Wurlitz

Wurlitz
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Rehau
Rehau
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rehau hervorgehoben
50.24916666666712.032222222222528Koordinaten: 50° 15′ N, 12° 2′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Hof
Höhe: 528 m ü. NN
Fläche: 80,34 km²
Einwohner: 9815 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 122 Einwohner je km²
Postleitzahl: 95111
Vorwahl: 09283
Kfz-Kennzeichen: HO (alt: REH)
Gemeindeschlüssel: 09 4 75 162
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Martin-Luther-Str. 1
95111 Rehau
Webpräsenz:
Bürgermeister: Michael Abraham (CSU)
Lage der Stadt Rehau im Landkreis Hof
Karte

Rehau ist eine Stadt im Südosten des Landkreises Hof im bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Maxplatz

Geografische Lage

Eingebettet in die hügeligen Ausläufer des nördlichen Fichtelgebirges liegt die Stadt am Fuße des Großen Kornbergs (827 m über NN) im Nordosten von Oberfranken. Die Entfernung zur Grenze der Tschechischen Republik beträgt drei Kilometer, zur Grenze des Freistaats Sachsen neun Kilometer. Bis 1972 war Rehau Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises in Hochfranken. Das moderne Rathaus der Stadt beherbergte bis zur Landkreisreform das ehemalige Landratsamt. Im Rahmen der Gebietsreform 1978 wurde die Kommune um fünf vormals selbständige Gemeinden erweitert.

Durch Rehau fließt der Perlenbach.

Perlenbach

Stadtgliederung

Ortsteile von Rehau sind Dobeneck, Faßmannsreuth mit 386, Fohrenreuth mit 81, Eulenhammer mit 27, Kühschwitz mit 79, Neuhausen mit 81, Schönlind mit 80, Pilgramsreuth mit 291, Wurlitz mit 176 und Woja mit 31 Einwohnern. Rehau selbst hat 8627 Einwohner.

Geschichte

Namensentwicklung

Trotz des sprechenden Wappens aus dem Jahr 1427 hat der Name Rehau weder mit einem Reh noch mit einer Au etwas zu tun. Rehau taucht als Resawe 1234 erstmal auf und dürfte auf das slawische Wort rezawe zurückgehen, welches einen Waldausschnitt oder eine Waldrodung bezeichnet. Im Laufe der Zeit verschwand das s und der Name wurde zu Reh-Au umgedeutet (ein W wurde in jener Zeit häufig als U geschrieben). Auf einer bronzenen Grabtafel des ersten Rehauer Pfarrers Behr aus dem Jahr 1497 wird noch die Schreibweise Rehaw verwendet.[1]

Geschichte von Rehau

Typisch für den Rehauer Wiederaufbau des 19. Jahrhunderts sind die klassizistischen Portale aus heimischem Granitgestein

Rehau wurde 1234 erstmals urkundlich als Resawe erwähnt und bekam 1427 die Stadtrechte verliehen. Schon vor der Erhebung zur Stadt bestand eine dem Heiligen Jobst geweihte Kapelle, die der Mutterkirche in Schwarzenbach an der Saale unterstand. Am 22. Mai 1470 stellte der Rat der Stadt Rehau erfolgreich den Antrag auf Gründung einer eigenen Pfarrei. Aufgrund der Zugehörigkeit zum Fürstentum Kulmbach (seit 1604 Fürstentum Bayreuth), das von 1527 bis 1541 vom Ansbacher Markgrafen Georg (Brandenburg-Ansbach) mitregiert wurde, führte man in Rehau die lutherische Reformation ein. Die auf dem Grund der alten Kapelle errichtete und heute protestantische Hauptkirche trägt immer noch den Namen Pfarrkirche St. Jobst. Die Pfarrkirche ist heute das älteste Bauwerk der Stadt. Der Kirchturm wurde 1607 aufgestockt und mit einem Gedenkstein, der diese Jahreszahl trägt, versehen. Diese Jahreszahl ist somit die älteste Inschrift in Rehau.

1647 fand im Stadtteil Pilgramsreuth, damals noch ein selbstständiges Dorf, der erste feldmäßige Kartoffelanbau in Deutschland statt, zwei Jahre vor dem ersten Anbau in Preußen.

1763 und 1817 verwüsteten verheerende Brände fast die ganze Stadt. Der schachbrettartige Wiederaufbau nach 1817 unter der Leitung von Johann Wilhelm Baumann dauerte bis 1824 und kann als Beispiel einer klassizistischen Städteplanung gelten. Rehau gehörte in dieser Zeit bereits zu Bayern. Die wiederaufgebaute Pfarrkirche bekam einen klassizistischen Innenraum und eine bayerisch anmutende Zwiebelhaube.

Der Schriftsteller Karl May setzte Rehau ein literarisches Denkmal in seinem 1897 erschienenen Roman Weihnacht. Zu Beginn des Romans trifft der aus Sachsen stammende Ich-Erzähler (= Old Shatterhand) in Rehau eine arme Familie, die sich ohne Geld bis nach Bremen durchbetteln will, um von dort nach Amerika zu einem Verwandten zu reisen. Der Ich-Erzähler ringt sich dazu durch, der hoffnungslosen Familie seine Reisekasse zu überlassen. Etliche Jahre später, der Ich-Erzähler ist längst als Old Shatterhand bekannt, will er sich mit Winnetou in der Stadt Weston in Amerika treffen. Dort trifft Old Shatterhand aus Zufall mit der Familie aus Rehau zusammen, die ihn darum bittet, nach einen vermissten Verwandten von ihnen zu suchen, der in den Rocky Mountains verschwunden ist. Zusammen mit Winnetou macht er sich auf den Weg.

