Zement (Traunsee)

Zement (Traunsee)

Das KZ Ebensee war ein Außenlager des KZ Mauthausen in der Gemeinde Ebensee in Oberösterreich. Die dortigen Häftlinge wurden eingesetzt, um Höhlen für die unterirdische Produktion von Raketen auszuheben.

Das Nebenlager Ebensee wurde auf Befehl Hitlers erbaut, nachdem in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1943 die wichtigsten Produktionsstätten für die V2-Raketen durch britische Luftangriffe auf Peenemünde-Ost in der „Operation Hydra“ zerstört worden waren. Hitler verlangte von seinem Rüstungsminister, dass die Produktionsstätten in unterirdische Stollen verlegt werden sollten. So beschloss der Rüstungsrat, die Produktion in Höhlen am Traunsee zu verlegen. Diese Höhlen existierten allerdings noch nicht.

Daher wurden zwei Monate später, am 8. November 1943, die ersten Häftlinge in die Nähe der Ortschaft Ebensee verlegt, um Häftlings- und Werkstättenbaracken zu bauen. Als Tarnnamen für diese KZ-Anlagen wurden „Zement“, „Kalksteinwerke“ und „Solvay“ gewählt.

Die Häftlinge mussten unter größten körperlichen Anstrengungen innerhalb kürzester Zeit die Stollen bis zu 250 Meter in den Berg hineintreiben. Das gesamte Stollensystem war durch ein Schienensystem untereinander verbunden. Es sollte ein Raketen-Entwicklungswerk mit Prüfständen entstehen, wo die Interkontinentalrakete „A 9“ produziert werden sollte, und Ende 1944 wurde in den Ebenseer Stollen mit der Errichtung einer Schmierölraffinerieanlage begonnen. Die Raffinerie begann dann auch im Februar 1945 zu produzieren. Letztendlich sollten noch im Frühjahr 1945 in der Anlage B Motoren für Panzer und Flugzeuge hergestellt werden.

Nach der Zerstörung des Bahnhofs in Attnang-Puchheim wurde die sogenannte „Todeskolonne“ täglich teils per Viehwagen, teils zu Fuß zum Bahnhof transportiert, um ihn wieder aufzubauen.

Die Lebensbedingungen in Ebensee waren schlechter als die in allen anderen Nebenlagern. Während des langen Winters vom November 1943 bis Juni 1944, wo erst die letzten Schneereste verschwanden, mussten die Häftlinge zum Teil barfuß bleiben, da es nicht genug Schuhe gab. Die Häftlinge waren auch sonst mehr als unzureichend bekleidet. Hinzu kam, dass sie täglich 10 bis 12 Stunden in den Stollen arbeiten mussten. Der leitende SS-Offizier, Otto Riemer, war ein Trinker und Sadist, der es richtiggehend genoss, Häftlinge zu quälen und zu töten. Außerdem gab es in Ebensee die auf Menschen dressierte Dogge „Lord“, die mehrmals Häftlinge zerfleischte.

Gefangene des KZ Ebensee, Aufnahme vom 7. Mai 1945

In der Zeit von November 1943 bis Mai 1945 starben in Ebensee 8.745 Häftlinge. Ende April 1945 gab es 18.437 Häftlinge in Ebensee. Einen Tag vor der Befreiung des Lagers, am 5. Mai 1945, versuchte der Lagerkommandant noch, die Häftlinge in die Stollen zu treiben. Sie leisteten allerdings einen so starken Widerstand, dass der Lagerkommandant das Vorhaben fallen ließ.

Am 6. Mai 1945 wurde das Lager Ebensee von Soldaten einer Panzerdivision der 3. US-Armee befreit. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens. Durch spontan eingeleitete Hilfsaktionen, die der Pfarrer aus der Wiener Hofburg, Franz Loidl, leitete und bei denen die Armee der USA tatkräftig mithalf, konnten einige Überlebende gerade noch vor dem Tod gerettet werden.

Nach der Befreiung wurde auf dem Gelände des Konzentrationslagers ein DP-Lager eingerichtet für jüdische so genannte "Displaced Persons". Aufgrund von Spannungen zwischen den polnischen und den jüdischen Lagerbewohnern wurden die meisten jüdischen DPs nach Bad Gastein verlegt.

Ein polnischer Häftling, Ladislaus Zuk, lebt heute noch in Ebensee und ist als Zeitzeuge bei Führungen tätig.[1]

Einzelnachweise

  1. Bericht von SchülerInnen über eine Begegnung mit Ladislaus Zuk

Siehe auch

Weblinks

47.787513.7577777777787Koordinaten: 47° 47′ 15″ N, 13° 45′ 28″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Zement (Begriffsklärung) — Das Wort Zement bezeichnet: ein Bindemittel im Beton und Mörtel, siehe Zement ein natürliches Bindemittel von Sedimentgesteinen, siehe Zement (Geologie) einen Bestandteil von Zähnen, siehe Wurzelzement ein Füll oder Verbindungsmaterial beim… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Gmundens — Gmunden ist eine Bezirkshauptstadt im österreichischen Salzkammergut und liegt an der Nordseite des Traunsees. Dieser Artikel behandelt nur die Geschichte Gmundens, für weitere Informationen siehe Hauptartikel Gmunden. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Langwies (Gemeinde Ebensee) — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Ebensee — Ebensee …   Deutsch Wikipedia

  • Ebensee — Infobox Ort in Österreich Art = Marktgemeinde Name = Ebensee Wappen = Wappen at ebensee.png lat deg = 47 | lat min = 48 | lat sec = 30 lon deg = 13 | lon min = 46 | lon sec = 30 Lageplan = Bundesland = Oberösterreich Bezirk = Gmunden Höhe = 443… …   Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Gmunden — Gmunden ist eine Bezirkshauptstadt im österreichischen Salzkammergut und liegt an der Nordseite des Traunsees. Dieser Artikel behandelt nur die Geschichte Gmundens, für weitere Informationen siehe Hauptartikel Gmunden. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Decknamen nationalsozialistischer Geheimobjekte — Während des Zweiten Weltkrieges wurden kriegswichtige Bauvorhaben in der Regel mit Decknamen bezeichnet. Dies betraf sowohl oberirdische Bauten als auch unterirdische Verlagerungen. Viele der Objekte wurden nicht fertiggestellt. Vorwiegende… …   Deutsch Wikipedia

  • Vöcklabruck — Vöcklabruck …   Deutsch Wikipedia

  • Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus — war der Zeitraum der Geschichte Österreichs vom 12. März 1938, als Österreich mit dem „Anschluss“ in der Zeit des Nationalsozialismus Teil des Deutschen Reiches wurde, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Frühjahr 1945. Der einleitende… …   Deutsch Wikipedia

  • Ebensee (campo de concentración) — Saltar a navegación, búsqueda El campo de concentración de Ebensee fue un Kommando o campo anejo del campo de Mauthausen en el municipio austriaco de Ebensee (Alta Austria). El campo de Ebensee fue creado por orden de Adolf Hitler después de que… …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”