Zwirnen

Zwirnen

Das Zwirnen ist eine Garnveredlung, bei der zwei oder mehrere Fäden zusammen gedreht werden.

Nach dem Verwendungszweck kann man zwei große Gruppen unterscheiden: Glatte Zwirne, die hauptsächlich zwecks Verbesserung der Reißfestigkeit und Gleichmäßigkeit hergestellt werden und Effektzwirne, die im Endverbrauch eine Textilie verschönern oder eine Musterung beleben sollen.

Zum Zusammenzwirnen sind sowohl Stapelgarne und Filamente aus gleichartigem Material, Feinheit und Farbe als auch unterschiedliche Garnarten geeignet.

Inhaltsverzeichnis

Zwirndrehung

Zwirndrehung; Z - rechts, S - links

Für den Charakter des Zwirns sind die Richtung und die Anzahl der Drehungen wichtig, sowohl bei der Vorlage als auch beim gezwirnten Garn. Ist die Richtung der Drehungsspirale gleich wie der Schrägstrich des Buchstaben „Z“, spricht man von Rechtsdrehung. Bei Drehungsspiralen, die dem Buchstaben „S“ ähneln, handelt es sich um linksgedrehte Garne.

Einfachgarne werden in der Regel rechts gedreht (Z-Draht) und Zwirne in die Linksrichtung (S-Draht).

Ist die Richtung der Zwirndrehung gleichläufig mit der Spinndrehung, entsteht ein sehr harter Zwirn (geeignet etwa für Reifencords).

Mit zunehmender Anzahl der Drehungen erhöht sich bis zum gewissen Grad die Reißfestigkeit des Zwirns (ungefähr um 20 %).

Glatte Zwirne

Der Zweck des Zwirnens ist vor allem die Verbesserung der Reißfestigkeit und der Gleichmäßigkeit. Das Zwirnen ist unentbehrlich bei Garnen für viele Webketten (insbesondere aus reiner Wolle), Nähgarne sowie Ketten für den Reifencord.

Vorbereitungsverfahren

  • Stapelgarne neigen zum Schlingen. Um das zu vermeiden werden Garne vor dem Zwirnen 15-30 Minuten bei 60-80 °C gedämpft.
  • Sprengen mit Emulsion (ca. 0,5 % des Garngewichtes) aus Fettsäure.

Zweck: Reduzierung des Garnabriebs bei der Weiterverarbeitung

  • Die Vorlage für die Zwirnmaschine besteht in der Regel aus gefachtem Garn, d.h. 2-6 Fäden werden als ein Strang auf eine Spule aufgewickelt.
Doppeldrahtzwirnamaschine Baujahr ca. 1975

Das Zwirnen

Die bekanntesten sind folgende 4 Verfahren: Doppeldraht-, Ring- und Stufenzwirn und für spezielle Zwecke das Kablieren, wobei nach dem Doppeldrahtverfahren die meisten glatten Zwirne hergestellt werden.

Funktion der Doppeldrahtmaschine:

Die Vorlage wird auf die Hohlspindel (1) im feststehenden Topf (2) aufgesteckt. Das Garn läuft von oben durch die Spindel nach unten, an der Topfaußenwand zum Fadenführer (3) und weiter zur Aufwickelvorrichtung (4). Bei jeder Spindelumdrehung erhält das Garn eine Drehung zwischen der Vorlagespule und Spitze der Hohlspindel und eine zweite zwischen dem unterem Spindelausgang und Fadenführer.

Die Doppeldrahtmaschinen können etwa 12.000 Spindeltouren pro Minute erreichen.

Für das Zwirnen kleinerer Partien und für einige Spezialverwendungen sind Ring- oder Stufenzwirnmaschinen besser geeignet.

Effektzwirne

In der Regel wird ein Effektzwirn gebildet aus

Effektzwirne
  • Grundfaden (Einfachgarn oder Zwirn)
  • Effektfaden- oder Faserlunte (regelmäßig oder unregelmäßig eingebunden)
  • (eventuell): Fixierfaden (einfach oder gezwirnt)

Die Effekte werden

  • um den Grundfaden gewickelt, dabei entsteht: Boucle, Loop, Frottee, Onde u.ä.
  • zwischen zwei Grundfäden eingebunden bei: Chenille, Noppen, Flamme, u.ä.

Auf dem Bild rechts werden (von links nach rechts) gezeigt: Boucle, Loop, Noppen und Onde.

Den Effektzwirnen werden manchmal auch Kreppzwirne zugeordnet. Das sind glatte Zwirne mit überhöhter Drehung, die beim Einsatz im Gewebe eine besonders kernige Oberfläche bewirken (Chiffon, Crepe de Chine, Crepe Georgette u.ä.)

PAN-Dekostoff aus Filament in der Kette und Chenille (360 tex) im Schuss

Verwendung der Effektzwirne: Dekorationsstoffe, Handstickgarne, modische Web- und Maschenware und als Einzelfäden für modische Effekte in Textilien aller Art.

Herstellung

Die meisten Effektgarne werden auf Ringzwirn- und Hohlspindelmaschinen hergestellt.

Die Zufuhrwalzen sind für durchgehend variable Geschwindigkeit angepasst. An einigen Maschinen wird auch ein Streckwerk installiert, das Faserlunte in unterschiedlicher Stärke liefern kann.

Das Zwirnen auf Ringzwirnmaschinen wird oft in 2-3 Passagen durchgeführt, der fertige Zwirn wird meistens auf Kreuzspulen gewickelt.

An modernen Hohlspindelmaschinen wird der zugeführte Faden (oder Fäden) durch den Hohlraum der Spindel geleitet und mit einem Drallhaken verdreht. Die Drehung wird gleichzeitig mit einem Faden vom auf der Spindel aufgesetzten Kops fixiert. Die Drehungen der Spindel können sich von der Geschwindigkeit des Drallelements unterscheiden und dadurch das Aussehen und den Griff des Zwirns wesentlich beeinflussen.

Bekannt sind auch Kombinationen des Hohlspindel- und Ringzwirnverfahrens. Hersteller von Spezialmaschinen fürs Effektzwirnen bieten Anlagen an, die eine Musterung in bis zu 2000 Varianten ermöglichen.

Literatur

  • Schenek: Lexikon Garne und Zwirne, Deutscher Fachverlag 2005, ISBN 3871508101
  • Denninger F., Giese E., Ostertag H.: Textil- und Modelexikon, Deutscher Fachverlag Frankfurt/Main 2006, ISBN 3-87150-848-9

Weblinks


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