Tschechische Republik

Tschechische Republik
Česká republika

Tschechische Republik

Flagge Tschechiens
Wappen Tschechiens
Flagge Wappen
Wahlspruch: Pravda vítězí

(„Die Wahrheit siegt“)

Amtssprache Tschechisch, beschränkt auch Slowakisch
Hauptstadt Prag
Staatsform Parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Präsident Václav Klaus
Regierungschef Ministerpräsident Mirek Topolánek
Fläche 78.864 km²
Einwohnerzahl 10.446.157 (30. September 2008)
Bevölkerungsdichte 130 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[1] 175.309 Mio. US$ (40.)
BIP/Einwohner 17.070 US$ (37.)
HDI 0,891 (32.)
Währung Tschechische Krone (CZK)
Gründung 1. Januar 1993
Nationalhymne Kde domov můj
Zeitzone UTC +1
Kfz-Kennzeichen CZ
Internet-TLD .cz
Telefonvorwahl +420

Tschechien (amtlich Tschechische Republik, tschechisch Česko beziehungsweise Česká republika  hören?/i) ist ein Staat in Mitteleuropa und grenzt an Deutschland (810 km) im Westen und Nordwesten, an Polen (762 km) im Norden, die Slowakei (252 km) im Osten und Österreich (466 km) im Süden.

Tschechien umfasst traditionell die drei historischen Regionen Böhmen, Mähren und Tschechisch-Schlesien (siehe Verwaltungsgliederung).

Die Tschechische Republik entstand am 1. Januar 1993 als Nachfolgestaat der ČSFR (Tschechoslowakei). Der Staat wurde 1999, acht Jahre nach Auflösung des Warschauer Pakts, Mitglied der NATO und trat am 1. Mai 2004 der Europäischen Union bei.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Tschechien hat durch seine Randgebirge eine topografisch klare Gliederung: es besteht aus mehreren Beckenlandschaften, die von Gebirgen umgeben und unterteilt werden. Deswegen sagt man zum Beispiel in Oberösterreich „ich fahre nach Tschechien hinein“ - und nicht hinüber.

An der Südwestgrenze Tschechiens liegt der Böhmerwald (Šumava, 1.000 bis 1.400 m), im Nordwesten das Erzgebirge (Krušné hory, Keilberg 1.244 m) und im Norden die Sudeten (Sudety), welche im Riesengebirge (Krkonoše) mit der Schneekoppe (Sněžka) 1.602 m erreichen. Südöstlich des Erzgebirges breitet sich zu beiden Seiten der Elbe (tschech. Labe) das Böhmische Mittelgebirge aus.

Böhmen und Mähren werden durch die niedrige Böhmisch-Mährische Höhe (600 bis 800 m) voneinander getrennt. Mähren hat im Osten Anteil am Karpatenvorland und im Süden am Wiener Becken. Seine Ostgrenze zur Slowakei bilden die Beskiden und Weißen Karpaten und die March, und nur die Südgrenze zu Niederösterreich bildet großteils ein Fluss – die stark mäandrierende Thaya (Dyje).

Auf den Gipfeln vom Böhmerwald, Böhmischen Mittelgebirge, den Beskiden und dem ersten Ausläufer der Karpaten verläuft die Europäische Wasserscheide.

Die Beckenlandschaften sind sehr fruchtbar. So wird in Böhmen, vor allem im Saazer Becken, Hopfen angebaut (Böhmen ist eines der traditionellen Bierbrauerländer), in Mähren wird Wein angebaut.

Tschechien liegt in der gemäßigten Temperaturzone der Erde. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 7,9 °C bei milden Wintern (Februar: 0,5 °C) und kühlen Sommern (Juni: 18,6 °C). Die Jahresniederschlagssumme beträgt 508 mm in Prag; ein relativ geringer Wert aufgrund der Lee-Lage östlich beziehungsweise südöstlich des Böhmerwalds, des Oberpfälzer Walds und des Erzgebirges. Alle zwölf Monate herrscht ein feuchtes Klima.

Bevölkerung

Statistik

Am 30. September 2008 zählte Tschechien 10.446.157 Einwohner[2].

Bei der letzten Volkszählung 2001 bildeten die Tschechen mit 90,5 % die größte Gruppe, gefolgt von den Mähren mit 3,7% und den Slowaken mit 1,9 %[3]. Tschechen und Mährer wurden bis 1980 nicht getrennt erfasst. Die Angabe der mährischen Nationalität in der Volkszählung wird eher als Ausdruck des mährischen Patriotismus verstanden. So gaben 1991 bei der ersten Erhebung noch 13,2% der Bevölkerung an, mährisch zu sein.

Die Zahl der Ausländer steigt seit 2000 stetig an. Besonders nach dem EU-Beitritt 2004 erhöhte sich die Zahl der Ausländer in Tschechien deutlich und hat sich binnen 9 Jahren bis 2008 auf 410.000 mehr als verdoppelt. Insgesamt lebten zum Stichtag 31. Mai 2008 3,9% Ausländer in der tschechischen Republik, dies ist trotz des starken Anstiegs immer noch deutlich unter dem EU-weiten Schnitt. Unter diesen bilden die Ukrainer mit 1,21% Bevölkerungsanteil die größte Gruppe, gefolgt von den Slowaken mit 0,67%, den Vietnamesen mit 0,54% , den Russen mit 0,24%, den Polen mit 0,20% und den Deutschen mit 0,17%.[4]

Der tatsächliche Bevölkerungsanteil der Roma dürfte weit höher liegen als die letzte Volkszählung vermuten lässt. Aus verschiedenen Gründen (schwaches nationales Bewusstsein, Diskriminierung, Identifizierung als Tschechen) tendieren viele ihrer Angehörigen dazu, in Volkszählungen eine andere Ethnie anzugeben.

Die offizielle Zahl der Flüchtlinge betrug 1297 (Dezember 2005). Rund 75 % der Einwohner Tschechiens leben in Städten, auf dem Lande wohnen etwa 25 %. Die Lebenserwartung der Männer beträgt 72 Jahre, der Frauen 79 Jahre. Zur Gruppe der 0- bis 14-Jährigen zählen 15,4 %, zur Gruppe der 15- bis 64-Jährigen 70,6 % und zu den über 65-Jährigen zählen 14,0 %. Das Bevölkerungswachstum betrug 2005 0,36 %, die Fruchtbarkeitsrate 1,28 Geb./Frau.

Die Mehrheit der Tschechen wohnt in eigenen Immobilien: 2008 bewohnten rund 40 Prozent der Haushalte in Tschechien ihr eigenes Haus und 20 Prozent der Haushalte die eigene Wohnung. 23 Prozent wohnten zur Miete, weitere 12 Prozent in Genossenschaftswohnungen. 1995 wohnten nur 2 Prozent in der eigenen Wohnung, 2005 waren es schon 18 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Haushalte, die zur Miete wohnten, von 40 auf 25 Prozent.[5]

Religionen

59 % der Einwohner Tschechiens sind konfessionslos; 26,8 % sind römisch-katholisch und 2,3 % sind Protestanten; 3,2 % gehören sonstigen Religionsgruppen an, unter ihnen etwa 7000 Buddhisten, 5000 tschechische Juden und etwa 3700 Muslime.[6] . Eine Besonderheit stellt die orthodoxe Kirche der Tschechen und Slowaken dar, da diese nach der Auflösung der Tschechoslowakei bis heute eine binationale Glaubensgemeinschaft bildet. Von den insgesamt 77.053 orthodoxen Tschechoslowaken bekannten sich 2001 23.053 Tschechen zu dieser Glaubensgemeinschaft. Ein wichtiger Feiertag für Christen ist der 5. Juli, der an die Ankunft der Slawenapostel Kyrill und Method in Großmähren im Jahr 862 erinnert.

