Zwantepolc de Danceke

Zwantepolc de Danceke
Ein für Herzog Swantopolk von Pommerellen errichtetes Monument im Park von Oliva

Swantopolk der Große (auch Zwantepolc de Danceke[1], Swantepolk, Svatopluk, Swietopelk, Swatopolk, polnisch Świętopełk II Wielki; * um 1195; † 10. Januar 1266) war ab 1220, als Swantopolk II., Herzog in und von Pommerellen (bis 1227 unter dem nominellen Supremat des polnischen Seniorherzogs zu Krakau). Er entstammte der Dynastie der Samboriden.

Inhaltsverzeichnis

Leben und politischer Werdegang

Swantopolk war der Sohn von Herzog Mestwin I. aus der ehelichen Verbindung mit der Zwinisława. Nach dem Tode seines Vaters wurde das Herrschaftsgebiet unter seinen Söhnen zunächst aufgeteilt. Swantopolk erhielt das nördliche Pommerellen mit der Burg Danzig, Wartisław das Gebiet um Schwetz, Sambor II. das Gebiet um Dirschau und Ratibor Burg und Bezirk von Belgard. Mestwin hatte bestimmt, dass Swantopolk als der Älteste zwanzig Jahre lang die Vormundschaft über seine Brüder ausüben sollte. Das tat er aber nur zwölf Jahre lang. Differenzen zwischen den Brüdern führten zu einem jahrelangen Bruderkrieg. Swantopolk erweiterte sein Herrschaftsgebiet nach Westen und nach Süden. Er erwarb spätestens im Sommer 1227 eine Erbschaft, nach dem Erlöschen einer Seitenlinie des benachbarten Herrscherhauses der Greifen, in Stolp und Schlawe bis zur Persante.

Befreiung von dänischer und polnischer Oberhoheit

Zwantepolc de Danceke, Siegel 1228

Swantopolk vertrieb die Dänen aus dem Schlawe- und Stolper Land, nachdem die Vorherrschaft Dänemarks im Herzogtum Pommern 1227 nach der Schlacht bei Bornhöved zusammenbrach. Im Bündnis mit seinem Schwager Władysław Odon, Herzog in Großpolen, überfiel er die 1227 in Gąsawa (einer Ortschaft im heutigen Landkreis Żnin) zu einem Wiec versammelten polnischen Herzöge, Ritter und Bischöfe. Leszek, der amtierende Princeps und Senior von Polen, fand dabei den Tod, angeblich durch einen von Swantopolk initiierten Mordanschlag. Als Folge zerfiel das polnische Prinzipat endgültig in selbständige Herzogtümer und Swantopolk errang die volle politische Entscheidungs- und Handlungsfreiheit. Er baute ein autarkes Verwaltungssystem aus Starosten und Wojewoden auf und trug mit seinem Bruder Sambor seither den Titel „dux Pomeranorum“. Nur die kirchliche Verbindung blieb durch das polnische Bistum in Włocławek bestehen.

Kämpfe gegen die Prußen

1224 fielen die heidnisch-baltischen Prußen in sein Gebiet ein und zerstörten die Klöster Oliva und Zuckau. Swantopolk verbündete sich daraufhin mit dem Deutschen Orden, der 1231 im Kulmer Land auf dem rechten Weichselufer die Burg Thorn erbaut hatte und führte mit diesem Krieg gegen die Prußen. Er besaß die Burgen Zantir (im Knie zwischen der Weichsel und dem Nogat), Sartowitz und Schwetz am Weichselufer. Im Winter 1233/1234 nahm er mit seinem Bruder Sambor, dem Deutschen Ritterorden und vielen polnischen Fürsten an einem Kriegszug gegen die Prußen teil. In der Winterschlacht bei Christburg hatten Swantopolk und Sambor maßgeblich zum Siege beigetragen, weil sie „Erfahrung im Kampf mit den Prußen hatten“, wie der Ordenschronist Peter von Dusburg schreibt. Im Jahre 1236 tauschte Swantopolk mit dem Orden seine Besitzungen im Gebiet von Kulm gegen einen Teil des Ermlandes am Frischen Haff, zudem eroberte er 1237 das zu Großpolen gehörende Nakel.

