- Zentrum (Schach)
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Als das Zentrum bezeichnet man beim Schachspiel die vier Felder in der Mitte des Schachbretts d4, d5, e4, e5 (siehe auch Schachnotation). Vereinzelt werden die Felder c3, c4, c5, c6, d3, d6, e3, e6, f3, f4, f5, f6 als das erweiterte Zentrum bezeichnet.
Bedeutung
Das Zentrum ist während aller Spielphasen einer Schachpartie (Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel) sehr bedeutend, wobei je nach Spielphase auch andere Faktoren, etwa Freibauern oder die Sicherheit des Königs eine wichtige Rolle spielen. Der Kampf um das Zentrum beginnt in der Regel bereits mit den ersten Zügen. Neben einer möglichst harmonischen und schnellen Entwicklung der eigenen Figuren ist die Beherrschung des Zentrums das wichtigste strategische Ziel in der Eröffnung. Ohne ausreichende Kontrolle des Zentrums ist ein Flügelangriff meist erfolglos. Im Zentrum postierte Figuren wirken auf das ganze Schachbrett. Insbesondere Springer, aber auch Läufer und die Dame haben in der Brettmitte zudem mehr Zugmöglichkeiten als am Brettrand.
Zu Zeiten der ersten offiziellen Schachweltmeister wurde das Zentrum von beiden Seiten möglichst mit eigenen Bauern besetzt. Später formulierte Aaron Nimzowitsch den bis heute akzeptierten Lehrsatz, dass es statt einer Besetzung des Zentrums mit Bauern auch ausreichend ist, das Zentrum mit den Figuren zu kontrollieren.
Beispiele aus der Eröffnung
Zukertort – Steinitz, 1886 a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Stellung nach 6. e3 Botwinnik – Smyslov, 1954 a b c d e f g h 8 8 7 7 6 6 5 5 4 4 3 3 2 2 1 1 a b c d e f g h Stellung nach 6. ... Lf8-g7 Das linke Diagramm zeigt eine bis heute oft gespielte Stellung des abgelehnten Damengambits, die bereits 1886 im ersten offiziellen Weltmeisterschaftkampf zwischen Johannes Hermann Zukertort und Wilhelm Steinitz vorkam. Beide Seiten haben einen Bauern ins Zentrum gebracht und versuchen dieses dadurch zu kontrollieren, wobei in etwa ein Gleichgewicht entsteht.
Das rechte Diagramm zeigt die ebenfalls häufig gespielte Hauptvariante der Grünfeld-Indischen Verteidigung, die bei einer Weltmeisterschaft erstmals 1954 zwischen Michail Botwinnik und Wassili Smyslov gespielt wurde. Weiß hat ein massives Bauernzentrum (d4, e4) errichtet, während Schwarz keine Bauern im Zentrum postiert hat. Dafür kontrolliert Schwarz die Zentralfelder e5 und d4 mit seinem Fianchettoläufer auf g7 und versucht in der Folge durch c7-c5 und Sb8-c6 weiter Druck auf das weiße Zentrum aufzubauen. Dadurch herrscht in etwa ein dynamisches Gleichgewicht.
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