt-Wachstum, Staatsausgaben und Investitionsquote

Das BIP zu Marktpreisen betrug 2006 ca. 14,7 Mrd. Euro. Die Wachstumsrate des BIP fiel seit 2000 von real ca. 5,5% auf 3,8% im Jahre 2005.Dieser Trend setzte sich, wenn auch eingeschränkt in den Jahren 2006 – 2007 fort, in denen das BIP bei ca. 3,7% lag.[3] Das lag hauptsächlich an der starken Abhängigkeit Zyperns von der Weltwirtschaft und der damit verbunden der unsicheren Weltwirtschaftslage, steigenden Ölpreisen und der zunehmenden Wettbewerb in der Tourismusbranche. Das Pro-Kopf-Einkommen betrug 2006 ca. 18.336 Euro/Jahr, eine Steigerung von 6,4% im Vergleich zu 2005.[1]

Aufgrund des Rückgangs des Wirtschaftswachstums in den Vorjahren ist zu erwarten, dass das BIP im Jahr 2008 um 3,4% auf 16,665 Mrd. € ansteigen wird. Für das Jahr 2009 wird ein Anstieg der Wachstumsrate um 3,5% auf 17,744 Milliarden Euro prognostiziert.[3]

Inflation

Die durchschnittliche Inflationsrate lag in Zypern ab August 2005 unter dem von der EU festgelegten Referenzwert von 3 %. Im März 2007 wies sie ihren geringsten Wert von 2,0% auf.[4]. Die Arbeitslosenquote lag in den letzten Jahren bei 4,5%, wobei im November 2007 ein Rekordtief von 3,8% erreicht wurde.[3] Das Land konnte durch seine Finanzpolitik in den letzten Jahren seinen Staatshaushalt konsolidieren und das gesamtstaatliche Defizit zurückführen. Nach den Angaben des zyprischen Finanzministeriums betrug das Haushaltsdefizit 2006 ca. 1,5% des BIP (2005 noch ca. 2,5%). Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand lag bei 64% des BIP.

Abbildung 3.1 zeigt den Verlauf der Inflationsrate Zyperns von 1992 bis 1998. Hierbei handelt es sich um die 7-Jahresperiode, in welcher die Inflationsrate um die meisten Prozentpunkte reduziert wurde. Innerhalb des gesamten Zeitraums weist die Disinflation einen Wert von 4,17% auf. Dabei verteilen sich die ermittelten Werte wie folgt:

Abb. 3.1: Reduktion der Inflationsrate von 1992 bis 1998

Von 1992 bis 1993 sank die Inflationsrate von 6,51 auf 4,89%, was einen Rückgang der Inflationsrate von 1,62% ausmacht. In den folgenden Jahren wurde sie um weitere 0,23% im Jahr 1993, 2,05% im Jahr 1994 und 0,11% im Jahr 1995 gesenkt. Im Jahr 1996 wurde ein Anstieg der Inflationsrate von 0,81% festgestellt. Jedoch schon 1997 ging diese wieder um 0,97% zurück und auch 1998 sank sie um weitere 1,2 Prozentpunkte auf 2,34%.[3]

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Inflationsbekämpfung in Zypern erfolgreich war. Die Durchführung jener wies aufgrund von Glaubwürdigkeitsdefiziten und mangelnder Ankündigung der Maßnahme zwar einige Probleme auf, wodurch die Disinflation kurzfristig stagnierte. Jedoch erholte sich die Wirtschaft rasch davon. Unterstützt wurde die trotz allem positive Entwicklung der Inflation durch Liberalisierung des Handels, zunehmenden Wettbewerb an den inländischen Märkten und fehlenden Lohndruck.[5]Auch ein Anstieg der Arbeitslosenquote wurde verzeichnet. Dieser hielt sich jedoch mit einem Höchstsatz von 3,4% in Grenzen.

Arbeitslosigkeit

Auf dem Arbeitsmarkt werden für die nächsten Perioden keine Änderungen erwartet. Es wird prognostiziert, dass die Arbeitslosenquote im Jahr 2008 mit 3,9% konstant bleibt. Derselbe Wert wird für das Jahr 2009 erwartet. Dabei soll der Bevölkerungszuwachs jedoch zurückgehen.[3]

Außenhandel

Die Republik Zypern ist ein exportschwaches Land. Ursachen dafür sind die steigende Importnachfrage (z.B. ausländische Kfz) und Einbußen in der Tourismusbranche. Des Weiteren werden auf bestimmte Exportgüter (z.B. PKW) hohe Steuern erhoben. Das Handelsbilanzdefizit lag 2006 bei 4.403,05 Mio. Euro.