Im Frühjahr 1945 verlief der zweite Todesmarsch von Helmbrechts durch das heutige Rehauer Stadtgebiet. 1175 weibliche Häftlinge wurden aus dem KZ-Außenlager Helmbrechts evakuiert und sollten über Franzensbad ins böhmische Wallern gebracht werden. Zwischen 200 und 500 Frauen starben unterwegs an Erschöpfung oder wurden ermordet. In einem Sammelgrab auf dem kommunalen Friedhof von Rehau liegen vier dieser KZ-Opfer bestattet.

Zwischen Juli 1946 und Frühjahr 1948 bestand in Rehau ein Lager für jüdische Displaced Persons (Abkürzung: DPs), in dem zwischen 250 (1946) und 87 (1947) Holocaustüberlebende untergebracht waren.

Im Sommer 2002 fand vor der Stadt das Bundeslager des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder ( VCP) unter dem Motto Jurtown – It's Yourtown statt. An dem Lager nahmen ca. 4100 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet, sowie viele internationale Gäste (aus Thailand, Finnland, Israel usw.) teil. Am 1. Mai 2007 übernahm Michael Abraham das Amt des Ersten Bürgermeisters der Stadt Rehau. Er ist zugleich einer der jüngsten Bürgermeister in Bayern.

Pfarrkirche St. Jobst

Politik

Hauptamtlicher Erster Bürgermeister ist Michael Abraham (CSU).

Der Stadtrat hat 24 Mitglieder:

  • CSU 14 Sitze
  • SPD 5 Sitze
  • FUWR 5 Sitze

Patenschaft/Städtepartnerschaften

  • 1954 wurde zusammen mit der Stadt Selb die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Nachbarstadt Asch übernommen.
  • Seit 1963 besteht eine Städtefreundschaft mit Bourgoin-Jallieu in Frankreich im Département Isère (zwischen Lyon und Grenoble). Ausgangspunkt dieser Freundschaft waren die sogenannten Franzosengräber, zwei Gräber napoleonischer Soldaten aus dem Jahre 1813 im Rehauer Wald. Beim Rückzug von Napoleons Armee wurden die beiden Soldaten zurückgelassen und von Bauern im Rehauer Ortsteil Faßmannsreuth gepflegt. Nach ihrem Tod wurden sie im Wald beigesetzt. Seitdem wurden die Gräber über alle Zeiten hinweg immer von der Bevölkerung gepflegt. Als eine französische Besuchergruppe darauf aufmerksam wurde, fand deren Bericht in Frankreich großen Widerhall und so wurde der Grundstein der Städtefreundschaft zwischen Rehau und Borugoin-Jallieu gelegt. Dies war eine der ersten Partnerschaften zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg.
  • Seit 1990 besteht eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Oelsnitz im Vogtland.
  • Seit 2004 besteht eine Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt Oborniki Śląskie (Obernigk in Niederschlesien) nördlich von Breslau.

Die Stadt war maßgeblich an der Gründung der tschechisch-deutschen Vereinigung Freunde im Herzen Europas beteiligt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Industrialisierung der Stadt wurde über hundert Jahre durch zwei inzwischen geschlossene Porzellanfabriken wesentlich mitbestimmt: Zeh, Scherzer & Co (1880–1992) sowie Hertel-Jacob (1907–1970). Die Stadt Rehau besitzt die höchste Industriedichte Bayerns.

Die Fichte ist der dominierende Baum in den Wäldern um Rehau herum

Ansässige Unternehmen

  • REHAU Gruppe
  • Böhme Entsorgungsdienstleistungen
  • Lamilux Heinrich Strunz GmbH
  • Dötsch Elektromaschinen + Elektrotechnik GmbH
  • Südleder GmbH & Co
  • Hydrotec AG
  • KALOS Lederwaren Kuno Preßl KG
  • STEMA-Fensterbau
  • Kaufmann Keramik GmbH

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

In Rehau zeitweilig tätig oder wohnhaft

Siehe auch

  • Naturschutzgebiet Wojaleite bei Woja, einem Ortsteil der Stadt Rehau

Literatur

  • Ernst Zeh: Heimatkunde des bayrischen Bezirksamtes Rehau, Band 1, Geschichte der Stadt Rehau 1916, Nachdruck 1987
  • Erinnerungen an das alte Rehau Hoermann-Verlag Hof, 1977
  • Hans Höllerich, Reinhard Feldrapp: Rehau Oberfränkische Verlagsanstalt Hof, 1986
  • Albrecht Bald: Der Aufstieg des Nationalsozialismus in einem punktuell industrialisierten Raum Nordostoberfrankens (Selb – Rehau) in Jahrbuch Archiv für Geschichte von Oberfranken, 1987.
  • Daniel Jonah Goldhagen: Hitler's Willing Executioners. Ordinary Germans and the Holocaust. London 1996. Über den Todesmarsch von Helmbrechts mit ausdrücklicher Erwähnung des Rehauer Stadtteils Neuhausen.
  • Hans Höllerich: Geschichte der Kirche und Pfarrei Rehau. Rehau 1970
  • Reinhard Höllerich: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern / Oberfranken Bd. 3 / Ehemaliger Landkreis Rehau und ehemals kreisfreie Stadt Selb. Kommission für Bayerische Landesgeschichte München 1977
  • Jim G. Tobias: Vorübergehende Heimat im Land der Täter. Jüdische DP-Camps in Franken 1945-1949. Nürnberg 2002.

Einzelnachweise

  1. Ernst Zeh, Heimatkunde der Stadt Rehau, S. 14

Weblinks


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