Größte Städte

Stadt Kraj Einwohner
1. März 2001
Einwohner
31. Dez. 2004
Praha (Prag) Hlavní město Praha 1.169.106 1.170.571
Brno (Brünn) Jihomoravský 376.172 367.729
Ostrava (Ostrau) Moravskoslezský 316.744 311.402
Plzeň (Pilsen) Plzeňský 165.259 162.627
Olomouc (Olmütz) Olomoucký 102.607 100.752
Liberec (Reichenberg) Liberecký 99.102 97.400
České Budějovice (Budweis bzw. Böhmisch Budweis) Jihočeský 97.339 94.622
Hradec Králové (Königgrätz) Královéhradecký 97.155 94.694
Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe) Ústecký 95.436 93.859
Pardubice (Pardubitz) Pardubický 90.668 88.181
Havířov Moravskoslezský 85.855 84.784
Zlín (Zlin) Zlínský 80.854 78.599
Kladno Středočeský 71.132 69.355
Most (Brüx) Ústecký 68.263 67.815
Karviná (Karwin) Moravskoslezský 65.141 63.467
Frýdek-Místek (Friedeck-Mistek) Moravskoslezský 61.400 59.897
Opava (Troppau) Moravskoslezský 61.382 59.843
Karlovy Vary (Karlsbad) Karlovarský 53.358 51.537
Děčín (Tetschen) Ústecký 52.506 51.820
Teplice (Teplitz) Ústecký 51.060 51.193
Chomutov (Komotau) Ústecký 51.007 50.176
Jihlava (Iglau) Vysočina 50.702 49.865
Přerov (Prerau) Olomoucký 48.335 46.938
Prostějov (Proßnitz in Mähren) Olomoucký 48.159 47.165
Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) Liberecký 45.266 44.571
Mladá Boleslav (Jungbunzlau) Středočeský 44.255 42.972

Siehe auch: Liste der Städte in Tschechien, Liste deutscher Bezeichnungen tschechischer Orte

Staats- und Landesname

Tschechien/Tschechische Republik

Laut der Staatenliste auf der Internetseite des deutschen Auswärtigen Amtes ist die Kurzform „Tschechien“ nur im nichtamtlichen Gebrauch zulässig. Laut Duden, entsprechend dem Wunsch der tschechischen Behörden, entsprechend dem alltäglichen Gebrauch zumindest in Tschechien selbst sowie gemäß tschechischen Normen über die Verwendung fremdsprachlicher Äquivalente des Staatsnamens ist jedoch „Tschechien“ eine übliche Kurzform sowie das geografische Äquivalent der Langform („Tschechische Republik“) des Staatsnamens und ist somit mit Namen wie Frankreich, Deutschland, Polen etc. völlig gleichwertig.

Die Tatsache, dass die Kurzform im Ausland als nicht offiziell gilt, ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass die englische (nicht jedoch die tschechische) Kurzform in der entsprechenden Tabelle der UNO (vom Kartographischen Dienst herausgegeben) in den 90er Jahren fehlte. Jeder Staat muss hier selbst eine Kurzform angeben, der Kartographische Dienst hat dazu keine Befugnis. Gerade dies hat die Tschechische Republik jedoch versäumt, so dass nach Ablauf der Zeit hier ebenfalls die Langform eingetragen wurde. Aber bereits 1993 empfahl das Außenministerium in einem Memorandum an die tschechischen Botschaften die Verwendung der Kurzform als legitim und äquivalent.

Tschechien und Geschichtliches

Wegen der Dismembration der Tschechoslowakei am 1. Januar 1993 musste die offizielle Bezeichnung für den neuen Staat beschlossen werden. Eine tschechische staatliche Kommission schlug damals die deutsche Bezeichnung Tschechien vor, zumal offizielle tschechische Kreise auch darum ersuchten, die Form „Tschechei“ nicht mehr zu verwenden (siehe dazu unten).

Beide neuen Namen waren sowohl für Deutsche als auch für die Tschechen gewöhnungsbedürftig und sind es für Teile der deutschen Bevölkerung noch immer.

Sowohl die Bezeichnung Tschechien als auch Tschechei wurden historisch verwendet. Tschechien ist die ältere Form und bereits 1876 belegt (Österreich-Ungarn: Anlehnung an Kroatien, Moldavien, Slawonien, …). Tschechei ist hingegen (außer in Teilen Preußens) erst 1918 nach Bildung der Tschechoslowakei aufgekommen – als Kontamination von Tschechien + Slowakei oder als Kontraktion von Tschechoslowakei. Tschechei (Anlehnung an Türkei, Mongolei, Kaschubei, …) bezeichnete dabei manchmal auch den Gesamtstaat Tschechoslowakei, nicht nur den westlichen Teil (zum Ärger der Slowaken). Eine breitere Verwendung des Wortes Tschechei ist erst seit den 1930er Jahren festzustellen. Gleichzeitig kam der ältere Begriff Tschechien außer Gebrauch, so dass er heute von vielen als „Neukonstrukt“ empfunden wird. [7]

Hinzu kommt, dass die Bezeichnung Rest-Tschechei negativ besetzt ist, weil sie der Propaganda der NS-Diktatur während der Zerschlagung der Tschechoslowakei entstammt (1938/39). Der negative Klang übertrug sich bei den meisten Tschechen auch auf den Begriff Tschechei, obwohl der Begriff kurz vor- und nachher auch in anderem Zusammenhang verwendet wurde. Es war jedoch immer ein Begriff von nicht offizieller Natur. In Erwägung der obigen Argumente haben deutsche und österreichische Sprachforscher sowie die tschechische Regierung beschlossen, den Begriff Tschechien für die 1993 neu entstandene Tschechische Republik zu forcieren. Dementsprechend ist auch seit 1992 in deutschen Nachschlagewerken ausschließlich Tschechien als Kurzform für „Tschechische Republik“ vorzufinden.

Die Tschechen selbst stellen sich die analoge Frage etwas anders. Das Wort Čechy ist das tschechische Wort für Böhmen (d.h. ohne Mähren und Tschechisch-Schlesien), es wird aber fälschlicherweise manchmal auch für Mähren und Schlesien verwendet. Česko ist das tschechische Wort für Tschechien. Der Begriff wurde aber vor 1992 selten verwendet - außer in Fachkreisen, eher archaisch, und mit Ausnahme der Jahre 1918 und 1968 als logischer Parallelbegriff zu Slovensko (deutsch Slowakei). Er war der Öffentlichkeit eigentlich völlig unbekannt, obwohl er im offiziellen Wörterbuch der tschechischen Sprache sowie in den Terminologielisten enthalten war. „Česko“ ist ähnlich wie Tschechien und Tschechei keine Neubildung, da der Begriff bereits 1777 belegt ist.

Die Eigenschaftswörter für „tschechisch“ und „böhmisch“ sind in der tschechischen Sprache identisch (český), weshalb sich einige Vertreter der Mähren und Tschechischen Schlesier für den Namen „Českomoravsko“ („Böhmen-Mähren“) beziehungsweise „Čechy, Morava a Slezsko“ („Böhmen, Mähren und Schlesien“) aussprachen.

Da sich vor allem die englischsprachige Welt und zum Teil die ältere Generation Tschechiens immer noch weigert, die neu entstandene Form „Česko“ (Czechia) zu verwenden, mit dem Fehlen eines kurzen Namens aber diverse wirtschaftliche und andere Schwierigkeiten verbunden sind, musste der tschechische Senat am 11. Mai 2004 in einer Sondersitzung die Verwendung von „Česko“ anstelle von „Česká republika“ offiziell empfehlen (Kodifizierung und offizielle Empfehlungen gab es jedoch schon vorher). In den 1990er Jahren gab es zum Teil eine Art Medienstreit: die Kurzform „Česko“ galt bei einem großen Teil der älteren Bevölkerung als minderwertig - obwohl im Tschechischen eine analoge Wortform schon immer für sehr viele Staaten (von Irland (Irsko) bis Japan (Japonsko)) allgemein verwendet wurde.

Nach einer Sage ist der Urvater Čech (Tschech) der Gründer des Volkes der Tschechen.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Böhmens, Geschichte Tschechiens

Vor- und Frühgeschichte

Der älteste Beleg menschlicher Anwesenheit auf dem Gebiet Tschechiens stammt aus der Zeit vor ca. 1,87 Millionen Jahren (Fundstelle Beroun-Autobahn). Die paläolithische Besiedlung des Landes ist insbesondere in Mittel- und Nordböhmen und in Mittel- und Südmähren nachgewiesen. Ab 5300 bis 4500 v. Chr. ist eine weitreichende neolithische Besiedlung belegt. Am Ende des Spätneolithikum ist die Schnurkeramik mit mehreren großen Gräberfeldern in Nordböhmen und die Glockenbecherkultur vertreten. In der Bronzezeit ist besonders die Aunjetitzer Kultur zu nennen. Es folgen Hügelgräberkulturen und Urnenfelderkulturen. In der Latenezeit wurden Teile des Gebiets des heutigen Tschechiens vom keltischen Stamm der Boier besiedelt, dessen lateinischer Name, Boiohaemum, die Namensgebung für Böhmen ist. Den Kelten folgten am Beginn des ersten Jahrhunderts nach Chr. germanische Stämme, die Markomannen in Böhmen und die Quaden in Mähren. Während der Völkerwanderungszeit wird nach archäologischen und historischen Quellen von einer Entvölkerung des Gebietes ausgegangen. Um 550 wanderten Slawen ein, ihr Ursprung wird östlich des Dnepr vermutet. Sie herrschten von 623 bis 658 über ein erstes Herrschaftsgebilde, das sogenannte Reich des Samo. Von 768 bis 814 lag Böhmen wahrscheinlich in der fränkischen Herrschaftssphäre unter Karl dem Großen.

Vom 8. Jahrhundert bis 833 bestand das Mährische Fürstentum in Mähren, aus dem 833 Großmähren unter Fürst Mojmír I. (gefolgt von den Fürsten Rastislav – 846 und Svatopluk - 871) hervorging. 864 kamen die byzantinischen Mönche Kyrill und Method in Großmähren an. Sie begründeten die slawische Liturgie. 869 starb Kyrill, was das Ende der byzantinischen Mission bedeutete. Von 888/890 bis 895 war Böhmen Teil des Großmährischen Reichs. 894 starb Rastislavs Nachfolger Svatopluk, dies bedeutete den Beginn des Zerfalls des Großmährischen Reichs, und die Rückkehr zur westlichen lateinischen Kirche und Kultur.

