Wolf Dietrich Graf von Beichlingen

Wolf Dietrich Graf von Beichlingen

Wolf Dietrich Graf von Beichlingen (* 13. April 1665 in Zschorna; † 28. September 1725 ebenda) war Großkanzler und Oberhofmarschall des Kurfürsten Friedrich August I. von Sachsen und gehörte zu den größten Grundbesitzern Kursachsen, fiel jedoch in Ungnade und wurde von 1703 bis 1709 auf der Festung Königstein gefangen gehalten.

Leben und Wirken

Er war der älteste Sohn von Gottfried Hermann von Beichlingen, der 1700 vom Kaiser Leopold in den Grafenstand erhoben worden ist, und der Perpetua Margaretha geb. von Lüttichau. Als er 15 Jahre alt war, starb seine Mutter. Ab 1685 studierte er an der Universität Frankfurt (Oder).

Sein jüngerer Bruder Gottlob Adolph war Jagdpage am Hof in Dresden und hatte engen Kontakt zum jüngeren Bruder des Kurfürsten Johann Georg IV., Friedrich August. Diesem soll er zur Nachlässigkeit in seinen Studien verführt haben. 1686 sorgte Gottlob Adolph dafür, dass Friedrich August sein erstes Liebesabenteuer mit Marie Elisabeth von Brockdorf hatte. Als diese Angelegenheit ans Tageslicht kam, wies die Kurfürstin diese Hofdame und Gottlob Adolph von Beichlingen aus dem Haus. Frau von Brockdorf durfte wenig später wieder zurückkehren und auch der ältere Bruder von Gottlob Adolph, Wolf Dietrich, erhielt eine erste Anstellung am Dresdner Hof und wurde zu einem der engsten Vertrauten des neuen Kurfürsten Friedrich August I.

Wolf Dietrich verliebte sich in Luise von Rechenberg, die Tochter des brandenburgischen Feldmarschalls Hans Adam von Schöning, der unter Kurfürst Johann Georg IV. von Sachsen mit ersten Verwaltungsreformen begonnen hatte, jedoch frühzeitig starb.

Im April 1700 kaufte er vom König für 200.000 Taler die Herrschaft Hoyerswerda und wenig später das in der Nähe gelegene Gut Bernsdorf für 10.000 Taler.

Auf Betreiben von August Ferdinand Graf von Pflugk und Anton Egon Fürst von Fürstenberg, zweier Günstlinge von Jakob Heinrich Graf von Flemming, fiel Wolf Dietrich Graf von Beichlingen beim sächsischen Kurfürsten in Ungnade und wurde mit allen seinen Brüdern und engen Freunden Anfang April 1703 inhaftiert. Die Untersuchung gegen ihn leitete damals der Geheime Rat Bernhard Zech. Durch die Fürsprache der Gräfin Cosel wird Luise von Rechenberg 1707 aus der Festungshaft entlassen. Er und seine engsten Verbündeten kommen erst im Frühjahr 1709 wieder auf freien Fuß. Aufgrund der erlittenen Verluste sicherte ihm der Kurfürst eine jährliche Pension von 8.000 Talern zu und die Wiedererlangung seiner Güter. Da das Gutshaus Zschorna durch die lange Abwesenheit gelitten hatte, bot der mit ihm befreundete Georg Ludwig von Haxthausen sein Gut Putzkau als Unterkunft an. Durch das energische Bestreben Beichlingens, unbedingt wieder an den Hof nach Dresden zurückzukehren, verlor er viele Freunde, die befürchten, sich am dortigen Hof durch die Nähe zu Beichlingen Feinde zu machen. Selbst Luise von Rechenberg verachtete er, denn ihr gab er letztendlich die Schuld für seine sechsjährige Inhaftierung. Verbittert zog diese sich zurück und starb nach schwerer Krankheit. Große Verbitterung führte dazu, dass Beichlingen sich derart negativ veränderte, dass Gräfin Cosel nach ihrem ersten persönlichen Kennenlernen im Februar 1710 die Fragen stellte: „Ist es möglich, daß der König diesen Mann geschätzt hat? Und daß die Rechenberg, die so viel Geist hat, diesen Mann so liebte?“

1711 lebte Wolf Dietrich dann wieder auf seinem Gut Zschorna und wurde nach seinem Tod in der Kirche in Dobra beigesetzt.

Familie

Er war verheiratet mit Dorothea Magdalena von Miltitz. Aus dieser Ehe gingen die Söhne Hermann Alexander († 1732) und Wolf Dietrich d. J. († 1733) und die Tochter, Dorothea Margaretha Gräfin von Gersdorff hervor.

Literatur

  • Gabriele Hoffmann: Constantia von Cosel und August der Starke, Bergisch Gladbach 1984, S. 318f.
  • Angelika Taube: Wolf Dietrich von Beichlingen - Großkanzler und Staatsgefangener August des Starken, in: Sächsische Heimatblätter Heft 4/1987, S. 163-166
  • Angelika Taube: Wolf Dietrich von Beichling (1665-1725). Ein Beitrag zur Biographie und zu seinem Wirken für den kursächsischen Absolutismus. Diss. MS. Leipzig 1988
  • H. Schlechte: Beichling, Wolf Dietrich (1665-1728), in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 2. S. 18.

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