Das Importvolumen erreichte 2006 einen Wert von ca. 5.515,14 Mio. Euro. Führende Importpartner Zyperns sind Griechenland (ca. 956,77 Mio. Euro), Italien (ca. 629,81 Mio. Euro), Großbritannien (ca. 492,23 Mio. Euro) und Deutschland (ca. 488,64 Mio. Euro). Die wichtigsten Importgüter sind KFZ, Maschinen, Industriebedarf sowie elektrische Geräte und Konsumgüter.

Das Exportvolumen Zyperns erreichte 2006 einen Wert von ca. 1.112,13 Mio. Euro. Führende Exportpartner Zyperns sind Großbritannien, Griechenland und Deutschland. Deutschland lag 2006 mit einem Volumen von ca. 50,76 Mio. Euro auf Platz drei der Importeure. Die Exporte bestehen hauptsächlich aus Reexporten (z. B. japanischer Kraftfahrzeuge), Agrarerzeugnisse (z.B. Wein, Zitrusfrüchte) und Pharmazeutika. Bedeutende Wirtschaftszweige sind Dienstleistungssektor (ca. 78% des BIP), Industrie (ca. 21%), und Landwirtschaft (ca. 4%). Dabei spielen hier Tourismusindustrie und Finanz- und Unternehmensdienstleistungen eine große Rolle.[1]

Die Lohnstückkosten

Abb. 4.1: Die Lohnstückkosten von Zypern und seinen wichtigsten Handelspartnern von 1995 bis 2008

Die Abbildung beschreibt die Lohnstückkosten von Zypern und seinen wichtigsten Handelspartnern im Zeitraum von 1995 – 2008. Diese sind Griechenland, Italien, Großbritannien und Deutschland. Die Lohnstückkosten in Zypern sind in den letzten Jahren gesunken und befinden sich Ende 2007 unter den Lohnstückkosten von Griechenland, Italien und Großbritannien.

Geschichte

Banknote über ein Zypern-Pfund aus dem Jahr 1997

Bereits im Altertum verfügte Zypern über eine wichtige Wirtschaft. Hauptexportprodukt war Kupfer. Der lateinische Name cuprum ist abgeleitet von aes cypriumErz von der Insel Zypern“, nach den Kupfermienen der Insel.

Die Staatsausgaben wurden 1965 gravierend von 1964 (10,8%) auf 1965 (3,08%) gesenkt. Diese restriktive Fiskalpolitik wurde notwendig, nachdem die Wirtschaft 1964 um über 8% schrumpfte und eine Haushaltskonsolidierung unausweichlich. Die relativen Investitionen verlaufen von 1964 bis 1974 steigend.

Mit der EU-Erweiterung 2004 findet der Prozess der Eingliederung in den Binnenmarkt seinen Abschluss.

Unternehmen

Die 10 größten börsennotierten Unternehmen in Zypern sind:

Unternehmen Branche
Hellenic Bank PCL Banken
Bank of Cyprus Banken
Marfin Popular Bank PCL Finanzdienstleistung
Demetra Investments Public Ltd. Finanzdienstleistung
Pandora Investments Public Ltd. Finanzdienstleistung
Cyprus Trading Corp. Public Ltd. Konsumgüter
Cyprus Cement PCL Baustoffe
Louis Public Co. Ltd. Reederei
SFS Group Public Co. Ltd. Börse
Logicom Public Ltd. Computer

Die einzige Börse des Landes ist die Cyprus Stock Exchange in Nikosia. Der Aktienmarkt wird durch die Indices "Dow Jones Cyprus Titans 10 Index" sowie "Cyprus General Market Index" beschrieben.

Einzelnachweise

  1. a b c d Vgl. http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/01-Laender/Zypern.html, Abruf: 10.05.2008
  2. a b c CIA Factbook 2008
  3. a b c d e Vgl. http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2008/01/weodata/index.aspx , Abruf: 01.05.2008
  4. Vgl. http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/l25093.htm , Abruf: 20.05.08
  5. Vgl. http://europa.eu/scadplus/leg/de/lvb/e01111.htm , Abruf: 01.05.2008

Weblinks


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