Die Přemyslidendynastie

895 akzeptierte Fürst Spytihněv in Regensburg die ostfränkische Oberherrschaft über Böhmen. 907 kam es zum Zerfall Großmährens. Der Přemyslide Wenzel (Hl. Wenzel), (später fälschlicherweise König Wenzel in einem Weihnachtslied genannt) wurde 929 (935) von seinem Bruder Boleslav ermordet und dadurch der Schutzheilige des Landes. 973 erteilte der Heilige Wolfgang, Bischof von Regensburg, seine Erlaubnis zur Gründung eines Bistums in Prag. Erster Bischof wurde Thietmar, zweiter Bischof der Heilige Adalbert (Vojtěch). 1003 eroberte Boleslaw I. von Polen Böhmen (bis 1004), 1031 wurde Mähren an Böhmen angeschlossen (und 1182 zur Markgrafschaft erhoben). 1038 fiel Břetislav I. von Böhmen in Polen ein und entführte die Gebeine Adalberts aus Gnesen.

1085 wurde der Přemyslide Vratislav II. zum ersten böhmischen König gekrönt (der Titel ist ihm von Heinrich IV., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, verliehen worden). Im 12./13. Jahrhundert kam es zur Zuwanderung von deutschen Siedlern in die böhmischen Randgebiete. 1212 wurde durch die Goldene Bulle von Sizilien von Kaiser Friedrich II. Ottokar I. Přemysl die Erblichkeit des Königstitels zugesichert. 1300 bestand eine Böhmisch-Polnische Personalunion unter Wenzel II. und Wenzel III. (Titularkönig in Polen). 1306 wurde Wenzel III. in Olmütz ermordet, dies war das Ende der Přemyslidendynastie.

Heiliges Römisches Reich

1310 heiratete Johann von Luxemburg, Sohn des römischen Kaisers Heinrich VII. Elisabeth von Böhmen, die Tochter von Wenzel II. und wurde böhmischer König bis 1346. 1347 wurde Karl IV., sein Sohn, (als Karl I.) König von Böhmen. 1348 wurde die Karls-Universität Prag als erste Universität nördlich der Alpen gegründet.

1355 wurde Karl IV. in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt. Er wählte Prag zu seiner Residenzstadt. 1378 teilte Karl IV. in seinem Testament seine Erblande unter seinen Söhnen auf in Brandenburg, Görlitz und das Kerngebiet Böhmen, dessen Herrscher sein Sohn Wenzel IV. wurde. Seine Nachfolger (ab 1419) waren Sigismund, Albrecht II. und Ladislaus Postumus.

Hussiten-Bewegung

1415 wurde Jan Hus während des Konstanzer Konzils auf dem Scheiterhaufen verbrannt, was den Beginn der Hussiten-Bewegung markierte. Zwischen 1415 und 1434 kam es zu Unruhen in Böhmen. Jan Žižka und Prokop Holý führten die Hussiten. Der radikale Flügel der Bewegung wurde in der Schlacht von Lipan niedergeschlagen. 1458 wurde Jiří z Poděbrad von den böhmischen Ständen zum König von Böhmen und damit zum ersten protestantischen König in Europa gewählt.

Herrschaft der Habsburger

Zwischen 1471 und 1526 fiel nach Jiřís Tod die böhmische Krone an die polnische Dynastie der Jagiellonen. Der letzte dieser Dynastie gab durch seinen Tod in der Schlacht bei Mohács gegen die Türken die Krone wieder frei. Von 1526 bis 1918 war das heutige Tschechien habsburgisches Gebiet, nachdem die böhmischen Stände 1526 den Habsburger Ferdinand I. zum König von Böhmen gewählt hatten. 1547 kam es zum Aufstand der böhmischen Stände gegen Ferdinand I.

1583 zog Kaiser Rudolf II., Ferdinands Nachfolger, mitsamt dem Hof von Wien nach Prag, welches ein Zentrum von Kunst und Wissenschaft wurde. 1609 erließ er den Majestätsbrief der Religionsfreiheit. 1611 übernahm Rudolfs Bruder Matthias (HRR) die Macht; die Konfessionsproblematik entflammte aufs Neue.

Dreißigjähriger Krieg

1618 drangen Gesandte der böhmischen Stände (mehrheitlich protestantisch) in die Kanzlei des Hradschin und warfen zwei kaiserliche Statthalter (die dabei nicht getötet wurden) aus dem Fenster. Dieser sogenannte zweite Prager Fenstersturz leitete den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) ein.

1619 starb Matthias. Im August wählten die böhmischen Stände den deutschen Protestanten Friedrich von der Pfalz zum König. Indem er im Herbst in Prag gekrönt wurde und dort seine Residenz aufnahm, wurde der innerhabsburgische Konflikt zu einer Reichsangelegenheit. 1620 kam es zur Schlacht am Weißen Berg.

Friedrich von der Pfalz floh aus dem Land („Winterkönig“, da er nur einen Winter regierte). Es kam zu Hinrichtungen und zum Exil des böhmischen Adels. Die nun beginnende Epoche wird in der tschechischen Geschichte temno, die Zeit der Dunkelheit genannt. Kaiser Ferdinand II. (1619–1637) führte eine Unterdrückungspolitik gegen Nicht-Katholiken.

Protestanten flohen (Comenius) oder wurden hingerichtet. Ein großer Teil des böhmischen Adels floh. In Böhmen wurde Deutsch zur zweiten Amtssprache erhoben und drängte faktisch bald das Tschechische zurück.

Nationale Wiedergeburt der Tschechen

Von 1740 bis 1780 herrschte Maria Theresia. Zwischen 1780 und 1790 bestand die Herrschaft ihres Sohnes Joseph II. Unter dem Leitsatz „Alles für das Volk; nichts durch das Volk“ führte er die josephinischen Reformen im Sinne des aufgeklärten Absolutismus durch, wie beispielsweise 1781 die Aufhebung der Leibeigenschaft.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ungefähr 1885 kam es zur Nationalen Wiedergeburt der Tschechen. Als Reaktion auf den Wiener Zentralismus formierten sich seit dem Ende des 18. Jahrhundert Intellektuelle in der tschechischen Nationalbewegung (Wiedergeburt). Sie förderten die Pflege, Anerkennung und Verwendung der tschechischen Sprache (unterstützt auch von den deutschen Romantikern). Dem folgte später das Verlangen nach politischer Autonomie. Der Wunsch nach kultureller Autonomie führte zur Gründung von wissenschaftlichen Gesellschaften, wie zum Beispiel Matice česká und Matice moravská, sowie der Turnbewegung Sokol.

Unmittelbar nach dem Slawenkongress in Prag im Juni 1848 wurde der Prager Pfingstaufstand niedergeschlagen. Die Industrialisierung begann - und Böhmen wurde das „industrielle Rückgrat“ der Donaumonarchie.

Nachdem Kaiser Franz Joseph den Neoabsolutismus mit dem Silvesterpatent von 1851 sanktioniert hatte, gab es mit dem Oktoberdiplom von 1860, dem Februarpatent von 1861 und der Dezemberverfassung von 1867 mehrere Ansätze, den Tschechen gewisse Freiheiten zu verschaffen. Nach wie vor waren und fühlten sie sich allerdings gegenüber den Ungarn zurückgesetzt. Zwar bestand das Königreich Böhmen bis 1918, aber nicht alle Habsburger hielten es für der Mühe wert, sich überhaupt in Prag zum Böhmischen König krönen zu lassen. Während Ungarn als Königreich in Personalunion mit Österreich viele nationale Rechte gewährt wurden, durften in den Ländern der Böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Teile Schlesiens) nicht einmal tschechischsprachige Zeitungen verlegt werden.

Im Sinne eines angestrebten österreichisch-tschechischen Ausgleichs erließ der österreichische Ministerpräsident Graf Badeni 1897 eine Nationalitätenverordnung, wonach alle politischen Gemeinden in Böhmen und Mähren zweisprachig zu verwalten waren. Damit avancierte Tschechisch in beiden Kronländern von einer Minderheitensprache zur Nationalsprache. Daraufhin legten deutsche Abgeordnete den österreichischen Reichsrat lahm, und 1899 wurde die Nationalitätenverordnung wieder aufgehoben. Auch der Mährische Ausgleich von 1905 erzielte keine dauerhaften Erfolge, so dass der böhmische Landtag schließlich durch kaiserliches Patent vom 26. Juli 1913 aufgelöst wurde.

