Ölgötze

Ölgötze

Ölgötze, manchmal auch Ölberggötze, ist eine umgangssprachliche spöttische oder abwertende Bezeichnung für einen steif und stumm, wie ein Götze, wirkenden Mensch, im Sinne von Langweiler. Nach dem Grimmschen Wörterbuch wurde der Spottbegriff vor allem im Sinne von hochmütig und dumm verwendet. „Dasitzen oder dastehen wie die Ölgötzen“ ist eine feste Redewendung für stumm und steif herumsitzende oder stehende Personen, die nichts zur Unterhaltung beitragen oder sich dumm stellen.[1]

Herkunft

Zur Zeit Luthers (15./16. Jh.) wurde diese Bezeichnung spottend nach den im Ölgarten am Ölberg eingeschlafenen Jüngern Jesu verwendet [2], abgeleitet nach Matthäus Kap. 26,40.43. Die ursprüngliche Bezeichnung war Ölberggötze.[1]

Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm bezeichnet als Ölgötze „ein mit Öl gesalbtes oder mit Ölfarben angestrichenes Götzenbild“. Der Begriff ist vor dem 16. Jahrhundert nicht nachweisbar und wurde dann in der Reformationszeit als Spottbezeichnung für die Heiligenbilder in den katholischen Kirchen verwendet, zum Beispiel von Zwingli. Davon abgeleitet wurde der Begriff dann auch für die Anbeter dieser Bilder benutzt, also als Spottwort für Katholiken, sowie für die mit heiligem Öl gesalbten katholischen Priester und auch für den Papst.[3]

Eine zweite Bedeutung hat der Begriff laut Grimm rein regional in der Gegend um Henneberg, nämlich „ein Pfosten, an den man die Lampe aufhängt". Dazu wurden in den ersten Zeiten des eingeführten Christentums alte abgenutzte hölzerne Götzen gebraucht.“[3]

In Thüringen wurde außerdem die figurenartig geschnitzte Abflussröhre der Ölmühlen Ölgötze genannt, außerdem ein Gebäck.[3]

Quellen

  1. a b Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache, Stuttgart 1982, Eintrag Ölgötze
  2. Knaur: Das Deutsche Wörterbuch, 1985, Seite 714
  3. a b c Eintrag Ölgötze im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm

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