Zürcher Fluglärm-Index

Zürcher Fluglärm-Index

Der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) ist eine Methode' zur Berechnung der Anzahl durch Fluglärm stark belästigter beziehungsweise stark schlafgestörter Personen. Er wurde von der Zürcher Volkswirtschaftsdirektion unter Rita Fuhrer und einem unabhängigen Expertengremium 2006 entwickelt, um die langfristige Wirkung von behördlichen und betrieblichen Massnahmen zur Lärmentlastung am Flughafen Zürich sichtbar und gegeneinander abwägbar zu machen. Im Gegensatz zur bisher üblichen Lärmbeurteilungs-Praxis wird der ZFI anhand der tatsächlichen Wirkung des Lärms ermittelt und nicht ausschliesslich aufgrund einer (rein) akustischen Immissionssituation. Die ermittelte Lärmwirkung wird im ZFI zudem mit der Anzahl Personen, die von dieser Wirkung betroffen sind, gewichtet. Die Masseinheit des ZFI ist „Anzahl Personen“. Je mehr Personen durch Fluglärm beeinträchtigt werden, desto grösser ist der ZFI. Der ZFI kann für ein grösseres Gebiet um den Flughafen (Perimeter) aber auch für jede einzelne Hektare innerhalb dieses Perimeters berechnet werden. Er setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: der Anzahl durch Fluglärm während des Wachzustands am Tag stark belästigten Personen (Highly Annoyed: HA) und der Anzahl durch Fluglärm im Schlaf während der Nacht stark gestörten Personen (Highly Sleep Disturbed: HSD). Die beiden ZFI-Komponenten werden aufgrund der tatsächlichen Fluglärm-Belastung mittels sogenannter Belastungs-Wirkungsfunktionen (Dosis-Wirkungsfunktionen) berechnet.

Einfluss auf den ZFI am Flughafen Zürich haben die Bevölkerungsdichte, die Routenwahl, die Dauer der Nachtflugsperre und der Flottenmix. Werden zum Beispiel im grossen Stil dicht besiedelte Gebiete überflogen, so wird dies, falls die übrigen Eckwerte unverändert bleiben, zu einer Zunahme des ZFI führen; wird lärmärmeres Fluggerät eingesetzt, wird der ZFI abnehmen und somit wiederum Spielraum schaffen, um zusätzliche Flugbewegungen abzuwickeln. Ein Zuzug von Personen in die Flughafenregion wird den ZFI ebenfalls anwachsen lassen, bei einer Rückkehr zur historisch gewachsenen Nordausrichtung wird der ZFI hingegen abnehmen.

Die Einführung des ZFI als Instrument der Wirkungsquantifizierung, gepaart mit einem Richtwert, der nicht überschritten werden soll, stellte das Kernstück des Gegenvorschlages des Zürcher Kantonsrates zur Volksinitiative für eine realistische Flughafenpolitik dar, welche die Flugbewegungen am Flughafen Zürich auf 250'000 pro Jahr beschränken und eine neunstündige Nachflugsperre einführen möchte. Der Gegenvorschlag besteht aus drei Elementen: Zum Einen soll bei Erreichen von 320 000 Flugbewegungen pro Jahr entschieden werden, ob sich der Kanton Zürich beim Bund für eine Beschränkung der Flugbewegungen einsetzen soll, zum Andern soll sich der Kanton für eine siebenstündige Nachtflugsperre einsetzen, und das dritte Element besteht in der Einführung des ZFI. Dieser sieht vor, dass bei Überschreiten des Richtwerts von 47'000 stark belästigten bzw. gestörten Personen Massnahmen ergriffen werden müssen, damit dieser Wert wieder eingehalten wird. Unter dem Begriff «ZFI Plus» kam eine von der bürgerlichen Ratsmehrheit im Zürcher Kantonsrat unterstützte ZFI-Variante am 25. November 2007 zur Volksabstimmung. In dieser Version wurde der ZFI vom Zürcher Stimmvolk angenommen. Die Volksinitiative wurde abgelehnt.

Kritik

Kritik am ZFI wurde von verschiedenen Seiten laut und die Bürgerorganisationen rund um den Flughafen Zürich lehnen ihn mehrheitlich ab. Er sei im Gegensatz zu einer (zählbaren) Zahl von Flugbewegungen zu kompliziert aufgebaut und für Laien nicht nachvollziehbar, zudem lasse er dem Flughafen einen zu grossen Spielraum für weiteres Wachstum (zum Beispiel durch den Einsatz leiserer Flugzeuge).

Trotz der vorgebrachten Kritik stellt der ZFI gegenüber der aktuellen Praxis ein wesentlich verbessertes Instrument zur Lärmbeurteilung dar, vor allem weil er sich ausschliesslich an der Wirkung des Lärms orientiert und auch medizinisch-physiologische Forschungsergebnisse (Zusammenhang zwischen Maximalpegeln und Aufwachreaktionen) berücksichtigt. Er kann jedoch in vielen Punkten auch aus wissenschaftlicher Sicht noch verbessert werden.

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