Tschechoslowakei

Hauptartikel: Geschichte der Tschechoslowakei

Von 1914 bis 1918 kämpften Tschechen im Ersten Weltkrieg. Gegen die Monarchie bildeten sich im Exil eine tschechische und slowakische, von Tomáš Garrigue Masaryk angeführte Opposition. Am 28. Oktober 1918 kam es zur Gründung der Tschechoslowakei, T. G. Masaryk wurde erster Staatspräsident. Die bis dahin Ungarn administrativ unterstellte Slowakei schloss sich dem neuen Staat an (Milan Rastislav Štefánik). 1919 fand der Beitritt/Anschluss der Karpatoukraine (nach 1945 fällt sie an die Sowjetunion) statt, 1920 der Anschluss Teschens. Von 1918 bis 1938 bestand die sogenannte Erste Tschechoslowakische Republik.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Es gab in der Tschechoslowakei eine starke deutsche Minderheit, die im Sudetenland die Mehrheit bildete. Bei der Volkszählung im Jahre 1930 betrug der Bevölkerungsanteil auf dem Gesamtgebiet der heutigen Tschechischen Republik 29,5% [8]. Die Deutschen in der Tschechoslowakei waren seit 1919 durch die Deutsche Nationalpartei vertreten. Die deutschen Sozialdemokraten waren von 1920 bis 1935 die stärkste deutsche Fraktion im Prager Abgeordnetenhaus und wurden ab 1929 mit ihrem Vorsitzenden Ludwig Czech, der verschiedene Ministerposten bekleidete, auch Regierungspartei. 1933 gründete Konrad Henlein die Sudetendeutsche Partei (SdP). Mit deutscher Unterstützung forderte die SdP immer weitergehende Autonomie und Abtrennung des deutschsprachigen Landesteils von der Tschechoslowakei und verschärfte mit dem Karlsbader Programm vom 24. April 1938 die Sudetenkrise.

Nach der Annexion Österreichs drohte Hitler mit dem Einmarsch in das Sudetenland. England und Frankreich hatten für solch einen Fall als Schutzmächte nach dem Vertrag von Saint Germain Schutzpflichten gegenüber der Tschechoslowakei, es gab noch zusätzliche Bündnisverträge Frankreichs und der Sowjetunion. Die Regierungen Frankreichs und Großbritanniens waren der Auffassung, durch Nachgeben („Appeasement-Politik“) einen drohenden Weltkrieg verhindern zu können. Ohne die Beteiligung der tschechoslowakischen Regierung unterzeichneten Hitler, Mussolini, Chamberlain und Daladier am 29. September 1938 das Münchner Abkommen. Die Tschechen nennen diese Vereinbarung das "Münchner Diktat" oder den "Münchner Verrat". Etwa ein Drittel des Staatsgebietes fiel an das Deutsche Reich, sowie Polen und Ungarn.

Am 5. Oktober 1938 trat Präsident Edvard Beneš zurück und ging daraufhin ins Exil nach Großbritannien. Sein Nachfolger wurde Emil Hácha. Nach dem Einmarsch Deutschlands am 15. März 1939 in die „Resttschechei“ wurde das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren gegründet. Die Erste Slowakische Republik wurde ein Satellitenstaat des Deutschen Reiches. Am 27. September 1941 folgte auf den dauerhaft beurlaubten Statthalter Neurath als neuer Reichsprotektor Heydrich. Am 27. Mai 1942 wurde auf Heydrich ein Attentat verübt, an dessen Folgen er am 4. Juni 1942 starb. Als Vergeltungsmaßnahmen wurden unter anderem die Bewohner der Dörfer Lidice und Ležáky umgebracht. Während der deutschen Besetzung befanden sich auf tschechischem Boden das KZ Theresienstadt sowie mehrere Außenlager des KZ Flossenbürg, darunter die „Richard“-Gruben. 1945 fand die faktische Wiederherstellung der Tschechoslowakei durch das „Kaschauer Programm“ der neuen Regierung unter Premierminister Zdeněk Fierlinger statt. US-amerikanische, sowjetische und tschechoslowakische Truppen befreiten das Land. Die in der Erklärung von Jalta vereinbarte Demarkationslinie zwischen dem von den USA und dem von der UdSSR verwalteten Gebiet verlief entlang der Städte Budweis, Pilsen und Karlsbad.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 5. Mai 1945 begann der Prager Aufstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Er wurde niedergeschlagen. Am 9. Mai 1945 marschierten sowjetische Truppen in Prag ein. Präsident Beneš übernahm wieder die Regierungsgewalt. Zur Wiederherstellung des Staates wurden die Beneš-Dekrete erlassen. Neben gewöhnlichen Verwaltungsangelegenheiten regelten diese auch die Bestrafung, Vermögensenteignung und Ausbürgerung der als „Staatsfeinde“ angesehenen Deutschen und Ungarn.

Am 26. Mai 1946 gewann die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KSČ) die Wahlen, wurde Bestandteil der Regierung und konnte einen gewaltigen politischen Einfluss ausüben. Klement Gottwald (KSČ) wurde in der Folge Ministerpräsident. Am 24. Oktober 1946 war die Vertreibung von 2,7 Mio. Sudetendeutschen abgeschlossen. Diese „Umsiedlung“ war eine Entscheidung der Siegermächte unter anderem bei der Konferenz von Jalta und der Potsdamer Konferenz, um weitere Kriege und Konflikte in Mitteleuropa zu verhindern.

Kommunismus

Am 25. Februar 1948 fand die vollständige Machtergreifung durch die Kommunisten (KSČ) statt. Es kam zur Verfassungsänderung und Umgestaltung des Landes nach sowjetischem Muster. Erster sog. „Arbeiterpräsident“ wurde Klement Gottwald. Im November 1952 wurde Rudolf Slánský zusammen mit elf weiteren Angeklagten im „Slánský-Prozess“ zum Tode verurteilt. 1957 wurde Antonín Novotný Präsident. An der Kafka-Konferenz 1964 in Liblice wurde Franz Kafka rehabilitiert. Rufe nach Reformen wurden laut und kulminierten auf dem vierten tschechischen Schriftstellerkongress im Juni 1967 in direkter Kritik der politischen Führung.

Prager Frühling

Zwischen dem 3. und dem 5. Januar 1968 wurde Novotný vom ZK abgesetzt. Alexander Dubček wurde Vorsitzender der KSČ. Präsident wurde General Ludvík Svoboda. Anfang März folgte die Aufhebung der Zensur. Der „Prager Frühling“ begann, die Weiterentwicklung verlief überwiegend spontan. Am 5. April 1968 wurde ein Aktionsprogramm der KSČ unter Alexander Dubček verabschiedet. Ein „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ wurde angestrebt (Verbürgte Versammlungsfreiheit, kleines Unternehmertum, Freilassung der politischen Gefangenen).

Am 21. August 1968 begann eine militärische Intervention: sowjetische Truppen und weitere Truppen des Warschauer Pakts okkupierten die Tschechoslowakei. Darauf hin erließ Moskau die Breschnew-Doktrin der „Begrenzten Souveränität der sozialistischen Staaten“. In der Folge emigrierten viele Tschechen. Die nachfolgende politische Etappe wurde „Normalisierung“ genannt. 1. Januar 1969 entstand mit dem Inkrafttreten des Verfassungsgesetzes über die tschechoslowakische Föderation die Tschechische Sozialistische Republik als eine der beiden Teilrepubliken der Tschechoslowakei. Am 17. April 1969 erfolgte die Ablösung Dubčeks und Wahl Gustáv Husáks zum Generalsekretär der KSČ.

Aufsehen erregte die Selbstverbrennung der Studenten Jan Palach (16. Januar) und Jan Zajíc (25. Februar) zum Beginn der „Normalisierung“.

In der Folge wurde die ČSSR einer der konservativsten Mitgliedsstaaten des Ostblocks. Am 1. Januar 1977 wurde die Bürgerbewegung „Charta 77“ gegründet.

Die Samtene Revolution

Hauptartikel: Samtene Revolution

Am 17. November 1989 unterdrückte die Polizei brutal eine Studenten-Demonstration, was Großdemonstrationen von bis zu 750.000 Menschen nach sich zog. Am 19. November 1989 wurde das Bürgerforum zur tragenden Kraft der „Samtenen Revolution“ in der Tschechoslowakei. Am 10. Dezember 1989 erklärte Staatspräsident Gustáv Husák seinen Rücktritt.

Am 28. Dezember 1989 wurde Alexander Dubček zum Präsidenten der Föderalversammlung gewählt. Am 29. Dezember 1989 wurde Václav Havel von der Föderalversammlung zum Präsidenten der ČSSR gewählt. Anfang 1990 wurde die Tschechische Sozialistische Republik (siehe 1969) in Tschechische Republik umbenannt. Am 23. April 1990 folgte die Umbenennung der Tschechoslowakei in Tschechische und Slowakische Föderative Republik (ČSFR).

