X-Flugzeuge

X-Flugzeuge

Die X-Flugzeuge sind eine Reihe von Experimentalflugzeugen und -Raketen der US-amerikanischen Streitkräfte bzw. der NASA. Sie dienen der Erforschung neuer Technologien und/oder Bauweisen, wozu in der Regel nur wenige Exemplare eines Typs hergestellt werden. Nach dem Bezeichnungssystem für Luftfahrzeuge der US-Streitkräfte erhält das Fluggerät vor der Entwurfsnummer das Präfix X für seinen Haupteinsatzzweck (eXperimental). Seit 1940 wurden 51 verschiedene Typen mit der Kennung X entworfen.

Geschichte (Überblick)

Bell X-1

Nachdem die Bell X-1 im Jahr 1947 als erstes bemanntes Flugzeug die Schallmauer durchbrochen hatte, waren darauf folgende Typen im Wesentlichen auf die Erforschung des Überschallflugs beschränkt. Neue Bauweisen wie die Stummelflügel der Douglas X-3 oder die Schwenkflügel der Bell X-5 wurden erstmals erprobt.

In den 1950er Jahren war eine Konzentration auf verschiedene Konzepte von Senkrechtstartern zu beobachten. Die Heckstarter-Bauweise der Ryan X-13 galt später als nicht brauchbar, andere Entwürfe wie das Kippflügelflugzeug Hiller X-18 oder die Bell X-14 mit Schubvektorsteuerung zogen weitere Versuchsflugzeuge und Prototypen nach sich.

Ebenfalls in den 1950er Jahren gab es mit der Convair X-6 Pläne für ein Flugzeug, dessen Energieversorgung durch einen Kernreaktor übernommen werden sollte. Erste Tests übernahmen modifizierte Convair B-36, die X-6 selbst wurde jedoch nie gebaut. Mit der Lockheed X-7 erschien das erste unbemannte X-Flugzeug, mit der Aerojet General X-8 eine unbemannte Rakete, welche sogar die Serienfertigung erreichte. Bei den folgenden X-Fluggeräten bis zur X-12 handelte es sich ausschließlich um unbemannte Marschflugkörper.

Mit der Bell X-16 fand ein Missbrauch der Bezeichnung „X“ statt, da es sich nicht um ein Experimentalflugzeug, sondern um den Entwurf eines Spionageflugzeugs handelte. Es wurde jedoch keine Maschine fertiggestellt.

North American X-15

Von 1959-1968 befand sich die raketengetriebene North American X-15 im Einsatz, welche wegen ihrer Geschwindigkeits- und Höhenrekorde einen hohen Bekanntheitsgrad genießt. Die mit der X-15 erzielten Forschungsergebnisse dienten im Wesentlichen der Raumfahrt, was in die Entwicklung der „Lifting Bodies“ mündete (siehe Tragrumpf).

Im Hinblick auf die vorangegangenen, oft bahnbrechenden X-Fluggeräte stellte der Tragschrauber Bensen X-25 ein ungewöhnliches Konzept dar. Entworfen als Ersatz für die Schleudersitze von Flugzeugen, wurden die Testreihen mit dem Ende des Vietnamkriegs eingestellt. Mit dem Segelflugzeug Schweizer X-26 und dem Kleinflugboot Pereira X-28 erschienen zwei leichte Fluggeräte, die keine neue Technologie enthielten, sondern lediglich die Verwendbarkeit dieser Typen in bestimmten Einsatzrollen beweisen sollten. Die X-26A wurde nach dem Ende des Testprogramms weiter als Trainingsflugzeug genutzt.

Grumman X-29

Nachdem das X-26-Programm 1973 offiziell beendet und die X-27 nie gebaut wurde, sollte es 11 Jahre dauern, bis ein weiteres X-Flugzeug seinen Erstflug absolvierte. Die Grumman X-29 bewies die Verwendbarkeit von Tragflächen mit negativer Pfeilung, jedoch ging in den USA nie ein Flugzeug dieser Bauart in Serie.

Spätestens seit den 1990er Jahren beschränken sich die X-Flugzeuge auf drei Schwerpunkte:

Die Bezeichnung X-39 wurde von der Air Force für ein Testprogramm reserviert, welches nach bisherigem Kenntnisstand nie durchgeführt wurde, weshalb nie ein Fluggerät die Bezeichnung erhielt. Mit der unbemannten Boeing X-43A kam das erste Scramjet-Triebwerk bei den X-Flugzeugen zum Einsatz, was mit der Boeing X-51 fortgeführt werden soll.

Der erste Hubschrauber mit der X-Kennung ist derzeit noch nicht fertiggestellt: Der Sikorsky Piasecki X-49 soll 2007 das erste Mal fliegen. Die Drohne Boeing X-50, ähnlich aufgebaut wie ein Hubschrauber, aber mit starren Tragflächen für den Horizontalflug, flog bereits 2003. Die DARPA wollte dem X-50 als erstem echten 50/50-Hybrid aus Hubschrauber und Starrflügelflugzeug eben die „50“ als Kennnummer zuteil werden lassen, weshalb die 50 vor der 49 vergeben wurde.

Die jüngste Bezeichnung ist X-53 (die 52 bleibt frei) für eine modifizierte F/A-18A, mit der die US-Luftwaffe und die NASA das Prinzip des aktiven aeroelastischen Flügels weiter erforschen wollen.

Flugzeuge mit der Statuskennung X

Die Statuskennung „X“ bedeutet zwar auch „experimental“, sie steht aber vor dem Hauptkennbuchstaben. Im Gegensatz zu Flugzeugen mit der Hauptkennung „X“ dient ein so bezeichneter Typ nicht der Grundlagenforschung, sondern soll die Verwendbarkeit eines bestimmten Musters beweisen; eventuell sogar mit der Option für die Serienfertigung. Ein Beispiel wäre die Lockheed XFV-1: Statuskennung X, dann F für den Haupteinsatzzweck als Kampfflugzeug (Fighter) und noch ein V für die Gattung Senkrechtstarter (VTOL). Trotz des X und der ungewöhnlichen Bauweise war die XFV-1 also kein echtes Experimentalflugzeug. In der Serie der X-Flugzeuge war die Gattung der Heckstarter bereits durch die X-13 abgedeckt.


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