Währinger Synagoge

Währinger Synagoge
Die Synagoge in der Schopenhauergasse, nach Bauplänen von Jakob Modern
Gedenktafel für den Währinger Tempel

Der Währinger Tempel (auch bekannt als Synagoge Währing) war eine Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde im 18. Wiener Gemeindebezirk Währing in der Schopenhauerstraße 39 (ursprünglich Wienerstraße). Die Synagoge wurde in den Jahren 1888 und 1889 nach Plänen des Architekten Jakob Modern errichtet und war ein für die damalige Zeit typische Synthese abend- und morgenländlicher Stile. Der Währinger Tempel wurde während der Novemberpogrome 1938 zerstört.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Jüdische Vorortgemeinde Währing ließ ihre Synagoge zwischen den Jahren 1888 und 1889 nach Plänen des Architekten Jakob Modern errichten. Nach der Eingemeindung Währings zu Wien verlor die jüdische Gemeinde Währing aufgrund des Israelitengesetzes von 1890 seine Unabhängigkeit. Das erst kurz zuvor fertiggestellte Gebetshaus wurde nun unter die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde gestellt. Das Jahr 1938 bedeutete das Ende der Synagoge. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört und später abgetragen. Heute existiert an dieser Stelle nur noch eine Rasenfläche hinter einem Neubau.

Gebäude

Die Synagoge Währing war in ihrer Grundform als Basilika in zwei Etagen angelegt worden, deren Außenfassade in einer Sichtziegelmauer ausgeführt war. Stilistisch eine Mischung aus Italienischer Renaissance und Romantik verliehen die Zwiebeltürme dem Gebäude auch eine orientalische Note. Die dreischiffige, freistehende Anlage, erinnerte dabei an die Gustav-Adolf-Kirche in Gumpendorf. Im Inneren wurde die Konstruktion durch gusseiserne Säulen getragen. Drei Eingangstüren führten in die Vorhalle der Synagoge, die in ihrem Inneren 328 Sitzplätze für Männer und auf der Frauenempore 176 Sitzplätze für Frauen bot. Während das Allerheiligste eine rechteckige Grundform aufwies, befand sich die Chorbühne oberhalb des Toraschreins. Dekoriert war der Betraum mit arabesken Motiven.

Der Währinger Tempel weist Ähnlichkeiten mit der Gustav-Adolf-Kirche auf und wurde 1892 in der Allgemeine Bauzeitung als „Beispiel eines ungewöhnlich billig erstellten Gotteshauses“ beschrieben. Die Situierung in einem Innenhof entsprach den Synagogenbauten des Schmalzhoftempels und der Schiffschul.[1] Das Gebäude wurde 2005 von Christoph Oberhofer im Rahmen einer Diplomarbeit rekonstruiert.

Rabbiner

  • Wilhelm Sor (1889-1903)
  • David Feuchtwang (1903-1933)
  • Artur Zacharias Schwarz (ab 1933)

Einzelanweise

  1. Bob Martens: Rekonstruktion der Synagoge in der Schopenhauerstraße (Wien). In: David. Jüdische Kulturzeitschrift. 18. Jahrgang, Nr. 70, September 2006

Literatur

  • Christoph Oberhofer: Computergestützte Rekonstruktion der Synagoge in Wien-Währing. Diplomarbeit TU-Wien. Wien 2005
  • Edmund Konnerth: Der neue israelitische Tempel in Währing. In Allgemeine Bauzeitung, 1892. S. 39.
  • Pierre Genée: Synagogenbauten in Währing und Döbling. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift. Jg. 8, Nr. 29, Juni/Juli 1996
  • Pierre Genée: Wiener Synagogen 1826-1938. Löcker, Wien 1987. ISBN 3854091133
  • Pierre Genée: Synagogen in Österreich. Löcker, Wien 1992. ISBN 3854092032

Weblinks

48.22416666666716.3405555555567Koordinaten: 48° 13′ 27″ N, 16° 20′ 26″ O


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