Bruderkrieg und im Krieg gegen den Deutschen Ritterorden

Das Königreich Polen (Seniorat Polen) im 13. Jahrhundert und die polnischen Herzogtümer, darunter der Machtbereich von Herzog Swantopolk II. von Pommerellen („Pomorze Gdańskie“), politische Situation um 1250. Graufarbig gekennzeichnete Gebiete, waren Territorien, die den polnischen Reichsverband bis 1252 verlassen hatten: Im Westen Land Lebus (auf der Karte nur Lubusz) ging an die Mark Brandenburg und bildete die Keimzelle der späteren „Neuen Mark“; im Osten das Kulmer Land (auf der Karte nur Chełmno) an den Deutschordensstaat (auf der Karte Państwo Krzyżackie) und das Land von Drohiczyn an das Fürstentum Halytsch-Wolhynien und im Norden das Herzogtum Pommerellen unter den Samboriden (polnische Karte)

Die Expansionspolitik Swantopolks, der als oberster Landesherr alle festen Plätze in Pommerellen zur besseren Landesverteidigung für sich beanspruchte, machte auch vor seinen Brüdern nicht Halt. 1236–1238 kam es zum Bruderkrieg. Swantopolk eroberte 1238 Belgard, den Sitz seines Bruders Ratibor, verbrannte die Burg und fügte das eroberte Gebiet seiner Herrschaft hinzu. Er hielt Ratibor eine Zeit lang gefangen, während Sambor, der mit Unterstützung des Ordens südlich von Dirschau die Burg Gerdin gebaut hatte, bereits 1236 seinen Machtbereich verlor und bei den Deutschrittern Schutz und Asyl fand. Erst 1248 versöhnte sich Swantopolk mit seinen Brüdern.

Im Jahre 1242 kam es unter Swantopolks Mitwirkung oder Führung zum ersten großen Pruzzenaufstand gegen den Orden.[2] Der Ordenschronist Peter von Dusburg berichtet im dritten Teil seiner „Chronica Terre Prussie“ von den schweren und wechselvollen Kämpfen, die der Orden im Bund mit polnischen Herzögen aus Großpolen, Kujawien und Masowien von 1242 bis 1253 gegen Swantopolk geführt hat. Am 28. August 1243 schloss der Orden mit Herzog Kasimir von Kujawien und Swantopolks Brüdern Sambor und Ratibor ein Bündnis gegen ihn und seine prußischen Verbündeten. Der päpstliche Nuntius und Archidiakon, Jakob von Lüttich, vermittelte einen Vorfrieden, der am 24. November 1248 zwischen dem Herzog und dem Orden und am 7. Februar 1249 im Friedenstraktat zu Christburg zwischen dem Orden und den Pruzzen geschlossen wurde. Nochmals einsetzende Feindseligkeiten 1252 wurden durch den Vertrag vom 30. Juli 1253 endgültig beigelegt. Swantopolk trat alle pruzzischen Gebiete mit der Burg Zantir an den Orden ab, behielt aber das Weichseldelta. Die Grenze des Herzogtums verlief an der Weichsel und Nogat in der Mitte der Flüsse. Swantopolk trat auch das eroberte Nakel an das Herzogtum Großpolen und die Kastellanei Wyszogród, das heutige Fordon auf dem linken Weichselufer bei Bromberg, an Kujawien ab, bewahrte jedoch die Integrität und Unabhängigkeit Pommerellens und stärkte seine Position, zudem behielt er Schlawe und Stolp.

