ZAMG

ZAMG
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)
ZAMG-Logo
Staatliche Ebene Bund
Stellung der Behörde nachgeordnete Dienststelle
Aufsichtsbehörde(n) Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Gegründet 23. Juli 1851 als Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus
Hauptsitz in Wien-Döbling, Hohe Warte
Behördenleitung Univ.-Doz. Dr. Fritz Neuwirth
Anzahl der Bediensteten ~250
Website www.zamg.ac.at

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist der nationale meteorologische und geophysikalische Dienst Österreichs.

Sie ist eine nachgeordnete Dienststelle des österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Die Zentrale der ZAMG befindet sich in Wien-Döbling, Hohe Warte 38. In Salzburg, Innsbruck, Graz und Klagenfurt ist die ZAMG durch Regionalstellen vertreten. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik hat umfangreiche gesetzliche Aufgaben zu erfüllen, und kann im Rahmen der Teilrechtsfähigkeit auch privatrechtlich agieren.

Die ZAMG wurde 1851 gegründet und ist damit der älteste Wetterdienst der Welt. Ihre Aufgaben ist es nicht nur in den verschiedenen Fachgebieten Messnetze zu betreiben und zu forschen, sondern auch ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dazu ist die ZAMG in vier Bereiche gegliedert worden.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Hohe Warte und die Regionalstellen

ZAMG Wien in Wien-Döbling–Hohe Warte
historisches Hann-Haus mit Messinstrumenten

Die Hohe Warte in Wien-Döbling ist der Hauptsitz der Zentralanstalt für Meteorologie und Regionalstelle für Wien, Niederösterreich und das Burgenland.[1] Weitere Regionalstellen der ZAMG sind:

  • Regionalstelle für Salzburg und Oberösterreich (Stadt Salzburg)
  • Regionalstelle für Vorarlberg und Tirol (Innsbruck)
  • Regionalstelle für Kärnten (Klagenfurt)
  • Regionalstelle für die Steiermark (Graz)

Weitere Einrichtungen der ZAMG bzw. Observatorien der ZAMG sind:

Das Gelände der Zentralanstalt verfügt über einen Radarturm, ein Ballonfüllhaus und ein neues Bürogebäude. Dieses Bürogebäude beherbergt heute eine große Fachbibliothek auf dem Gebiet der Meteorologie und Geophysik.

Abteilungen

Heute ist die Zentralanstalt, mit ihren Regionalstellen für Salzburg und Oberösterreich, für Kärnten, für Tirol und Vorarlberg und für die Steiermark, als teilrechtsfähige Einrichtung des Bundes, ein moderner Dienstleistungsbetrieb. Nur einige Tätigkeiten seien hervorgehoben: die Synoptikabteilung ist, unter Zuhilfenahme modernster Technik, für den täglichen Prognosedienst zuständig. Die geophysikalische Abteilung führt den Erdbeben- und Geomagnetischen Dienst durch. Die Klimaabteilung erstellt, mittels der aus dem österreichischen Messnetz gewonnenen Daten, Klimastatistiken und -karten. Die technische Abteilung betreut dieses meteorologische Messnetz, das aus teilautomatischen Wettererfassungssystemen (TAWES-Stationen) und teilautomatischen Klimastationen (TAKLIS-Stationen) besteht. Die Abteilung für Umweltmeteorologie untersucht die Ausbreitung von Schadstoffen in der Atmosphäre und gibt in Krisenfällen (z. B. bei Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre) direkte Information an die Bundeswarnzentrale ab. Die Abteilung für elektronische Datenverarbeitung ist mit modernsten Geräten zur Bewältigung der umfangreichen computergesteuerten Abläufe ausgestattet.

