Wunschloses Unglück

Wunschloses Unglück

Wunschloses Unglück ist eine Erzählung von Peter Handke aus dem Jahr 1972. In diesem halb-biographischen Buch beschreibt der Autor das Leben seiner Mutter, die am 19. November 1971 Selbstmord beging.[1]

Inhaltsverzeichnis

Zum Werk

Sieben Wochen nach dem Suizid seiner Mutter beginnt Handke „Wunschloses Unglück“ zu verfassen, im Februar 1972 beendet er seine Arbeit an dem Buch. Er beschreibt das Leben seiner Mutter mit allen Höhen und Tiefen, aber gleichzeitig bringt er viele autobiographische Aspekte mit ein oder erzählt über seine Empfindungen während des Schreibens. Grundsätzlich beschreibt das Werk den Werdegang einer Frau aus einem ärmlichen Milieu, die sich zu emanzipieren und zu verwirklichen versucht.

Von vielen Kritikern wird die Erzählung als „Wende“ von Handkes Stil bezeichnet, er selbst betrachtet das Stück aber gesondert von seinen sonstigen Publikationen.

Inhalt

Seine Mutter Maria wächst mit vier Geschwistern, in einem kleinen Ort in Kärnten auf und wird ständig von ihrem Vater unterdrückt. Sie ist in der Schule sehr begabt und ist auch sonst eine fröhliche und hilfsbereite Person. Sie will einen Beruf erlernen, doch ihr Vater verbietet ihr dies und so verlässt sie mit 15 Jahren ihr Zuhause. Ihre ersten Arbeiten verrichet sie als Abwaschhilfe, Stubenmädchen und Buchhalterin. Schließlich findet sie eine Arbeit in einem Hotel, wo sie als Hauptköchin arbeitet. Dort verliebt sie sich in einen verheirateten Deutschen, der ein NSDAP Mitglied ist, und wird von ihm schwanger. Vor der Geburt heiratet sie aber einen Unteroffizier der deutschen Wehrmacht, den sie nicht einmal liebt, weil sie dem noch ungeborenen Kind einen Vater geben will. Sie zieht mit ihm und ihrem Kind Peter (dem Autor dieses Buches) nach Berlin, wo ihr Ehemann aufgewachsen ist. Maria bleibt nur bei ihrem Mann, weil es zu schwer gewesen wäre, ein uneheliches Kind alleine groß zu ziehen. Während des Krieges lebt sie allein auf dem Land, um dem Krieg größtmöglich zu entgehen. Nach dem Krieg kehrt sie zu ihrem Mann zurück. Doch dieser lebt inzwischen mit einer anderen Frau zusammen. Maria zahlt bei ihm Untermiete und sie und ihr Mann gehen regelmäßig aus und der Alltag kommt wieder. Es ist eine Art Hassliebe. Ihr Mann ist inzwischen dem Alkohol verfallen und unterdrückt und schlägt Maria. Bald bekommt sie ihr zweites Kind, doch wegen ihrer schlechten Lebensumstände und wegen des Hasses gegen ihren alkoholkranken Mann treibt sie die nächsten zwei Kinder ab. Nach einiger Zeit verlässt Maria mit ihrem Mann und den 2 Kindern Berlin, obwohl sie keine Papiere haben. In Österreich angekommen, leben sie bei ihrer Familie. Ihr Mann wird bei der Familie eingestellt. Mit vierzig Jahren bekommt sie ihr drittes Kind und sie wird immer selbstbewusster und verabscheut ihren Gatten immer mehr. Sie erledigt ihre täglichen Aufgaben ohne Freude am Leben zu haben. Zu Weihnachten schenkt sich die Familie das Notwendigste und tut so als habe man sich genau das gewünscht. In dem Dorf sind alle Familien arm, trotzdem schämen sie sich. Moderne Haushaltsgeräte setzen sich durch, doch keiner kann sie sich leisten und man hofft, dass es den anderen genau so geht. Ihr Mann schlägt sie inzwischen immer mehr, doch sie lacht ihn nur aus. Schön langsam geht es der Mutter wieder besser und sie liest mit Peter Bücher und redet mit ihm über sich selber. Sie interessiert sich immer mehr für Politik. Hobbys hat sie nicht und sie wird verstört und depressiv. Nach einiger Zeit wird sie krank, bekommt Kopfschmerzen und betäubt sich so stark mit Medikamenten, sodass sie nicht mehr klar denken kann. Schließlich fährt sie zu einem Nervenarzt, der einen Nervenzusammenbruch feststellt und er empfiehlt ihr eine Reise zu unternehmen. Das tut sie und sie fährt nach Jugoslawien. Doch die Reise bringt so gut wie nichts und Maria verfällt den Medikamenten wieder. Maria denkt oft an Selbstmord. Sie zieht sich immer mehr zurück und ihre Sehnsucht nach dem Tod wird von Tag zu Tag größer. Sie sucht wieder Kontakt zu ihrem ältesten Kind, Peter. Mit ihm hat sie Briefkontakt. Er versucht ihr zu helfen und sie nicht mehr an Selbstmord denken zu lassen. Jedoch kann er dieses unweigerliche Schicksal seiner Mutter nicht verhindern. Eines Tages schreibt Maria Abschiedsbriefe an alle Angehörigen und bringt sich dann mit Hilfe vieler Schlaftabletten und dem Rest Antidepressiva um.

Verfilmungen

1974: der ORF produziert einen gleichnamigen Fernsehfilm (Regie: Wolfgang Glück; Erzähler: Helmut Lohner)[2]

Einzelnachweise

  1. http://www.peterhandke.at/DesktopDefault.aspx?tabindex=1&tabid=2
  2. http://www.film.at/wunschloses_unglueck/detail.html

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