Landesausbau und Gründung der Stadt Danzig

Im Inneren stärkte Swantopolk seinen Herrschaftsbereich durch Förderung der Wirtschaft, indem er durch Zölle auf den Handel seine Einkommensbasis stärkte, sowie der Ordensgemeinschaften durch den Bau zweier Zisterzienserklosteranlagen in Zarnowitz und Buckow, sowie eines Dominikanerordens in Danzig. Am 22. Januar 1227 übergab er den Dominikanern die zur deutschen Kolonie gehörende Nikolaikirche mit dem umliegenden Grund. In der Schenkungsurkunde tritt als Zeuge ein „Schulze Andreas“ auf. Das wird, neben anderen Indizien, von einem Teil der Forscher als Beweis dafür angesehen, dass es zu diesem Zeitpunkt schon eine sich selbst verwaltende deutsche Gemeinde neben der alten slawischen Grodstadt gab. Andere Forscher setzen die Gründung der nach dem Lübischen Recht relokalisierten Stadt später an, spätestens für 1263 ließen sich die Bürger auf Veranlassung Swantopolks eine Abschrift des Lübecker Rechts schicken. Eine Stadtgründungsurkunde ist jedoch nicht erhalten. Das „moderne“ Danzig entstand auf dem breiten Sandrücken, der sich von Neugarten bis an die Mottlau erstreckt, zunächst auf dem oberen Langen Markt. Der 4. August ist der Tag des Heiligen Dominikus. Seit dem 5. August 1260, also seit den Tagen Swantopolks, wird alljährlich um diese Zeit der „Dominik“, ein Jahrmarkt und 14tägiges Volksfest gefeiert.

Tod und Nachfolge

Siegelring Swantopolks II .

Swantopolk starb am 10. Januar 1266. Es fand eine prunkvolle Zeremonie statt, wie es in den Olivaer Tafeln aufgezeichnet ist. Von der Burg wurde der Leichnam in die Katharinenkirche getragen. Dort wurde eine Totenmesse gehalten. Dann wurde der Leichnam zu den Dominikaner Brüdern in der Nikolaikapelle überführt, die ebenfalls eine Messe zelebrierten. Anschließend wurde der Leichnam „zu den Bürgern“ geführt, in deren Kirche der Priesterorden nochmals eine Messe las. Es heißt, dass bei dieser Totenfeier alles Volk, Kaschuben, Polen und Deutsche, Junge und Alte, weinte und heulte. Den Leichnam trugen Vertreter der edelsten Geschlechter der Kaschuben. Swantopolk wurde in der Klosterkirche in Oliva beigesetzt.

Bereits im Laufe seiner langen Herrschaft hatte Swantopolk seine Söhne an der Herrschaft teilnehmen lassen. Er übertrug seinem Sohn Mestwin II., dem Ältesten, das Gebiet um Schwetz, Wartisław II., dem Jüngsten, Danzig. Das führte zu einem Bruderkrieg nach Swantopolks Tod, in dessen Verlauf Mestwin II. Danzig 1271 einnahm. Wartisław II. floh nach Kujawien, wo er bald um 1271 verstarb.

Ehen und Nachkommen

Swantopolk war mehrmals verheiratet. In erster Ehe mit Euphrosyne (Eufrozyna; † 1230), Tochter von Odon, Herzog in Großpolen. In zweiter Ehe ab etwa 1230 mit Ermengard (Ermengardis; † nach 1270), Tochter von Heinrich, Graf von Schwerin.

Aus den Ehen gingen mehrere Kinde hervor:

  • Mestwin II. (ca. 1220–1294), Herzog in und von Pommerellen;
  • Euphemia (ca. 1225–1270), als Gattin von Fürst Jaromar II. durch Heirat Fürstin von Rügen;
  • Jan (ca. 1230–1248), starb in jungen Jahren;
  • Wartisław II. (ca. 1237–1271), Herzog in Pommerellen;

Literatur

Einzelnachweise

  1. Marian Gumowski: Handbuch der polnischen Siegelkunde, 1966
  2. Reinhard Barth: Die Chronik der Kreuzzüge

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