Am 8. Juni 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen in der ČSFR statt. Am 5. Juli 1990 wurde Václav Havel zum Präsidenten der ČSFR gewählt. Am 21. Februar 1991 trat die ČSFR dem Europarat bei. Am 16. Dezember 1991 folgte die Unterzeichnung des EG-Assoziierungsabkommens. Am 5. Juni 1992 fanden Parlamentswahlen in der ČSFR statt. Der Ökonom Václav Klaus (Demokratische Bürgerpartei (ODS)) wurde Ministerpräsident. Er vertritt eine vom Thatcherismus inspirierte Wirtschaftspolitik („Marktwirtschaft ohne Adjektiv“).

Durch eine Coupon-Privatisierung wurden 8 Mio. Tschechen Anteilseigner von privatisierten Firmen.

Der Politiker Vladimír Mečiar wurde Ministerpräsident in der Slowakei. Klaus und Mečiar vereinbarten eine Teilung der Tschechoslowakei in zwei Staaten (gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung[9]). Am 20. Juli 1992 trat Präsident Václav Havel von seinem Amt zurück. Am 25. November 1992 wurde das Gesetz über die Auflösung der ČSFR im föderalen Parlament verabschiedet.

Am 16. Dezember 1992 wurde die neue Verfassung der Tschechischen Republik als „demokratischer Rechtsstaat“ verabschiedet. Die Charta der Grundrechte und -freiheiten, die nach dem Umbruch im Januar 1991 von der tschechoslowakischen Bundesversammlung beschlossen worden war, wurde unverändert von Tschechien übernommen.

Tschechische Republik

Mit dem 1. Januar 1993 bildeten Tschechen und Slowaken zwei unabhängige Staaten. Am 2. Februar 1993 fand die Vereidigung des neugewählten Präsidenten Václav Havel statt.

Am 30. Juni 1993 trat das nun unabhängige Tschechien dem Europarat bei. Am 29. Oktober 1993 wurde das Land nicht-ständiges Mitglied des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Am 1. Februar 1995 trat das EU-Assoziierungsabkommen in Kraft. Nach drei Jahren negativen Wirtschaftswachstums (1994–1996) wuchs die Wirtschaft wieder; 1997 folgte aber wieder eine Rezession. Am 28. November 1995 wurde die OECD-Beitrittsurkunde in Paris unterzeichnet.

Neueste Entwicklungen

Am 31. Mai und 1. Juni 1996 fanden Wahlen zum Abgeordnetenhaus statt. Die regierende Mitte-Rechts-Koalition wurde bestätigt, verlor jedoch ihre Mehrheit. Klaus trat am 23. Juli 1996 mit seinem zweiten Kabinett das Amt neuerlich an. Seine Regierung musste sich jedoch von den Sozialdemokraten Miloš Zemans tolerieren lassen. 1997 endete die wirtschaftliche Wachstumsphase in einem Bankenkrach, im Laufe dessen 12 Finanzinstitute Insolvenz anmelden mussten. Die Schuld lag unter anderem an der Verflechtung industrieller Großkomplexe, die durch faule Kredite künstlich aufrecht erhalten worden waren. Die tschechische Wirtschaft fiel in eine Rezession.

Am 21. Januar 1997 wurde die Deutsch-Tschechische Erklärung unterzeichnet und am 24. April hielt Präsident Havel vor dem deutschen Bundestag eine Rede. Im Juni desselben Jahres mussten infolge des Oderhochwassers 40.000 Menschen evakuiert werden, der Gesamtschaden betrug 2,5 Mrd. Euro. Ministerpräsident Václav Klaus trat am 30. November 1997 aufgrund einer Spendenaffäre zurück. Sein Nachfolger wurde Josef Tošovský.

Am 20. Januar 1998 wurde Václav Havel als Präsident wiedergewählt. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 28. Juni 1998 gewannen die Sozialdemokraten mit Miloš Zeman (32 %) und konnten die Regierung bilden; sie wurden von der oppositionellen ODS toleriert (der sogenannte Oppositionsvertrag).

Am 12. März 1999 erfolgte der Beitritt zur NATO (zusammen mit Polen und Ungarn), die Vorbereitungen für den EU-Beitritt waren ebenfalls im Gange. In Prag wurde am 25. September 2000 das Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank veranstaltet, begleitet von Straßenunruhen und Demonstrationen. Die Auseinandersetzungen um die Besetzung des Intendanten des Tschechischen Fernsehens Česká televize ließen 2000 u. a. auch die Feindschaft zwischen Václav Havel und Václav Klaus wieder hervorbrechen. Klaus und die Demokratische Bürgerpartei ODS wurden beschuldigt, mehrere ihrer Anhänger in die Top-Positionen des Senders manövriert zu haben, darunter auch Jiří Hodač als Direktor. Dies löste die größten Demonstrationen in Tschechien seit 1989 aus. Als Folge trat Hodač zurück. Tschechien bekam ein neues Mediengesetz, Zweifel über die Unabhängigkeit von Česká televize waren jedoch bei weitem nicht beseitigt.

Am 28. Februar 2003 wurde der 1997 zurückgetretene Ministerpräsident Václav Klaus zum Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt.

Am 1. Mai 2004 wurde die Tschechische Republik in die Europäische Union aufgenommen (EU-Beitritt). Am 2. und 3. Juni 2006 wurde bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus die ČSSD von der ODS geschlagen, große Verluste erlitten auch die Kommunisten. Die SZ (Partei der Grünen) übersprang erstmals die Fünf-Prozent-Hürde. Die Regierungsbildung gestaltete sich aufgrund eines Patts im Abgeordnetenhaus zwischen den beiden Lagern schwierig. Erst Anfang 2007 fand die neue schwarz-grüne Regierungskoalition im Parlament die notwendige Unterstützung, nachdem zwei ČSSD-Abgeordnete angekündigt hatte, diese zu tolerieren. So verfügt die neue Regierung über eine Mehrheit von 100 zu 98 Abgeordneten.

Die tschechische Regierung kündigte Anfang April 2007 an, die Einkommensteuer auf einen einheitlichen Satz (Flat Tax) von etwa 20% des Bruttoeinkommens zu senken. Offiziell wird der Steuersatz als 15 Prozent angegeben, aber dieser Satz bezieht sich auf der Summe des Bruttoeinkommens und der Sozial- und Krankenversicherungsabgaben, was ein in Europa völlig neues Konzept darstellt und den Steuersatz geringer erscheinen lässt. Derzeit gibt es Steuerprogression mit vier Steuerklassen. Zugleich soll die Körperschaftssteuer von 25% auf 19% gesenkt werden und der ermäßigte Umsatzsteuer-Satz soll erhöht werden. Mit dieser und anderen Maßnahmen will das Land nach den Autoren der Reform die Staatfinanzen sanieren, bis 2012 eurotauglich werden und ausländische Investoren anlocken.[10]

Seit dem 21. Dezember 2007 entfallen aufgrund des Schengener Abkommens alle Grenzkontrollen zu den vier Nachbarländern Tschechiens. Lediglich an Flughäfen wurden Grenzkontrollen noch bis zum internationalen Flugplanwechsel am 31. März 2008 durchgeführt.

Am 1. Januar 2009 übernahm die Tschechische Republik unter Ministerpräsident Mirek Topolánek zum ersten Mal die Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union. Diese tschechische Ratspräsidentschaft ist vor allem vom Kampf gegen die weltweite Finanzkrise geprägt.

Am 24. März sprach das tschechische Parlament der Regierung Topolánek das Misstrauen aus.[11] Der Staatspräsident Václav Klaus beauftragte am 9. April 2009 den Leiter des Tschechischen Statistikamtes Jan Fischer mit der Bildung einer Übergangsregierung. Diese soll am 9. Mai 2009 angelobt werden und die Regierungsgeschäfte bis zu den vorgezogenene Neuwahlen im Oktober 2009 führen.

Politik

Hauptartikel: Politisches System Tschechiens

Tschechien ist eine parlamentarische Republik. Das Staatsoberhaupt ist der Präsident. Der Regierungschef besitzt aber erweiterte Rechte gegenüber dem Staatsoberhaupt. Legislatives Organ ist das Parlament. Das Zweikammersystem besteht aus dem Abgeordnetenhaus und dem Senat.

Der Präsident ist das Staatsoberhaupt und wird vom Parlament gewählt. Die Amtszeit beträgt 5 Jahre, Wiederwahl ist einmal möglich. Der Präsident ernennt oder enthebt den Ministerpräsidenten und weitere Regierungsmitglieder. In bestimmten Krisensituationen kann er das Abgeordnetenhaus auflösen.

Im Legislativverfahren verfügt der Präsident über ein suspensives Veto und kann so einen Gesetzesentwurf an das Parlament zurückleiten. Der Präsident kann ebenfalls Strafen erlassen oder mildern, des Weiteren anordnen, ein Strafverfahren einzustellen beziehungsweise nicht einzuleiten. Zusammen mit dem Senat ernennt er die Verfassungsrichter. Der Präsident kann nicht strafrechtlich verfolgt werden und er trägt von Amts wegen keine Verantwortung.

