- Zeitpräferenz
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Die Zeitpräferenz ist die Bezeichnung für eine grundlegende Annahme der neoklassischen Wirtschaftstheorie.
Sie besagt, dass ein Konsument ein Gut lieber in der Gegenwart als in der Zukunft genießen beziehungsweise umgekehrt lieber in der Zukunft als in der Gegenwart bezahlen möchte.[1]
Mit der Zeitpräferenz wird in der Agiotheorie der Zins erklärt.[2] Da wir in aller Regel gegenwärtigem Konsum eine höhere Wertschätzung entgegenbringen als zukünftigem, wollen alle Haushalte tendenziell Kredit aufnehmen. Das kann aber nur klappen, wenn auch Haushalte zu sparen bereit sind. Damit sich zwischen Spar- und Kreditvolumen ein Gleichgewicht einstellt, muss das Sparen durch steigende Zinsen attraktiv werden. Zugleich wird die Kreditaufnahme unattraktiver. Durch die steigenden Zinsen werden einige der Kreditnehmer zu Sparern, so dass sich ein Gleichgewicht einstellen kann.[3]
Inhaltsverzeichnis
Zeitpräferenzrate
Die Stärke der Zeitpräferenz wird als Zeitpräferenzrate angegeben. Sie ist definiert als
Dabei ist U0(C0) der Nutzen aus Sicht der Zeitperiode 0 des Konsums C0 in dieser Zeitperiode und U0(C1) der Nutzen aus Sicht der Zeitperiode 0 eines Konsums C1 in der Folgeperiode, wobei gilt: U0(C0) = U1(C1), das heißt der subjektive Nutzen des Konsums beider Güter in der jeweiligen Periode ist aus Sicht der jeweiligen Zeitperiode identisch.
Beispiel: Konsument A möchte einen DVD-Film sehen. Er ist bereit, hierfür 10 € zu bezahlen. Damit ist U0(C0) = 10. In einem Jahr wird seine Zahlungsbereitschaft identisch sein: U0(C0) = U1(C1) = 10.
Doch wie viel billiger müsste nun die DVD in einem Jahr sein, dass A mit dem Konsum warten wird? Wenn sie in einem Jahr 9 € kosten wird, kauft er sie weiter lieber heute; wird sie nur 7 € kosten, wartet er lieber ein Jahr. Bei einem erwarteten Preis von 8 € ist er unschlüssig, es gilt: U0(C0) = U0(C1) + 2 €.
Daher ist seine Zeitpräferenzrate bezüglich dieses Gutes
Einzelnachweise
- ↑ Zeitpräferenz – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
- ↑ Agiotheorie – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon
- ↑ Exkurs - Intertemporale Konsumentscheidungen – Artikel bei mikrooekonomie.de
Literatur
- Bernd Hempelmann, Markus Lürwer, Kai Brackschulze: Modellierung der Zeitpräferenz bei intertemporalen Entscheidungen in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 31. Jahrgang, Heft 7, 2002, S. 381-386.
Weblinks
- Zeitpräferenz in der Ökonomie — eine kritische Bestandsaufnahme – Working Paper der TU Darmstadt
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