Forschung und Aufgaben der ZAMG

Regenmesser

Klima

Eine der zentralen Aufgaben der ZAMG ist es das Klima in Österreich zu beobachten und zu erforschen. Dazu wurde im Laufe der Jahre ein Netz von über zweihundert teilautomatischen Wetterstationen (TAWES) über Österreich gelegt. Meteorologische Parameter wie Druck, Temperatur, Wind, Niederschlag usw. werden vom Bodensee bis zu Neusiedlersee, aber auch vom Flachland bis hinauf in die Berge (Sonnblick Observatorium) aufgenommen und kontrolliert. Dieser Datenschatz ist die Grundlage für jedwege Klimaforschung und ist speziell für das Verständnis des laufenden Klimawandels von großer Bedeutung.

Synoptik

Die Abteilung Synoptik beschäftigt sich mit Bereichen der der Fernerkundung mit der manuellen und automatischen Auswertung von Satelliten- und Radardaten in Hinblick auf eine Anwendung in der Vorhersage. Im Bereich der numerischen Modelle liegen die Forschungsschwerpunkte in der Weiterentwicklung des LAM Aladin ebenso wie in der Neuentwicklung des Nowcastingmodells INCA.

Umwelt

Die Abteilung für Umweltmeteorologie befasst sich mit der Ausbreitung von Schadstoffen in der Atmosphäre und jenen meteorologischen Prozessen, die Einfluss auf die Schadstoffausbreitung haben. Einer der Schwerpunkte der Arbeit der Abteilung ist die angewandte Forschung auf diesem Gebiet.

Geophysik

Die erste geomagnetische Landesaufnahme der Österreich-Ungarischen Kronländer wurde von Karl Kreil in den Jahren 1846-1851 durchgeführt. Anlässlich des Erdbebens in Ljubljana in Slowenien (1895) wurde dann der Österreichische Erdbebendienst, der heute vom ÖGD betrieben wird, gegründet.

Seitdem wird auf beiden Gebieten ständig geforscht. Heute umfassen die Aktivitäten auch umweltrelevante geophysikalische Fragen.

Geschichte

Mit Allerhöchster Entschließung vom 23. Juli 1851 bewilligte Kaiser Franz Joseph die Errichtung „… einer Centralanstalt für meteorologische und magnetische Beobachtungen“, der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, die auf eine Initiative der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zurückgeht. Diese richtete bereits 1848 das Ersuchen an Karl Kreil, Direktor der Sternwarte zu Prag und wirkliches Mitglied der Akademie, ein meteorologisches Beobachtungssystem für die österreichische Monarchie zu entwerfen.

Karl Kreil (1798–1862) wurde erster Direktor der neu gegründeten Zentralanstalt in der Wieden, und zugleich Professor für Physik an der Universität Wien. Diese Personalunion, zwischen Direktor einerseits und Universitätslehrer andererseits, blieb bis heute erhalten und beeinflusste nachhaltig die wissenschaftliche Forschung an der Zentralanstalt. Kreil richtete ein meteorologisches Beobachtungssystem für das Gebiet der gesamten österreichischen Monarchie ein und führte für dieses auch die erste geomagnetische Landesaufnahme durch. 1865 begann man an der Zentralanstalt mit der Herausgabe einer täglichen Wetterkarte.

1872 übersiedelte die Zentralanstalt in ihr, von Heinrich Ferstel erbautes, neues und endgültiges Quartier an der Hohen Warte in Wien Döbling. Ein Jahr später, 1873, organisierte die Zentralanstalt den ersten internationalen Meteorologenkongress in Wien, wo die Internationale Meteorologische Organisation (IMO) als Vorläuferin der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) gegründet wurde.

Ab 1877 erfolgte die Ausgabe des täglichen telegraphischen Wetterberichtes, mit einer synoptischen Karte und der Prognose für den folgenden Tag. Der neue Wetterbericht enthielt die Morgenbeobachtung von 60 Stationen aus allen Teilen Europas, darunter 24 inländische.

Mit Erlass vom 23. Februar 1904, wurde der Zentralanstalt der gesamte seismische Dienst für Österreich übertragen, was auch die Namensänderung in Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik nach sich zog.