Das Parlament besteht aus zwei Kammern. Das Abgeordnetenhaus wird nach einem Verhältniswahlverfahren gewählt. Die politischen Parteien stellen in einzelnen Wahlkreisen (die mit den Gebieten der 14 Regionen übereinstimmen) Listen mit Kandidaten auf. Es gibt eine Sperrklausel von 5 %. Das Abgeordnetenhaus bilden 200 Abgeordnete. Die Legislaturperiode beträgt 4 Jahre.

Der Senat besteht aus 81 Senatoren und wird nach einem Mehrheitswahlverfahren gewählt. Die Legislaturperiode eines Senators beträgt 6 Jahre. Das Mindestalter der Kandidaten beträgt im Fall des Senats 40 Jahre. Die Wahlen erfolgen im Abstand von zwei Jahren, wobei jeweils in einem Drittel der 81 Wahlkreise gewählt wird. Der Kandidat, der im betreffenden Wahlkreis im ersten Wahlgang mehr als 50 % der Stimmen erhält, wird zum Senator gewählt. Falls kein Kandidat im ersten Wahlgang die nötige Stimmenzahl erhält, findet ein zweiter Wahlgang statt, an dem die zwei erfolgreichsten Kandidaten des ersten Wahlgangs teilnehmen. Im zweiten Wahlgang genügt eine relative Mehrheit.

Wahlberechtigt ist jeder Staatsbürger Tschechiens, der das 18. Lebensjahr vollendet hat.

Die Regierung ist das höchste Organ der Exekutive und besteht aus dem Ministerpräsidenten und den Ministern. Der Ministerpräsident wird vom Präsidenten der Republik ernannt. Nach seinem Vorschlag ernennt der Präsident daraufhin auch die weiteren Regierungsmitglieder. Die Regierung muss sich danach einer Vertrauensabstimmung im Parlament unterziehen.

In der Hierarchie folgen der Regierung und deren zentralen Behörden die Selbstverwaltungsgebietseinheiten. Höhere selbstverwaltende Gebietseinheiten sind die 14 Regionen (kraj), elementare selbstverwaltende Gebietseinheiten sind die Gemeinden.

Die Judikative besteht aus dem Verfassungsgericht und einem vierstufigen System allgemeiner Gerichte. An der Spitze stehen zwei oberste Gerichte (Oberstes Gericht und Oberstes Verwaltungsgericht).

Tschechien ist am 1. Mai 2004 der Europäischen Union beigetreten. Von den etwa 55,21 % der tschechischen Wahlberechtigten, die am Referendum teilgenommen haben, haben einem Beitritt ca. 77,33 % zugestimmt, also etwa 42,7 % aller tschechischen Wahlberechtigten.

Verwaltungsgliederung

Tschechien umfasste traditionell drei historischen Länder Böhmen, Mähren und Tschechisch-Schlesien. 1949 wurden das "Böhmische Land" und das "Mähren-Schlesische Land" (auf dem Gebiet von Mähren und Tschechisch-Schlesien) als Verwaltungseinheiten aufgelöst und durch neugebildete zentralisierte Bezirke ersetzt; durch eine weitere Gebietsreform 1960 wurden diese neu in acht Regionen ("Großbezirke") aufgeteilt (sechs für Böhmen, zwei für Mähren mit Tschechisch-Schlesien am nördlichen Landesrand); seit dem Jahr 2000 gilt eine neue Verwaltungsgliederung Tschechiens in 14 Regionen.

Militär

Die Tschechischen Streitkräfte (Armáda České republiky, kurz AČR) sind eine Berufsarmee. Die Hauptbereiche sind in den Gemeinsamen Kräften (Společné síly) zusammen gefasst, welche aus den Organisationsbereichen Heer (Pozemní síly), Luftwaffe (Vzdušné síly) und Unterstützungsstreitkräfte (Podpůrný komplet společných sil) bestehen. Die Truppenstärke betrug zum 1. Januar 2008 25.177 Soldaten. Oberster Befehlshaber ist der Staatspräsident.

Infrastruktur

Fernstraßen

Autobahnen in Tschechien

Der Bau des tschechischen Autobahnnetzes reicht bis zum Jahr 1967 zurück. Während bis 1990 weitgehend nur die Strecken Prag–Brünn und Brünn–Pressburg fertiggestellt wurden, wird das Netz seit dem Fall des eisernen Vorhangs stetig ausgebaut. Die Baumaßnahmen konzentrierten sich bislang auf die Autobahn D5 PragPilsen–deutsche Grenze/A6Nürnberg und D8 Prag–deutsche Grenze/A17Dresden. Beide Strecken wurden mit Ausnahme eines kleinen Teilstückes auf der D8 2006 fertiggestellt. Zum Jahresende 2006 betrug die Länge des Autobahnnetzes damit etwa 630 km. Weitere zirka 200 km befinden sich im Bau, darunter vor allem Abschnitte der D1 zwischen Brünn und Ostrau. Diese und andere Bauarbeiten werden jedoch durch zahlreiche Einwände erheblich verzögert. Mittelfristig wird der Ausbau des Autobahnnetzes bis auf eine Gesamtlänge von etwa 1.000 km angestrebt. Geplant ist dafür insbesondere noch der Bau einer von Prag über Budweis nach Linz führenden Strecke sowie die Verlängerung der D11 bis an die polnische Grenze nach Trutnov. Auf den tschechischen Autobahnen gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h, jedoch soll 2009 auf einigen Strecken das Tempolimit auf 160 km/h angehoben werden.[12]

Unterhalb des Autobahnnetzes existiert ein über 55.000 km langes Straßennetz, welches sich in 336 km Schnellstraßen, 6.156 km Straßen erster Ordnung, 14.669 km Straßen zweiter Ordnung und 34.128 km Straßen dritter Ordnung gliedert.

Für die Benutzung der Autobahnen sowie eines Großteils der Schnellstraßen ist eine Maut zu bezahlen. Autofahrer sind verpflichtet, eine Autobahnvignette zu kaufen, die von innen an die Windschutzscheibe geklebt werden muss. Diese Vignetten sind bei der Tschechischen Post, an den Grenzübergängen oder an ausgewählten Tankstellen erhältlich. Auf der Vignette sowie auf der Bestätigung muss das Kfz-Kennzeichen deutlich lesbar angegeben werden.

Trotz niedrigerer Verkehrsdichte war die Mortalität im Straßenverkehr (bezogen auf Bevölkerungsanzahl) mit 1.215 Toten im Jahr 2004 ungefähr 1,6 mal höher als in Deutschland.

Flugverkehr

Verkehrsflughäfen befinden sich in Prag (11,6 Millionen Passagiere im Jahr 2006), Brünn, Ostrava und Karlsbad. Die meisten Hauptstädte der Regionen können über Sportflugplätze angeflogen werden.

Den innerstaatlichen Flugverkehr betreibt die Fluggesellschaft ČSA, - die tschechischen Fluglinien auf der Strecke Prag, Ostrau, Brünn und Karlsbad. Man kann ebenfalls die Charter-Fluggesellschaften nutzen, die Aussichtsflüge oder den Verkehr mit kleinen Flugzeugen in viele Orte Tschechiens anbieten.

Schienenverkehr

Die Eisenbahnen der Tschechischen Republik bilden ein sehr ausgedehntes und dichtes Verkehrsnetz. Der Schienenverkehr auf dem Gebiet Tschechiens hat eine 160-jährige Tradition. Die meisten Strecken werden von der derzeit noch 100% staatlichen Aktiengesellschaft České dráhy (Tschechische Bahnen) betrieben. Bedingt durch die Lage in Mitteleuropa, ist die Tschechische Republik zu einem wichtigen Transitland geworden. Durch das Staatsgebiet führen verschiedene Inter/Euro-City-Korridore (z.B. Hamburg-Berlin-Dresden-Prag). Die meisten Strecken werden im Halbstunden-, Stunden- oder Zweistundentakt befahren. Für das Jahr 2006 hat die tschechische Regierung angekündigt, sämtliche Bahnhöfe des Landes zu renovieren. Die meist schon über 100 Jahre alten Bauten sind mit der Zeit heruntergekommen. Man erhofft sich durch die Renovierungen einen besseren Verkehr innerhalb und auch außerhalb des tschechischen Staatgebiets, wie zum Beispiel den Ausbau der Strecken nach Deutschland. Bisher sind viele Strecken eingleisig und/oder nicht elektrifiziert.

Busverkehr

Den Busverkehr betreiben in ganz Tschechien Privatverkehrsgesellschaften. Die Netzdichte ist vergleichsweise hoch. Im Gegensatz zum Zugverkehr sind die regionalen Busverbindungen am Wochenende eingeschränkt.

Wasserverkehr

In Tschechien ist der Wasserverkehr auf den Flüssen Elbe und Moldau und auf geschlossenen Wasserflächen (Stauseen u. Seen), die für die Schifffahrt geeignet sind, nur zum Teil erschlossen. Die Abschnitte der Elbe und Moldau mit internationalem Status sind mit dem europäischen Wasserwege-System verbunden, d. h. mit Flüssen zu den Seehäfen (Elbe-Hamburg) und mit dem System der europäischen Kanäle zu anderen Flüssen und ihren Binnen- und Seehäfen (Magdeburg, Duisburg, Rotterdam).

