- Γδ-Antigenrezeptor-positive T-Lymphozyten
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γδ-Antigenrezeptor-positive T-Lymphozyten, gewöhnlich γδ-T-Zellen genannt, sind eine der Unterklasse der T-Lymphozyten, sie besitzen T-Zell-Antigenrezeptoren. Diese kleinere Population von T-Zellen zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen Antigenrezeptor exprimieren, der sich aus den polymorphen γ- und δ-Ketten zusammengesetzt ist. Morphologisch können einige der γδ-antigenrezeptorpositiven Zellen als "large granular leukocytes" (LGL-Zelle) ausgewiesen werden da in ihrem reichlichen Zytoplasma viele Granula vorkommen. Der Großteil dieser Zellpopulation hat keine CD4/CD8-Korezeptoren an ihrer Oberfläche.Inhaltsverzeichnis
Funktion der γδ-T-Zellen
Immunbiologische Funktionen, welche den γδ-T-Zellen zugeschrieben werden, sind vergleichbar mit jenen der αβ-T-Zellen und beinhalten neben der Sekretion von Zytokinen auch die Immunregulation von T- und B-Lymphozyten und die Zytotoxizität. Die von den αβ-T-Zellen bekannte funktionelle Dichotomie in Typ1- und Typ2-polarisierten Zellen gilt auch für die Population der γδ-T-Zellen [1]. γδ-T-Zellen produzieren innerhalb von 1-2 Tagen nach einer Infektion wesentliche Mengen an IFN-γ und anderen proinflammatorische Zytokinen und helfen so nicht nur bei der Aktivierung von NK-Zellen und Makrophagen, sondern unterstützen auch die Stimulation von αβ-T-Zellen. Schließlich werden γδ-T-Zellen zusätzliche immunregulatorische Funktionen bei der Pathogenese der Kontakt-Hypersensitivität und bei der chronischen Dermatitis zugeschrieben.
Antigenerkennung von γδ-T-Zellen
γδ-T-Zellen erkennen Antigen in einer Weise, die sich grundlegend der Antigenerkennung bei αβ-T-Zellen unterscheidet. Da Antigene für γδ-T-Zellen weder prozessiert noch von konventionellen MHC-Molekülen präsentiert werden müssen, wird durch diese Zellen eine große Vielfalt unterschiedlicher Antigene erkannt. Interessanterweise scheinen etliche dieser Liganden körpereigenen Selbst-Antigenen zu entsprechen. Hierbei können zwei Antigenklassen unterscheidet werden. Die Antigene, welche konstruktiv auf körpereigenen Zellen und auf mikrobiellen Erregern nachgewiesen werden können, beispielsweise phosphorylierte Kohlenhydrat-, Alkyl-, oder Nukleotid-Gruppen, welche allgemein als Phospho-Liganden bezeichnet werden und mit unterschiedlicher Effizienz γδ-T-Zellen stimulieren. Der zweiten Gruppe der Antigene gehören die, welche erst nach Induktion auf verschiedenen Geweben exprimiert werden. Die Beobachtungen, dass γδ-T-Zellen sich am Ort mikrobieller Infektionen ansammeln und dort durch bakteriell und viral infizierte Zellen aktiviert werden können, lässt vermuten, dass ihr Antigen-Rezeptor auch eine Klasse von Molekülen erkennt, die sowohl von Pathogenen als auch von transformierten, geschädigten und/oder gestressten Zellen bereitgestellt werden. Hierzu gehören pro- und eukaryote Homologe der ubiquitären und phylogenetisch stark konservierten Heat-shock-Proteine, welche bei Zellstress infolge von Infektionen, Entzündungen und/oder Transformationen freigesetzt werden (MHC-ähnliche Moleküle (MIC-A und MIC-B).
Die anatomische Verteilung der γδ-T-Zellen
γδ-T-Zellen entsprechen nur einem kleinen Bestandteil (1-5 %) der Lymphozyten des peripheren Blutes und der konventionellen lymphatischen Organe wie Milz und Lymphknoten. Im Gegensatz hierzu findet sich diese Zelltyp aber in hoher Frequenz (bis zu 50%) in epithelischen Geweben wie der Haut, der Darmmukosa oder des Reproduktionstraktes. Es wird deshalb zu Recht vermutet, dass γδ-T-Zellen wegen dieser speziellen anatomischen Lokalisationen der immunologischen Überwachung der Körperoberflächen dienen.
Die Entwicklung der γδ-T-Zellen
Während der Embryogenese werden γδ-T-Zellen vor der Bildung der αβ-Subpopulation gebildet. Diese Zellen migrieren in zeitlich bestimmten Schüben zuerst zu den inneren und äußeren Körperoberflächen (Haut, Mukosa) und können erst später auch im klassischen, sekundären lymphatischen Gewebe von Milz und Lymphknoten nachgewiesen werden. γδ-T-Zellen werden sowohl im Thymus als auch extrathymisch gebildet. Im Thymus können Vorläuferzellen identifiziert werden, welche noch das Potential besitzen, sich sowohl zu αβ- als auch zu γδ-T-Zellen entwickeln zu können.
Literatur
- G. A. Holländer: Immunologie, Grundlagen für Klinik und Praxis. 1. Auflage. Elsevier, München 2006, ISBN 3-437-21301-6.
Einzelnachweise
- ↑ Girardi M.: Immunosurveillance and immunoregulation by γδ T cells. In: J. of Investigative Dermatology. Nr. 126, 2006, S. 25-31.
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