In seinem Amt als Direktor folgten Kreil hervorragende Wissenschaftler, darunter Julius Hann (1839–1921) und Felix Maria Exner (1876 -1930). War Hanns Bedeutung in der Klimatologie eine weltweite und begann man in seiner Ära von einer ‚österreichischen Meteorologenschule‘ – Hann verfasste auch das umfassende Lehrbuch der Meteorologie (1901) – zu sprechen, so erinnert man sich an Exner als einen großen Theoretiker und an sein Werk der Dynamischen Meteorologie (1925).

An der Zentralanstalt arbeiteten unter vielen anderen Forscher wie Max Margules (1856–1920), Mitbegründer der theoretischen Meteorologie und Victor Conrad (1876–1962), Entdecker der nach ihm benannten Diskontinuität im mittleren Bereich der Erdkruste.

Nur einmal wurde die Tradition der Zentralanstalt unterbrochen: nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich musste der Klima- und Wetterdienst nach Berlin übersiedelt werden, wo diese dem Deutschen Reichswetterdienst unterstellt wurden; die Zentralanstalt in Wien wandelte man in ein Forschungsinstitut um.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt und es kam zu einer beachtlichen personellen und räumlichen Expansion der Zentralanstalt, die auch in den zahlreichen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen reflektiert wird. 1957 konnte ein Haus auf dem Nachbargrundstück erworben und in der Folge für Bürozwecke adaptiert werden; zwischen 1967 und 1973 wurde ein Radarturm, ein Ballonfüllhaus und ein neues Bürogebäude mit Fachbibliotheken in zwei Baustufen auf dem Gelände der Zentralanstalt errichtet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Panoramafoto von der „Wetterküche“ an der Hohen Warte

Literatur

  • Ch. Hammerl, W. Lenhardt, R. Steinacker, P. Steinhauser: Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1851 - 2001. ISBN 3-7011-7437-7

Weblinks

Dienste der ZAMG:

48.25038888888916.355257Koordinaten: 48° 15′ 1″ N, 16° 21′ 19″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • ZAMG — abbr. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik …   Dictionary of abbreviations

  • Zusammenrichten — * Zamg richt wie a böser Finger. (Franken.) …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Zentralanstalt für Meteorologie — und Geodynamik (ZAMG) Staatliche Ebene Bund Stellung der Behörde nachgeordnete Dienststelle Aufsichtsbehörde(n) Bundesmin …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik — Osterreich   Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Österreichische Behörde …   Deutsch Wikipedia

  • Gradtag — Die Gradtagzahl (GTZ, Gt) und Heizgradtage (HGT, G) sind Maße für den Wärmebedarf eines Gebäudes während der Heizperiode. Sie stellen den Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und der Außenlufttemperatur dar und ist somit ein Hilfsmittel zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Gradtagszahl — Die Gradtagzahl (GTZ, Gt) und Heizgradtage (HGT, G) sind Maße für den Wärmebedarf eines Gebäudes während der Heizperiode. Sie stellen den Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und der Außenlufttemperatur dar und ist somit ein Hilfsmittel zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Gradtagszahlentabelle — Die Gradtagzahl (GTZ, Gt) und Heizgradtage (HGT, G) sind Maße für den Wärmebedarf eines Gebäudes während der Heizperiode. Sie stellen den Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und der Außenlufttemperatur dar und ist somit ein Hilfsmittel zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Heizgradtag — Die Gradtagzahl (GTZ, Gt) und Heizgradtage (HGT, G) sind Maße für den Wärmebedarf eines Gebäudes während der Heizperiode. Sie stellen den Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und der Außenlufttemperatur dar und ist somit ein Hilfsmittel zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Heizgradtage — Die Gradtagzahl (GTZ, Gt) und Heizgradtage (HGT, G) sind Maße für den Wärmebedarf eines Gebäudes während der Heizperiode. Sie stellen den Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und der Außenlufttemperatur dar und ist somit ein Hilfsmittel zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Heiztgradtage — Die Gradtagzahl (GTZ, Gt) und Heizgradtage (HGT, G) sind Maße für den Wärmebedarf eines Gebäudes während der Heizperiode. Sie stellen den Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und der Außenlufttemperatur dar und ist somit ein Hilfsmittel zur… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”