Stadtverkehr

In größeren Städten sind Straßenbahn und Bus die üblichen öffentlichen Verkehrsmittel. In kleineren Städten fahren nur Busse. In der Hauptstadt Prag betreiben die dortigen Verkehrsbetriebe die Prager Metro mit drei U-Bahnlinien, die das Zentrum mit den Stadträndern verbindet. Die Preise der Fahrkarten sind in den einzelnen Städten unterschiedlich. Fahrkarten werden an Schaltern, Automaten und teilweise in den Fahrzeugen selbst angeboten. In Prag und anderen größeren Städten sind Touristenkarten für mehrere Fahrten, z. B. Wochenfahrkarten, im Verkauf. Beim Betreten der Verkehrsmittel müssen die Tickets in der Regel sofort entwertet werden.

Radfahren

In den Hauptzentren des Fremdenverkehrs und in den Städten wird ein ausgedehntes Radwegenetz ausgebaut, dort kann man auch Straßen- oder Bergfahrräder leihen. Eine Anzahl europäischer Radwege durchquert Tschechien. Viele Radwege führen durch hügeliges Terrain, wie z. B. die vielen Routen im Böhmerwald, die weiter in den Bayerischen Wald führen. Fahrrad fahren ist in der Tschechischen Republik Volkssport, in den letzten Jahren wurde daher intensiv an einem nationalen Radnetz gearbeitet. Eine landesweit einheitliche Ausschilderung mit gelben Radweg-Schildern und nummerierten Radwegen ist Fahrradtouristen sehr hilfreich.

Grundvorschriften im Straßenverkehr

  • Seit dem 1. Juli 2006 muss ganzjährig mit Licht gefahren werden.
  • Die Geschwindigkeitsbeschränkungen betragen innerorts 50 km/h, außerorts 90 km/h und auf den Autobahnen 130 km/h (einige Teilstrecken wurden für das Tempo 160 km/h vorgeschlagen[13])
  • Kinder bis 12 Jahre oder kleiner als 150 cm müssen während der Fahrt durch einen Kindersitz gesichert werden.
  • Der Autofahrer darf vor und während der Fahrt keinen Alkohol trinken.
  • Telefonieren ist während der Fahrt nur mit einer Freisprechanlage erlaubt.
  • Die Sicherheitsgurte müssen während der ganzen Fahrt angelegt sein.
  • Motorradfahrer und ihre Mitfahrer sind verpflichtet, Motorradhelme zu tragen.
  • Es sind stets Ersatzglühlampen für vorne und hinten mitzuführen.
  • Warnwestenpflicht für gewerblich genutzte Fahrzeuge

Telefonieren

In Tschechien ist für Ortsgespräche die ehemalige Vorwahlnummer erforderlich, sie gehört nun zur Anschlussnummer. Die Null für innerstaatliche Ferngespräche entfällt, siehe auch Telefonvorwahl.

Post

Das staatliche tschechische Postunternehmen ist die Česká pošta.

Das im Jahre 2005 eingeführte Postleitzahlensystem hat fünf Stellen, wobei die erste Ziffer die jeweilige Region angibt. Neben Postleitzahlen für Tschechien beinhaltet dieses System auch das Gebiet der Slowakei.

Wirtschaft

Aktuelle Wirtschaftslage

Die Arbeitslosenquote beträgt im November 2008 5,3 %. Dies entspricht rund 300.000 Menschen. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den Regionen. So liegt die Arbeitslosenquote im Bezirk Prag bei nur 2 %, im Bezirk Most dagegen bei 12,1 %.[14]

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf lag 2005 bei 12.304 Euro (unter den EU-Ländern zwischen dem Portugals und Ungarns), das Wachstum bei 3,7 %, die Inflationsrate bei 3,2 %. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards nähert sich Tschechien immer mehr dem Durchschnitt der EU-27 an. Schwankte das BIP pro Kopf zwischen 1997 und 2003 zwischen 68,4% und 73,4% des EU-Durchschnitts, stieg es seit dem EU-Beitritt 2004 stetig an. In diesem Jahr erreichte Tschechien 75,1%, 2005 75,9, 2006 77,4% und 2007 schließlich 80,3% des EU-27-Durchschnitts. Dies bedeutet Platz 16 hinter Slowenien und vor Malta.[15] Bemerkenswert dabei sind jedoch die starken Unterschiede zwischen den Regionen. So erreichte die Hauptstadt Prag in der regionalen Aufschlüsselung des Jahres 2005 einen Wert von 160,3% des EU-Durchschnittes, während die Region Mittelmähren, bestehend aus den beiden Bezirken Olomouc (Olomoucký kraj) und Zlín (Zlínský kraj), lediglich 59,8% des EU-Durchschnitts erreichte.[16]

Die tschechische Krone gewinnt seit Jahren gegenüber dem Euro. Kostete 1 Euro bei seiner Einführung Anfang 1999 noch 35,11 Kronen und im März desselben Jahres sogar 38,58 Kronen, so waren 5 Jahre später nur noch 32,40 Kronen zu zahlen. Anschließend erstarkte die Krone gegenüber dem Euro weiter bis sie Ende Juli 2008 mit 22,97 Kronen für 1 Euro ihren bisherigen stärksten Wechselkurs erzielte.

Währung: 1 Tschechische Krone (Kč, CZK) = 100 Heller

Der Heller wird jedoch mit der Abschaffung der 50 Heller Münze zum 1. September 2008 nicht mehr im Bargeldzahlungsverkehr verwendet.

Kurs: 1 EUR = 26,513 CZK (Stand 17. März 2009)

Bruttonationaleinkommen (BNE): 46,7 Mrd. Euro (BNE/Kopf: 4.567 Euro)

Wachstumsrate des BIP: 6,0 % (2. Vierteljahr 2007) [17]

Arbeitslosenquote: 5,2 % (3. Vierteljahr 2007) [18]

Wirtschaftsgeschichte

Die Wirtschaft der Tschechoslowakei gehörte traditionell zu den am meisten entwickelten in Europa. Sie erreichte insbesondere in der Zeit von 1918 bis 1939 einen hohen Stand.

Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten 1948 gehörte die Tschechoslowakei zwar zu den entwickeltsten Ländern des kommunistischen Ostblocks, infolge der Übernahme der Zentralverwaltungswirtschaft als die herrschende Wirtschaftsform und infolge der aufgezwungenen Ausrichtung auf die Bedürfnisse des RGW konnte sie sich nicht so stark entwickeln, um an der Weltspitze zu bleiben.

Nach der sog. samtenen Revolution von 1989 wurde die Wirtschaft des Landes privatisiert und erfreut sich erneut einer schnellen positiven Entwicklung. Das Gros des Bruttoinlandsproduktes wird im Dienstleistungssektor erzeugt.

Industrie

Einen großen Teil der Industrie bildet die Erzeugung moderner Industrieanlagen und Industriekomplexe, die überwiegend für Westeuropa und andere hochentwickelte Staaten der Welt bestimmt sind, sowie die Automobilindustrie (die Škoda-Auto-Werke gehören zu den größten Betrieben des Landes und bilden den wesentlichen Teil des tschechischen Exportes). Weitere wichtige Bereiche: die Metallurgie, Maschinen-, Lebensmittel- und Holzindustrie, ferner die chemische, petrochemische und pharmazeutische Industrie, Glas- und Keramikerzeugung.

In Böhmen hat die Glasindustrie Tradition. Viele der Glashütten können besichtigt werden, allerdings ist die Glasindustrie heute nur noch von geringer wirtschaftlicher Bedeutung.

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft betreibt vorwiegend den Anbau von Weizen, Mais, Gerste, Zuckerrüben, Kartoffeln, Rüben, Futterpflanzen, Weinreben, Gemüse und Obst. Besonders wichtig ist die Hopfenproduktion als Grundlage der Tschechischen Braukultur. Außerdem werden Rinder und Schweine gezüchtet. Zusätzlich sind die Jagd und die Fischzucht von wirtschaftlicher Bedeutung. Auch die Holzindustrie ist für das Land wichtig. Seit dem EU-Beitritt Tschechiens im Mai 2004 nahm das durchschnittliche Einkommen eines Beschäftigten in der Landwirtschaft um 108 Euro zu. Der Anteil von Beschäftigten in der Landwirtschaft beträgt ungefähr 4% der Tschechischen Bevölkerung.

Siehe auch Weinbau in Tschechien

Bodenschätze

In Tschechien werden Stein- und Braunkohle, Kaolin, Ton, Graphit, Kalkstein, Quarzsand und bei Dolní Rožínka Uran gefördert. Der Großteil des Erdöls und Erdgases wird aus Russland eingeführt. Ein Drittel des Gebietes bedecken die von der Industrie bedrohten Wälder, die auch Holz für den Export produzieren.

