Das Zeichen 無 in Kursivschrift (Animation der Strichreihenfolge)

Mu (jap. ) oder (chin.  / ), ist ein Wort, das man im Deutschen ungefähr mit nicht(s) oder ohne übersetzen kann. Es wird typischerweise als Präfix verwendet, um die Abwesenheit von etwas anzuzeigen (z. B. 無線, musen „drahtlos“). Jedoch gibt es das Wort Mu auch für sich allein genommen.

Inhaltsverzeichnis

„Mu“ als Antwort

Mu ist eine berühmte Antwort in Kōans und anderen Fragen des Zen-Buddhismus und verweist den Fragenden auf die Natur seines eigenen Geistes, dem die Frage entsprungen ist („Hat ein Hund die Buddhanatur?“). Sie stellt gewissermaßen zugleich eine Antwort und eine Nicht-Antwort dar. Eine simple Interpretationsmöglichkeit von „Mu“ als Antwort wäre: „Diese Frage entspringt einem dualistischen Geist, hat in Wirklichkeit keinen Sinn (bzw. ist somit falsch gestellt) und kann daher sinnvollerweise nicht mit ja oder nein beantwortet werden“ oder etwa „Aus unendlich vielen Standpunkten könnte man eine These einleiten, um deine Frage zu beantworten, alle Möglichkeiten schließen sich nicht aus, entspringen also letztlich mehr der Phantasie und bringen dich nicht weiter; ferner verblenden dich“.

Logische Paradoxien wie in der oft unbeantwortbaren FangfrageHaben Sie aufgehört, Ihre Frau zu schlagen?“ können mit dieser epistemologischen Negation umgangen werden. Angenommen, man habe keine Frau oder man habe seine Frau niemals geschlagen, ist die Antwort Ja falsch, denn sie impliziert, dass man seine Frau früher geschlagen hat. Die Antwort Nein ist ebenso falsch, denn sie besagt, dass man eine Frau hat und sie noch immer schlägt. Als korrekte Antwort kann dagegen Mu mit der Bedeutung „Ihre Frage kann nicht beantwortet werden, da sie auf falschen Annahmen beruht“ angesehen werden.

Douglas R. Hofstadter geht in seinem berühmten Buch Gödel, Escher, Bach auf das Wort Mu als Antwort in Zen-Koans ein und hat damit zu seiner Verbreitung in der westlichen Welt beigetragen.

„Wu“ als Leere des Geistes

Wu ist außerdem ein Begriff, der in der chinesischen Philosophie und im Wushu (chin. Kampfkünste) für die Leere des Geistes benutzt wird.

Im Wushu wird versucht, den Zustand Wu sowohl im Training als auch im Kampf zu erreichen. Um dies zu schaffen, wird versucht, den Geist sowohl von Gedanken als auch von Gefühlen zu leeren. Ist der Geist beim Lernen gefüllt von Gedanken, so kann er nichts weiter aufnehmen, ist er im Kampf gefüllt mit Gedanken oder Emotionen, so kann man nicht im Sinne von Wu wei handeln.

Galerie

Literatur

  • Stacey B. Day: MAN AND MU: The Cradle of Becoming and Unbecoming. Desiderata For Human Science. Published by Int Foundation for Biosoc. Dev & Human Health, N.Y. 1997. LCCat Card No 97-072905. ISBN 0-934314-00-4.

Weblinks


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