- Ben liebt Anna
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Ben liebt Anna ist ein Kinderbuch von Peter Härtling, erschienen 1979. Der Roman stand in der Auswahlliste Deutscher Jugendbuchpreis und erhielt den Jugendbuchpreis La vache qui lit. Er wird vom Verlag für Kinder ab neun empfohlen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Ben ist neun Jahre alt. Zu Beginn des vierten Schuljahres kommt Anna in Bens Klasse. Sie ist ein Aussiedlermädchen, das mit ihrer Familie aus dem polnischen Katowice nach Deutschland gekommen ist. Obwohl Ben zunächst nichts mit ihr anfangen kann, geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sie kommen sich näher. Ben begleitet Anna zu der Barackensiedlung, wo sie mit sechs Geschwistern und den Eltern lebt. Er schreibt ihr einen Brief und fragt sie, ob sie mit ihm gehen wolle. Sie antwortet eine Weile später („dein Brief ist schön“), beantwortet aber nicht die Frage „Willst du mit mir gehen?“. In den Pfingstferien verbringen sie einige Tage miteinander. Dann wird Ben krank, und als es ihm besser geht, sagt ihm sein Vater, dass Annas Vater eine Arbeit im Ruhrgebiet gefunden habe. Als er wieder in die Schule kann, haben sie nur wenig Zeit, sich voneinander zu verabschieden.
Erzählstrukturen
Die Geschichte nimmt konsequent die Erzählperspektive von Ben ein, was dem Buch auch gewisse Vorbehalte eingebracht hat, da Anna lediglich das Objekt von Bens Gedanken ist, aber im Grunde Nebenfigur bleibe. Auch werde die Lebenssituation von Aussiedlern lediglich angedeutet. Zudem habe sie sich in der Zeit seit der Veröffentlichung geändert.
Dennoch ist der Grundkonflikt der Geschichte immer noch aktuell: Ben kann mit seinen Gefühlen für Anna zunächst wenig anfangen und flüchtet sich in Raufereien mit anderen Kindern, auf die er eifersüchtig ist. Er ist stets unsicher, was ihre Gefühle für ihn angeht, und fühlt sich angreifbar. Gleichzeitig hat er Verwandte und einen Lehrer, die verständnisvoll auf ihn reagieren und ihn unterstützen und ihm nichts aufdrängen.
Annas Situation als zunächst Fremde, die dann aber Anschluss an die anderen Schüler findet und hofft, sich in Deutschland zurechtzufinden und deshalb ungerne mit ihren Eltern wegzieht, wird realistisch dargestellt. Härtling deutet in kurzen Szenen genug an, dass junge Leser die Möglichkeit haben, ihrer Fantasie freien Raum zu lassen und neugierig zu werden. Insofern entspricht die Erzählperspektive durch Ben derjenigen der einheimischen deutschsprachigen Leser.
Des Weiteren beleuchtet das Buch teils direkt, aber häufiger indirekt die soziale Situation von Menschen mit Migrationshintergrund (bescheidene ärmliche Wohnverhältnisse, Sprachprobleme, Barackensiedlung). Meist in Bildern wird vermittelt, dass es Menschen gibt, die grundlegend andere Lebenssituationen haben als jene Menschen, deren gesamte Verwandtschaft um den eigenen Wohnort herum wohnt. Der Begriff der Heimat wird Jugendlichen subtil und differenziert vermittelt.
Untypisch für ein Kinderbuch ist das offene Ende: Anna zieht weg und es bleibt unklar, ob sich die Protagonisten wiedersehen werden.
Hörspiel
Von dem Roman wurde auch ein Hörspiel produziert, welches kaum von der Romanvorlage abweicht und wo nur wenige Passagen ausgelassen wurden. Peter Lustig sprach dabei unter anderem den Erzähler.
Weblinks
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