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

  • das Gesundheitswesen bei 18%
  • das Bildungswesen bei 10%
  • das Militär bei 5%

Wirtschaftskennzahlen

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
in % gegenüber dem Vorjahr (real)
Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Veränderung in % gg. Vj. -1,1 1,2 3,6 2,5 1,9 3,6 4,2 6,1 6,0 ~ 5
Quelle: bfai [19].
Entwicklung der Inflationsrate
in % gegenüber dem Vorjahr
Entwicklung des Haushaltssaldos
in % des BIP
("minus" bedeutet Defizit im Staatshaushalt)
Jahr 2003 2004 2005 2006 Jahr 2003 2004 2005
Inflationsrate 0,1 2,8 1,9 2,8 Haushaltssaldo -6,6 -2,9 -2,6
Quelle: bfai [20].
Entwicklung des Außenhandels
(Außenhandel in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
2003 2004 2005 2006
Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$
(1.Hj.)
 % gg.Vj.
Einfuhr 45,2 5,1 54,9 21,4 61,5 12,0 35,1 21,4
Ausfuhr 43,1 5,7 54,1 25,6 62,8 16,1 36,4 20,7
Saldo -2,2 -0,8 1,3 1,3
Quelle: bfai [21].

Siehe auch: Tourismus in Tschechien, Kategorie:Unternehmen (Tschechien)

Bildung

Siehe: Universitäten in Tschechien

Umwelt

Der Kohlenstoffdioxidausstoß pro Kopf des Landes gehört zum weltweit höchsten.

Kultur

Tschechische Kinospielfilmproduktion[22]
Jahr Anzahl
1985 53
1995 23
2005 20

Musik, Literatur, Film

Tschechien ist reich an kulturhistorischen Denkmälern. Neben zahlreichen weltberühmten Bauwerken aus verschiedensten Epochen sind vor allem die Vertreter der Musik des 19. Jahrhunderts wie Bedřich Smetana und Antonín Dvořák bekannt. Von internationaler Bedeutung ist das Musikfestival Prager Frühling. In der Literatur erreichten vor allem Franz Kafka und Milan Kundera Weltruf. Auch der Filmsektor ist in der Tschechischen Republik stark entwickelt (Prager Filmstudios). Alljährlich findet das Internationale Filmfestival Karlovy Vary statt. Regisseure wie Miloš Forman (Einer flog über das Kuckucksnest), Jan Svěrák (Kolya) und Jiří Menzel erhielten für ihre Produktionen Oscars.

Medien und Telekommunikation

In Tschechien erscheinen 75 Tageszeitungen, die von 19,9% der Bevölkerung gelesen werden. Daneben werden 62 Periodika herausgegeben, die von 8,9% der Einwohner konsumiert werden. Über insgesamt 3.405.834 Fernsehanschlüsse – womit 331,8 von 1000 Tschechen über einen solchen verfügen – können 150 Fernsehsender empfangen werden; der durchschnittliche tägliche Fernsehkonsum beträgt 194 Minuten[23]. 2007 verfügten 23,59% der Tschechen über einen telefonischen Festnetzanschluss; die Verbreitung von Mobiltelefonverträgen lag bei knapp 125% der Bevölkerung. 49% der Einwohner verfügten 2007 über einen Internetanschluss; die Breitbandverbreitungsquote lag bei 12,9%[24].

Sport

Der Sport mit dem höchsten Stellenwert in Tschechien ist Eishockey, in dem die Tschechen mehrmals Weltmeister (zuletzt am 15. Mai 2005 in Wien mit 3:0 gegen Kanada) und 1998 in Nagano auch Olympiasieger wurden.

Schätzungsweise 15 % der tschechischen Bevölkerung sind in Sportvereinen organisiert.

Auch der Wintersport ist in Tschechien beliebt. Bekannte Regionen für Wintersport sind das Riesengebirge im Norden und auch der Böhmerwald im Westen des Landes. Im tschechischen Teil des Erzgebirges bietet der Keilberg (Klínovec) ideale Wintersportbedingungen.

In Harrachov und in Liberec sind die Zentren des Nordischen Spitzensport. Hier finden regelmäßig FIS Weltcup-Springen statt. Im Jahr 2009 findet die Nordische Ski-WM in Liberec statt. Aushängeschild des Nordischen Spitzensports ist Jakub Janda, Gewinner des Gesamtweltcups im Skispringen in der Saison 2005/06.

Fußball

Die erste Liga (Gambrinus-Liga) umfasst 16 Mannschaften. Zwei davon steigen am Ende der Saison, also nach 30 Spieltagen in die landesweite 2. Liga (Druhá fotbalová liga) ab. Von dort steigen dementsprechend zwei Teams in die 1. Liga auf. Die dritthöchste Spielklasse ist zweigeteilt. Den westlichen Teil (Böhmen) deckt die CFL (Česká fotbalová liga - Tschechische Fußballliga, 18 Teams) ab, den östlichen Teil des Landes (Mähren und Schlesien) die MSFL (Moravsko-Slezská fotbalová liga - Mährisch-Schlesische Fußballliga, 16 Teams). Der jeweilige Meister der beiden dritten Ligen steigt in die zweite Liga auf. Der Abstieg aus der zweiten Liga bestimmt auch den Abstieg aus den Ligen darunter mit, denn es können zum Beispiel zwei Mannschaften aus der 2. Liga absteigen, die beide in den Bereich der CFL oder eben der MSFL fallen, womit dort eine Mannschaft zu viel wäre. Es muss also noch eine zusätzliche Mannschaft absteigen.

Der Unterbau des dritten Levels ist fünfgeteilt. Unterhalb der CFL gibt es drei Gruppen (A, B, C) der Divize, unterhalb der MSFL zwei (D und E). Von diesen Ligen steigt jeweils der Meister in die CFL beziehungsweise MSFL auf, die jeweils letzten zwei in einen der regionalen „Krajský Prebor“ ab, je nach Zugehörigkeit. Insgesamt gibt es nach einer Reform 2002/2003 nun 13 Gruppen solcher fünften Ligen (zuvor lediglich 10), 9 als Unterbau der CFL beziehungsweise der Divize A, B, C und 5 als Unterbau der MSFL beziehungsweise der Divize D und E.

Motorsport

Bei Šternberk findet jährlich ein Lauf zur Europa-Bergmeisterschaft statt (Ecce Homo). Die tschechische Nationalmannschaft engagiert sich im Tourenwagenbereich dieser Meisterschaft und hat mit Robert Senkyr und Miroslav Jakes mehrere Meister dieser Serie gestellt. 2008 belegten tschechische Fahrer Platz eins bis drei der EBM, und acht Platzierungen unter den ersten zehn. Weitere Bergrennstrecken sind bei Ústí nad Orlicí (Ústecká 21), Lanškroun und Malá Bystřice.

Mit dem "Automotodrom Brno" steht bei Brünn eine internationalen Ansprüchen genügende Rundstrecke zur Verfügung, die von der DTM genutzt wurde, und im Rahmen der WTCC angefahren wird.

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. CZSO-Population
  3. CZSO Population by nationality: as measured by 1921–2001 censuses
  4. czso.cz, informaceczso.cz, cizinci.
  5. Tschechisches Amt für Statistik: Lebensverhältnisse (2007)
  6. Tschechisches Amt für Statistik: Zusammensetzug der Bevölkerung nach Konfession (2003)
  7. Lemberg, H.: 1993: Haben wir wieder eine „Tschechei“ ? Bohemia 34, Heft 1, S. 106-114 (PDF)
  8. Population by nationality: as measured by 1921–2001 censuses
  9. Vodička, Karel - Cabada, Ladislav: 2003. Politický systém České republiky. Praha, Portál. ISBN 80-7178-718-3, S. 127
  10. taz: Tschechien plant Steuerparadies 5. April 2007
  11. Focus.de, Regierung nach Misstrauensvotum gestürzt, 24. März 2009.
  12. Karte mit den geplanten Tempolimiterhöhungen auf Tschechiens Autobahnen
  13. www.ceskedalnice.cz
  14. http://www.radio.cz/de/nachrichten/111105
  15. Eurostat Pressemitteilung 11.12.2008:"BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards"
  16. epp.eurostat.ec.europa.eu
  17. Tschechisches Statistisches Amt: Gross domestic product
  18. Tschechisches Statistisches Amt: Employment and unemployment in the ČR as measured by the LFSS
  19. Entwicklung des BIP Tschechiens bfai, 2006
  20. Entwicklung der Inflationsrate Tschechiens: bfai, 2006
  21. Entwicklung des Außenhandels Tschechiens: bfai, 2006
  22. Weltfilmproduktionsbericht (Auszug), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207 (eingesehen am 15. Juni 2007)
  23. THE CZECH REPUBLIC Press, Media, TV, Radio, Newspapers; Stand: 29. Jan. 2009
  24. International Telecommunication Union - BDT; Stand: 29. Jan. 2009

Weblinks

Portal
 Portal: Tschechien – Überblick über vorhandene Artikel sowie Möglichkeiten zur Mitarbeit

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